Und nächstes Jahr ne Kreuzfahrt-Fjällwanderung 03.07.-13.07.2015
Anke Junghans Kommentare 0 Kommentare
So, nun will ich endlich mal mit meinem Bericht anfangen.
Zuerst einmal unsere Packliste bzw. das was wir mitnehmen wollten:
2 Hosen fuer jeden
3 T-shirts fuer jeden
lange Unterwäsche fuer die Kinder (als Schlafzeug oder falls es kalt wird)
Leggings fuer mich
Schlafshirts
1 Pullover fuer jeden ausser Sven, er wollte keinen
Regenkleidung fuer die Kinder
etwas wärmere Jacken fuer die Kinder
Sonnebrille fuer jeden
Jacken
Regenjacke fuer Anke (Sven braucht keine, seine normale Jacke ist wasserdicht)
1 Reisehandtuch fuer jeden
1 Huettenschlafsack fuer jeden (also so ein duennes Stueck Stoff wo man reinkriecht und dann die Decke drueberlegt)
5x Unterwäsche und Socken fuer jeden
Gummilatschen fuer mich und die Kinder (Sven beharrte darauf seine zu Hause zu lassen)
einen Buff fuer jedes Kind (das ist so ein Stoffdings was man als Schal und auch als Muetze benutzen kann)
Muetzen fuer jeden
Handschuhe
2 Rollen Klopapier
Wanderbuch und Wanderkarte
Wasserflaschen
Besteck
Becher
Angel und Köder
Feuchttuecher
Zahnbuersten
Zahncreme
Topf
2 extra Batterien fuer die Kamera (wollte auch zwei fuer die Handys mitnehmen, habe sie aber nicht gefunden)
40 Muesliriegel
8x Reiseessen (in Tueten was man nur mit Wasser auffuellt)
8x Bundeswehressen
2 Espitkocher
Ohrenstöpsel
Nagelschere
Streichölzer
Feuerzeug
Geld
Geldkarte
Kamera
Telefon
Taschentuecher
1 Packung Panzerkekse
Haargummis
Mitgliedskarten fuer den Huettenverein
Huettenreservierungen
3 Dosen Wurst
1 Packung Crispbread
2 Tuben Käse
6 Tueten warme Tasse
Lachsschinken
2 Dosen Bundeswehrbrot
1x Bundeswehrschokakola
eine Tuete Nuesse (ca. 1kg)
2x Waschkonzentrat
Deo
Schampoo
Messer
Dolormin
Schmerzsalbe
Tape
300gr. Kakao
2 Tuetensuppen
16x Wurst im Teig (haben wir vor der Abreise noch von lieben Menschen aus Deutschland geschickt bekommen)
Allergitabletten
Mueckenmittel
300 gr Milchpulver
Lippenbalsam
800gr Haferflocken
2x Sirupkonzentrat
getrocknetes Elchfleisch
8x hypotonisches Getränkepulver
und in letzter Sekunde entschied ich mich auch noch, meine Nordic Walking Stöcke mitzunehmen.
so. ich hoffe ich habe alles mit in der Aufzählung.
und so sah das dann bei uns aus bevor ich es in den Ruecksäcken verstaut habe, all das sollte mit:
Letztendlich aufgrund Platzmangel (hat einfach nicht mehr in die Rucksäcke gepasst) zu Hause bleiben mussten:
Die Regenbekleidung und die wärmeren Jacken fuer die Kinder. Wir hatten eh nicht vor im Regen zu laufen und unsere normalen Jacken halten auch nen Schauer problemlos aus und gegen Kälte muss halt das Zwiebelsystem reichen.
03.07. Anreise
Wie der Name schon sagt war fuer heute die Anreise geplant sowie eine Fahrt mit der Seilbahn auf den Nuolja samt Wanderung auf den Gipfel.
Die Sachen waren also alle in den Rucksäcken verstaut und Sven sollte mich kurz nach 7 von Arbeit abholen.
Schlafen wollte ich im Auto und Bus.
Um 7 war ich also fertig mit arbeiten und wollte mich fuer die Reise umziehen. Und da ging das erste Problem schon los. Ich passte nicht in meine extra neu gekaufte Wanderhose. Aber nicht nur ein bisschen nicht sondern ich bekam sie nichtmal ueber den Hintern. Soviel konnte ich in den zwei Wochen seit dem Kauf ja nun wirklich nicht zugenommen haben. Ich leerte erstmal die Taschen aus, dachte es liegt daran aber nein, es half nichts, ich hatte keine passende Wanderhose.
Also Arbeitshose wieder an, raus zum Auto und Sven das Problem erklärt. Wir wollten sehen ob wir unterwegs noch Zeit haben einen Laden anzusteuern aber nun mussten wir erstmal los.
Warum die Hose nicht passte weiss ich bis heute nicht, die einzige Erklärung die ich habe ist die das ich eine gruene Hose anprobiert habe, dann aber doch eine blaue gekauft habe (ohne diese nochmal anzuprobieren da ich dachte es ist das gleiche Modell). Vielleicht war es eben doch ein anderes Modell.
Die Fahrt verlief nahezu problemlos, in Gällivare versuchten wir ein Outdoorgeschäft anzusteuern zwecks Hosenkauf aber die hatten noch zu.
Ich habe dann auch festgestellt das ich auch meine Sonnebrille vergessen hatte.
An Schlaf war während der Fahrt nicht zu denken, ich war zu aufgeregt und das Hosenproblem machte mich auch unruhig. Aber wir hatten genug Zeit eingeplant, es sollte also kein Problem sein.
Dann fingen aber vor Kiruna noch die Baustellen an. Und zwar solche wo man ne Viertel Stunde warten muss bevor es weitergeht und davon auch nicht nur eine. Die Zeit rann davon, die Nervosität wuchs. Irgendwann erreichten wir dann doch Kiruna und steuerten das erstbeste Sportgeschäft an. Dort die erstbeste Wanderhose geschnappt (und teuer bezahlt aber es war, wie sich später herausstellte wirklich eine sehr gute Hose).
Statt gemuetlichem Mittagessen im Thairestaurant (wie es geplant war) blieb uns nun jedoch nur noch Zeit fuer ein Hotdog an der Tankstelle bevor es weiter nach Nikkaluokta ging.
Dort haben wir das Auto auf dem Langzeitparkplatz abgestellt und das Kennzeichen in der Rezeption gemeldet (kostet 20 Kronen am Tag) und dann dauerte es auch nicht mehr lange bis der Bus kam.
Im Bus werde ich immer etwas reisekrank so das auch hier an Schlaf nicht zu denken war.
In Kiruna mussten wir dann umsteigen, 40 Minuten Wartezeit. Der Anschlussbuss hatte auch noch etwas Verspätung, was kein Wunder war. Die E10 zwischen Kiruna und Abisko war eine einzige Baustelle, sämtliche Busse hatten mehr als nur einen Riss in der Frontscheibe. Wir waren richtig froh das wir diese Strecke nicht mit unserem Auto fahren mussten.
Mit ner Viertel Stunde Verspätung kamen wir in Abisko an, kurz vor 16 Uhr.
Den Plan auf den Nuolja zu fahren hatte ich vorher schon gestrichen da der Lift nur bis 16 Uhr fährt aber davon mal abgesehen hätten es sich eh nicht gelohnt da der Berg in den Wolken hing.
Also hatten wir genug Zeit unser Ferienhaus fuer die kommende Nacht zu beziehen, noch eine Sonnebrille fuer mich zu kaufen, Postkarten zu verschicken, etwas in der Gegend rumzulaufen, Angelkarte zu kaufen und das Museum zu besuchen.
Zum Abendbrot gab es das was ich fuer den nächsten Morgen als Fruehstueck geplant hatte, da ich kurzfristig noch entdeckte, das ich Fruehstueck gebucht hatte (die Buchung hatte ich im März gemacht, das kann also schonmal in Vergessenheit geraten).
In der Nacht offenbarte sich dann das nächste Problem, der Huettenschlafsack war ueberhaupt nix fuer mich, ich habe Platzangst und wenn ich mich nicht bewegen kann wie ich will kriege ich Panik.
04.07.2015 Abisko-Abiskojaure, 14km
Das Wetter war wolkig, grau, aber immerhin regnete es nicht.
Wir gingen zunächst fruehstuecken, dafuer liessen wir unsere Ruecksäcke im Eingangsbereich der Touriststation stehen.
Ausblick aus dem Fruehstuecksraum:
Das Fruehstucksbuffe war reichhaltig, alles biologische Lebensmittel, trotzdem assen wir mit Mass, mit allzu vollem Magen ists auch kein gutes Wandern.
Danach habe ich noch einen zweiten Huettenschlafsack gekauft, beide habe ich dann aufgeschnitten so das ich einen als Laken und einen unter der Decke benutzen konnte.
Schon vor dem Fruehstueck entdeckte ich an der Rezeption einen Zettel der vor hohem Wasserstand zwischen der Bruecke ueber den Nissonjohka und dem Zeltplatz warnte. Auf meine Nachfrage hin was dies genau zu bedeuten hätte sagte man mir der Weg wäre ueberschwemmt und man könne dort nur mit wasserdichten Schuhen wandern. Nunja, Gummistiefel hatten wir nicht gerade mit aber wir wollten die Wanderung nicht schon abbrechen bevor wir ueberhaupt losgelaufen sind und ausserdem hatten wir ja noch unsere Gummischlappen die wir zur Not anziehen konnten.
Als ich nach dem Fruehstuck gerade dabei war mit den Ruecksack auf den Ruecken zu schwingen entdeckte ich eine weitere Notiz, nämlich das der Bootstransport ueber den Alesjaure (2.Etappe) aufgrund der Schnee- und Eislage erst am 6.7. startet. Das war aber jetzt wirklich ein Problem. Diese Etappe ist 22 km lang, was eindeutig zuviel fuer uns ist. 6km kann man aber mit dem Boot abkuerzen und genau das hatten wir geplant. Nur das wir schon am 5.7. die Strecke gehen wollten.
Daher bat ich die Rezeption, doch mal den Bootsfuehrer anzurufen ob wir nicht doch am 5. abends mit dem Boot fahren könnten (ich meine, ob nun am 6. frueh oder am 5. abends ist ja kein sooo grosser Unterschied). Und ja, das gänge, die letzte Abendtour kann er fahren. Gut, da war das schonmal geklärt, ansonsten hätten wir halt eine extra Nacht in Abiskojaure verbracht aber das war ja nun nicht mehr nötig.
Nun war also alles soweit klar und 9.30 Uhr begannen wir unsere Wanderung.
Nachdem wir das Tor zum Kungsleden passiert hatten ging es zunächst durch Birkenwälder und immer in der Nähe des Flusses lang.
Die Wanderung war recht angenehm, der Weg breit und gut gehbar, es gab ein paar Muecken aber das war nicht der Rede wert.
Schnell stellte sich eine Wanderungordnung heraus, Sven ging vorneweg, die Kinder zwischen uns und ich als letztes, da ich immer mal zum Fotografieren stehen blieb (und auch nicht ganz so schnell lief)
Nach ca. 4km erreichten wir die Bruecke ueber den Nissonjohka, nach welcher ja das Hochwasser kommen sollte.
Kurz darauf erreichten wir allerdings auch schon den Zeltplatz, ohne auch nur ein kleines bisschen Hochwasser getroffen zu haben. Ok, wir waren nicht böse darueber.
Weiter ging die Wanderung und schon bald machten sich meine Knochenhaut in den Schienbeinen wieder bemerkbar. Ich habe dieses Problem immer beim Training aber das ich es nun auch bei der Wanderung bekam und noch dazu gleich am ersten Tag das löste nicht gerade Begeisterungsstuerme bei mir aus.
Aber was solls, irgendwie musste es gehen aber ich muss sagen, die Etappe, die also so leicht beschrieben wird war wirklich sehr anstrengend, die Beine taten weh, der Rucksack plagte die Schultern und ueberhaupt, wo war denn das Etappenziel?
Dieses tauchte dann nach einer gefuehlten Ewigkeit am Ende eines Sees auf. Und trotzden zog sich der Weg noch unendlich in die Länge bis wir 15.15 Uhr endlich an den Huetten ankamen wo wir als allererstes die Ruecksäcke herunternahmen und erstmal durchschnauften. Es war geschafft, die erste Etappe hatten wir hinter uns und das Fazit dieses Tages: nächstes Jahr ne Kreuzfahrt und keine Wanderung.
Kaum war der Rucksack vom Ruecken liess es sich allerdings auch wieder viel besser laufen, so ein Gewicht auf dem Ruecken (16kg) macht schon viel aus.
Wir bekamen 4 Betten in einem 10-Bett-Zimmer zugewiesen
und erkundeten dann erstmal den Huettenplatz.
Unterwegs sahen wir auch jede Mänge Lämminge aber am heutigen tage gelang es mir noch nicht, eins ordentlich vor die Linse zu bekommen.
Nachdem wir uns etwas acklimatisiert hatten (mit ner kalten Cola aus dem Shop fuer die Kindern und nem kalten Bier fuer Sven) war es auch schon Zeit fuer die Sauna (die Zeiten sind in allen Huetten gleich, 17 Uhr Frauen, 18.30 Männer und 20 Uhr gemischt). In der Sauna kam ich dann mit drei Frauen ins Gespräch, eine aus Chile, eine aus Rumänien, eine aus Neuseeland, alle aber wohnhaft in Schweden. Auch sie waren auf dem Weg nach Nikkaluokta, allerdings wollten sie bzw. eine von ihnen den Kebclassic laufen, ein Marathon rund um den Kebnekaise. Ich meine das ist ja ganz logisch das man vor so einem Lauf erstmal noch 90km wandert…. Hut ab.
Auf den Sprung in den kalten See habe ich allerdings verzichtet.
In den Berghuetten trifft man ja auf die unterschiedlichsten Menschen unterschiedlichster Nationalitäten mit ganz unterschiedlichen geschichten. Heute interessierte uns vor allem von den Leuten die aus der Richtung kamen wor wir hin wollten wie es denn nun wirklich mit dem Schnee aussieht.
Ein paar Deutsche erklärten uns das sie auf der zweiten Etappe umgekehrt sind weil der Schnee huefthoch war und es nicht zu laufen ging, ein Paar aus Norwegen wiederum sagte es sei kein Problem, am zweiten Tag erwarten uns nur kleinere Schneefelder aber eine Furt auf dem letzten Stueck die so reissend ist das wir sie eventuell mit den Kindern nicht queren können (was ja kein Problem ist, wir fahren Boot und umgehen diesen Teil somit) aber das der Schnee, der uns dann später im Verlauf der Wanderung begegnet kein grösseres Problem darstellt. Andere wiederum meinten die zweite Etappe wäre sehr nass, besonders die letzten km (nochmal, kein Problem, wir fahren Boot)
Gegen 22 Uhr krochen wir dann in unsere Betten. Ich habe allerdings sehr schlecht geschlafen, nicht nur das es aus jedem Bett in einer anderen Tonlage schnarchte, nein, mir machten vor allem meine Beine zu schaffen die taten so weh das ich nicht zur Ruhe kam.
05.07.2015, Abiskojaure-Alesjaure 22km
Nach einer unruhigen Nacht stärkten wir uns mit Haferbrei (ueberhaupt nicht lecker aber macht lange satt und gibt Energie).
Ich warf eine Tagesration Dolormin in mich ein um die Beinschmerzen im Zaum zu halten.
Da das Erlebnis der Leuchtturmuebernachtung noch allzu frisch im gedächtnis war und ich keine Lust hatte das dies mit der Bootsueberfahrt auch wieder passiert, ging ich zur Rezeption und fragte ob man nicht den Bootsfuehrer nochmal anrufen könnte und dran erinnern könnte, da wir wirklich auf das Boot angewiesen sind. Nein das gänge nicht, er hat keinen Handyempfang dort aber Alesjaure steht per Walkie Talkie mit ihm in Verbindung und da Alesjaure einmal täglich mit Abiskojaure telefoniert wollte man denen Bescheid sagen, zum einen das sie Bescheid wissen und zum anderen das sie den Bootsfuehrer kontaktieren können.
Nachdem wir unsere 7 Sachen gepackt hatten machten wir uns 9 Uhr auf den Weg.
Schon kurz nach dem Start entdeckten wir eine Sumpfohreule, die in diesem Gebiet bruetet. Sie flog ganz aufgeregt umher, liess sich dann aber auf einem Baum nieder und possierte fuer ein Foto.
Die ersten 3 km ging die Wanderung wieder durch niedrige Birkenwälder und ueber Graslandschaften bevor die Steigung hoch ueber die Baumgrenze begann. Die erste grössere Steigung unserer Tour. Kurz vorher machten wir nocheinmal Pause zum Kräfte sammeln.
Die Steigung war jedoch nicht so schlimm wie befuerchet. Das erste Stueck ging es zwar recht steil bergan aber danach nur noch mässig. Der Weg wurde jetzt auch nasser da ueberall Schmelzwasser drueber lief aber es lagen genug Steine rum auf die man treten konnte und dadurch blieb man trockenen Fusses.
Nach ca 5km Steigung hat man dann die Hochgebirgszone erreicht und definitiv jegliche Zivilisation hinter sich gelassen. Hier gibt es nur noch Berge und Berge und nix anderes mehr.
Oben angekommen machten wir eine etwas längere Pause, genossen die Aussicht und das Wetter (welches recht angenehm war, wolkig mit Sonnenschein zwischendurch).
Auch die Farben änderten sich hier oben. Die Gruentöne des Tales weichen hier Braun-Grau- und Weisstönen
Jetzt ging der Weg wieder ziemlich eben bis zu einem Rentierzaun, von wo aus es nur noch 5km bis zum Boot sein sollten.
Diese 5 km zogen sich aber unendlich in die Länge und wir mussten noch mehrere Male kurz rasten bis wir 16.15 endlich am Bootsanleger ankamen. Das Boot sollte 19 Uhr gehen, wir hatten also mehr als genug Zeit.
Uns wurde gesagt wir sollten die Flagge hissen damit der Bootsfuehrer weiss das wir da sind. Leider haben wir keine Flagge gefunden so das meine Jacke und Thorbens Muetze als Signal herhalten mussten.
Wir machten dann erstmal in Ruhe Mittag/Abendbrot und stellten fest, das wir den huefthohen Schnee gar nicht gefunden hatten, von dem die Deutschen erzählt hatten.
Zu uns gesellten sich zwei Wanderinnen aus Dänemark, die nicht wussten das das Boot nicht fährt und die ebenfalls meinten, die letzten km nicht mehr zu schaffen also waren wir schon 6 die auf das Boot warteten.
Die Zeit vertrieben wir uns mit Tierbeobachtungen und Fuesse pflegen.
Kurz vor halb 7 sahen wir das Boot am anderen Ufer ablegen, jedoch fuhr es in suedliche Richtung statt zu uns. Ok, es holt wohl erst Passagiere von der Alesjaurehuette ab, so steht es ja auch im Fahrplan. Kurz nach halb 7 kam das Boot wieder, aber statt zu uns zu kommen legte es wieder am anderen Ufer an. Ich wurde unruhig, was sollte das denn? Ok, er hat vielleicht was vergessen.
Kurz vor 7 kamen noch zwei Dänen die auch mit dem Boot fahren wollten. Das einzige Problem war: das Boot kam nicht. Statt Hoffnung kam Verzweifelung auf. Kurz vor halb 8 beschlossen wir dann, nicht länger zu warten. Wir holten die “Flagge” wieder ein und machten uns auf den Weg. Die 4 Dänen versprachen uns, uns bei der Furt mit den Kindern zu helfen, es nuetzte ja nix, wir konnten ja nicht am Bootsanleger uebernachten.
Wir waren natuerlich stinksauer das man uns mal wieder vergessen hatte, dies trieb uns an und wir kamen gut voran. Auch hatten wir uns ja nun nahezu 3 Stunden ausgeruht.
Nach 3km kamen wir an die Furt. Diese war tatsächlich ziemlich strömend und breit aber nicht unmöglich zu queren. Wir ueberlegten gerade wie und wo wir da am besten rueber kommen als zwei Leute in einem Wahnsinnstempo angerannt kamen, rein ins Wasser und auf unsere Seite. Wir dachten noch was ist denn mit denen nicht in Ordnung als wir sie erkannten. Es war die Frau aus neuseeland mit der ich in der Sauna gesprochen hatte und ein Mann aus Irland, den wir auch am Vortag getroffen hatten. Sie kamen zu uns und meinten sie wären gekommen um uns mit den Kindern zu helfen. Ich konnte das gar nicht fassen, da rennen zwei wie wahnsinnig durch die Berge um uns zu helfen?
Ja, sie wussten das wir unterwegs waren aber eben auch das das Boot nicht fahren konnte und deshalb wollten sie uns helfen. Kurz darauf traf auch noch die Chilenin ein.
Und dann ging alles recht schnell, Hosen aus, Plastelatschen an und ab durchs Wasser, immer zwei mit einem Kind in der Mitte und dann noch das ganze Gepäck. Die letzten 3km vergingen dann wie im Fluge, alle waren aufgeregt, mir und den Kindern wurden sogar die Ruecksäcke abgenommen und bis zur Huette getragen. Man musste noch mehrere Bäche queren und durch allerhand Sumpf laufen aber das war alles egal, wir zogen nichtmal mehr die Schuhe aus, die konnten später trocknen. Ausserdem hatten wir zwei Ruhetage eingeplant so das war kein Problem. Ich kam auch gar nicht zum Fotografieren.
21.30 kamen wir dann an der Huette an und alle waren erleichtert uns zu sehen, der ganze Huettenplatz war in heller Aufregung. Wir bekamen ein 4-Bettzimmer zugewiesen wo schon Cola, Bier, warmer Saft, Kaffee, Kekse, Chips und Suessigkeiten auf uns warteten, alles gratis.
Was war passiert? Natuerlich hatte Abiskojaure wie versprochen Alesjaure darueber informiert das eine Familie mit Kindern unterwegs ist und auf das Boot angewiesen sind. Das Boot konnte aber nicht fahren weil sich eine Eisscholle genau in eine Engstelle des Sees gelegt hatte (was wir natuerlich nicht wussten und was man so auch nicht vom Bootsanlegeer aus sah). Nur diese Information konnte man uns eben nicht uebermitteln, es gibt ja keinen Handyempfang in den Bergen.
Und weil wir nicht an der Huette auftauchten galten wir als vermisst und wenn Kinder im Spiel sind kennt man hier keinen Spass. Die Huettenwirte wollten schon die Bergrettung alarmieren, als die 3 sagten sie sollten mal noch warten, sie wuerden erstmal zum Bootsanleger laufen und schauen ob sie uns finden. Das sie uns genau an der Furt trafen war Zufall.
Wir konnten uns nicht genug fuer die Hilfe und den mehr als warmen Empfang bedanken und es dauert noch ne ganze Weile bis wir endlich in den Schlaf fanden.
Nun waren wir doch die ganzen 22km gelaufen und ich muss sagen sie fuehlten sich nichteinmal so schlimm an wie die 14 vom Vortag. Aber trotzdem, nächstes Jahr ne Kreuzfahrt.
Meine Beine haben uebrigens den ganzen Tag keinen Mucks mehr von sich gegeben, erst dachte ich es lag an den Tabletten aber deren Wirkung war am Abend längst vorbei.
06./07.07. Ruhetage in Alesjaure
Die nächsten zwei Tage waren als Ruhetage angesetzt. Es waren zwar Tagesausfluege geplant aber daran war nicht zu denken. Zum einen lag rundherum zu viel Schnee, so das man eigentlich keine der Tagestouren machen konnte, zum anderen war das Wetter auch nicht so berauschend, hin und wieder Regen, es ging ein starker Wind mit bis zu 11m/s von Richtung Nord (also kalte Winde) und die Temperaturen bewegten sich im niedrigen einstelligen Bereich.
Spätestens jetzt zeigte sich das es keine so gute Idee war, das Sven seine Gummilatschen zu Hause gelassen hatte denn er hatte nun keine Wechselschuhe während die Wanderschuhe trockneten. Dies bekamen die Huettenwirte mit und gaben uns ein paar Turnschuhe die mal liegengeblieben sind, die wir behalten könnten wenn sie passten. Sven passte nicht rein aber es war meine Grösse. Wir nahmen dankend an und fortan hatte ich Turnschueh und Sven benutzte meine Gummischuhe, Problem gelöst.
Also hielten wir uns mehr drinnen auf, trockneten unsere Schuhe, wuschen Wäsche, spielten Spiele, lasen Buecher (es gibt sogar eine kleine Bibliothek dort). Wenn es mal etwas aufklarte machte ich hin und wieder ein paar Fotos.
Zum Beispiel von der Fuchsfamilie die ebenfalls ihren Bau in der Nähe der Fjällstuga hatte. Und natuerlich machte ich auch Fotos der Umgebung.
Und abends war dann selbstverständlich Sauna angesagt (die aber hier sehr sehr warm war, 105 Grad)
Wir unterhielten uns auch viel mit den Huettenwirten die natuerlich die ein oder andere Geschichte zu erzählen hatten. Wie von der Chinesin die unterwegs Ihren Schlafsack hat stehen lassen weil er zu schwer war, sich dann in der Huette ne Decke borgen musste, der Italiener, der Zelt und Schlafsack weggeworfen hat weil zu schwer, aber mehrere Kilo Kaffebohnen und ne Kaffeemuehle hatte er noch im Rucksack. Der Deutsche der nachmittags um 3 in Abisko mit dem Zug ankommt, dann nach Abiskojaure läuft, dort am späten Nachmittag ankommt, sich denkt “das lief ja super, ich geh gleich weiter” und dann nachts halb 3 durchgefroren anklopft und nach heissem Wasser und nem Bett fragt (weil Zelt hatte er keines mit). Manche denken, so eine Berghuette ist wie ein Hotel, mit 24 h Rezeption.
Dann trifft man natuerlich selber auch kuriose Menschen, ein Chinese kam vorbei und trug einen Plastekoffer in der Hand, wo er seine Papiere drin hatte.
Wir trafen einen Deutschen der mit seinem Hund unterwegs war. Er hatte 3 Tage von Abiskojaure nach Alesjaure gebraucht, ueberlegte zwei Tage lang ob er nicht lieber umkehren sollte denn das schwierigste kam ja noch, entschied sich aber plötzlich doch weiterzulaufen und ward auch nicht wieder gesehen.
Eine Schwedin, 21 Jahre, die alleine unterwegs war, 30-35km am Tag zuruecklegt, uns ne Tuete Parmesankäse geschenkt hat, die sie mitgeschleppt hat obwohl sie gar keinen Parmesan isst und die noch weiter bis zum Dreiländereck wollte. Sie hatte sogar ihren Job fuer die Wanderung gekuendigt und dachte ueber eine Auswanderung nach Kanada oder Australien nach ihrer Rueckkehr nach.
Und alle die aus Richtung Sueden kamen wurden natuerlich verhört, wie denn die Schneelage so sei. Ja, es liegt Schnee, viel Schnee aber es geht zu laufen, je nachdem wann man läuft, vormittags geht es leichter, nachmittags sinkt man mehr ein.
Und bis zur nächsten Huette geht es noch ziemlich problemlos, nur die letzte Stunde geht durch den Schnee.
08.07. Alesjaure-Tjäktja 14km
Das Wetter war nicht soviel besser als die letzten beiden Tage allerdings kam der Wind jetzt von Sueden, es wurde also etwas wärmer. Es war aber trotzdem wolkenverhangen als wir 9 Uhr unsere Wanderung begannen.
Wir wollten es wenigstens versuchen, immerhin sind in den letzten Tagen viele in die Richtung aufgebrochen und keiner kam zurueck. Und wie sagte Sven so schön, entweder es liegen sehr viele Tote am Wegrand oder es geht doch zu wandern.
Wir verliessen die Huette und begaben uns ins arktische Abenteuer.
Wir sind zwar auch auf dem Weg nach Alesjaure hin und wieder ueber kleinere Schneefelder gekommen, bei der heutigen Tour aber nahmen die Schneefelder mehr und mehr zu und wurden auch grösser.
Wie man auf den Fotos sehen kann, wurden die Farben der Landschaft immer eintöniger
Wir sahen heute auch die ersten Rentiere, die waren nämlich dieses Jahr auch zu spät, normalerweise hätte die Kälbermarkierung längst stattfinden sollen aber die Rentiere waren zum Grossteil nach wie vor auf den niedriger gelegenen Winterweiden und hatten keine Eile auf die Sommerweiden in die Berge zu wandern.
Die Wanderung ging zunächst im Tal entlang. Plötzlich kamen wir an eine Watstelle von der uns ueberhaupt niemand erzählt hatte.
Man sah deutlich das man bei niedrigerem Wasserstand trockenen Fusses ueber die Steine gehen konnte aber so war es eben nicht heute. Da es heute recht kalt war und der Aufwand mit an und ausziehen auch recht gross, beschloss ich das nur ich meine Gummilatschen anziehe und die Kinder ruebertrage, das Wasser war an und fuer sich nicht sehr reissend. Gesagt getan, erst meinen Ruecksack rueber, dann warf Sven alles an Gepäck und Wanderstöcken rueber was eben zu werfen ging, dann trug ich die Kinder rueber, und Sven nahm den Rest und ging von Stein zu Stein (er hatte ja seine Gummilatschen zu Hause gelassen). Als wir fertig waren waren spuerte ich zunächst die Fuesse gar nicht mehr, das Wasser war wirklich sehr kalt aber nach nur wenigen Metern wandern waren sie wieder aufgetaut.
Weiter ging es durch die karge Landschaft. Hin und wieder sah man mal ein Tier, wie zum Beispiel Ljungpipare (Goldregenpfeifer) oder Fjällripa (Alpenschneehuehner, die bergige Verwandschaft des Moorhuhns)
Bei einer Pause entdeckte ich das ich mir an einer Zehe ne Blase eingefangen hatte, vermutlich durch die Naht des Strumpfes. ich habe da gleich ein Pflaster drauf gemacht und mit Tape gesichert (grosser Fehler wie sich später herausstellte).
Nachdem man 11 km gewandert ist beginnt dann der 3km lange Anstieg zur Huette und auch der Schnee.
Der Anstieg hatte es ganz schön in sich. Auch wenn man die Huette schon seit einiger Zeit im Visier hatte zog es sich unglaublich hin und es war doch ziemlich steil. Das ist sicher schon anstrengend wenn man auf normalem Untergrund läuft, durch den Schnee zu stapfen machte es einem aber extra schwer.
Dann kamen wir unter anderem an einen Bach ueber dem sich eine Schneebruecke befand. Diese begann schon in sich zusammenzubrechen und eigentlich soll man auf keinen Fall zu dieser Jahreszeit ueber solche Schneebruecken gehen aber was soll man machen der Weg ging nunmal dort lang, es gab auch keine andere Spur (uebrigens, zwei Tage später war die Schneebruecke komplett zusammengebrochen, aber uns trug sie noch).
Nun begann man auch, hin und wieder mal durch den Schnee durchzubrechen da er weicher und weicher wurde. Das Durchbrechen ansich war dabei nur eine Seite, die andere war das unter dem Schnee oftmals das Schmelzwasser floss und man somit im Wasser stand. Man musste also immer zusehen, den Fuss so schnell wie möglich wieder an die Oberfläche zu befördern. Aber was solls, die Huette war in Sichtweite, da mussten wir jetzt durch, die Schuhe konnten in der Huette trocknen.
Das letzte Stueck bis zur Huette war dann auch wie angekuendigt nur noch Schnee und man fuehlte sich so bisschen wie bei einer arktischen Expedition.
15 Uhr erreichten wir dann die Tjäktja-Huette, wo wir zunächst 3 Betten zugeteilt bekamen in einem 8-Bett-Zimmer. Ob wir noch ein 4. bekamen war bis zum Abend unsicher da derzeit ein grosser Druck auf der Huette lag, da viele die eigentlich zelten wollten aufgrund des Schnees (verständlicherweise) eine Huettenuebernachtung vorzogen. Es zeigte sich dann aber das am abend noch genau 1 Bett unbelegt war, so das wir doch jeder unser eigenes Bett bekamen (später berichteten uns dann Leute, das zum Beispiel eine Nacht später ganze 10 Mann in der Kueche auf Matratzen schlafen mussten so voll war es dort).
Kaum waren wir in der Huette angekommen fing es dann auch an zu regnen, welch ein Glueck das wir im Trockenen sassen. Sven heizte den Ofen des Schlafzimmers ordentlich ein damit unsere Schuhe trocknen konnten, als dann aber ein Mitbenutzer später mit Auszug drohte weil er bei der Hitze nicht schlafen konnte mussten wir das Feuer ausbrennen lassen.
Und ich entdeckte das das tapen des Blasenzehes keine gute Idee war denn das Tape hatte am benachbarten grossen Zeh gescheuert und ne riesengrosse Blase fabriziert. Von einem Deutschen den wir schon in Alesjaure trafen bekamen wir Blasenpflaster angeboten (Leif Erik hatte sich nämlich nun auch ne Blase an seinen Einlagen gerieben) welches wir dankend annahmen.
Heute assen wir zum ersten mal von den Trockenessen, also solche Tueten die man nur mit kochendem Wasser auffuellt. Ehrlich? Das war alles andere als lecker (auch wenn es ganz toll klang: Huenchen mit Currysosse und Ananas, Nudeln mit Rindfleisch in Pakrikasosse) und ein Grossteil verschwand im Muell.
Man wurde dann abends von der Huettenwirtin ueber die Voraussetzungen fuer den nächsten Tag informiert, das Wetter sollte so wie heute sein, wechselnd, suedliche Winde, Schauer können vorkommen. Schneelage: die nächsten 8km komplett Schnee, es ist gut wenn man gleich frueh losgeht, wenn der Schnee durch die niedrigen Nachttemperaturen (um die null Grad) wieder etwas fester geworden ist.
Da diese Huette weder eine Einkaufsmöglichkeit hat noch eine Sauna konnte man gar nicht so viel machen und da man am nächsten Tag beizeiten los wollte, legte man sich auch zeitig zu Bett.
Beim Anblick des Graus draussen und dem Regen der ans Fenster schlug träumte man sich fort auf ein Kreuzfahrtschiff.
09.07. Tjäktja-Sälka, 12 km
Manche meinten es mit zeitigem Losgehen zu gut und bereits ab 5 Uhr war reges Leben in der Huette. Da es aber ziemlich eng zu geht und wir keineswegs eine solche Eile hatten liessen wir den Anderen den Vortritt. Ausserdem regnete es draussen, wen zieht es da schon nach draussen?
Als wir dann in Ruhe alles zusammengepackt und gefruehstueckt hatten und 9.15 die Huette verliessen hatte es zumindestens aufgehört zu regnen. Aber es ging ein recht heftiger Gegenwind. Noch schnell ein Foto von der Huette gemacht und dann ging es los.
Wie versprochen ging es von Anfang an ueber Schnee
nd es dauert nicht lange, bis man das erste Mal durch den Schnee brach und auch nasse Fuesse bekam. Ich hatte schon nach kurzer Zeit die Nase voll vom Einbrechen und wieder hochstemmen und wäre am liebsten umgekehrt. Aber Sven ging ja mal wieder vorneweg und durch den Wind war es unmöglich stimmlich zu ihm vorzudringen. Mir blieb also nichts weiter uebrig, als ihm zu folgen (naja innerlich war ich ihm ja dankbar, auch wenn ich ans Aufgeben dachte hätte ich mich doch hinterher drueber geärgert nicht die Zähne zusammengebissen zu haben).
Dank des Windes und des Schnees war das Gefuehl auf einer Arktikexpedition zu sein heute perfekt.
Wie Polarforscher stapften wir durch die weisse Einöde. Der Weg zum Tjäktjapass, dem höchstgelegensten Punkt des Kungsledens ist an und fuer sich gar nicht so steil, im Gegenteil es geht nur sehr leicht bergan, wenn nur dieser Schnee nicht wäre. Nur die letzten paar hundert Meter wird es dann nochmal richtig steil aber mit der Schutzhuette im Visir sind die recht schnell gemeistert.
Kurz vor dem Anstieg mussten wir einen Schmelzwasserbach queren der sich offensichtlich in seiner ganzen Breite noch unterm Schnee befand. An der Oberfläche war er recht schmal aber beim drueber springen merkte man schon das die Kanten wegbrechen. Und einen Tag später trafen wir einen der genau dort eingebrochen ist und bis zum Bauch im Eiswasser stand und rausgezogen werden musste.
Als wir dann am Pass ankamen kam auch gleichzeitig die Sonne raus und da er etwas geschuetzt liegt war es auch nicht mehr so windig. Wir hatten die 4km trotz allem ganz gut gemeistert und sahen den restlichen 8 km frohen Mutes entgegen, dachten wir doch wir hätten das schlimmste hinter uns. Wie gesagt, wir dachten es.
Ich muss jetzt einfach mal ein paar Zeilen aus meinem Wanderbuch uebersetzen, was da so drin steht ueber das was vor uns lag: Wenn du in den Talboden kommst wartet ein genuessliches Wandern auf gut ausgetretenen Wegen auf Dich… du kommst jetzt von einem kargen und steinigen Umfeld und blickst in ein fast gänzlich gruenes Tal mit Pflanzenbewuchs bis hoch in die Bergwände hinein…. es ist eine Freude in dem fruchtigen Tjäktjavagge (also dem Tal) zu wandern….. Japp, so steht es also im Buch, nun zur Wirklichkeit.
Zunächst ging es ziemlich steil bergab durch Schnee und Wasser und Schlamm oder manchmal auch alles gleichzeitig.
Man musste höllisch aufpassen das man nicht den Halt verlor und den Hang runterfiel und man sah schon von oben wie die Leute unten im Tal mit dem Schnee kämpften und sich versuchten einen Weg zu bahnen.
Und der tolle so leicht zu gehende, gut ausgetretene und ebene Wanderweg war aufgrund des Schnees nicht begehbar so das man statt dessen an der Seite des Tales am Berghang entlang dem Winterweg folgen musste. Dieser war natuerlich kein richtiger Weg sondern nur ein Pfad ueber Stock und Stein und Wasser und Schneefelder, hoch und runter da sich immer wieder kleiner Fluesse in den Hang gegraben hatten und man ja jedes mal durch diese Täler musste um danach wieder hochzuklettern um danach wieder ins nächste Tal hinabzusteigen. Und das Ganze auch noch wie gesagt ständig am Hang, unheimlich belastend fuer die Gelenke, da man ja leider zwei gleichlange Beine hat.
Dazu kommt natuerlich noch der Schnee der nun wieder weicher war. Man sank immer mehr und tiefer ein, die Fuesse waren längst klatschnass (was nuetzen Goretex, wenn das Wasser oben reinschwappt), ein Vorwärtskommen wurde immer schwieriger. Ich erreichte meinen moralischen Tiefpunkt. Ich hatte keine Lust mehr, fuehlte mich fix und fertig, kraftlos und jedes Mal wenn ich wieder bis zu den Hueften im Schnee steckte, wurde es schwerer sich wieder aufzurappeln (ich kann hier natuerlich nur meine Gefuehle schildern, aber ich denke den anderen ging es nicht soviel anders).
Und nach jedem Huegel hatte man mehr die Nase voll als man entdeckte das stets nur ein weiterer Huegel auf einen wartete.
Zum Schluss war ich so entkräftet das ich zu Sven sagte, “beim nächsten Mal wenn ich durch den Schnee breche komme ich nicht mehr hoch”. Wir blieben von da ab erstmal beisammen, ich mixte mir so ein hypotonisches Getränk. Es nuetzte ja nix, es gab nur noch ein Vorwärts, wir hatten den Punkt, wo sich ein Umkehren noch lohnt bereits ueberschritten.
Wir teilten uns ein letztes Stueck Bitterschokolade was noch uebrig war (hatten wir in Alesjaure gekauft da Thorben etwas Magenprobleme hatte). Ein kleiner Trost, wenn auch nur kurz.
Eigentlich waren es ja vom Pass nur 8km bis zur nächsten Huette und rein gefuehlsmässig hatten wir die längst hinter uns. Auch war mittlerweile kein anderer Wanderer mehr zu sehen. Uns beschlich das gefuehl, die Huette verpasst zu haben. Immerhin, wir folgten ja nicht dem normalen Wanderweg, was, wenn die Huette irgendwo hinter nem Huegel versteckt im Tal lag? Gluecklicherweise hatte ich ja auch ne Karte mit und diese verriet uns zumindest, das wir die Huette noch nicht verpasst hatten. Sven war mittlerweile fest ueberzeugt das diese Etappe nochmal neu vermessen werden muss, 12 km kann einfach nicht stimmen.
Laut Karte konnte es aber nicht mehr weit bis zur Huette sein. Laut Beschreibung lag diese hinter einem Huegel und ist daher erst 1km bevor man da ist zu sehen (im Gegenteil zu allen bisherigen die man schon mindestens 5km vor dem Ankommen sah). So hoffte man nach jedem Huegel, das endlich die Huette auftauchte-aber Fehlanzeige. Irgendwann stiegen wir dann auch hinunter ins Tal und folgten dem hier wieder begehbaren Sommerweg aber auch hier folgte ein Huegel dem anderen. Und alles sah so gleich aus. Und dem nicht genug, nun fing es auch noch an zu regnen, es reichte wohl nicht das man von unten klatschnass war und es sich anfuehlte als hätte man Schwimmhäute zwischen den Zehen.
Irgendwann sah ich, das Sven der mittlerweile wieder vorneweg ging, den Ruecksack abnahm und sich stetzte. Ich dachte er hat endlich die Huette gesehen und will auf uns warten. Bei ihm angekommen meinte er nur, er sei verzweifelt. In diesem Tal gibt es scheinbar keine Huette, keine anderen Menschen, nix. Und der Regen hellte die Stimmung nicht gerade auf. Auch die Tatsache das wir danach erstmal wieder zwei Ruhetage eingeplant hatten, sorgte nicht fuer die gewuenschte und dringend benötigte Motivation.
Plötzlich tauchten dann hinter uns doch noch Leute auf und diese meinten wir seien noch auf dem richtigen Weg (denn selbst daran hatten wir mittlerweile gezweifelt obwohl alles darauf hindeutete das wir noch richtig waren).
Und endlich, nach weiteren 3 Huegeln, Schneefeldern und ueberschwemmten Wegen und Schlamm sahen wir die Sälkahuette. Das Gefuehl endlich die Huette zu sehen war unbeschreiblich. Wir sammelten unsere letzten Kräfte und liefen zur Huette wo wir fix und fertig aber heilfroh 15.15 Uhr ankamen (wir waren ehrlich gesagt verwundert das es nicht schon viel später war, vielleicht waren es ja doch nur 12 km?)
Nachdem wir unser Zimmer zugewiesen bekommen hatten (ein 6-Bettzimmer aber man versprach uns zu versuchen die anderen zwei Betten freizuhalten) machten wir erstmal Feuer und entledigten uns der nassen Sachen. Ne kalte Cola fuer die Jungs, ein kaltes Bier fuer Sven und ne kleine Tafel Schokolade fuer jeden liess die Stimmung dann doch wieder aufhellen. Auch das Wetter änderte sich jetzt, es hörte auf zu regnen und die Sonne schaute hervor. Und am Abend war dann richtig schönes Wetter mit viel Sonne und nur noch wenigen Wolken so das ich noch eine Fotorunde auf dem Huettenplatz drehte. Dies lies dann auch sogleich die Strapazen in den Hintergrund ruecken und die Kräfte kehrten in unsere Körper zurueck und man hatte irgendwie das Gefuehl, das man ab jetzt die Wanderung geniessen könnte (so wie es eigentlich von Anfang an geplant war). Und nun wusste man ja auch das man den schwierigsten Teil hinter sich hatte und man war irgendwie auch stolz, das man es gemeistert hatte. Unheimlich stolz waren wir vor allem auch ueber die Jungs, nicht ein einziges Mal kam auch nur 1 Ton der Klage, sie wanderten ohne zu murren und zu meckern.
Die Sauna am Abend war wieder eine Wohltat fuer die mueden Muskeln.
Dieser Tag zeigte uns wie wichtig eine gute Ausruestung in den Bergen ist. Ohne Wanderstöcke wären wir wohl ziemlich aufgeschmissen gewesen, es gab viele Situationen wo man nahezu angewiesen war auf dieses 3. Bein. Und auch wenn wir nasse Fuesse hatten, so fuehlten sich diese nie kalt oder nass an (nur das man irgendwie merkte, das die Haut schrumpelig wurde mit der Zeit), dank der Wollsocken und das war schon sehr wichtig, immerhin gingen wir ca. 6 Stunden mit nassen Fuessen.
Auch die Blasenpflaster taten guten Dienst, die Blasen bereiteten keinerlei Probleme beim Laufen.
Und nach der heutigen Etappe begannen die Kinder schon mit der Planung der Kreuzfahrt. Kanada und die Kanarischen Inseln stehen ganz oben auf der Liste.
10./11.07. Ruhetage in Sälka
Der nächste Morgen zeigte sich genauso freundlich wie der letzte Abend geendet hatte, blauer Himmel, ein paar Wolken, viel Sonne.
Es war mal wieder Zeit, Wäsche zu waschen, die Ausruestung durchzuschauen, Karten zu spielen oder einfach draussen zu sein, Fotos machen, Tiere beobachten usw. Oder man holte Wasser oder sägte und hackte Holz.
Unsere Jungs waren ja schon in Alesjaure auf den Dreh gekommen das man sich ja etwas Geld verdienen könnte indem man den Huettenwirten hilft. Sie haben dann einfach die Huettenwirte angesprochen und wer kann dem Charme von Kindern schon wiederstehen. In Alesjaure durften sie beim Saubermachen der Huette helfen und bekamen dafuer jeder 10 Kronen die natuerlich gleich in Suessigkeiten umgesetzt wurden. In Sälka wurde ihnen gesagt das sie kein Geld bekommen können aber was Suesses und so wurde auch hier beim Dosen quetschen und Muellverbrennen geholfen. Als Belohnung gab es Schokolade.
Nach diesem erholsamen Tag packte mich der Tatendrang. Hatte ich doch eigentlich die Ruhetage unter anderem auch fuer Tagesausfluege geplant. Ich wollte so gerne einen Gipfel besteigen. Nachdem dies ja in Alesjaure wegen des Schnees nicht möglich war, lockte doch hier in Sälka zumindest der “Sockertoppen”, der Zuckerhut. Er sah recht schneefrei aus.
Und Leif Erik wollte mich gerne begleiten.
Zunächst durften wir aber noch miterleben, wie plötzlich ein Helikopter geflogen kam und mitten auf dem Huettenplatz landete. An Bord hatte er zwei neue Huettenwirte, es war gerade Ablösetag und Nachschub fuer den kleinen Verkaufsladen.
Danach machten wir uns auf den Weg und liessen die Huette hinter uns.
Wobei man Weg nicht wörtlich nehmen sollte, es gibt natuerlich keinen Weg hoch zum Gipfel, nichtmal einen Pfad, nur eine ungefähre Beschreibung und ansonsten hat man ja seine Augen.
Wir stiegen also zunächst den vorgelagerten Huegel hoch. Dort oben wurden wir mit einer grossartigen Aussicht belohnt und die Huetten lagen nur noch wie kleine Punkte unten im Tal, es war fantastisch.
Wir stiegen höher und höher bis dann irgendwann doch der Schnee Stop fuer unser Vorhaben setzte. Und ich wollte kein Risiko eingehen, es wäre ja schlieslich niemandem geholfen wenn ich da oben bis zur Huefte im Schnee stecke und nicht mehr rauskomme.
Statt dessen picknickten wir in Ruhe, liessen die Ruhe und die Landschaft auf uns wirken, entdeckten sogar hier und da ein paar Blumen und machten uns dann wieder an den Abstieg.
Auch wenn wir nicht bis auf den Gipfel gekommen sind war es trotzdem ein toller Ausflug.
Als wir schon fast wieder im Tal waren wurden wir von einem Fjällabb attakiert. Er hatte wohl in der Nähe sein Nest. Das war ganz schön furchteinflössend wie nahe dieser grosse Vogel einem kam und dann stand er so nen Meter halb ueber meinem Kopf und schrie mich an. Dann kehrte er ab um kurz darauf wieder anzugreifen. Schuetzend hob ich meine Wanderstöcke hoch und wir versuchten, einen Bogen um das Gebiet zu machen wo wir das Nest vermuteten. Es dauerte trotzdem eine Zeit bis wieder Ruhe einkehrte. Mir ist schon klar das wir in seinen Lebensraum eingedrungen sind aber die Situation war trotzdem recht unheimlich.
Als wir wieder zurueck bei der Huette waren bot sich uns ein merkwuerdiges Bild. Da kamen doch tatsächlich Läufer mit Startnummern vorbei. Sven meinte das gänge nun schon ne Weile so.
Das Geheimnis dahinter war ein Ultralauf von Nikkaluokta nach Abisko, wo man die Strecke möglichst im Laufschritt absolviert. Uns taten die Läufer schon etwas leid, mit ihren teilweise kurzen Hosen und Laufschuhen, wussten wir doch was in nur wenigen km auf sie wartete.
Die Krönung war dann abens um 8 als der letzte Läufer vorbeikam. Er war aus Finnland und junge 75 Jahre alt und es war schon sein 7. Lauf. Wie wir hinterher erfuhren musste er aber abbrechen (vielleicht ist er ja unterwegs in einer der tollen Saunen hängengeblieben). Und der Sieger war auch noch der Sohn eines Bekannten von uns. Er lief die Strecke in unglaublichen 11 Stunden und 58 Minuten.
Nachmittags trafen dann auch zwei Schweden an der Huette ein und wollten hier uebernachten. Wie sich herausstellte waren sie aus Boden und so hatte man sich natuerlich viel zu erzählen. Die beiden wollten die Strecke eigentlich auch laufen, durch den Schnee gingen sie es aber etwas ruhiger an, zumindest auf dem Stueck wo Schnee lag.
12.07. Sälka-Singi 12 km
Auf die heutige Etappe freuten wir uns irgendwie sogar ein bisschen. Das Wetter war super, wir hatten uns durch die zwei Ruhetage ordentlich ausgeruht, der Schnee lag hinter uns und eine der Beschreibung nach leichte Etappe lag vor uns. Auch war es nun am heutigen Tage endlich soweit: wir kamen an der Stelle vorbei wo man einen Blick auf den Kebnekaise erhaschen kann. Und das war ja ein Herzenswunsch unserer Kinder.
Nachdem wir in Abisko eher Herbst hatten mit Wolken und Nebel, dann in Tjäktja den Winter trafen, in Sälka den Fruehling erlebten, wie so langsam gruene Spitzen und die ersten Bluemchen aus der Erde schauten, so hatten wir nun den Sommer vor uns. Man sieht es denke ich auf den Bildern, es ist nun deutlich mehr gruen zu sehen.
Wir liessen es am Morgen ruhig angehen und so kamen wir erst 10.10 Uhr los.
Die Wanderung ging im Tal entlang und auch wenn es am Anfang noch ein paar kleinere Schneefelder zu queren gab lies es sich doch recht gut laufen.
Hin und wieder musste man auch mal einen Wasserlauf queren ohne eine Bruecke zur Verfuegung zu haben aber wenn man sich gruendlich umsah fand sich immer eine Stelle wo man von Stein zu Stein trockenen Fusses uebers Wasser kam.
Am heutigen Tage sahen wir auch Massen von Rentieren die allesamt in Richtung Berge strömten und sie schienen es sehr eilig zu haben. Teilweise konnten wir sie auch beobachten wie sie durchs Wasser schwammen. Und sie hatten viele Kälber dabei. Offensichtlich war nun endlich die Zeit gekommen wo die Rentiere auf ihre Sommerweiden ziehen.
Nachdem wir dann auch endlich den Kebnekaise gesehen haben (also man sieht eigentlich nur die Suedspitze hinter den anderen Bergen rausragen) ungefähr in der Mitte des ersten Bildes sieht man schwach eine Spitze hinter den anderen Bergen, das ist die Suedspitze des Kebnekaise) und den Bach gequert hatten, welcher das Gletscherwasser des Rabotsgletschers abfuehrt (man soll uebrigens tunlichst vermeiden, in den Bergen Gletscherwasser zu trinken) haben wir an einer Rasthuette eine längere Pause gemacht. Sonst haben wir immer nur kurz gerastet aber heute nahmen wir uns einfach mal die Zeit.
Wir lagen in der Sonne, picknickten, sahen den Rentieren zu und genossen die Aussicht. Aber irgendwann war es dann trotzdem Zeit, weiterzugehen. Kurz bevor man dann an der Singihuette ankommt geht es recht steil und steinig den Berg runter, das liess sich nicht so gut laufen.
Unten angekommen sahen wir dann nochmals eine Dalripafamilie mit ihren Jungen, allerliebst.
Und dann waren wir auch schon an der Huette, die Uhr zeigte 15.10 Uhr. Und wir sind das erste Mal während dieser Wanderung an einer Huette angekommen ohne fix und fertig zu sein.
Wir bekamen das Hundezimmer zugeteilt, da man die Haupthuette fuer eine Gruppe Famlien mit Kindern freihalten wollte. Das Hundezimmer (also ein Zimmer wo man seinen Hund mit reinnehmen darf) war erst vor 3 Wochen neu renoviert worden. Welch ein Luxus.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten habe ich schnell mal meine Mum angerufen, zum einen um mal ein Lebenszeichen zu schicken und zum anderen um ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Handydeckung gibt es auch hier nicht aber die Huette verfuegt ueber ein Telefon, welches funktioniert (warum weiss ich nicht). Dieses darf man benutzen, gegen Entgelt (ins Ausland ca. 2 Euro pro Minute, daher wurde es ein kurzes Gespräch)
Alles in allem machte der Huettenplatz einen sehr gepflegten Eindruck und wir fuehlten uns sehr wohl. Dieser Platz ist wirklich zu empfehlen, obwohl die meisten ihn ueberspringen.
Wir gingen dann noch zu einem Bach baden (oder zumindest die Beine abkuehlen, das Wasser ist doch wirklich ziemlich kalt).
Zum Abendbrot assen wir unser letztes Bundeswehressen. Nun waren es ja nur noch zwei Etappen bis zum Ziel und in der Kebnekaisefjällstation konnte man ja wieder einkaufen.
Nun merkte man auch mehr und mehr das wir ein weiteres wichtiges Utensil vergessen hatten: Sonnencreme. Wir hatten uns etwas die Arme verbrannt.
13.07. Singi-Kebnekaise 14 km
Die heutige Etappe sollte uns zur Kebnekaisefjällstation fuehren.
Da die Sonne wieder am blauen Himmel strahlte, mussten wir uns aber erstmal um einen geeigneten Sonnenschutz kuemmern. Ein Mann aus Trinidad und Tobago, der aber in Schweden lebt (ich glaube die ganze Welt lebt in Schweden), bot uns an uns von seiner Sonnenmilch abzugeben, er hätte genug. Wir besuchten ihn also bei seinem Zelt und wie versprochen durften wir uns eincremen. Nachdem wir uns bedankt hatten machten wir uns auf den Weg. Vermutlich irgendwann zwischen 8.30 und 9 Uhr, wir vergassen auf die Uhr zu schauen.
Die Etappe wurde als nicht ganz so leicht zu gehen beschrieben und die Kinderfamilien die am Vorabend die Strecke in entgegengesetzter Richtung gegangen waren, berichteten alle das es anstrengend war.
Zunächst ging es bergauf, aber an und fuer sich nicht so wild eigentlich, immer mal ein kleineneres steiles Stueck dazwischen aber im grossen und ganzen gut zu gehen.
Oben angekommen betrat man ein neues Tal und hier standen die Berge enger beieinander als in sämtlichen vorhergegangen Tälern. Die Berge sahen schroffer und deutlich höher aus das sie eben so nahe dem Weg lagen.
Und da man beim Wandern viel Zeit zum Nachdenken hat, kam Sven mit einer Ueberlegung. Die Fjällstation hatten wir ja als einzige nicht vorgebucht, da diese recht teuer ist und nicht mit einer anderen Huette ausgetauscht werden kann. Und wir wussten ja gar nicht ob wir ueberhaupt ankommen wuerden. Wie gesagt, die Uebernachtung dort ist recht teuer, ich hatte schonmal geschaut, rund 2500 SEK mussten wir einplanen. Dazu kommt noch die Bootsfahrt am nächsten Tag, die auch nochmal mit 1100 SEK zu Buche schlägt. Wenn man da mal ueberlegt das der Helikopter nur 850 SEK pro Person kostet……… Wir beschlossen, diese Option im Hinterkopf zu behalten. Nicht weil wir keine Lust mehr hatten zu wandern aber irgendwie hatten wir keine Lust auf die ueberfuellte Bergstation.
Aber es war nicht sicher ob wir ueberhaupt den Flug zu den festen Zeiten bekommen wuerden, denn ueber diese hatte ich mich nicht informiert. Je weiter wir wanderten umso entschlossener waren wir, wenn irgendwie möglich, den Helikopter zu nehmen. Wir setzten uns eine Grenze bei 4000 SEK.
Wir fanden den Weg eigentlich gar nicht schwierig zu gehen (zumindest verglichen mit dem was wir schon hinter uns hatten), es ging sachte bergab, bis man irgendwann ans Ende des Tales kam wo sich eine weite Ebene öffnete.
Dort gab es eine etwas schwierigere Stelle, da gab es nämlich einen recht breiten Bach zu queren ohne Bruecke ohne Steg und ohne Steine. Als wir versuchten eine geeignete Stelle zum queren zu finden, kam man nur immer weiter in ein ueberschwemmtes Gebiet rein aber es nutzte ja nix, wir mussten da durch. Zum Schluss meisterten wir das ganze mit einigen Umwegen heilwegs trocken.
Aber trotz allem war der Weg hier auch wesentlich breiter und einfach zu gehen.
Auch gab es wieder den ein oder anderen Wasserlauf ohne bruecke zu queren aber irgendwie hatte man sich mittlerweile daran gewöhnt und man nahm davon irgendwie nichtmal mehr besonders Notiz.
Die letzten 3 km bis zur Fjällstation ziehen sich dann irgendwie nochmal wie Gummi, man denkt man ist bald da als man ein Schild sieht, welches die Station 2 km voraus ankuendigt. Und da geht es auch nochmal ein ganzes Stueck bergauf.
Aber wir waren im Grossen und Ganzen guter Dinge und zogen das Ganze einfach durch, es nuetzte ja nix, und ausserdem lockte ja ein Helikopterflug.
Wir sahen dabei den Weg, der zum Kebnekaise fuehrt, du meine Guete der war steil, da waren wir froh das wir nur zur Fjällstation wollten. Die Gipfelbesteigung heben wir uns lieber fuer später auf.
Als wir dann kurz nach halb 3 (ich traute meinen Augen nicht das es so zeitig war) an der Fjällstation ankamen
trafen wir jede Menge Bekannte wieder, die man unterwegs schon getroffen hatte. Und man befand sich plötzlich in einer anderen Welt. Gerade aus den Bergen ohne Telefon- und Internetdeckung kommt man plötzlich in ein Schicki-Micki Resort, wo alle nur sitzen und auf ihren Smartphones klimpern. Und das Motto dort: Sehen und gesehen werden. Das war ja nun wirklich gar nicht unsere Welt.
Ich ging also gleich schnurstracks zur Rezeption um mich wegen dem Flug zu erkundigen. Ja, das wäre kein Problem, 17.15 geht der Helikopter. Und bei dem Preis brauchte ich nicht zweimal ueberlegen, 2700 Kronen fuer uns 4 zusammen. Natuerlich kaufte ich noch kalte Getränke und ne Tafel Schokolade.
Kaum kam ich wieder raus, trafen wir Leute wieder, die wir in Singi getroffen hatten, ein Päärchen aus Deutschland. Und sie berichteten uns das sie soeben ihre Uebernachtung gebucht hatten. 1700 SEK fuer zwei Personen, in einem Schlafsaal den man mit 22 anderen teilen muss, von denen ein Grossteil 4 Uhr morgens aufsteht weil sie entweder auf den Kebnekaise hoch wollen oder den 12.30 Uhr Bus in Nikkaluokta erreichen wollen. Japp, wir hatten alles richtig gemacht und hinten raus sogar noch Geld gespart (und Boot fahren können wir auch zu Hause).
Wir gingen dann alsbald zum Helikopterlandeplatz, einfach um den Menschenmassen auf der Bergstation zu entfliehen.
Nach und nach gesellten sich dann immer mehr Leute dazu und zum Schluss waren wir 13 Personen die auf den Helikopter warteten. Was aber kein Problem ist, der fliegt auch mehrmals. Man muss eben nur etwas warten aber wir hatten ja keinen Zeitdruck.
Wir kamen dann auch noch mit einem juengeren Paar aus Mittelschweden in Kontakt welches auch fliegen wollte und als diese uns erzählten das sie das Auto in Kiruna stehen hatten (wo um diese Zeit kein Bus mehr hinfährt), beschlossen wir spontan, sie mitzunehmen, was sie auch dankend annahmen.
Der Helikopterflug war natuerlich wie erwartet toll, auch wenn alle etwas aufgeregt waren, besonders Leif Erik, der konnte keine Sekunde stillstehen. Ich durfte den Platz neben dem Piloten einnehmen, da keiner meiner 3 Jungs dort sitzen wollte. Ich nahm den Platz dankend.
Nachdem wir gelandet sind
und das letzte Stueck bis nach Nikkaluokta gelaufen sind, bin ich die Parkgebuehren fuers Auto bezahlen gegangen (wo man amerkte das wir ja wirklich lange weg waren, fand ich jetzt gar nicht, eigentlich wären wir sogar erst einen Tag später angekommen) und dann haben wir auf die Zwei gewartet, da diese den nächsten Flug nehmen mussten, in den Heli passten nur 4 Leute plus Pilot.
Dann fuehren wir also nach Kiruna, luden die Beiden am Bahnhof ab und gingen noch schnell was Essen. Und danach fuhren wir nach Hause wo wir gehen 24 Uhr ankamen. Und natuerlich war man froh, das man wieder in der Zivilisation war und das zu Hause saubere Klamotten warteten. Auch wenn ich hin und wieder gewaschen habe, wie frisch aus der Maschine rochen die Sachen trotzdem nicht und ich denke, wir haben alle vier zum Schluss nicht mehr wie frisch aus der Dusche geduftet (was in den Bergen wahrscheinlich egal ist, dort sind ja alle in der gleichen Situation).
Zusammenfassung
Ja, das war also der Bericht unserer Bergwanderung, nun möchte ich das ganze mal noch kurz auswerten.
Das Wetter war natuerlich aussergewöhnlich und dieser Sommer wird sicher in die Wettergeschichte eingehen.
Vorgestellt hatten wir uns eine gemuetliche Wanderung mit langen Pausen, wo wir z.B. angeln wollten oder einfach die Seele baumeln lassen wollten.
Es kam ganz anders, mal von den Schneeverhältnissen abgesehen, sind wir einfach nicht dafuer gemacht irgendwo länger Pause zu machen wo man doch ein Tagesziel hat. Oftmals sind unsere Pausen nur sehr kurz ausgefallen und wir haben, bis auf das eine Mal am Bootsanleger auch nie ein Essen unterwegs zubereitet sondern immer erst in den Huetten.
Aber auch wenn es total anders war als erwartet und mehr Herausforderung als Genuss, so war es doch trotzdem eine Erfahrung fuers Leben die wir so schnell nicht vergessen werden.
Wir haben viele Erfahrungen sammeln können, die uns fuer die Zukunft nutzen werden. Zum Beispiel wissen wir jetzt, welche Waren man auf den Huetten kaufen kann. Nämlich genau die die wir mithatten. Hätte man das gewusst hätte man lieber das mitgenommen was es dort nicht gibt.
Auch konnte man sich immer mal ein paar Tips abschauen, was die anderen so fuer Essen mithatten, das Mädel welches noch zum Dreiländereck wollte hatte zum Beispiel getrocknetes Hackfleisch und getrocknetes Gemuese, welches sie dann mit Wasser aufkochte. Und alles selbstgetrocknet, dadurch preiswert (fand ich eine super Idee, habe mir gleich mal ein Buch bestellt, wie man Essen selber trocknen kann).
Die meisten Wanderer essen jeden frueh Haferbrei, hier in Schweden Havregrynsgröt genannt, wir haben das auch probiert, 5 Tage gab es dieses Zeugs aber egal was wir auch versuchten, mit Marmelade, mit Kakaopulver, mit Nuessen…….. es schmeckt einfach nicht. Es hat eben nur wirklich den Vorteil das es langanhaltende Energie fuer den Tag gibt.
Der nutzloseste Gegenstand der Wanderung war die Angel samt der Angelkarte. Wir hatten gar keine Möglichkeit zum angeln, am ersten Tag ist man im Nationalpark, dort darf man nicht angeln, am zweiten Tag, der Alesjaure, da darf man auch nicht angeln, das ist Fischgewässer der Sami, bliebe nur der Zufluss aber dort war es zu reissend und steinig. Im weiteren Verlauf bis nach Sälka gab es ueberhaupt kein grösseres Gewässer, geschweige denn nen See, 3km von Sälka entfernt gab es zwar nen See, der war aber noch zugefroren. Die ersten richtigen Angelgewässer gab es dann bei Singi, und da war dann die Angelkarte ausgelaufen (es gibt nur max 7 Tage oder Jahreskarte, letztere hielt ich fuer nicht notwendig).
Ebenso hätten wir nicht zwei Rollen Klopapier mitschleppen brauchen da es ueberall auf den Huetten welches gibt.
Noch eine Erkenntnis: wenn man sein Handy mit auf die Wanderung ins funklose Land nimmt, um zumindest ab und zu mal nach der Zeit zu schauen oder sich nen Wecker stellen zu können falls man zu einer gewissen Zeit aufstehen möchte, sollte man es auf Flugeinstellungen setzen, weil es nämlich sonst beständig nach einem Netz sucht und das zieht unheimlich Strom (30 Prozent Akkuleistung in nur 2 Stunden habe ich dadurch verloren).
Und wandern hat noch einen weiteren Vorteil: die Hosen werden mit jedem Tag weiter, und das obwohl wir nicht zimperlich mit Schokolade und anderen Leckereien waren (ist vielleicht ein Nachteil wenn man dies auf fast jeder Huette kaufen kann).
Der nördliche Teil des Kungsleden wird im allgemeinen als bestens geeignet fuer Anfänger und Familien beschrieben. Dies beschreibt aber nicht unbedingt den Weg ansich, denn der ist teilweise alles andere als leicht zu gehen, auch wenn kein Schnee liegt. Die Anfängerfreundlichkeit ist wohl mehr darin begruendet das die Huetten hier im Vergleich zu anderen Strecken wirklich relativ dicht beieinander liegen, das es auf fast jeder Huette Lebensmittel zu kaufen gibt, man also nicht viel mitschleppen muss und das der Weg recht gut begangen ist sprich es sind viele Leute unterwegs, man ist nie alleine, sollte etwas passieren kommt immer irgendjemand vorbei der Hilfe holen kann.
Trotz allem sollte man diese Wanderung nicht auf die allzuleichte Schulter nehmen und ordentlich ausgeruestet sein, in Jeans und Turnschuhen kann man einfach in den Bergen nicht wandern (obwohl wir solche Exemplare auch gesehen haben aber richtig gluecklich waren die nicht).
Als wir dann wieder zu Hause waren und die ganzen Erlebnisse sacken liessen, und mein Telefon jeden Tag klingelte weil ich extra arbeiten sollte, wuchs dann doch plötzlich die Sehnsucht nach den Bergen. Dort war das Leben so einfach das sich die Probleme des Alltags auf ein Minimum reduzierten. Man musste sich um nichts Gedanken machen, ausser das immer genug Wasser da ist und der Abwassereimer geleert ist. Man musste nicht drueber nachdenken wo man wieder sein Handy hingelegt hat falls ein Kunde oder die Personalchefin anruft, man wurde nicht mit all den negativen Nachrichten berieselt die man sonst so täglich im Fernsehen oder Internet sieht. Wir haben komischerweise das Internet nicht eine Minute lang vermisst obwohl wir es ja hier zu Hause von frueh bis abend anwenden.
Man musste sich nichtmal Gedanken machen was man zum Mittag isst, es gab nur 2-3 Sachen zur Auswahl und gut. Selbst die Wahl der Kleidung war auf ein Minimum beschränkt.
Statt dessen hatte man viele ungezwungene, interessante Gespräche mit Leuten aus aller Herren Länder.
Man ist abends beizeiten zu Bett gegangen und konnte mal so richtig gut schlafen, weil man nicht die halbe Nacht wach lag und gruebelte ueber alles mögliche, man konnte einfach alles ausblenden und war nur noch auf das hier und jetzt in den Bergen fokusiert.
Und deshalb stand schon kurze Zeit später fest: das war nicht unsere letzte Bergwanderung, allerdings wuerden wir in Zukunft eher kuerze Touren gehen, bis maximal eine Woche.
Und was soll ich sagen, die nächste Tour ist eigentlich schon geplant, fuer dieses Jahr August, aber ist noch etwas vom Wetter abhängig denn das ist momentan nicht wirklich wanderfreundlich.
Und nächstes Jahr ne Kreuzfahrt? Mal schauen, vermutlich nicht, man weiss ja ueberhaupt noch gar nicht wie das alles mit Urlaub und so weiter wird nächstes Jahr.
Nächstes Jahr wieder Bergwandern? Auf jeden Fall, am liebsten nicht erst nächstes Jahr.
Und irgendwann, wenn die Kinder grösser sind und nicht mehr mit uns in den Urlaub fahren werden wir mit Sicherheit auch mal ein paar Wochen Huettenwirt auf so einer Huette machen.