Padjelantaleden 19.08.-27.08.2016 – „Einfach mitlaufen oder einsam sterben“ oder „Nach dem Huegel ist vor dem Huegel“
Anke Junghans Kommentare 0 Kommentare
Vorbereitungen
Die Wanderung war aus meiner Sicht eigentlich wirklich sehr gut vorbereitet. Das Essen teilweise schon seit nem halben Jahr fertig getrocknet. Die einzelnen Tagesetappen mit Name der Huetten und Anzahl der zulaufenden km kannte ich längst auswendig.
Da es diesmal voraussichtlich kaum Möglichkeiten gab, Proviant zu kaufen (auf dem Padjelantaleden entscheidet jeder Huettenwirt selbst was und wieviel er anbietet und ausserdem war die Wandersaison ja fast schon zu Ende da kann auch mal was alle sein) mussten wir diesmal genauer planen und alles mitnehmen.
Ich habe so viel wie möglich vakuumverpackt um Platz zu sparen und dann wurde fuer jeden Tag eine extra Tuete gepackt und beschriftet, damit man nicht aus Versehen schon am Anfang der Wanderung den Proviant von später alle macht. Ausserdem habe ich noch universale Zusatzlebensmittel eingepackt, falls es doch mal nicht reicht bzw. fuer den Notfall, z.B. Nuesse, getrocknete Salami, getrockneten Bacon, getrocknete Äpfel, extra Milchpulver, Kekse usw. Und fuer den Genuss auch eine Tafel Schokolade und Kakaopulver.
Da auf dem Padjelantaleden auch mit Watstellen zu rechnen ist waren wir auch dafuer geruestet, wir hatten eine Leine mit um gegebenenfalls die Kinder sichern zu können sowie unsere Gummischuhe die gleichzeitig als Huettenschuhe fungieren. Ich hatte mit darueberhinaus regelrechte Badeschuhe gekauft, diese haben eine mehr profilierte Sohle fuer mehr Halt und schwimmen, wenn man sie verliert, nicht auf dem Wasser davon. Nachteil ist das diese deutlich schwerer als die Gummischuhe sind.
Apropos Gewicht, ich habe mir 200 gr zusätzliches Gewicht aufgeladen indem ich statt meinem Reiselaken richtige Bettwäsche mitgenommen habe. Ich habe leider ein Problem mit Enge, deshalb habe ich mir schon ein extra grosses Reiselaken gekauft aber auch dies funktionierte fuer mich nur bedingt, es ist ja trotzdem ein Sack in dem man drin steckt und das geht einfach fuer mich nicht.
Schon zwei Tage vor der Abreise waren unsere Rucksäcke fertig gepackt, leider mit mehr Gewicht als uns lieb war aber immerhin, es passte alles rein.
Auch setzten wir dieses Mal wieder auf Wasserflaschen, es gibt zwar nahezu ueberall am Weg Bachläufe wo man trinken kann aber jedesmal mit dem schweren Ruecksack buecken ist auch nix und nur fuers Trinken immer den Rucksack absetzen ist auch keine Idee. Also hatten wir zwei kleine PET Flaschen mit und eine grössere Wasserflasche die wir nur fuer die Teile der Strecke fuellen wollten, wo das Wanderbuch Wassermangel auswies.
1.Tag Anreise…das geht ja gut los
Es sollte ein langer Tag werden, das wussten wir. Schon 5.15 Uhr klingelte mein Wecker, machte aber nichts, ich war schon seit um 5 auf den Beinen. Während Sven sich nochmal rumdrehte und versuchte noch etwas weiterzuschlafen, traf ich noch die allerletzten Vorbereitungen, packte die Kuehlwaren ein, lud die Rucksäcke ins Auto, tat letzte Handgriffe an der Wohnung (einen Tag vorher hatte sich nämlich noch der Makler gemeldet ob er am Wochenende eine Besichtigung halten könnte).
Puenktlich um 6 (naja, eigentlich sogar 5.50 Uhr) fuhr ich bei blauem Himmel und Sonnenschein los und schaffte zunächst das Gepäck meiner Jungs nach Harads ins Haus. Wir hatten nämlich gerade Automangel, Svens war in der Werkstatt und mit meinem war ich unterwegs so das Sven und die Jungs mit dem Quad nach Harads fahren mussten.
Die Fahrt verlief reibungslos, trotz Baustellen zwischen Harads und Jokkmokk kam ich gut voran, genoss die tolle Landschaft und traf das ein oder andere Rentier.
Bereits eine Stunde vor Abfahrt des Busses war ich in Kvikkjokk. Wir hatten am Abend vorher ergebnisoffen ueberlegt, wo ich denn nun das Auto hinstellen sollte, der Helikopterlandeplatz war ca. 2km von der Bushaltestelle entfernt, hätte ich also gleich einen Marsch mit vollem Gepäck vor mir oder ob ich das Auto an der Fjällstation abstelle, dann wären es nur 300m bis zum Bus aber dann bei der Rueckkehr fuer alle von uns reichlich 2km bis zum Auto. Wie gesagt, wir entschieden es nicht sondern es wurde mir ueberlassen, abhängig von Wetter und Zeit sollte ich vor Ort entscheiden.
Und da ich wie gesagt noch eine Stunde Zeit hatte, parkte ich beim Helikopterlandeplatz. Ich bin dann noch ins Buero um mich nochmals zu vergewissern das unser Flug auch wirklich korrekt gebucht war, schliesslich hatten wir ja schon das ein oder andere Abenteuer in Sachen schwedischer Zuverlässigkeit erlebt. Aber ja, alles war in Ordnung und als ich gerade das Buero verliess um meinen Marsch zur Bushaltestelle zu starten, begann es auch zu regnen. Na prima aber nun gab es kein Zurueck mehr. Meinen 16 kg Rucksack nochmal runter, Regenplane drueber und wieder auf den Ruecken wuchten. Den Rucksack auf dem Ruecken, die Kameratasche um den Hals und in jeder Hand einen Beutel mit Lebensmitteln fuer den ersten Tag marschierte ich also durch den strömenden Regen zur Bushaltestelle wo ich dann durchgeweicht ankam. Dort konnte man sich zwar unterstellen, aber das war nun eigentlich schon zu spät. Egal.
An der Haltestelle warteten zwei Deutsche mit denen ich mich kurz unterhielt bis sie plötzlich riefen „Auto“ und davonliefen. Sie kamen aber kurz danach zurueck, das Auto hatte nicht angehalten. Hintergrund: sie wollten den gesamten Kungsleden wandern und waren nun eben in Kvikkjokk angekommen. Es war nun Zeit, den Proviant aufzufuellen. Da dieser aber in der Fjällstation sehr teuer und eingeschränkt ist und es sonst ja nix weiter in Kvikkjokk gibt hatte man beschlossen nach Jokkmokk zu fahren und dort einzukaufen. Allerdings kostete der Bus 255 SEK, pro Strecke und Person und das hätte ja den Preisvorteil aufgefressen. Naja, irgendwann waren die beiden dann aber doch verschwunden, ich vermute, es fand sich doch noch ein Auto zum Mitfahren.
Ansonsten sammelten sich an der Bushaltestelle mehr und mehr Leute, viele Deutsche, ein paar Schweden und alle unterhielten sich ueber die zurueckliegende Wanderung.
Ich stattete dann der Kirche die direkt hinter der Bushaltestelle liegt noch einen kurzen Besuch ab.
Dann war es auch schon Zeit fuer den Bus. Nur kam selbiger nicht. Na ein Glueck das ich ueber eine Stunde Aufenthalt in Jokkmokk haben sollte sonst wäre ich bedeutend unruhiger gewesen.
Mit 15 Minuten Verspätung traf dann endlich der Bus ein und 10 Minuten später ging es endlich los nach Jokkmokk. Ich setzte mich ganz hinter, wollte meine Ruhe und eventuell versuchen etwas zu schlafen. Leider wahrte die Ruhe nur kurz. An der nächsten Haltestelle stieg ein älterer Herr ein und setzte sich genau vor mich und machte es sich dann zur Aufgabe, mich die ganze Fahrt ueber zu unterhalten. Selbst als ich so tat als wuerde ich schlafen redete er auf mich ein und stellte mir Fragen so das ich antworten musste. Noch dazu kam er gerade von einer einwöchigen Bergwanderung, was nicht zu ueberriechen war. Nunja das ist halt der Nachteil wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt man kann sich seine Mitreisenden nicht aussuchen.
Nach einer gefuehlten Ewigkeit kamen wir dann in Jokkmokk an, auch hier regnete es so das ich die Wartezeit in der Wartehalle verbrachte. Die Zeit verging aber wie im Fluge da ich einen Schweizer und zwei Italiener traf mit denen ich mich unterhalten habe.
Und plötzlich kam auch schon der Bus aus Richtung Luleå mit Sven und den Jungs an Bord.
Diese haben zu Hause ebenfalls noch letzte Handgriffe angelegt, Betten gemacht und ein paar Pakete verschickt und sind dann schon am Vormittag nach Harads ruebergefahren da es nach Regen aussah. Und tatsächlich, sie kamen kaum in Harads an fing es an zu regnen. Der Bus ging dann 11.30 Uhr, ungefähr die selbe Zeit wie ich in Jokkmokk ankam.
Unser urspruenglicher Plan war, an der Abzweigung nach Ritsem auszusteigen und dort knapp 1,5 Stunden auf den Bus nach Ritsem zu warten, ein verspätetes Mittagessen zu uns zu nehmen und uns irgendwie die Zeit zu vertreiben anstatt bis nach Gällivare zu fahren und dort nur 15 Minuten zum Umsteigen zu haben.
Das Wetter war jedoch nicht auf unserer Seite, es regnete in Strömen und der Busfahrer legte uns nahe, bei diesem Sauwetter lieber doch bis nach Gällivare zu fahren. Da er uns auch versicherte wir wuerden den Anschlussbus auf jeden Fall schaffen, war dies beschlossene Sache.
Das Umsteigen in Gällivare verlief reibungslos, wir stiegen aus, der Bus fuhr weg, der Nächste kam gleich an die gleiche Haltestelle und wir brauchten nur einsteigen. Bei dem Fahrpreis traf mich zwar fast der Schlag, 1144 SEK von Gällivare nach Ritsem fuer uns 4, das war recht ordentlich. Insgesamt hatten wir damit nur fuer die Busfahrt rund 2000 SEK ausgegeben. Da ueberlegt man natuerlich ob man nicht mit diesen 2000 SEK statt den ganzen Tag mit dem Bus unterwegs zu sein nicht mit dem Helikopter statt nach Kvikkjokk bis nach Ritsem hätte fliegen können. Dann hätten wir eine wesentlich bequemere und deutlich kuerzere Anfahrt gehabt (3 Stunden), denn den Aufwand mussten wir ja nur betreiben da Start- und Zielpunkt der Wanderung so weit voneinander entfernt lagen. Naja, heute klären wir das nicht mehr aber beim nächsten Mal muss man direkt auch solche Alternativen zumindest mit in Erwägung ziehen.
Die restliche Fahrt nach Ritsem verlief dann eher langweilig, es regnete fast die ganze Zeit. Dann macht der Bus in Stora Sjöfallet, kein Mensch weiss warum, auch noch eine Pause von ueber einer Stunde. Als wir dann endlich in Ritsem ankamen, zeigte die Uhr schon kurz nach 19 Uhr.
Als wir in die Fjällstation kamen traf uns fast der Schlag. Ueberall wimmelte es von Wanderern, das Haus war mehr als rappelvoll. Da war ich aber froh das ich unser Zimmer vorgebucht hatte. Immerhin, wir wurden gleich vom Chef wiedererkannt und freundlich begruesst.
Nachdem wir dann irgendwie ein Plätzchen in der Kueche fuers Abendbrot ergatterten und dies verspeist hatten, zogen wir uns auf unser Zimmer zurueck. Eine letzte Aufgabe mussten wir noch erledigen, nämlich uns entscheiden mit welchem Boot wir am nächsten Morgen fahren wollten, 7.15 Uhr oder 9.00 Uhr. Wir versuchten, es vom Wetter abhängig zu machen aber es war im Prinzip unmöglich da es unterschiedliche Wetterberichte gab die alle was anderes sagten. Letztendlich beschlossen wir, uns frueh nicht zu stressen und in Ruhe das 9 Uhr Boot zu nehmen. Und mit dieser Entscheidung beendeten wir den Tag und krochen in unsere Betten.
2. Tag Ritsem-Kisuris 16km + 1km – Das kommt uns bekannt vor.
Der Wecker klingelte um 7 Uhr, da war ich schon seit zwei Stunden wach und bereits frisch geduscht.
Das Wetter war eigentlich super, ein paar Wolken, ansonsten Sonne, nur irgendwie ging ein recht starker Wind.
Nach dem Fruehstueck packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg zum Boot. Dieses kam auch puenktlich und wir stiegen an Bord.
Die Ueberfahrt erinnerte mich dann mal wieder ziemlich an unseren Nordkapausflug, zwar waren die Wellen hier nicht ganz so hoch wie auf dem Meer aber es reichte um das Boot tuechtig ins Schaukeln zu versetzen. Und als dann plötzlich eine gebrochene Welle uebers ganze Boot klatschte wollte ich nur noch heil am anderen Ufer ankommen. Gluecklicherweise hatte man voraussehend die Rucksäcke mit einer Plane abgedeckt sonst wären sie nun schon durchgeweicht.
Mit an Bord waren auch Wanderer die in Vaisaluokta aussteigen wollten und von dort den Nordkalottleden gehen wollten, diese mussten aber ihr Pläne ändern da das Boot aufgrund des Windes dort nicht anlegen konnte.
Als wir dann endlich in den Windschatten des Akkamassives fuehren beruhigte sich das Wasser und wir kamen heil am anderen Ufer an.
Die zwei km bis zu den Akkastugorna kannten wir nun schon recht gut und dementsprechend schnell waren diese zurueckgelegt.
Dort haben wir dann eine kleine Pause eingelegt um noch einmal die Ausruestung zu richten. Die Pause wurde aber etwas länger da wir dort den Chef von der Ritsem Fjällstation trafen der mit seinem Hund unterwegs war und uns eine ganze Weile mit ihm unterhielten.
Auch ein Moorhuhn bekamen wir zu Gesicht.
Irgendwann war es dann aber trotzdem Zeit, weiterzuwandern, schliesslich lagen noch 14 km vor uns.
Da wir diese Strecke ja letztes Jahr schon gewandert sind, habe ich die Kamera nicht so oft rausgeholt. Ich verweise auf die Bilder unserer Wanderung Treparksmötet.
Als wir gerade auf einer Anhöhe die nächste Pause einlegten kommt ein Mann vorbei und fragte ob er uns fotografieren darf. Vermutlich schauten wir recht verdutzt drein jedenfalls erzählte er uns das er ein freier Journalist ist der den Padjelantaleden läuft um dann darueber in einer Outdoorzeitung zu schreiben und er wuerde gerne auch ueber uns schreiben und uns fotografieren. Ok, also ein kurzes Interview gegeben und in die Kamera gelächelt. Der Bericht kommt aber erst nächsten Sommer und ob wir dann wirklich mit dabei sind, entscheidet noch die Redaktion aber wir behalten es im Hinterkopf.
Weiter ging die Wanderung. Irgendwie hatten wir diese leichter im Kopf. Man dachte ja dadurch das man den Weg kennt ist es einfacher aber irgendwie kam einem dieses Mal alles viel länger vor als letztes Mal und wenn man dann eine Stelle wiedererkannte dachte man nur „ach hier sind wir erst“. Nur zum Schluss war es ein Vorteil das wir die Strecke kannten denn da wussten wir das es nicht mehr weit zur Huette war und gingen nahezu beschwingt den steilen Anstieg auf das Plateau hinauf auf dem die Huetten liegen. Kurz vor 16 Uhr, nach 6 Stunden Wanderung, erreichten wir die Huetten.
Zu unserem Erstaunen gab es dieses Jahr sogar noch Cola (letztes Jahr war diese schon alle). Das hatten wir uns alle verdient, den Preis von 160 SEK fuer 3 Cola und ein Bier zwar eigentlich nicht aber was solls.
In der Huette zeigten sich dann schon die ersten Ausruestungsmängel. Ich hatte nicht wirklich eine bequeme Hose fuer die Huetten mit. Eine Leggings hätte ja gereicht statt dessen hatte ich nur eine zweite Wanderhose mit. Nun ja, da musste ich nun durch.
Leif Erik hatte sich schon die erste Blase an der Ferse gelaufen. Naja, was heisst Blase, es war schon offen. Das war natuerlich kein guter Start.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten ging ich nochmal los um Blaubeeren zu sammeln, Wir hatten unterwegs so viele gesehen, das ich dachte da könnte man doch das Abendbrot etwas aufwerten. Nun ja, mit dieser Idee war ich wohl nicht die einzige, jedenfalls gab es rings um die Huette nicht eine Blaubeere mehr und auch keine Pilze. Ok, dann gab es eben keinen Nachtisch.
Zum Abendbrot gab es Fliegenden Jacob, ein Gericht mit Hähnchenfleisch, Bananen, Erdnuessen und Chilisosse, alles selbst getrocknet, dazu Reis.
3. Tag Kisuris-Låddejåkkå, 24km – bringen wir es hinter uns.
Heute stand die längste und entscheidende Etappe der Tour an. Wenn wir abbrechen muessen dann hier, denn 24km sind schon eine Herausforderung und bei dem Streckenprofil erst recht aber das wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Die Wettervorhersagen fuer diesen Tag konnten gegensätzlicher nicht sein, von Sonnenschein ueber Dauerregen war da alles vertreten. Man durfte also gespannt sein. Wir hatten ja fuer die Wanderung zwei Ruhetage eingeplant, zur Not mussten wir diese halt etwas vor oder zurueck verschieben um dem schlimmsten Wetter aus dem Weg zu gehen.
Frueh um 6 hingen die Berge in den Wolken und es nieselte. Nicht gerade das freundlichste Wanderwetter. Bis der Wecker um 7 klingelte waren die Wolken etwas höher gezogen und es nieselte auch gerade nicht. Sollte man nun wirklich die 24km noch vor sich herschieben? Ach was, bringen wir es hinter uns.
Letztes Jahr sind wir die Strecke ja zu schnell angegangen so das Sven Knieprobleme bekam. Aus diesem Fehler lernten wir und wollten es diesmal ganz in Ruhe angehen lassen. Wir änderten auch unsere Wandertaktik, nun gingen wir alle zusammen statt wie vorher Sven und ein Kind vorneweg und ich mit dem anderen Kind mit Abstand hinterher.
Als wir die Regenhauben ueber die Rucksäcke ziehen wollten stellten wir fest das Leif Eriks Rucksack gar keine hat und die von Thorbens Rucksack irgendwie weg war. Also haben wir alles innerhalb der Rucksäcke noch in Tueten verpackt, man weiss ja nicht wieviel Wasser wir von oben abbekommen sollten.
Dann wurde Leif Erik noch mit einem Blasenpflaster versorgt und gegen 9 Uhr waren wir endlich aufbruchbereit.
Die ersten 13km verliefen relativ nach Plan, denn auch diese kannten wir schon. Der Vorteil ist dann eben doch das man die guten Plätze zum Pause machen schon kennt und nicht irgendwo Pause macht um dann paar hundert Meter weiter eine Stelle zu finden die viel besser geeignet gewesen wäre. Wir bekamen nur zwei kurze Regenschauer ab, gleich direkt nachdem wir losgelaufen waren und nach 4 km an der Sameviste Kutjaure. Unterwegs sah man auch vereinzelt Rentiere aber keine grösseren Herden.
Ein paar wenige Bilder habe ich gemacht, bezueglich mehr Fotos verweise ich auch an dieser Stelle auf unsere letztjährige Wanderung.
Je länger wir unterwegs waren, umso besser wurde das Wetter und wir waren froh das wir die Etappe nicht aufgeschoben haben.
Wir machten auch hin und wieder eine längere Pause, damit uns nicht zu zeitig die Kraft ausgeht.
Nachdem wir die Bruecken passiert hatten bewegten wir uns in neuem Terrain, denn hier waren wir noch nicht. Also kam nun die Kamera wieder vermehrt zum Einsatz.
Laut Wanderbuch sollte irgendwann noch ein Anstieg kommen. Da stand auch das man recht schnell viele Höhenmeter zuruecklegt aber wie genau das in der Praxis aussieht das sieht man erst wenn man davor steht. Wir legten noch einmal eine längere Pause ein bevor nach 17km, bei den anderen Etappen ist man da schon längst an der Huette, dann der Aufstieg begann. Zunächst erst mässig,und später sehr steil aber kurz.
Naja was solls, wir hatten schon mehr als die Hälfte der Etappe weg, ein Umkehren kommt also nicht in Frage. Und wie gesagt, der Anstieg war nur kurz. Dachten wir. Wir stiegen also den Hang hinauf und als wir oben waren blickten wir- auf den nächsten Anstieg. Nach dem Huegel ist vor dem Huegel, nur weil du einen erklommen hast heisst das nicht das du oben bist. Also wieder den Hang hoch und wieder sah man nur den nächsten Anstieg vor sich. Es schossen einem viele Gedanken durch den Kopf, Aufgeben, Helikopter rufen, Thorben fantasierte darum den Berg einfach wegzusprengen…. schweigend, jeder fuer sich leidend erklommen wir letztendlich dann doch den gesamten Anstieg und wurden mit einer unglaublich tollen Aussicht belohnt und das noch dazu bei bestem Wetter.
Diese geniessen konnten wir zwar erst nach 10 Minuten ausruhen und einem Sandwich aus je zwei Panzerkeksen mit Nudossi dazwischen aber immerhin.
Nun war es theoretisch nicht mehr weit bis zur Låddejåkkåstuga. Nur noch 4km. Aber irgendwie haben besonders die letzten km immer die Angewohnheit sich ewig in die Länge zu ziehen auch wenn es eigentlich ein recht gut zu gehender Weg war.
Meine Fusssohlen brannten wie die Hölle, ich hatte das Gefuehl das sich da Blasen bilden aber zu sehen war nichts.
2km vor der Huette war dann die erste Watstelle im Buch verzeichnet, wirklich waten mussten wir hier aber nicht.
Frueher hätten wir zwar trotzdem sofort die Schuhe ausgezogen und wären mit Gummischuhe da durch aber heutzutage kennen wir unsere Ausruestung besser und wissen, wieviel Wasser unsere Wanderschuhe vertragen können ohne das man nasse Schuhe bekommt. Einzig Thorben habe ich rueber getragen, er hatte nicht wirklich richtige Wanderschuhe sondern nur Trekkinghalbschuhe und da wäre das Wasser reingeschwappt. Und bevor er nun erst umständlich das Schuhwerk tauscht, habe ich ihn halt getragen.
Das hatten wir sogar zu Hause geuebt, damit er weiss wie er sich festhalten soll und damit ich sicher sein kann das er sich festhalten kann.
Die Huette bekamen wir dann bei nur einem verbleibenden km zur Sicht. Sie lag direkt unter uns. Dies bedeutete aber auch einen sehr steilen Abstieg und das ging nochmal richtig in die Beine. Berghoch ist ja schon anstrengend aber fuer die Gelenke ist bergab eindeutig schlimmer.
Und was man auch noch sah war der Anstieg den der Wanderweg auf der anderen Seite des Tales vollfuehrte und der uebermorgen auf uns wartete aber das verdrängten wir erstmal, morgen war ersteinmal Ruhetag angesagt.
Nach 10 Stunden Wanderung kamen wir gehen 19 Uhr an der Huette an. Mit den 10 Stunden lagen wir ueberigend genau innerhalb der angegebenen Zeit des Wanderbuches, welches von 9-11 Stunden spricht. So war es dann uebrigens auch jeden Tag, die Zeitangaben sind also sehr realistisch und gut zu schaffen.
Kaum an der Huette angekommen entdeckte Sven ein Schild das man sich von der nächsten zur uebernächsten Huette mit dem Boot fahren lassen kann. Und plötzlich sind Alternativen geboren von denen man bei Antritt der Wanderung nichts wusste. Aber eigentlich war es ja nicht unsere Absicht, irgendwas abzukuerzen aber man weiss ja nie und eine Alternative zu haben ist nie verkehrt.
Das Brennen unter meinen Fuessen hat sich dann letztendlich doch noch in Blasen verwandelt, na super auf jeder Seite eine grosse Blase am Fussballen. Und nur noch 4 Blasenpflaster uebrig.
Zum Abendbrot gab es dann Schinkenhörnli, aus Deutschland, so ein Zeug in der Tuete was man mit nem halben Liter Wasser anruehrt und ein paar Minuten kocht. Perfekt fuers Wandern eigentlich.
4. Tag Ruhetag, Badetag
Der Tag begann mit herrlichstem Sonnenschein.
Beim Fruehstueck habe ich mir mal wieder was gelernt, da wir ja mit Haferbrei ueberhaupt nix anfangen können (fast alle Wanderer essen dies jeden Tag zum Fruehstueck) weichen wir ja auch Griesbrei aus. Ich hatte also Gries, das benötigte Milchpulver und ein paar getrocknete Fruechte vakuumverpackt. Das erwies sich als keine gute Idee. Durch das vakuumieren klumpte das Obst zu einem einzigen Klumpen zusammen und mit ihm auch das Milchpulver, einen ordentlichen Griesbrei zu kochen war da ziemlich unmöglich. Es war mehr Wasserbrei den wir aber dank dem zusätzlich mitgenommen Milchpulver doch noch zu etwas heilwegs Essbaren aufpeppen konnten. Nächstes Mal also die Fruechte extra packen und nicht vakuumverschliessen.
Aufgrund des tollen Wetters beschlossen wir, zum Fluss hinunter zu gehen und ein Bad zu nehmen oder uns zumindest mal zu waschen. Gesagt getan, der Fluss ist nur ca. 300m von den Huetten entfernt und mal von dem steilen Abstieg abgesehen auch gut zu erreichen.
Am Ufer entlang gab es jede Menge Rentierspuren und sogar frische Elchspuren.
Der Fluss fuehrte relativ wenig Wasser und war ziemlich flach aber nach einigem Suchen fand ich dann doch hinter einem grossen Stein eine tiefere Stelle die perfekt fuer ein Bad geeignet war zumal man alle Utensilien perfekt auf dem Stein ablegen konnte. Ich fand das Wasser auch nicht zu kalt, auch wenn natuerlich das Haare waschen schon grenzwertig war. Aber es geht doch nichts ueber ein frisches, sauberes Gefuehl mitten in den Bergen. Wir verbrachten dann noch etwas Zeit am Fluss bevor wir wieder zur Huette hochstiegen. Dort packte unsere Kinder alsbald die Langeweile und so wurden sie kurzerhand zu Huettenwirtgehilfen, wiesen Neuankömmlingen Zimmer zu und erteilten Auskuenfte.
Unter anderem kam heute ein Paar aus Deutschland an. Im Gespräch stellte sich heraus das sie aus Dresden waren und in die gleiche Richtung unterwegs waren wie wir. Nur das sie den gesamten Weg absolvieren wollten und manche Huetten ueberspringen wollten mal davon abgesehen das sie keine Pausentage eingeplant hatten. Als sich herausstellte das sie am gleichen Tag wie wir in Kvikkjokk ankommen wollten boten wir ihnen an, sie mit nach Jokkmokk zu nehmen wo sie ihr Auto stehen hatten. Busfahrtechnisch war nämlich nun Nebensaison und es fuhr nur noch ein Bus von Kvikkjokk, 5.20 Uhr am Morgen, sprich sie hätten noch einmal in Kvikkjokk uebernachten muessen bevor sie nach Jokkmokk gekommen wären. Wir verabredeten uns also zwanglos fuer 17.45 Uhr am Helikopterlandeplatz, wenn sie da sind können sie mitfahren, wenn nicht, nicht (sie wussten es noch nicht 100 prozentig, kommt ja auch bisl drauf an ob ihr Zeitplan aufgeht).
Irgendwann am Nachmittag war ich an der Wasserstelle um unsere Gummischuhe zu waschen. Danach sass ich einfach eine Weile dort um das Rauschen des Wassers und die Einsamkeit zu geniessen als plötzlich ein Rentier aus dem Gebuesch genau auf mich zugerannt kam. Als es mich entdeckte blieb es kurz stehen, beschloss dann aber das es unbedingt da lang musste und lief in einem Abstand von 2 Metern an mir vorbei.
Am Abend huellte der Sonnenuntergang die Berge in ein tolles Licht, aller 5 Minuten war es anders bevor dann rabenschwarze Wolken am Himmel aufzogen. Da wo ich vor einer halben Stunde noch die Berge fotografiert hatte sah man nun nur noch eine schwarze Wand und die Berge waren spurlos verschwunden.
Was meine Männer natuerlich wieder die Alternative Bootsfahrt in den Kopf brachte. Wenn morgen das Wetter schlecht ist, wollten sie noch einen Tag in Låddejåkkå bleiben und diesen verlorenen Tag mit der Bootsfahrt wieder reinholen. Als ich sie jedoch darauf hinwies, das wir dann auch die 24km irgendwann noch einmal gehen muessen weil wir ja dann die Strecke nicht komplett gelaufen seien, war die Bootsfahrt wirklich nur noch ein Notnagel.
5. Tag Låddejåkko-Arasluokta 13km – von wegen schöne Aussicht
Es regnete und stuermte die ganze Nacht.
Als ich aufwachte hatte ich leichte Halsschmerzen und etwas Schnupfen, dies gab sich aber mit der Zeit wieder und ich legte dem keine Bedeutung zu.
Die heutige Etappe sollte unter anderem die tollsten Aussichten des ganzen Padjelantaleden bieten, bis an den Atlantik und auf die Berge des Sarek. Momentan sahen wir gar nichts, die Wolken hingen so tief das nichteinmal die umliegenden Huegel ganz zu sehen waren.
Da es nur noch nieselte und der Gedanke daran, die 24 km nochmal gehen zu muessen doch recht abschreckend war, beschlossen wir nach dem Fruehstueck, die heutige Etappe in Angriff zu nehmen. 13 km ist ja nun auch nicht so lang.
Ich hatte gestern noch eine kleine Tafel Schokolade gegen mehrere Blasenpflaster eingetauscht (muss man sich mal vorstellen, ich gebe freiwillig Schokolade weg) und diese wurden an Leif Erik, mich und Sven verteilt, auch Sven hatte sich an der Ferse etwas aufgerieben.
Mein erstes Blasenpflaster hatte sich schon verabschiedet als ich auf dem Weg zur Toilette war und das andere habe ich dann bei der ersten Pause entfernen muessen. Meine Blasen waren wirklich an einer sehr unguenstigen Stelle. Aber ich empfand keinen Unterschied ob ich mit oder ohne Pflaster lief, wenn man sich ersteinmal durch den Schmerz gelaufen hat ging es ganz gut. Nur nach jeder Pause waren die ersten 100-200 Meter jedes Mal die Hölle, bis man sich wieder eingelaufen hatte.
Nach einem Ruhetag sah der Anstieg der auf uns wartete auch gar nicht mehr so steil aus, irgendwie hatte man sich dran gewöhnt.
Frohen Mutes marschierten wir also los, sahen aus wie Fjällpiraten und hofften das das Wetter im Laufe des Tages oder im nächsten Tal noch etwas aufklaren wuerde.
Zunächst ueberquert man kurz nach der Huette einen Canyon mittels einer Bruecke bevor dann der Aufstieg zum Pårkkapass beginnt.
Leider wurde das Wetter nicht besser, im Gegenteil, je höher wir kamen um so mehr fing es an zu wehen, dazu der Niesel und null Sicht da wir durch die Wolken liefen. Dies hat natuerlich auch was Gutes, man sieht den Weg vor sich nicht und weiss nicht wie steil oder schwer dieser wird aber wie gesagt, die tolle Aussicht konnten wir leider ueberhaupt nicht sehen. Selbst ein Pause machen war nicht möglich da es einfach so ungemuetlich war und so legten wir die Strecke ziemlich zuegig zurueck. Unterwegs zogen wir dann sogar noch Handschuhe an, zumindest die die ihre fanden, sprich Sven und Leif Erik. Thorben musste sich wie auch schon letztes Jahr mit Socken zufrieden geben (was aber nicht weniger gut funktionierte) und ich hatte halt keine.
Im Grossen und Ganzen geht es bei dieser Etappe hoch zum Pårkkapass und auf der anderen Seite wieder runter. Der Aufstieg ist ja dabei nur die eine Seite, der Abstieg ist viel schlimmer. Und getreu des Mottos nach dem Huegel ist vor dem Huegel muss man, kaum hat man das nächste Tal erreicht, noch den nächsten Huegel hoch und wieder runter um zu den Huetten zu gelangen.
Bevor wir dies aber in Angriff nahmen, machten wir endlich eine wohlverdiente Pause, ca. 3 km vor dem Ziel, an einem Fluss. Hier war das Wetter etwas besser, wir befanden uns nun wieder unter und nicht mehr in den Wolken und es wehte hier unten im Tal auch nicht mehr so.
Als wir nochmal im Buch nachlasen was uns auf dem letzten Stueck erwartete, sahen wir das wir theoretisch bereits eine Watstelle passiert hatten, hm, gemerkt haben wir davon nichts, klar, ein paar kleiner Bäche musste man schon ueberqueren aber warum nun einer davon eine Watstelle war blieb uns verborgen.
Nach der Pause nahmen wir dann die letzten km in Angriff. Der zweite Anstieg des Tages war gar nicht so wild, der Abstieg dagegen hatte es nochmal in sich. Steil, steinig, nass und teilweise durchs Gestruepp. Nach 5 Stunden Wanderung, kurz nach 14 Uhr kamen wir dann in Arasluokta an.
Da sich an diesem Tag ausser uns nur die zwei Dresdner in diese Richtung aufmachten und diese Arasluokta ueberspringen wollten freuten wir uns schon darauf, so ziemlich alleine zu sein. Tja, denkste, von Låddejåkkå aus ist zwar niemand los aber aus Staloluokta waren so viele gekommen das schon in jeder der 6 Huetten jemand wohnte.
Wir gingen zu jeder Huette aber ueberall war schon jemand. Wir versuchten dann noch eine Dame, welche alleine in einer 4-Bett-Huette wohnte, dazu zu bewegen, in eine andere Huette zu gehen aber dazu war sie nicht bereit. Also blieb uns nichts anderes uebrig als in eine 6-Bett Huette zu ziehen und diese mit einem älteren Paar zu teilen. Zu unserer Ueberraschung erklärten diese sich aber plötzlich bereit umzuziehen, so das wir die Huette fuer uns alleine haben könnten. Ob sie einfach nur nett waren oder schlicht und ergreifend ihre Ruhe wollten und nicht mit zwei Kindern in einer Huette uebernachten wollten weiss ich nicht auf jeden Fall waren wir sehr dankbar darueber.
Und sie wären es auch gewesen wenn sie gewusst hätten welche Nacht uns bevorstand. In dieser Nacht wuchsen nämlich die leichten Halsschmerzen und der Schnupfen zu einer erwachsenen Erkältung heran und ich habe die ganze Nacht kaum geschlafen, kämpfte statt dessen mit laufender Nase und Halsschmerzen. Na super. Und morgen sollten wir endlich in Staloluokta ankommen wo man eine Sauna hat. Diese konnte ich mir nun aus dem Kopf schlagen, Sauna mit Erkältung geht gar nicht, da wird alles nur noch schlimmer.
Aber zurueck nach Arasluokta. Kaum war die Schlafsituation geklärt kam der Sami welcher die Huetten betreibt und öffnete den Kiosk. Er hatte ein ziemlich breites Sortiment muss ich sagen aber wir hatten ja im Prinzip alles mit. Cola gab es leider auch nicht, dafuer hatte er aber Sirup anzubieten, den hatte er aber zu Hause und wollte ihn dann später vorbeibringen. Ansonsten kauften wir noch einen geräucherten Fisch und fuer Sven ein Bier.
Als wir unsere Betten in Beschlag nahmen merkte ich sofort das diese breiter waren als bisher, das Bettlaken sass plötzlich wie es sitzen soll und war nicht mehr zu gross. Normalbreite Betten…ein Luxus. Noch mehr Luxus gab es dann mit der Tafel Schokolade die ich spendierte, wieder 100 gr. weniger die ich die nächsten Tage tragen musste und gut fuer die Wandermoral.
Und als dann der Huettenwirt gegen 18 Uhr auch noch mit dem Sirup kam konnte die Stimmung nicht besser sein.
Zum Abendbrot gab es dann Spaghetti mit Hackfleischsosse, die Spaghetti waren ganz normale wie man sie kaufen kann und die Hackfleischsosse hatte ich getrocknet. War gar nicht mal so schlecht, nächstes Mal nehmen wir vielleicht noch etwas Parmesan mit dann ist es perfekt. Und während wir assen weideten draussen direkt vorm Fenster die Rentiere. Was fuer eine Idylle.
Rentiere fressen uebrigens offensichtlich auch Pilze. Sven hatte nämlich unterwegs eins dabei erwischt. Als Sven kam hob das Rentier den Kopf mit einem Pilz im Maul, die Hälfte davon hat es zwar auf der Flucht verloren aber es gab ja zum Glueck ausreichend davon.
Fuer morgen war angeblich gutes Wetter angesagt, die Bootsfahrt kommt also nicht in Frage. Zumal ich mir denke das diese recht teuer ist, wir haben ja heute schoneinmal einen Ueberblick bekommen wie weit man da eigentlich fahren muss.
6. Tag Arasluokta-Staloluokta 12 km – endlich geniessen
Wie schon befuerchtet schniefte ich die ganze Nacht rum. Zum Glueck standen heute nur 12 km auf dem Programm und morgen war Ruhetag.
Das Wetter hatte sich wirklich gebessert. Besser geht es eigentlich auch gar nicht, strahlend blauer Himmel erwartete uns und die Sonne wuerde auch bald hinter den Bergen hervorkommen.
Eine kleine Entschädigung fuer gestern, jedoch bringt uns das die verpassten Ausblicke auch nicht zurueck. Als ich zum Spass sagte das wir heute nochmal zuruecklaufen auf den Pass zum Aussicht geniessen wurde ich von der Restlichen Wandertruppe augenblicklich fuer verrueckt erklärt.
Auf der Veranda befand sich noch der Reif von der Nacht und beim Fruehstueck konnten wir wieder die Rentiere durchs Fenster beobachten wie sie sich ein Polster fuer den bevorstehenden Winter anfrassen. Ich hatte auch dazugelernt und separierte heute das Milchpulver weitestgehend von getrockneten Fruechten so das es doch ein ganz passables Essen wurde.
Gegen 9 Uhr hatten wir dann alles gepackt, die Huette sauber gemacht und begaben uns auf die im Buch als leichte, gut zu gehend beschriebe Strecke. Es stellte sich jedoch heraus das diese auch nicht viel anders war als die gestrige. Es ging zunächst bergauf, lange bergauf, dann an der Bergflanke lang und dann runter und wieder hoch und wieder runter…. Aber diesmal eben wirklich mit fantastischer Aussicht.
Sven hatte sich auf eine leichte Wanderung eingestellt und fand die Strecke einfach nur furchtbar, ich dagegen genoss jeden Schritt (ausser die 100 Schritte jeweils nach den Pausen, wegen den Blasen und die letzten 2000 Schritte da steiler Abstieg), ich mochte diese Strecke wirklich, ich weiss auch nicht warum. Dank des tollen Wetters machten wir heute auch mal mehr und länger Pause. Meine Erkältung machte mir zum Glueck nur unterschwellig zu schaffen.
Da sich die Grössere meiner Blasen gestern wieder mit Fluessigkeit gefuellt hatte opferte ich heute eins meiner guten Blasenpflaster und das funktionierte ganz gut.
Bei unserer letzten Rast sassen wir an einer tollen Stelle, umgeben von kleinen Seen, mitten auf dem Hochland, auf einem grossen Stein.
Und wie wir so da sitzen und die Stille und Einsamkeit geniessen hören wir hinter uns ein trapp-trapp. Als wir uns rumdrehten sehen wir ein Rentier was versucht hatte hinter unserem Ruecken vorbeizuschleichen. Aber die Hufe klingen nunmal auf Stein.
Trotz langer Pausen und einem furchtbar steilen Abstieg sowie einem letzten Stueck was sich wie Gummi schier unendlich in die Länge zog kamen wir schon 13.45 Uhr in Staloluokta an. Wir bezogen zunächst ein Zimmer denn die Rezeption war erst ab 18 Uhr wieder besetzt (so ähnlich erlebten wir es in mehreren Huetten, man kommt einfach, sucht sich ein freies Bett und gegen 18 Uhr kommt dann der Huettenwart rum um abzukassieren).
Hier in Staloluokta gibt es auch einen Kiosk, ein paar Hundert Meter von der Uebernachtungshuette entfernt. Dieser machte 16 Uhr auf. Dort geht man also hin, drueckt auf eine Klingel, dann kommt jemand aus dem Haus dahinter, geht rein und macht die Fensterluke auf durch die man bestellt.
Selbstverständlich gönnten wir uns eine Cola, Bier fuer die Sauna fuer Sven, Kekse, Geräucherten Fisch und Glödkaka-duennes, ueber Feuer gebackenes Brot.
Während die Jungs wieder zurueck zur Unterkunft gingen machte ich noch einen Abstecher zur Vertretung von Fiskflyg mit denen wir ja in 3 Tagen fliegen wollten. Ich wollte einfach mal wissen, ob man den Landeplatz leicht findet und wie das so funktioniert.
Die Antworten waren im Endeffekt nicht wirklich sehr vielsagend und ich war nicht viel schlauer als vorher. Es steht vielleicht ein weisses Schild mit einem H, es steht vielleicht das alte Klo, es steht vielleicht ein Schild was die Nationalparksgrenze markiert. Sicher war aber keine der Alternativen. Nur das man einfach dort wartet, bis der Pilot aussteigt und das Gepäck eingeladen hatte, soviel war sicher.
17 Uhr war dann Frauensauna, leider nicht fuer mich aber ich ging natuerlich trotzdem hin um mich zumindest zu waschen. Selbst das ist ein Genuss endlich mal wieder warmes Wasser ueber sich giessen zu können. Man fuehlt sich gleich wie neugeboren. Und die Sauna hat auch wirklich eine tolle Lage, direkt an einem See mit Sandboden wo man nach dem Saunagang reinhuepfen kann.
18 Uhr bin ich dann zur Rezeption unser Zimmer bezahlen und uns ins Fahrtenbuch einzuschreiben. Ein solches liegt in jeder Huette aus und da schreibt man sich ein, wo man herkommt wo man hinwill und wie man heisst so das im Falle eines Verschwindens nachvollzogen werden kann bis wohin man gekommen ist und ob man eventuell seine Route geändert hat.
Und da sehe ich doch das eine Nacht vorher eine Frau aus Harads sich dort eingeschrieben hat. Na so ein Zufall. Leider wussten wir nicht wer es ist das ist eben der Nachteil wenn man sich immer nur mit Vornamen anredet, wir kennen viele Marias aber ob wir auch diese kannten. Nach Aussage des Huettenwirtes wollte sie aber am nächsten Tag wieder vorbeikommen, so da wuerden wir sie treffen.
18.30 Uhr war dann Männersauna und während Sven mit den Jungs es sich in der Sauna gutgehen liess kuemmerte ich mich schonmal ums Abendbrot. Die Sauna liegt uebrigens wirklich ganz toll, an einem kleinen See, mit Sandboden in den man wenn man möchte nach der Sauna reingehen kann.
Generell waren hier in Staloluokta erstaunlich wenige Leute, insgesamt nur 10 Stueck. Mehr als in allen Huetten bisher. Und ich dachte nun gerade das in Staloluokta mehr Leute sind da man ja hier mit dem Helikoter herfliegen kann und eben solche Annehmlichkeiten wie Kiosk und Sauna hat. Aber gut, wie sagt Sven immer so schön, denken ist nicht wissen.
Von der Kueche der Fjällstation hat man uebrigens eine unglaublich tolle Aussicht auf den See und die Berge in Norwegen so das wir uns viel hier aufhielten und Karten spielten oder Rätsel lösten.
Am Abend zogen dann wieder viele Wolken auf und es sah nach Regen aus.
7. Tag Ruhetag – mal alle Fuenfe grade sein lassen
Der Regen kam dann auch in der Nacht und sollte mehr oder weniger stark den ganzen Tag anhalten. Auch temperaturmässig war dieser Tag nicht gerade der tollste. Unser Pausentag passte wettertechnisch mal wieder perfekt und wir waren froh, heute nicht unterwegs sein zu muessen.
Puenktlich um 8 Uhr kam das bestellte, frisch gebackene Brot (der Kiosk hatte kein Mehl mehr deshalb mussten ab heute die Huettenwirte fuer frisches Brot sorgen).
Den restlichen Tag machten wir nicht viel Produktives, liessen statt dessen mal alle fuenfe grade sein. Wir spielten Karten, lösten Sudoku, ruhten uns aus und schauten dem Regen und den Wanderern zu die mit und gegen selbigen ankämpften. In einer Regenpause machten wir nochmal einen Abstecher zum Kiosk.
Endlich verblassten die Nachwehen der 24km Strecke, die Beine fuehlten sich langsam wieder leichter an, es tat nicht mehr jeder Schritt weg, man sammelte wieder Kräfte fuer die letzten beiden Wandertage. Allerdings beschleicht mich so langsam das Gefuehl das das grosse Abnehmen dieses mal ausbleibt, die Hose zumindestens will einfach nicht grösser werden. Und das trotz weniger Suessigkeiten und weniger Ruhetagen als bei der Wanderung auf dem Kungsleden.
Waren wir in der letzten Nacht nur zu zehnt so fuellte sich heute die Huette zusehends und selbst die zweite Huette wurde ziemlich voll. Dies war sicher zum Teil auch durch das schlechte Wetter bedingt, wo viele die eigentlich zelten, sich doch ein festes Dach ueber dem Kopf suchten um mal ihre Sachen trocknen zu können. 95 Prozent der Ubernachtungsgäste waren uebrigens Deutsche.
17 Uhr ging es dann fuer mich wieder zur Sauna, nocheinmal das warme Wasser geniessen, bevor wir morgen wieder aufbrechen. Wobei dies mal wieder noch mit Fragezeichen versehen war, sollte es morgen noch regnen waren meine Männer dafuer noch einen Tag länger zu bleiben und dafuer den Helikopter bis nach Staloluokta umzubuchen. Aber gut, wir werden sehen.
Abends gab es dann sogar frisch gebackenen Kuchen zu kaufen, der ging weg wie warme Semmeln und war super lecker und das obwohl es nur ein einfacher Ruehrkuchen war.
8. Tag Staloluokta-Tuottar 19km – einfach mitlaufen oder einsam sterben
Heute kam unsere Wanderung zu ihrem Namen aber ich fange mal am Anfang an. Um 7 klingelte wie immer der Wecker. Da das Brot aber erst um 8 kam machten wir es heute umgekehrt als sonst und packten erst unsere 7 Sachen und gingen dann zum Fruehstueck.
Es stand mit 19km die zweitlängste Etappe der Tour auf dem Plan.
Mit dem Vorteil das die Ruecksäcke schon deutlich an Gewicht verloren hatten. 5Kg weniger wogen sie jetzt (es gibt an der Huette eine Gepäckwaage) und das obwohl wir nun schon einen Teil der Sachen der Kinder uebernommen hatten denn deren Rucksäcke sind bisher nicht leichter geworden da sie ja kein Essen drin hatten.
Zunächst wurden die Blasenpflaster verteilt, eins fuer Leif Erik und auch ich gönnte mir eins fuer die grössere der beiden Blasen, bei der Strecke wollte ich auf Nummer Sicher gehen. Das letzte Pflaster hob ich fuer den Notfall auf, immerhin hatten wir noch zwei Wandertage vor uns. Da Leif Erik sich nicht gut fuehlte, schwächelte und Kopfschmerzen hatte bekam er eine halbe Dolormin.
Das Wetter hatte sich ueber Nacht deutlich gebessert, zwar war es noch ziemlich bewölkt aber was wehte nicht mehr so und es war trocken.
Meine Erkältung war nun auch schon deutlich besser und so machten wir uns Frohen Mutes kurz vor 9 Uhr auf den Weg. Die Strecke war zunächst recht ok, ein bisschen gemässigt hoch und runter, vorbei an einigen kleineren Seen, die wirklich einladend fuer ein Bad aussahen, zumindest im Sommer. Das Wetter wurde auch immer besser, die Wolken verzogen sich und bald gab es Sonne satt vom blauen Himmel.
Nach ca. 8km kommt man an eine Sommerbruecke, unterhalb des Anstieges zu selbiger machten wir eine erste richtige Pause. Leider schöpfte Leif Erik mit seinem Schuh Wasser als er versuchte, den Deckel der Wasserflasche aus dem Bach zu retten den Thorben beim Auffuellen verloren hatte. Nun war guter Rat teuer, Leif Erik hatte eigentlich nur 1 Paar Socken in denen er keine Blasen bekamen und davon war nun eine Socke nass. Wir trockneten den Schuh so weit es ging und verpassten ihm eine Socke von Thorben.
Nach der Pause stiegen wir hinauf zur Bruecke und ueberquerten diese.
Kurz danach sagte Leif Erik das er sich wohl die zweite Ferse aufreibt, es fuehle sich so an. Also nachgeschaut und tatsächlich. Der Socken war schon wieder patschnass, er hatte das restliche Wasser aus dem Schuh gesaugt und die Ferse hatte schon ihre oberste Hautschicht eingebuesst. Da war also schon der Notfall und das letzte Blasenpflaster wurde angebracht. Leif Erik bekam dann einen meiner benutzten Socken, die rochen zwar schon ziemlich aber es waren immerhin richtige Wollsocken und wir hatten schliesslich noch reichlich 10km vor uns.
Während ich Leif Erik verarztete, gingen Sven und Thorben weiter. Wir waren nun mitten im längsten Anstieg des heutigen Tages als Thorben plötzlich zu Sven sagte: Papa, weisst du warum ich so gut mitlaufe? Ich sage mir: „Einfach mitlaufen oder einsam sterben“. Oj was haben wir gelacht. Somit war der Titel dieser Tour geboren.
Den Anstieg bewältigten wir erstaunlicherweise recht gut obwohl er lang und eigentlich anstrengend war. Ganz oben angekommen machten wir dann eine etwas längere Mittagspause mit toller Aussicht und bei bestem Wetter, bevor der Abstieg begann. Dieser war zum Glueck nicht so schlimm wie im Buch beschrieben aber das was danach folgte war ziemlich typisch Padjelantaleden. Nach dem Huegel ist vor dem Huegel, wir mussten noch so viele Huegel ueberqueren und jedesmal freut man sich auf das was danach kommt weil man denkt man sieht endlich die Huette aber nein, kaum ist man oben hat man die Aussicht-auf den nächsten Huegel.
Hatte man die letzten Tage doch immer mal Spuren von menschlichem Leben in Form von irgendwelchen Samihuetten, so herrschte hier wirklich das Gefuehl totaler Einsamkeit. Man traf hier noch weniger Wanderer als die Tage vorher, war nur umgeben von unendlichen Steinwuesten, nichteinmal Tiere gab es hier zu sehen. Das war schon fantastisch.
Nach schier endlosem Auf- und ab sahen wir sie dann aber doch endlich, die Tuottar-Huetten, sie lagen direkt vor uns. Aus dem Buch wusste ich jedoch das noch zwei Watstellen auf uns warteten. Und da tauchten diese auch schon auf. Es gab keinen Zweifel, hier mussten wir wirklich waten, das Wasser war selbst ueber den Steinen zu hoch und ausserdem war die Stelle auch ziemlich breit.
Also packten wir es an, zogen die Schuhe um und los ging es. Leif Erik wollte sogar seinen Rucksack selber nehmen, Hut ab. Ich fand das Waten einfach nur angenehm, eine gute Erfrischung fuer die Beine aber nicht zu kalt. Sven sah dies anders, er empfand das Wasser als absolut zu kalt.
Nachdem ich meinen Rucksack hinuebergetragen hatte und Sven und Leif Erik auch unbeschadet am anderen Ufer angekommen waren holte ich noch Thorben.
Da wir wussten das die zweite Watstelle nicht weit weg war liessen wir die Watschuhe gleich an und setzten unseren Weg fort. Die zweite Watstelle war schnell erreicht und ohne zu zögern durchquerten wir sie. Ich bin mir sicher, mit etwas suchen wäre man dort auch mit Wanderschuhen trockenen Fusses ruebergekommen aber wir hatten ja nunmal sowieso die Watschuhe an also brauchten wir da keine Zeit zu verschwenden.
Während ich noch Thorben holte ging Sven schonmal Schläfplätze suchen. Auch hier war schon so ziemlich jede Huette besetzt, nur eine war noch frei und das war die Huette wo die Tagesgäste sich aufwärmen können und Essen kochen können, sprich wir mussten mit Besuch rechnen. Aber das war uns egal, Hauptsache ein Dach ueberm Kopf und ein Bett zum Reinkriechen denn draussen begann es nun doch ziemlich stark zu wehen.
Man muss dazu sagen, die Huetten liegen wirklich sehr ausgesetzt mitten auf dem Berg. Bei schönem Wetter sicher fantastisch. Der einzige Nachteil ist wirklich das man sehr weit gehen muss um Wasser zu holen und dann mit den vollen Eimern auch noch einen steilen Anstieg hoch muss.
Und in der Nähe der Huetten liegt auch Schwedens unzugänglichster Punkt, das heisst, von da aus ist es in alle Richtungen am weitesten bis zur nächsten Strasse (Wanderwege zählen da nicht dazu) und auch von den Huetten sind es mindestens 40km in alle Richtungen bis zur nächsten Strasse.
Wir hatten uns gerade eingerichtet und die Gasheizung angeworfen da bekamen wir tatsächlich Tagesgäste in die Huette, zwei Deutsche, die eigentlich zelten wollten sich ihr Essen zubereiten. Natuerlich kam man ins Gespräch, es waren zwei Paddelkumpel die zunächst den Padjelantaleden gehen wollten, dann von Kvikkjokk den Kungsleden nach Staloluokta und dort hatten sie ihre Paddelboote stationiert um zurueck nach Ritsem zu paddeln. Und endlich waren es mal Leute die ihre Tour wirklich gut geplant und vorbereitet hatten. Der Ältere der Beiden ist seit Februar jeden Tag mit dem gepackten Rucksack auf Arbeit und zurueck gelaufen um sich und seinen Ruecken daran zu gewöhnen. Das nenne ich gute Vorbereitung. Wir wuenschten den Beiden auf jeden Fall viel Glueck fuer die restliche Tour und das sie sie so durchfuehren konnten wie geplant, bevor sie weiterzogen um sich einen Zeltplatz zu suchen.
Den restlichen Abend kam dann auch kein Tagesgast mehr und wir hatten die Huette fuer uns. Und dank der Tatsache das es sich hier um die Tagesgasthuette und somit die winteroffene Huette handelte, hatten wir sogar Strom und damit Licht, welch ein Luxus.
Und man freute sich schon auf den nächsten Tag, auf zu Hause, ein richtiges Klo wo es nicht kalt zieht, ein Eis, ein warmes Bad, vielleicht einen Hamburger…..
Der Einzige der noch kam war der Huettenwirt zum kassieren. Auch wieder eine ganz aussergewöhnliche Geschichte, in Hongkong geboren, schweizer Mutter, dann irgendwann in die Schweiz gezogen 19 Jahre dort gelebt, später nach Suedschweden um zu studieren, dort hängengeblieben und durch einen Zufall als urspruenglich selbst Wanderer an den Job des Huettenwirtes gekommen.
Es gab einen wunderbaren Sonnenuntergang, es sah aus als ob der Himmel brennt. Leider deuten die tollen Sonnenuntergänge meist auf schlechteres Wetter am nächsten Tag.
Ich hatte dann noch Probleme mit meiner Blase, diese pochte unter dem Blasenpflaster so das ich dachte das irgendwie beim Waten Wasser drunter gelaufen sei und dies zum Problem wurde. Also habe ich das Blasenpflaster wieder runter gemacht auch mit dem Wissen das ich dann morgen ohne laufen musste. Leider hat das gar nichts gebracht, die Blase pochte weiter und machte mir das Einschlafen schwer aber irgendwann siegte dann doch die Muedigkeit.
Letzter Tag: Tuottar-Tarraluoppal 11km + Helikopter – Winter steht vor der Tuer
Der heutige Tag begann mal wieder mit Regen. Punkt um 7 fing es an und es regnete nicht nur ein bisschen. Draussen war alles grau in grau. Die umliegenden Berge waren aufgrund der Wolken nicht zu sehen, wenn dann aber mal eine Luecke aufriss sag man, das es dort schon Neuschnee gegeben hatte, die Gipfel waren von der weissen Masse ueberzogen. Entsprechend zeigte das Thermometer auch nur 3 Grad an.
Gluecklicherweise war die heutige Etappe nur 11 km lang und der Helikopter war erst fuer 17.30 Uhr bestellt so das wir mehr als genug Zeit hatten und zunächst beschlossen das Ganze ersteinmal abzuwarten. Während alle anderen Huetten sich nach und nach leerten und die Leute, eingehuellt in Regenkleidung, Wind und Regen trotzten und sich auf den Weg zur nächsten Huette machten, gingen wir es ruhig an. Vielleicht hörte es ja irgendwann doch mal auf zu regnen.
Und tatsächlich, als wir uns dann letztendlich 10.30 Uhr doch auf den Weg machten, hatte es aufgehört zu regnen. Es war zwar immernoch alles in Grau gehuellt und es ging auch ein heftiger Wind aber immerhin, es war von oben trocken. Aber es sollte mal wieder so eine Etappe werden, bei der man nicht wirklich eine Pause macht, es war einfach zu ungemuetlich.
Wir uebernahmen nun sämtliches Gepäck der Kinder, sogar die Rucksäcke ansich, sie hatten sich tapfer geschlagen und waren wirklich froh mal einen Tag ohne Gepäck zu gehen. Und ein weiterer parktischer Vorteil war, das wir nur zwei Rucksäcke in den Helikopter laden brauchten, ist halt einfacher zu hantieren.
Heute sollte uns unter anderem eine Watstelle und der höchste Punkt des Padjelantaleden erwarten, wir rechneten mit einer etwas schwierigeren Etappe. Dies war aber nicht der Fall. Es ging so ziemlich immer auf einer Höhe entlang, klar, mal bisl hoch, mal bisl runter aber nur unwesentlich.
Und ehe man es sich versah kamen wir auch schon an der Watstelle an welche uns nach ca. 5km erwartete. An und fuer sich kamen wir trockenen Fusses hinueber, wie gesagt, die Schuhe halten einen gewissen Wasserstand ganz gut ab. Um Thorben zu holen zog ich dann aber trotzdem die Watschuhe an, denn man musste sich mit den Wanderschuhen wirklich sehr konzentrieren um immer die richtigen Steine zu erwischen und das war mir mit Kind auf dem Ruecken einfach zu riskant. Und ich wollte wirklich nicht noch am letzten Tag nasse Fuesse riskieren, ein falscher Schritt und das Wasser wäre oben reingeschwappt. Ausgerechnet während des Watens fing es dann auch noch an zu regnen, allerdings war es nur ein leichter Schauer und relativ schnell vorueber.
Trotzdem fuehrte das Wetter dazu das man sich die ganze Wanderung ueber Gedanken machte ob denn der Helikopter bei solchem Wetter ueberhaupt fliegen kann. Und vor allem was machen wir wenn er nicht fliegt? Wir hatten ja nichteinmal Essen fuer einen Extratag mit. Man versuchte diese Gedanken so gut es ging in Schach zu halten, man konnte es eh nicht beeinflussen.
Irgendwann nach 8km passierten wir fast unbemerkt den höchsten Punkt des Weges, wir hatten eigentlich einen längeren Anstieg erwartet, dem war aber nicht so. Und von dort aus ging es dann 3km nur noch bergab bis zur Tarraluoppalhuette. Und zu besonders Svens grosser Erleichterung sahen wir einen Helikopter landen, die Sorgen waren also völlig unberechtigt und wir wuerden noch heute abend wieder in unserem Warmen zu Hause sein.
Nach 3 Stunden Wanderung kamen wir 13.30 Uhr an der Huette an. Und kaum erreichten wir diese fing es richtig an zu regnen. Daher brachten wir uns in der Huette fuer Tagesgäste unter um dort auf den Helikopter zu warten.
Und was wir dort wieder fuer Leute trafen…… zuerst kam ein Mann rein, total fertig. Er wusste auch so gar nicht richtig wo oben und unten war, als er sich etwas erholt hatte, kamen wir ins Gespräch. Er war alleine im Sarek wandern, ungefähr zwei Wochen, genau war es nicht rauszubekommen da er jedesmal eine andere Zeitangabe machte. Jedenfalls fand er den Sarek furchtbar, da gäbe es ja ueberhaupt keine Wege und ausserdem so viel Gestruepp das man in den Tälern gar nicht gehen kann. Und dann noch das Wetter, kalt, Sturm…. er wollte nur noch so schnell wie möglich raus aus dieser Hölle. Als er hörte das wir mit dem Helikopter fliegen wollte er am liebsten gleich mit. Der Huettenwirt hat dann auch gleich bei der Helikopterstation angerufen ob sie einen grösseren Heli schicken könnten, das ging aber nicht und so musste er noch einen Tag ausharren bevor er dann am nächsten Tag fliegen konnte. Zum dank das wir ihm geholfen haben (er hatte es auch etwas schwierig sprachtechnisch, kein schwedisch, kaum englisch) gab der dann Schokoriegel und Minisalamis aus.
Dann trafen wir einen Mann aus Belgien der auch alleine unterwegs war und mal wieder einen ganz abenteuerlichen Zeitplan hatte.
Weiterhin trafen wir zwei Deutsche die einfach mal drauf los sind und so den Plan haben das sie dann wenn sie keine Lust mehr haben einfach ausfliegen, diese haben wir dann erstmal aufgeklärt das der Helikopter eigentlich nur in Staloluokta landen darf und im Uebrigen die täglichen Touren auch nur noch bis morgen fliegen.
Dann trafen wir noch die Zwei wieder, die gestern bei uns in der Huette ihr Essen zubereitet hatten.
Des Weiteren fand sich in der Huette sogar ein Jazzyspiel so das die Zeit wirklich schnell verging und plötzlich kam ein Helikopter. Man muss dazu sagen das der Helikopter nicht direkt an der Huette landet sondern das man erst noch 2km laufen muss und einen Bach durchwaten muss. Eigentlich wollten wir 16.30 Uhr loslaufen, aber wie gesagt, kurz vor 4 Uhr kam plötzlich ein Helikopter und ich bekam Panik. Ich hatte einen totalen Blackout, ich wusste auf einmal nicht mehr ob ich den Helikopter fuer 16.30 Uhr oder fuer 17.30 Uhr gebucht hatte. Und zum Schluss war ich mir sogar sicher, das es 16.30 Uhr war. Voller Panik packte ich unsere sieben Sachen zusammen und wir beeilten uns zum Landeplatz. Der Helikopter war zwar längst weitergeflogen aber unserer konnte ja auch jeden Moment am Horizont auftauchen.
Punkt 16.30 Uhr kamen wir am Landeplatz an und Punkt 16.30 Uhr fing es auch an in Strömen zu regnen.
Und es kam kein Helikopter. Alle Panik umsonst. Sven und ich kramten dann unsere Regencapes aus, bekamen sie also doch noch einen Einsatz unter dieser Wanderung, die Jungs hatten ihre Regenjacken sowieso schon an.
Eine Stunde standen wir in strömendem Regen als puenktlich wie vereinbart 17.30 Uhr der Helikopter kam. Und es war sogar ein grosser, merkwuerdig da hätte doch der Mann aus dem Sarek mitfliegen können. Aber das war uns in diesem Moment egal wir waren nur froh aus dem Regen ins Trockene zu kommen.
Der Flug war zwar aufgrund des Wetters stellenweise etwas holprig aber je weiter wir kamen umso besser wurde das Wetter und wir landeten schliesslich bei strahlendem Sonnenschein. Die Aussicht beim Flug war natuerlich der Hammer, leider sass ich diesmal nicht vorne so das die Möglichkeit fuer Fotos etwas begrenzt war.
In Kvikkjokk angekommen stiegen wir ins Auto ein, schauten ob wir die Dresdner finden aber diese hatten sich nicht am Landeplatz eingefunden, und fuhren heim. Unterwegs, kurz nach Jokkmokk haben wir dann noch zwei Elche gesehen, dies rundete das Abenteuer in gewohnter Manier ab.
Und als wir zu Hause ankamen gönnten wir uns alle ein Eis und ein warmes Bad in der Badewanne bevor wir erschöpft und zufrieden in unsere Betten krochen.
Die Waage am nächsten Morgen bestätigte was ich bereits vermutet hatte, nur 2kg weniger. Naja, egal, es war trotzdem eine schöne Wanderung. Und wir sind stolz drauf das wir den Versuchungen, die Wanderstrecke irgendwie zu verkuerzen nicht nachgegeben haben.