Fjällwanderung 05.08.-15.08.2020
Anke Junghans Kommentare 0 Kommentare
Schon im Februar hatte ich mit den Vorbereitungen angefangen, sprich Route planen und Essen trocknen. Unser urspruenglicher Plan war, von Kvikkjokk aus ueber Pieskehaure und Sulitelma nach Staloluokta zu wandern und von dort zurueck nach Kvikkjokk zu fliegen. Aufgrund der Grenzschliessungen von Norwegen musste aber ein anderer Plan her,ich habe tagelang hin und her ueberlegt, Karten und Buecher gewälzt, vielleicht Jämtlands Fjäll, vielleicht Saltoluota-Kvikkjokk, vielleicht ganz was Anderes. Nachdem ich ein paar Möglichkeiten zusammengestellt hatte wurde Familienrat gehalten und die Wahl fiel schliesslich auf folgendes:
Von Nikkaluokta ueber Singi nach Sälka, dort ein paar Tage bleiben, Sven wollte gerne den Sälkagipfel besteigen und ich wollte gerne den Sockertoppen noch einmal in Angriff nehmen. Dann weiter nach Nallo, auch hier ein paar Tage bleiben, einfach weil die Huette eine tolle Lage hat, eventuell mal zur Reaidastuga wandern und dann weiter ueber Vistas zurueck nach Nikkaluokta. Eigentlich hatten wir uns ja vorgenommen nie wieder den Kungsleden zu laufen da die Huetten dort dermassen ueberfuellt sind das es einfach keinen Spass mehr macht. Aber dieses Jahr war alles anders, man MUSSTE vorbuchen und der STF durfte die Huetten auch nicht voll belegen. Und so dachten wir, dann sollte es kein Problem darstellen, auf dem Kungsleden zu wandern. Aber eins schied trotzdem aus und das war die Kebnekaise Fjällstation. Dort wollten wir auf keinen Fall uebernachten und wollten daher den Helikopter nehmen und dann direkt nach Singi wandern.
Und ich musste dann natuerlich noch einen drauf setzen, ich liebäugel ja nun schon etwas länger mit dem Swedish Alpine Ultra, ein Lauf wo man innerhalb von 24h von Nikkaluokta nach Abisko läuft. Und in der Theorie klingt das erstmal auf jeden Fall machbar, nun wollte ich auch mal die Praxis testen zumindest ein Stueck. Und daher kam es zu dem Entschluss das ich nicht mit dem Helikopter fliege sondern zur Kebnekaise Fjällstation jogge/laufe, so konnte ich auch den Teil der Strecke mal kennenlernen und auch mal schauen ob das zeitmässig wirklich so machbar ist wie ich es mir einbildete.
Nachdem das Essen wie gesagt schon länger fertig zusammengestellt war (was gar nicht nötig gewesen wäre, es gibt ja auch der Strecke auch genug Huetten mit Verkauf, aber wie gesagt, es war nun einmal schon getrocknet und wer weiss wann wir das nächste Mal zum Wandern kommen) wurden 5 Tage vor Abfahrt auch die Rucksäcke gepackt, das ein oder andere musste dabei zu Hause bleiben, weil wir nicht alles fort bekamen (da man dieses Jahr zum Beispiel Bettwäsche mitnehmen musste, Huettenschlafsack alleine reichte nicht aus) aber im Grossen und Ganzen wares ganz okay.
Der Inhalt von Thorbens Rucksack samt der Rucksack ansich wurden ersteinmal in meinen Rucksack gepackt. Man darf im Helikopter nur ein Gepäckstueck pro Person mitnehmen, extra Gepäck kostet 300 SEK und diese Gebuehr wuerden wir gerne sparen.
Und am 5. August begann das Abenteuer.
1.Tag 05.08.2020 Anreise
Am Vormittag haben wir noch die letzten Bestellungen eingepackt, unsere Bestellungen an die Lieferanten abgeschickt und gegen 10 Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht. Zunächst nach Boden wo Sven noch Ware holen wollte. Da wir wussten das die 97 zwischen Boden und Edefors aktuell Strassenbauarbeiten unterliegt und schon jede Menge Reifenschäden verursacht hatte wählten wir einen anderen Weg ueber Sandträsk und Lakaträsk. Und Weg ist da auch der richtige Ausdruck. Eigentlich ist der Grossteil der Strecke ja asphaltiert aber in so einem schlechten Zustand, schlimmer als jeder Waldweg. Aber immerhin gab es zumindest keine Reifenkillersteine, nur wirklich schneller voran kamen wir nicht. Ab Sandträsk war es dann nur noch Schotterpiste aber das wussten wir und wie gesagt die war besser als das Stueck vorher. Bei Edefors fuhren wir dann auf die 97 auf und bis Jokkmokk gab es dann keine Probleme mehr.
Dort angekommen war es Zeit fuers Mittagessen und wir kehrten in unsere „Stammpizzeria“ ein um uns zu stärken.
Nun konnten wir satt und zufrieden die Fahrt fortsetzen. Sobald man Jokkmokk in Richtung Norden verlässt wird auch der Verkehr weniger und teilweise waren wir ganz alleine unterwegs. Das Wetter war super und wir genossen die Fahrt.
Auf dem Rastplatz Lappeasuando machten wir eine Pause, Beine vertreten, stilles Örtchen aufsuchen. Da wurden Erinnerungen wach, schliesslich hatten wir hier schonmal uebernachtet. Heute war allerdings hier so gar nichts los, aber uns sollte es Recht sein.
Weiter ging die gemuetliche Fahrt bis wir an die nächste Baustelle auf der E10 kamen. Unglaublich, das weckte Erinnerungen an unsere erste Fjällwanderung 2015. Auch da baute man schon diese Strasse nur eben an einer anderen Stelle. Das man nach all den Jahren immernoch nicht fertig war mit der Strasse….Und hier gab es natuerlich wieder Reifenkillersteine. Mit gemischten Gefuehlen und ganz vorsichtig fuhren wir auf diesem Abschnitt der aber zum Glueck nur ein paar Kilometer und 2 Ampeln lang war. Ohne Reifenschaden ueberstanden wir die Baustelle und setzten die Fahrt Richtung Kiruna fort. Noch gar nicht ganz dort klingelte das Telefon, dran war die Nikkaluokta Fjällstation, sie wollten mal fragen ob wir schon unterwegs sind und es denn auch bis 19 Uhr schaffen wuerden (da machten sie nämlich zu). Ja natuerlich wuerden wir, es war gerade erst 16 Uhr und wir waren schon fast in Kiruna.
Die restliche Fahrt verlief, bis auf ein paar Regenschauer und Rentiere recht unspektakulär und nachdem wir noch in Kiruna tanken waren kamen wir gegen 17.30 Uhr in Nikkaluokta an.
Wir gingen ersteinmal zur Rezeption, holten den Schluessel fuer die Huette und bezahlten den Parkplatz. Fuer die Huette knöpfte man mir statt der 1250 SEK die auf der Buchungsbestätigung standen nur 1000 SEK ab, mir war es recht. Auch buchten wir das Boot, welches uns am 15.08. aus dem Vistastal abholen sollte, dafuer wollte man aber noch nicht bezahlt nehmen da wir ja unsere Pläne ändern könnten (fraglich wie da man ja die Huetten dieses Jahr vorbuchen musste und so konnte sich am Zeitplan ja eigentlich nichts ändern aber vielleicht traute man uns ob unserer Statur einfach nicht zu das wir so lange durchhalten? Wer weiss)
Wir hatten die preiswerteste Huette gebucht ohne fliessend Wasser und ohne Bad, als Einstimmung auf das was uns in den nächsten Tagen bevorstand sozusagen. Trotzdem hatten wir etwas mehr Komfort als in den Bergen da wir zumindest im Servicehaus eine normale Toilette hatten und eine Dusche.
Nachdem wir das Auto vor der Huette geparkt hatten gingen wir gleich ersteinmal den Helikopter fuer die Jungs buchen, der Helikopterlandeplatz war gar nicht weit weg und so war das schnell erledigt, mal davon abgesehen das man uns zunächst ersteinmal versuchte abzuwimmeln und aufs Internet zu verschieben. Ist mir nicht begreiflich, da hat man Kunden vor sich stehen die fuer 2200 SEK buchen und bar bezahlen wollen (850 SEK pro Erwachsener, Thorben ging noch als Kind fuer 500 SEK) und man fragt ob diese nicht lieber wieder gehen wollen und statt dessen im Internet buchen könnten?
Konnten wir nicht, wir hatten extra Bargeld mit und damit konnte man im Internet nunmal nicht bezahlen. Man war dann so gnädig und nahm unsere Buchung doch persönlich entgegen.
Nun war es Zeit uns in der Huette einzurichten bevor wir uns auf Erkundungs- und Fototour uebers Gelände machten.
Und dann waren irgendwie alle weg. Erst waren Sven und Leif Erik weg. Dann ging Thorben seiner Wege und ich suchte Sven, fand ihn aber nicht und Thorben war nun auch weg. Der war nämlich bei Sven. Dafuer war Leif Erik weg da er mich suchte. Aber da wo er mich suchte war ich nicht, denn ich war mittlerweile wieder zur Stuga zurueckgekehrt. Nachdem Sven, Thorben und ich wieder vereint waren ( Ein Glueck gibt es Handys und so konnten wir uns mal abstimmen, sonst wären wir wohl noch ne halbe Ewigkeit damit beschäftigt gewesen uns gegenseitig zu suchen) mussten wir nur noch Leif Erik finden und dann war alles wieder gut.
Am Abend bin ich dann mit Leif Erik nochmal los, ich wollte eine kleine Trainingsrunde laufen um mich schonmal auf den morgigen Tag einzustimmen und wollte daher einfach mal den Weg ein Stueck Richtung Kebnekaise ein laufen, auch um mal zu schauen wie dieser beschaffen ist.
Ja was soll ich sagen, wir gingen und joggten abwechseln, nebenbei telefonierten wir noch mit meiner Mum. Der Weg war breit, ohne grössere Steigungen, das sollte kein Problem werden. Und praktisch sind natuerlich die Kilometermarkierungen, die dienen zwar dazu um dem Wandervolk den Weg zum Boot zu weisen aber ich finde es recht motivierend wenn die Strecke so runtergezählt wird.
Auch machte ich gleich noch ein paar Fotos, wuerde ich mir doch am nächsten Tag dafuer nicht soviel Zeit nehmen.
Als der Weg dann mal ganz nah am Wasser verlief, machten wir eine kurze Trinkpause und kehrten dann wieder um. Wir schauten uns noch die Kapelle von Nikkaluokta an bevor wir wieder zur Huette zurueckkehrten.
Als wir zurueck zur Stuga kamen hatten Sven und Thorben schon zu Abend gegessen, Thorben hatte noch Pizza uebrig und fuer Sven gab es Kartoffelsuppe die ich extra am Vortag noch gekocht hatte. Nun machte ich der restlichen Suppe den Garaus während Leif Erik sich mit Brot begnuegte.
Nun hiess es, die restlichen Vorbereitungen fuer den nächsten Tag treffen, Brote belegen, Klamotten rauslegen, letzte Absprachen treffen, Handy laden.
Fuer den Lacher des Tages sorgte dann Sven als er sich Thorbens T-Shirt ueberstreifte. Warum? Wie immer hatte ich die Kinder angehalten, auf der Fahrt Klamotten anzuziehen die sie nicht mehr brauchen damit wir sie wegwerfen können und nicht mitschleppen muessen. Sven war aber nicht damit einverstanden das Thorben just dieses T-shirt wegwerfen wollte und fragte nach dem Grund. Thorben meinte es sei ihm zu klein. Worauf Sven behauptete, das T-shirt wuerde doch sogar ihm passen. Tja, und dann wurde der Beweis gefordert.
Dann hiess es aber alsbald ab ins Bett, schliesslich sollte es eine kurze Nacht werden.
2. Tag, die Wanderung beginnt, Nikkaluokta/Kebnekaise Fjällstation-Singi 33 bzw. 14km
Die Nacht war recht schlafarm, immer wieder wachte ich auf, um 2 musste ich dann auch noch auf Toa, natuerlich nicht so toll wenn man die Huette bewohnt die am weitesten vom Servicehaus weg ist. Es hatte aber auch eine gute Seite, ich sah die nächtliche Natur. Der fast Vollmond stand hoch ueber den Bergen, durch die Kälte (das Thermometer an der Huette zeigte 3 Grad) der Nacht stieg Nebel ueberm Vistastal auf, dazu die nächtliche Ruhe, eine richtige Märchennacht.
4.30 Uhr klingelte dann der Wecker, so leise wie möglich bin ich in meine Laufklamotten geschluepft und puenktlich um 5 habe ich mich auf den Weg gemacht.
Ich hatte den Weg fuer mich alleine, um diese Zeit war keine Menschenseele unterwegs. Nur die armen Wanderer die genau neben der laut rasselnden Hängebruecke zelteten ueber die ich lief taten mir etwas leid, das nächste Mal ueberlegen sie sich die Wahl des Zeltplatzes vielleicht etwas besser.
Alles lief nach Plan, ich joggte bergab und geradeaus und ging berghoch. Nach 50 Minuten erreichte ich die erste Bootsanlegestelle. Auch hier war die Landschaft teilweise in Nebel gehuellt, es war nahezu gespenstisch, vor allem durch die Stille.
Ich genoss die Einsamkeit, die frische Luft, die Natur, aber ich nahm mir natuerlich nicht viel Zeit fuers Fotografieren. Schnell eine Nachricht an Sven geschickt das alles nach Plan läuft und weiter.
Nun wurde der Weg deutlich schmaler und auch steiniger. Dies hatte ich schon geahnt und die Taktik war nun, die Stellen mit Holzbohlen zum Joggen zu nutzen und eben die wenigen Stellen wo es nicht steinig war. Auch dies verlief genau nach Plan und kurz nach halb 7 kam ich an der 2. Bootsanlegestelle vorbei. Die nächste Nachricht an Sven und weiter. Der Weg wurde nun auch nicht mehr besser, verlief noch etwas mehr durch den Wald, war immernoch steinig und nun ging es teilweise auch etwas mehr bergauf. Nun war joggen kaum noch möglich, statt dessen hiess es ein gleichmässiges flottes Gehtempo zu halten um nicht zu viel Zeit zu verlieren.
Der Nebel hatte sich nun auch gelichtet und wenn man mal kurz aus dem Wald rauskam hatte man einen tollen Blick auf die Berge.
Nach 3h hatte ich 17km hinter mir und noch genug Zeit fuer die letzten zwei Kilometer. Plötzlich tauchte mitten im Nichts ein Holzgestell mit Desinfektionsmittel auf. Coronazeiten eben auch hier in den Bergen. Nun kamen mir auch immer mehr Menschen entgegen und die letzten 500 Meter bis zur Fjällstation kam ich mir vor wie im Everest Basecamp, soviele Zelte, es war einfach Wahnsinn.
Nach 3h 20 Minuten kam ich dann am Helikopterlandeplatz an und war zufrieden, ich war genau in der Zeit, die Zwischenzeiten waren genau wie erwartet und ich fuehlte mich gut. Ich hatte keine Pause gemacht, nur 3 Energigels und Sportgetränk zu mir genommen und war immernoch fit wie ein Turnschuh.
Während ich unterwegs war war es auch fuer die Jungs an der Zeit sich fertig zu machen, Betten abziehen, notduerftig fruehstuecken, Klamotten zusammenpacken, alles ins Auto verstauen, Auto auf den Langzeitparkplatz stellen, Rucksäcke aufnehmen und zum Helikopterlandeplatz laufen wo sie gegen 8 Uhr eintrafen. 8.30 Uhr sollte der Hubschrauber gehen.
Und fuer mich hiess es auf den Helikopter mit den Jungs warten. Eigentlich sollte dieser kurz nach halb 9 kommen. Der Erste kam sogar schon kurz vor halb aber meine Jungs waren nicht an Bord. Und dann dauerte es ersteinmal eine halbe Ewigkeit bis der Helikopter Platz fuer den Nächsten machte. Der Grund: es warteten ueber 100 Menschen darauf mit dem Helikopter nach Nikkaluokta zu fliegen, die Schlange stand bis zur Fjällstation.
Und der Flughelfer wollte unbedingt erst alle Tickets kontrollieren und scannen bevor der Helikopter wieder abheben durfte, warum auch immer. Gegen 9 Uhr konnte dann endlich der nächste Helikopter landen, aufgrund der Mengen von Leuten flog man nun Accord mit 2 Helis und nun ging es auch endlich schneller voran. Aber auch im zweiten Helikopter keine Spur von den Jungs, erst im dritten Durchgang kamen sie endlich mit.
Mittlerweile war es schon 9.15 Uhr. Nun wurde ersteinmal Thorbens Rucksack wandertauglich gemacht, sprich aus meinem Rucksack raus und mit Inhalt gefuellt.
Dann sind wir zur Fjällstation gegangen, haben nochmal alles geordnet, nutzten noch ein letztes Mal eine Toilette mit Wasserspuelung und dann konnte es endlich losgehen. Hochmotiviert machten wir uns gegen 10 Uhr auf den Weg.
Die Motivation liess aber aufgrund des Zustandes des Weges und der Tatsache das Leif Eriks Rucksack sich schon nach ein paar hundert Metern in seine Einzelteile auflöste schnell nach. Das durfte doch nicht wahr sein, ein nagelneuer Bergans Rucksack und schon nach wenigen Minuten gehen die Nähte an den Riemen auf? Sven hat dann die Riemen notduerftig zusammengeknotet und befestigt das wir zumindest weiterlaufen konnten.
An der ersten Hängebruecke, hier hat man ungefähr 2km zurueckgelegt, machten wir eine erste Pause. Irgendwie ging uns das Ganze nicht so leicht von der Hand wie wir das gedacht hatten. So leicht die 19 km waren so schwer drueckte jetzt der mal wieder viel zu schwere Rucksack sowohl auf die Beine als auch auf die Stimmung (nicht nur bei mir sondern bei allen). Und der Weg war irgendwie auch viel schwieriger als wir den in Erinnerung hatten.
Und dank der erbarmungslos vom blauen Himmel strahlenden Sonne kamen wir auch richtig ins Schwitzen. Aber es nuetzte ja nichts, wir kämpften uns voran. Allerdings mussten wir viel häufiger Pause machen als wir es gewohnt waren. Auf der anderen Seite, uns hetzte ja diesmal nichts, die Schlafplätze waren uns sicher, vielleicht hat man es deswegen auch etwas ruhiger angehen lassen.
Mal von dem Anstieg nach der ersten Hängebruecke abgesehen ging es die ersten 5km eigentlich so ziemlich gemächlich geradeaus, teilweise folgt der Weg einem Fluss und lässt sich einigermassen gut laufen. Aber dann… dann kommt der Aufstieg zu den Seen und ab da geht es dann ständig hoch und runter, dazu noch ueber Steine und Bäche, es war eine reine Plagerei. Und es schien als käme man einfach nicht voran.
Doch dann endlich tauchte am Horizont die Kante auf hinter der es bergab zu den Singihuetten gehen sollte. Dachten wir zumindest. Als wir nach einer gefuehlten Ewigkeit und einem Beinahefalschabbiegen (hier mussten wir doch tatsächlich mal die Karte bemuehen) endlich an der Kante ankamen fing es auch noch an leicht zu regnen und die Kante war keine Kante sondern nur der Anfang eines Plateaus ueber das es nun scheinbar unendlich weiter geradeaus ging ohne auch nur einen Schimmer der Huetten zu sehen. Immerhin, der Weg war etwas weniger steinig das war aber nicht wirklich ein Trost.
Aber eins musste man sagen, hier waren wir wirklich alleine, während die Kebnekaise Fjällstation total ueberfuellt schien und es nur so von Menschen wimmelte, so gab es hier, ein paar km von allen Annehmlichkeiten entfernt so gut wie keine Menschenseele mehr. Nur eine Mutter mit Tochter aus Luleå war noch in Richtung Singi unterwegs aber sie hatten wir momentan ersteinmal abgehängt.
Abgehängt hatte uns auch bald Leif Erik. Ihn hielt nichts mehr, er wollte einfach nur noch ankommen und machte sich auf und davon zur Huette.
Gegen 17 Uhr kamen auch wir dann endlich an den Singihuetten an. Endlich den Ruecksack abnehmen, ersteinmal den wohlverdienten Saft trinken den man auch dieses Jahr zur Begruessung an den Huetten bekam.
Leif Erik hatte schon unser Zimmer in Beschlag genommen und nachdem wir uns etwas erholt hatten war es auch schon Zeit sich ums Abendbrot zu kuemmern. Kartoffelbrei, Ruehrei und Bohnen (Dosenbohnen, damit verschwand dann gleich schonmal eine ganze Ecke Gewicht aus dem Rucksack). Der Kartoffelbrei war irgendwie recht knapp bemessen, ich hätte wohl mal lieber vorher die Portionsgrössen probieren sollen. Aber letztendlich wurden wir doch einigermassen satt.
Mittlerweile war auch die Frau samt Tochter aus Luleå eingetroffen und sie fanden den Weg so schrecklich das sie keine Lust hatten, am nächsten Tag wieder zurueckzulaufen sondern statt dessen den Helikopter gebucht haben. Also bildeten wir uns den Zustand des Weges nicht nur ein. Am Abend trudelten dann noch ein paar andere Wanderer ein und auch diese hatten um die 7h fuer die Strecke gebraucht.
Nach dem Abendbrot lieh sich Leif Erik ersteinmal Nähzeug vom Huettenwirt um seinen Rucksack wieder zusammenzuflicken. Es sah nicht besonders schön aus aber das war ja auch nicht entscheidend. Gehalten hat es jedenfalls fuer die restliche Wanderung.
Und noch eine Sache, man hat ja immer das Gefuehl das die Kilometerangaben irgendwie nicht stimmen können. Ich hatte dieses Mal meine Trainingsuhr mit und am Ende des Tages sagte sie das ich 41,6km gelaufen sei, laut Karte und Schildern waren es aber nur 33km. Vermutlich ist das wirklich so das man eigentlich viel weiter läuft, denn die Kilometerangabe richtet sich meiner Meinung nach nach der Karte und diese weist im Normalfall einen geraden Wanderweg aus, das man ständig rueber und nueber und hoch und runter gehen muss scheint man da nicht zu beachten. Das ist zumindest unsere Theorie.
3. Tag 07.08., Singi-Sälka 12km
Wir hatten ganz gut geschlafen, wenn man mal davon absieht das mitten in der Nacht noch 2 Personen angekommen sind die zwar in einem anderen Zimmer unterkamen aber ziemlichen Krach in der Kueche veranstalteten und die Ersten frueh beizeiten schon los sind und dies eben auch nicht geräuschlos von statten geht.
Wir dagegen liessen den Tag ruhig angehen, hatten wir doch heute nur 12 leichte Kilometer vor uns, zumindest hatten wir das so in Erinnerung.
Nachdem wir uns zum Fruehstueck Knäckebrot mit Schmelzkäse einverleibt hatten packten wir zusammen und machten uns auf den Weg (nachdem ich noch ein paar Bilder vom Huettenplatz gemacht habe).
Dieser begann gleich wieder steinig und nach einer kleinen Weile begann dann auch der Aufstieg. Dieser war aber zum Glueck nicht sooo lang und auch weniger steinig als der Weg von gestern. Der Anstieg sollte auch die einzige Herausforderung des Tages werden denn die restliche Strecke hatten wir als ziemlich gerade und leicht zu wandern in Erinnerung. Aber da hatte uns Selbige schon wieder einen Streich gespielt. Zum Einen hatte man das Gefuehl das es ständig bergauf ging und zum Anderen war es steiniger als erwartet.
Aber das wussten wir noch nicht als wir am Ende des Anstieges ersteinmal eine Pause einlegten.
Nach der Pause ging es weiter und das nächste Ziel war der Rastplatz Kuoperjåkka. Und wie gesagt, so einfach wie wir es in Erinnerung hatten war der Weg nicht, auch hier viele Steine und immer wieder ging es hoch und runter, wenn auch immer nur kurz.
Nach 2h erreichten wir dann den Rastplatz Kuoperjåkka wo wir eine längere Mittagspause einlegten. Bis hierher hatten wir ca. 5km zurueckgelegt.
Kurz nach uns kam aus Richtung Norden ein Paar aus Indien und platzierte sich direkt neben uns, trotz Corona, trotz das der Rastplatz mehr als ausreichend gross ist und trotz der Tatsache das wir die Einzigen dort waren. Unbegreiflich aber naja. Wir taten so als wären sie nicht da und genossen eine Weile das tolle Wetter und die fantastische Landschaft.
Nachdem wir uns gestärkt hatten war es an der Zeit weiterzugehen, schliesslich lagen noch ca. 7km vor uns. Auch diese fuehlten sich wieder an wie eine Ewigkeit, aber zumindest wurde der Weg nun etwas besser. Dies änderte aber nichts daran das wir immer wieder eine Pause einlegten. 3,5km vor den Sälkahuetten, am Rentierzaun, stiefelte Leif Erik uns dann wieder davon während wir ersteinmal eine etwas ausgedehntere Pause machten. Wir beobachteten ein paar Rentiere, genossen das Wetter und hatten keine Eile. Doch irgendwann nahmen auch wir die restlichen Kilometer in Angriff und bei einer letzten Trinkpause 1,5km vor den Huetten sammelte auch ich meine Kraft nocheinmal zu einem kleinen Endspurt und liess Sven und Thorben zurueck. Ich wollte einfach nur den Rucksack los werden.
Gegen 16 Uhr kamen dann auch Thorben und Sven an den Huetten an, 6h, unglaublich, so lange haben wir noch nie fuer 12 km gebraucht. Irgendwie lief es dieses Jahr nicht richtig rund. Oder es liegt eben wirklich daran das einen nichts treibt und damit auch nichts motiviert schneller zu laufen. Auch hätten wir frueher nie so viele und vor allem lange Pausen gemacht.
Wir bekamen wieder ein 4-Bett-Zimmer zugeteilt, diesmal mit toller Aussicht in das Tal Richtung Nallo. Das entschädigte etwas fuer die Strapazen. Unsere Rechnung, das die Huetten auf dem Kungsleden dieses Jahr nicht so proppvoll waren ging auf.
Nachdem wir uns Cola und Bier gegönnt hatten richteten wir uns im Zimmer ein, schliesslich wuerden wir die nächsten 4 Nächte hier verbringen. Zum Abendbrot gab es Tortellini mit Tomatensosse, Leif Erik kaufte sich statt dessen lieber eine Dose weisse Bohnen, was auch ganz gut war sonst wären es nämlich wieder recht kleine Portionen geworden. Man hat ja fast das Gefuehl das ich uns alle auf Diät setzen wollte.
Den restlichen Abend liessen wir dann mit Gesprächen mit Mitbewohnern aus Spanien und Belgien ausklingen. Besonders Leif Erik genoss dies sichtlich, hatten die Belgier doch zwei Teenager mit, mit denen er mal so Themen vertiefen konnte die einen eben in diesem Alter so beschäftigen.
4. Tag, 08.08., Ruhetag
Wir haben ganz gut geschlafen. Nachdem der Grossteil der Wanderer die Stuga verlassen hatte begannen auch wir den Tag. Zum Fruehstueck gab es selbstgebackendes Pfannenbrot, was wirklich sehr lecker war.
Dann beobachteten wir eine Weile eine Schneehuhnfamilie die draussen unterwegs war.
Danach packten wir unsere Sachen und machten uns auf zu einem kleinen See. Diesen sah man von den Huetten aus und wir bildeten uns ein, eine Art Sandstrand zu erkennen.
Da ja in diesen Coronazeiten die Saunen nicht in Betrieb sind muss man sich halt andere Waschgelegenheiten suchen. Und es war einfach nur herrlich. Kalt natuerlich aber selbst ich stieg ins Wasser und wusch sogar die Haare. Hinterher fuehlten wir uns wie neu geboren. Nur ein Sandstrand war nicht wirklich vorhanden aber das war egal. Wir verweilten noch eine Weile an diesem herrlichen Fleckchen Erde bevor wir uns wieder auf den Weg zurueck zur Huette machten.
Dann hiess es ersteinmal ausruhen, die Strapazen der letzten beiden Tage steckten uns schon ganz schön in den Knochen. Zum Mittag gab es dann eine Tuetensuppe und dazu den Rest vom Pfannenbrot.
Am Nachmittag bin ich dann mit Leif Erik noch ein Stueck Richtung Tjäktja gelaufen, wir wollten mal die Stelle suchen an der man den Tjäktjajåkka waten kann um auf die andere Seite und damit in Richtung Sälka (Berg) zu kommen. Leider verlief die Suche erfolglos und als der Weg immer schlammiger wurde kehrten wir wieder um.
Den restlichen Tag ruhten wir uns wieder aus, die Kinder beschäftigten sich mit Holz hacken und den Huettenwirten helfen.
Zum Abendbrot gab es Hackfleisch in Tomatensosse mit Reis, ich weiss auch nicht, portionstechnisch habe ich dieses Jahr wirklich voll daneben gelegen. Es war zwar genug Hackfleisch aber der Reis war wirklich zu wenig fuer 4 Personen, genau schon wie die Suppe zum Mittag. Mit etwas Knäckebrot dazu wurden dann aber letztendlich doch alle satt.
Nach dem Abendbrot spielten wir Scrabble und Knack und dann war es auch schon Zeit sich in die Betten zurueckzuziehen. Das angekuendigte Unwetter mit Gewitter war bis dahin noch nicht aufgetaucht.
5. Tag 09.08., Sonntag Wetterzwangspause
In der Nacht zog dann das Unwetter doch noch auf, mit Windböen bis 18m/s. Und Regen. Die ganze Stuga hat gewackelt. Und auch am Morgen war es nicht viel besser, die umliegenden Berge hingen in grauen Wolken und es regnete.
Daher haben wir ersteinmal richtig ausgeschlafen, bis 9.30 Uhr. Ich weiss gar nicht wann ich das letzte Mal erst so spät aufgestanden bin.
Den Vormittag und auch einen Teil des Nachmittags verbrachten wir in der Stuga, spielten Mastermind, Knack und Schweinewerfen. Letzteres war fuer uns neu und es war der Huettenwirt Markus welcher uns dieses Spiel vorschlug. Man hatte zwei kleine Schweine die man wie Wuerfel warf und je nachdem wie sie landeten gab es Punkte, man konnte aber auch alle verlieren. Das war wirklich ein lustiges Spiel und vor allem dauerte es nicht so ewig, das man die Lust verliert.
Zum Mittag gab es Spaghetti Carbonara mit Parmesan, das war eins der leckereren Essen dieser Tour.
Am Nachmittag regnete es dann zumindest nicht mehr und so machten Sven und ich uns mal auf den Weg um zu schauen ob es nicht irgendeine Abkuerzung Richtung Nallo gibt. Man hatte nämlich den Weg verlegt da dieses Jahr einfach zuviel Wasser in den Bächen war und die Holzstege weggespuelt hatte. Dadurch musste man nun ersteinmal einen Bogen laufen bevor man auf den richtigen Weg kam. Und den wollten wir nach Möglichkeit sparen indem wir einfach die Bäche queren. Leider stellte sich aber heraus das der Umweg wohl doch seinen Sinn hatte, wir fanden keine Stelle wo man trockenen Fusses rueberkam.
Danach bin ich noch einmal alleine los um zu versuchen eine geeignete Watstelle Richtung Sälka zu finden. Diesmal fand ich sogar den Stein, bei dem man laut Wanderbuch trockenen Fusses ueber den Fluss kommt. Aber ersten war der recht weit entfernt und zweitens muesste man schon Jesus sein um dort trockenen Fusses rueberzukommen. Falls wir am nächsten Tag doch einen Versuch Richtung Sälka unternehmen wollten muessten wir uns wohl was einfallen lassen.
Ich machte ein paar Bilder von der Umgebung und ging dann zurueck zur Huette.
6. Tag, 10.08. Montag, Sockertoppen
Nachdem wir heute wieder vom bunten Treiben in der Kueche geweckt wurden starteten wir in den Tag. Heute wollten wir zum See 1050 wandern und von dort aus mal sehen ob wir noch weiter zum Sälka kommen. Nach dem Fruehstueck brachen wir auf. Das Wetter war heute endlich wieder gut und wir gingen zu der Stelle wo ich am Vorabend dachte das sie am geeignetsten sei um ueber den Fluss zu kommen. Aber bei näherer Betrachtung zeigte sich das das Wasser trotzdem zu tief und strömend war als das wir mit den Kindern einen Versuch starten wollten. Wir folgten dem Fluss ein ganzes Stueck flussaufwärts, vorbei an einem Wasserfall.
Schön war es hier schon nur ueber den Fluss kamen wir nicht. Also kehrten wir um und versuchten es statt dessen flussabwärts, wir gingen bis zum Stein aber auch hier nirgends eine Möglichkeit relativ trocken uebers Wasser zu kommen.
Also brachen wir den Versuch ab, sassen noch ein bisschen und genossen die Aussicht samt das Wetter bevor wir wieder zurueck zur Huette gingen.
Irgendwie liess mich der Gedanke an die Besteigung des Sockertoppen (Zuckerhut) nicht los. 2015 kamen wir ja aufgrund des Schnees nicht bis auf den Gipfel, sollte es denn auch diesmal unerledigt bleiben? NEIN!
Und so brachen Leif Erik und ich gegen 13.15 Uhr auf und versuchten unser Glueck. Das erste Stueck kannten wir ja schon, was es aber nicht wirklich einfacher machte, es gab keinen Weg, selbigen musste man sich selbst ueber Stock und Stein bahnen und dabei versuchen die nassesten Stellen zu umgehen. Und das Ganze natuerlich ständig bergauf.
Aber das sollte noch das einfachste Stueck sein. Nachdem wir den ersten Anstieg hinter uns hatten flacht es ersteinmal ein bisschen ab und nun galt es, eine geeignete Stelle fuer den Schlussanstieg hoch auf den Kamm zu finden auf dem man dann entlang bis zum Gipfel geht.
Und da traf mich fast der Schlag, wir erreichten die Stelle die fuer dieses Unternehmen empfohlen wird……aber da ging es fast senkrecht hoch und dazu noch teilweise ueber grosse Blocksteinfelder, (kann man leider auf Fotos nicht so darstellen)
Am Fusse des Anstieges trafen wir auf ein Paar und fragten ob sie auf dem Gipfel waren (vielleicht hätten sie uns ja einen Tip fuer den besten Weg geben können). Aber nein, sie hatten an dieser Stelle abgebrochen und wollten zurueck. Aufgeben? Schon wieder? Das kam fuer uns jedenfalls nicht in Frage. Diesmal sollte der Berg nicht wieder gewinnen.
Wir kraxelten den steilen Hang hoch. Zum Glueck war es nicht allzuweit, nur ein paar Hundert Meter, trotzdem wollte man den Gedanken, das man hier auch wieder runter musste, am liebsten aus dem Gehirn streichen. Denn nun hiess es ersteinmal, ueberhaupt bis zum Gipfel zu kommen.
Nach ein paar hundert Metern verlor der Anstieg etwas an Steigung, bestand nun aber nur noch aus Steinen, grosse, kleine, runde, spitze, lockere und festsitzende Steine. Es hiess sich irgendwie einen Weg ueber diese Steinwueste zu suchen. Ich befuerchtete schon das es nun bis zum Gipfel so weitergehen wuerde aber als wir endlich auf dem Kamm ankamen wurde es besser und wir wurden mit der ersten tollen Aussicht hinein ins Stuor Reaidavaggi belohnt, wo wir dann morgen unsere Wanderung fortsetzen wuerden.
Wir setzten unseren Weg bis zum Gipfel fort wo wir zwei trafen die bei uns in der Huette wohnten. Die Aussicht hier war natuerlich atemberaubend zumal das Wetter auch mitspielte.
Wir legten eine wohlverdienter Pause ein und Leif Erik bekam endlich sein Stueck Schokolade was ich ihm als Belohnung versprochen hatte. Nachdem wir uns etwas vom Aufstieg erholt hatten baten wir noch um ein Erinnerungs- und Beweisfoto bevor wir uns wieder an den Abstieg machten.
Wie erwartet war dieser nicht einfach und es war auch gar nicht so leicht den gleichen Weg zu finden den wir hochzu gegangen sind aber letztendlich waren wir schneller als erwartet aus dem steilsten Stueck heraus. Das freute uns und nun war der restliche Abstieg ein Kinderspiel. Wir naschten sogar hin und wieder von den Moltebeeren die hier ueberall wuchsen und gerade reif waren.
Auch dieses Jahr sind wir wohl einem Vogelnest etwas zu nahe gekommen, diesmal war es aber kein Fjällabb sondern ein Goldregenpfeifer der laut piepend und ganz aufgeregt um uns herumrannte und versuchte, uns in eine andere Richtung zu locken. Aber zumindest griff er uns nicht an.
Die letzten paar hundert Meter rannten wir dann fast um den bluthungrigen Mueckenschwärmen zu entkommen und gegen 17.30 Uhr waren wir wohlbehalten zurueck in der Stuga. Heute ist es mir doch tatsächlich gelungen mir eine Blase zu laufen. Meine Wanderschuhe wurden mir immer unsympathischer und mehr und mehr zog ich meine Laufschuhe vor.
Am Abend haben die Jungs dann einen 18jährigen Deutschen getroffen, Paul mit Namen, mit dem sie sich gut verstanden haben und den sie auf Trab hielten. Da Paul bisher noch gar nicht wusste wie er von Nikkaluokta ueberhaupt zurueck nach Deutschland kommen sollte da er die Rueckreise noch nicht gebucht hatten boten wir ihm noch an, falls er nichts findet, das wir ihn Samstag zumindest mit nach Luleå nehmen könnten, er bräuchte nur in Nikkaluokta bei unserem Auto warten.
Wir in der Stuga hatten noch eine heitere Anekdote als ein Italiener seinen Reis doch tatsächlich in der Wasserschöpfkelle kochte, er hielt sie fuer einen Topf. Naja gut woher soll man es denn wissen, mal davon abgesehen das sie sich im Wassereimer befindet und eben jeder damit Wasser schöpft. Leider waren solche Geschichten dieses Jahr recht selten, da zum Einen wesentlich weniger Leute unterwegs waren und zum Anderen sehr wenige aus dem Ausland, und die die da waren, waren zumeist Profis und wussten was sie taten.
7. Tag 11.08. Dienstag, Sälka-Nallo 9km
Heute liessen wir wieder den Anderen aus der Huette den Vortritt in der Kueche. Wir hatten es nicht eilig, schliesslich hatten wir nur 9km zu gehen. Nachdem sich die Stuga etwas geleert hatte starteten dann auch wir in den Tag, zum Fruehstueck gab es ein letztes Mal Knäckebrot, dazu Ruehrei.
Dann packten wir unsere Sachen zusammen, fegten das Zimmer aus, verabschiedeten uns bei den Huettenwirten und machten uns gegen 9.30 Uhr auf den Weg.
Wir liefen die neue Wegfuehrung, zunächst ein paar 100m Richtung Singi und dann links abbiegen.
Dann muss man ersteinmal den Anstieg ins Stuor Reaidavaggi meistern. Oben angekommen hat man einen tollen Blick zurueck.
Danach geht es ueber diverse Wasserläufe und Steinfelder gemächlich bergan.
Alsbald kamen wir an die Stelle wo ich das letzte Mal meine Panikatacke bekam aber heute kam ich gut ueber die Wasserläufe, vielleicht auch weil sie aktuell nicht so viel Wasser fuehrten und vor allem weil das Wasser klar war und man den Boden sehen konnte und somit auch die Steine.
Und dann breitet sich das Unna Reaidavaggi vor einem aus.
Wir haben ja in den letzten Tagen viel hin und her ueberlegt, ob wir nicht lieber links vom See gehen sollten. Mehrere Wanderer hatten berichtet, das die Watstelle am See knietief sein sollte. Andererseits wussten wir nicht wie der Weg auf der anderen Seite sein wuerde und ob nicht auch dort reissende Wasserläufe auf uns warten wuerden. Da aber ueber Nacht die Wasserpegel in Sälka deutlich gesunken waren beschlossen wir nun, das wir doch den auf der Karte eingezeichneten Weg benutzen wollten. Ausserdem wollten wir heute eh mal wieder baden und sollte die Watstelle wirklich knietief sein dann könnten wir das ja gleich dort erledigen.
Gesagt getan, das Wetter war super und wir genossen die Wanderung sogar ein bisschen, vor allem da die Rucksäcke nun deutlich an Gewicht verloren hatten. Wir rasteten an einem kleinen See wo sogar noch etwas Schnee lag, genossen die Einsamkeit und Ruhe, hier war weit und breit kein Mensch ausser uns zu sehen.
Und weiter ging es im Gänsemarsch.
Irgendwann kamen wir dann an die Watstelle.
Und was soll ich sagen, man musste schon ganz schön suchen um eine Stelle zu finden die knietief war. Es war also kein Problem, die Jungs kamen mit Wanderschuhen problemlos trockenen Fusses rueber. Nur ich habe meine tollen Watschuhe angezogen da ich immer etwas Probleme mit dem Gleichgewicht habe und daher ungern auf Steinen balanciere. Mit den Watschuhen konnte ich ja auch mal etwas mehr ins Wasser rein wo es mehr Fläche zum Stehen gab.
Nachdem wir die Watstelle durchquert hatten machten wir ersteinmal vor malerischer Kulisse eine Pause. Natuerlich waren wir froh das es nicht so war wie von den anderen Wanderern beschrieben.
Und weiter ging es. Nun ging es weitestgehend nur noch bergab bis wir an den Bach kamen wo wir gedachten zu baden bzw. uns zumindest mal zu waschen, fuers richtige Baden reichte die Wassertiefe nicht aus. Wir gingen ein Stueck den Bachlauf hoch und suchten uns eine geeignete Stelle. Oh so schön endlich mal wieder Haare waschen, wenn auch wieder mit eiskaltem Wasser. Die Jungs entdeckten dann weiter oben noch eine Stelle wo der Untergrund aus Sand bestand, das war ja der reinste Luxus. Wir fuehlten uns wie neugeboren und nun war es auch gar nicht mehr weit bis zur Nallostuga wo wir gegen 15.30 Uhr ankamen.
Der Huettenwirt war nicht da und hatte eine Nachricht hinterlassen das er erst gegen 19 Uhr wiederkommen wuerde. Also nahmen wir einfach mal eine Schlafkoja in Beschlag, wir waren die Einzigen und es schien auch noch kein Bett belegt zu sein.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir dann mit Gesprächen mit anderen Wanderern die auf der Durchreise hier vorbeikamen oder zelteten. Als die Sonne dann aber hinter dicken Wolken verschwand verschwanden auch wir in die Huette da es uns draussen einfach zu kalt wurde.
Nun war es auch langsam an der Zeit sich ums Abendbrot zu kuemmern während die Jungs wieder Karten und auch Schach spielten.
Irgendwann kam dann auch der Huettenwirt von seiner Wanderung rund um den Nallo zurueck, wir wechselten auch mit ihm noch ein paar Worte und liessen dann den Tag ruhig ausklingen.
8. Tag, 12.08. See 1078
Heute wollten wir einen Ausflug zum See 1078 machen. Dieser liegt auf dem Weg Richtung Tjäktja. Da der Wetterbericht von eventuellen Schauern sprach, es momentan aber noch schön war, zogen wir das Ganze gar nicht erst in die Länge sondern machten uns gleich nach dem Fruehstueck (arme Ritter, Luxus) auf den Weg.
Zunächst fuehrt der Weg zum Wasserfall. Bis hierher war es einfach und der Weg gut zu sehen. Vom Fusse des Wasserfalles steigt man dann steil seitlich hoch, der Weg ist hier aufgrund der Steine etwas undeutlicher und man sucht sich im Prinzip mehr oder weniger seinen eigenen Weg. Wir kletterten also die Klippen empor, vorbei an Schneefeldern und hin und wieder auch so nah am Wasserfall das wir ihn immer wieder bewundern konnten.
Auch habe ich mir heute mal die Zeit genommen ein paar Pflanzen zu fotografieren auf die man hier immer wieder stösst.
Als wir dann den Anstieg bewältigt hatten war es gar nicht mehr weit bis zum See. Was fuer eine fantastische Landschaft. Der See tuerkis, umliegend die hohen Berge mit teilweise Gletschern. Und vor allem…… hier war kein Mensch. Wir waren mutterseelenallein, nichtmal ein Tier war zu sehen. Hier konnte man wirklich Zeit und Raum vergessen, man fuehlte sich so weit weg von jeglicher Zivilisation, so weit weg von Corona und all den anderen Problemen des Alltags. Hier hatte man das Gefuehl, die einzigen Menschen auf der Erde zu sein. Einfach nur toll.
Wir setzten uns auf einen Stein und sogen die Szenerie eine ganze Weile in uns auf bevor wir uns wieder auf den Rueckweg machten. Wir fanden nicht genau den Weg den wir hinzu gingen und so kamen wir an ein Schneefeld, welches es zu ueberqueren gab. Sehr zur Freude der Jungs, alsbald hatte man eine Rutschbahn angelegt und hatte einen heiden Spass.
Bevor wir zur Huette kamen mussten wir natuerlich wiede rueber den Bach.
Als wir wieder an der Huette ankamen zeigte die Uhr 12.30, Zeit fuers Mittagessen welches aus Suppe und selbst gebackenem Pfannebrot bestand.
Den Nachmittag nutzten wir zum Entspannen, während der Huettenwirt die Fenster putzte. Und ich habe mal ein paar Fotos gemacht von ein paar Details bei der Huette.
Uebrigens sah man hier an der Huette die Auswirkungen von Corona. Die Huette sollte dieses Jahr renoviert werden, es lagen schon jede Menge Material fuer den neuen Fussboden und auch Ikeamöbelkartons mit neuen Kuechenmöbeln in der Huette.
Aber wegen des Virus wird dieses Jahr niemand kommen um den neuen Fussboden zu verlegen und die Möbel aufzubauen. Und so wird das Ganze auf nächstes Jahr verschoben, in der Hoffnung das die Welt dann wieder heilwegs normal funktioniert.
Am späten Nachmittag kam dann sogar hin und wieder die Sonne raus und wir sassen draussen und genossen die Zeit hier. Am Abend bekamen wir dann auch noch Besuch von einem stattlichen Rentier.
9. Tag 13.08. Unna Reaidastuga 14km hin und zurueck
Da am Vorabend die Wolken schon deutlich tiefer hingen, erwarteten wir nicht besonders tolles Wetter fuer heute. Und genau so war es auch. Die Berge waren in tief hängenden Wolken verschwunden. Auch ein toller Anblick, aber eben nicht wenn man eigentlich wieder eine Tagestour vorhatte.
Wir hofften auf Besserung und machten erstmal Fruehstueck mit dem restlichen Pfannenbrot. Und dann hiess es warten das sich die Wolken etwas verziehen. Und sie taten es, zumindest etwas. Allerdings war fuer den Abend schon wieder Regen angesagt und so machten wir (Leif Erik und ich) uns gegen 10 Uhr schon auf den Weg, in der Hoffnung in das gute Wetter reinzulaufen.
Wir folgten zunächst dem Weg Richtung Sälka bis zur Watstelle, ueberquerten diese und dann verliessen wir den Weg und stiegen Richtung Unna Räitastuga auf.
Wir gewannen zuegig an Höhe und bekamen damit einen tollen Blick aufs Stuor Reaiddavaggi.
Und dann begannen die Steinfelder. Angeblich sollten es insgesamt nur 7km bis zur Stuga sein, aber ca. 60 Prozent davon fuehrten ueber Steinfelder und damit kam man zum Einen nicht wirklich zuegig vorran und zum Anderen kommt es einem natuerlich auch viel länger vor, wie eigentlich immer.
Um die Richtung in diesem Wirrwarr von Steinen nicht ganz zu verlieren gibt es hin und wieder Steinmännchen an denen man sich orientieren kann, grosse, kleine, dicke und duenne.
Wir kämpften uns vorwärts, von Stein zu Stein, waren froh wenn uns mal ein kleiner Grasfleck etwas Abwechslung bot. Aber die Aussichten waren die Muehe wert. Rechts von uns thronte der Vaktposten (Wachtposten) auf dessen Gletscher wir nun auch einen tollen Blick hatten.
Im weiteren Verlauf konnten wir den Knivkammen (Messerruecken) bewundern und zwischen Vaktposten und Knivkammen konnten man den westlichen Messergletscher betrachten, zumindest den Teil den man sah.
Weiter ging es ueber Stein und Stein bis endlich der See 1226 ins Blickfeld kam, am Fusse der Pyramiden gelegen, an dessen Ende das Ziel unseres Ausfluges lag.
Aber es sollte nochmal anstrengend werden bis dahin, ich dachte man kann einfach am See entlang gehen aber nix, zum Einen war das Ufer teilweise steil ins Wasser abfallend, zum Anderen versperrten grosse Schneefelder den Weg. Also mussten wir wieder hochkraxeln bis wir hoch genug waren um die Schneefelder umgehen zu können. Und so dauerte es noch eine ganze Stunde bis wir endlich an der Huette ankamen.
Die Huette selbst lag malerisch am Ende des Sees, am Fusse der Pyramiden und hoch oben auf einem Absatz von dem aus man hinunter ins Unna Reaidavaggi schauen konnte. Die Huette selbst war schon ziemlich baufällig, und die Toilette hatte ihre besten Zeiten schon länger hinter sich.
Daher hat man auch beschlossen, hier eine neue Huette zu bauen, das Baumaterial lag auch schon bereit, sowohl draussen als auch drinnen (die ganze Huette war vollgestopft, wer hier eine Uebernachtung eingeplant hatte musste sich eine andere Alternative suchen). Da dies eins der wenigen Projekte war die trotz Corona durchgefuehrt wurden, waren wir wohl unter den letzten die die alte Huette noch gesehen haben.
Da in den umliegenden Tälern schon schwarze Wolken im Anmarsch waren haben wir uns allerdings nicht zu lange aufgehalten sondern traten alsbald den Rueckweg an. Da in der Zwischenzeit niemand da war und die Steine weggeräumt hatte war dieser natuerlich genauso beschwerlich wie der Hinweg aber es fuehlte sich irgendwie so an als kämen wir zumindest besser vorwärts. Allerdings waren wir auch so konzentriert wir hätten nicht einmal gemerkt wenn neben uns eine ganze Rentierherde gestanden hätte.
Wir trafen dann noch auf den Huettenwirt und seine Familie die auch unterwegs zur Unna Reaidahuette waren, wechselten ein paar Worte und dann waren wir wieder allein auf weiter Flur. Hierher verirren sich nicht so viele Wanderer.
Als wir dann wieder an der Watstelle ankamen fielen die ersten Regentropfen. Oh nein, um so wenig wie möglich Gepäck mitzuschleppen hatte ich nicht mal die Kameratasche mit geschweigedenn einen Rucksack wo ich die Kamera hätte reinpacken können. Und wasserdicht ist sie leider nicht. Und wir auch nicht. Also galt es, schneller als der Regen zu sein. So schnell es ging, teilweise joggend, liefen wir zur Nallostuga. Unterwegs trafen wir noch auf Markus, den Huettenwirt der Sälkahuette der unbedingt noch ein Foto mit uns machen wollte aber dann konnte uns niemand mehr stoppen. Und wir gewannen den Wettlauf mit dem Regen, mehr als ein paar Tropfen bekamen wir nicht ab aber keine 5 Minuten nachdem wir die Huette erreichten begann es, in Strömen zu regnen.
Nun kochte Sven ersteinmal warmen Kakao fuer alle und der restliche Tag wurde wieder mit Schachspielen, Buecher lesen und einer Warhammererklärstunde verbracht.
Nun hofften wir nur das der nächste Tag wieder besseres Wetter im Gepäck hatte und mit diesem Wunsch gingen wir zu Bett.
10. Tag 14.08. Nallo-Vistas 10km
In der Nacht stuermte es mal wieder so heftig das die Huette wackelte. Als wir 7.15 Uhr aufwachten hatte sich das Wetter aber etwas beruhigt, es regnete auch gerade nicht aber die Berge hingen noch immer in dicken Wolken.
Wir kochten Griesbrei zum Fruehstueck und packten unsere Sachen zusammen. Wir machten noch die Stuga sauber, schliesslich waren wir die Einzigen die hier drin gewohnt hatten, packten die Regensachen griffbereit ganz obendrauf, zogen die Regenueberzuege ueber die Rucksäcke und machten uns auf den Weg.
Heute war deutlich mehr Wasser im Bach den man queren muss und ich war froh, mich doch fuer die Wanderschuhe entschieden zu haben, es gab kaum noch Steine die aus dem Wasser rausschauten.
Es tröpfelte leicht vom Himmel aber das war noch im Rahmen und wir kamen gut voran, schliesslich ging es heute nahezu nur noch bergab. Wir liessen die Nallostuga hinter uns und schritten vorwärts.
Der Weg fuehrt einen zunächst am Nallo entlang und es ist faszinierend wie dieser je nachdem wo man sich befindet sein Aussehen verändert. Von der Huette aus ist es ein langgezogener Bergruecken, aber je weiter man Richtung Vistas geht umso spitzer wird der Berg.
Ehe wir es uns versahen kamen wir an der Watstelle ca. 4km von der Nallohuette entfernt an. Sven setzte ueber wie er war, wir anderen tauschten zu Watschuhen, sicher ist sicher.
Nachdem das Wasser durchquert war, machten wir eine kurze Pause bevor wir weitergingen.
Alsbald säumte Weidengestruepp den Weg. Dies ist besonders gemein, es sind zwar nur relativ niedrige Buesche aber die Zweige sind superhart und wenn man, wie ich, nur in Hosen unterwegs ist die bis knapp uebers Knie gehen, zerschindet man sich die Beine. Es sei denn man hat Gamaschen mit die man drueberziehen konnte. Und das hatten wir. So kamen diese sogar noch zum Einsatz.
Heute hatte man das Gefuehl das Sven und Thorben Jagdwurst gefruehstueckt hatten. Sie legten ein Affentempo vor wo ich nicht mithalten konnte und irgendwie auch nicht wollte. Leif Erik leistete mir Gesellschaft und so liessen wir die Beiden ziehen, es war ja heute nicht so weit bis zur Huette.
Der Weg war nun im weiteren Verlauf ziemlich nass, teilweise war der Bach der Weg, wir dachten erst wir wären falsch gelaufen aber nein, es war einfach so, der Weg ging einfach ein Stueck im Bach entlang. Mal davon abgesehen das der Weg nicht mehr viel besser wurde und man immer wieder Stellen passierte wo man kaum trockenen Fusses langkam bot die Strecke nichts Besonderes, selbst Rentiere waren heute nicht zu sehen.
Nach 3,5h kamen Leif Erik und ich an der Vistashuette an wo die anderen Beiden inzwischen schon die Schlafplätze klar gemacht hatten und Cola und Bier besorgt hatten. Wir bekamen ein ziemlich neu renoviertes Zimmer in der Hundestuga, hier gab es richtige Betten aber auch ein Problem, die Betten waren von diesem Modell wo man unten 1,40 Meter breite Matratzen hat. Unsere Bettlaken allerdings waren nur fuer 90 cm. Woher hätten wir auch wissen sollen das es hier solche breiten Betten gab.
Da es in der Huette eiskalt war haben wir ersteinmal ein Feuer im Ofen entfacht welches nach einer Weile eine gemuetliche Wärme verbreitete.
Heute gönnten wir uns sogar mal ein Kaffeetrinken mit heisser Schokolade und Keksen!!!. Welch ein Genuss. Darauf hatten wir bisher weitgehend verzichtet, da wir gerne unter der Wanderung auch etwas Gewicht loswerden wollten.
Zum Abendbrot gab es Renskav mit Kartoffelbrei (fuer Leif Erik Hackfleisch da er kein Rentier isst). Der Plan war eigentlich unterwegs Preiselbeeren zu pfluecken und daraus Marmelade zu machen aber es gab ueberhaupt keine und auch der Verkaufsschrank in der Huette hatte keine Preiselbeermarmelade mehr auf Lager. Aber egal es schmeckte auch so ganz gut und wurde einstimmig zum besten Essen der Wanderung gewählt.
Fuer den morgigen Tag war Regen angesagt, das wäre ja nicht so toll. Mal sehen. Ersteinmal schlafen.
11. Tag 15.08. Vista-Nikkaluokta 22km + 12km Boot
Wir hatten recht schlecht geschlafen. So schön das mit den geräumigen Betten war, so unbequem waren sie aber letztendlich. Puenktlich um 7 klingelte dann auch der Wecker. Wir hatten uns ueberlegt das wir um 8 Uhr loslaufen muessten um es sicher bis 17 Uhr zum bestellten Boot zu schaffen. Wobei, wir hätten das Boot zur Not von unterwegs aus auch noch auf später bestellen können da man irgendwann wieder in den Bereich des Telianetzes kommt aber auf der anderen Seite wollten wir ja auch irgendwann zu Hause ankommen.
Kurz bevor wir los sind wurden wir noch von einer Frau mit Hund angesprochen ob es okej wäre wenn sie mit uns im Boot fahren wuerde. Ja, klar warum nicht. Mit 20 Minuten Verspätung verliessen wir die Vistashuette und machten uns auf die längste Etappe der Wanderung, 22km standen uns bevor. Unser erstes Ziel war, bis 12 Uhr an der zweiten Bruecke zu sein. Dort hatte man 10km hinter sich und wenn wir das schaffen wuerden dann wäre auch der Rest kein Problem.
Der Weg begann im Prinzip wie befuerchtet, durch den Wald, nass, und ohne irgendeine Aussicht. Das hatten wir uns schon gedacht, schliesslich konnten wir uns noch gut an die letzten 4km bis zur Huette aus Richtung Alesjaure erinnern. Und ungefähr so war es nun auch.
Nur hin und wieder wurde der Wald mal etwas lichter und man konnte auf die umliegenden und zurueckliegenden Berge schauen.
Das Wetter war im Prinzip gut dort wo wir waren aber hinter uns regnete es, was zu einem tollen Regenbogen fuehrte und auch vor uns war der Himmel grau.
Weiter ging es durch mehr oder weniger dichte Vegetation gepaart mit Schlammlöchern und hin und wieder auch mal tollen Aussichten.
Dann machte der Weg ersteinmal einen Abstecher und ich hatte schon das Gefuehl das wir zum Mårmapass laufen. Es ging stetig den Berg hoch, weg vom Fluss.
Aber dann tauchte sie endlich auf, die erste Hängebruecke. Bisher hatten wir uns kaum Zeit fuer eine Pause genommen. Aber nun, da wir ca. 6km zurueckgelegt hatten, genehmigten wir uns eine etwas längere Rast. Wir lagen gut in der Zeit und wuerden es bedenkenlos bis 17 Uhr zum Bootsanleger schaffen.
Nachdem wir uns gestärkt hatten und ich meine nassen Socken getauscht hatte (ich hatte mich heute aufgrund der Länge der Strecke fuer die Laufschuhe entschieden, das war im Nachhinein eine gute Wahl aber ich musste halt bei jeder Pause Socken tauschen da der Weg stellenweise sehr nass war) machten wir uns wieder auf den Weg.
Die Vegetation war nun nicht mehr ganz so dicht und mehr und mehr gab es auch mal offene Stellen, meist Moorlandschaft ueber die man mittels Holzbohlen gelangte.
Nächstes Ziel war die Bruecke an km 10. Diese erreichten wir gefuehlt schon kurze Zeit später, die Uhr zeigte 11.30 Uhr. Wir hatten also die 20 Minuten Verspätung aufgeholt und noch eine halbe Stunde auf den Zeitplan gut gemacht. Nun fiel so langsam die Anspannung ab, ja wir wuerden es auf jeden Fall bis 17 Uhr zum Boot schaffen. Nun konnten wir es also etwas ruhiger angehen lassen und ersteinmal eine längere Mittagspause machen.
Nachdem wir uns gestärkt hatten setzten wir unseren Weg fort, es half ja nichts, wir wollten ja auch irgendwann mal ankommen und es lagen trotz allem noch 12km vor uns. Im Prinzip ist die Strecke ziemlich eintönig. Hin und wieder wird der Wald mal von offenen Flächen unterbrochen, teilweise geht es auf Holzbohlen ueber Moore. Hin und wieder geht man mal ueber kleine Huegel aber ansonsten plätschert der Weg einfach nur vor sich hin, mal von den Stellen abgesehen wo man sich seinen Weg durch Schlamm und Wasser bahnen muss. Auch andere Leute traf man nicht, man war ganz alleine.
Wir folgten dem Weg, machten hin und wieder eine Pause und freuten uns schon aufs Ankommen.
Irgendwann tauchte es dann endlich auf, das 5 km Schild. Oh wie hatten wir uns danach gesehnt. Nun gab es endlich einen Countdown zum Ziel. Das gab uns einen richtigen Motivationsschub.
Und nun begegneten uns sogar hin und wieder mal Leute, man hatte das Gefuehl, der Zivilisation nun näher zu kommen.
Am 3km Schild machten wir eine letzte Pause. Hier hatten wir wieder Handyempfang und beschlossen, mal in Nikkaluokta anzurufen um uns zu vergewissern, ob das Boot auch wirklich kommt. Sicher ist sicher. Man bestätigte mir das die Buchung fuer 17 Uhr steht, gleichzeitig fragte man ob wir schon am Bootsanleger wären und man uns eventuell eher holen könnte. Es wäre so harter Wind der im Laufe des Nachmittags noch zunehmen sollte und man wuerde daher gerne eher kommen. Wie es der Zufall wollte kam just in dem Moment auch die Frau mit Hund vorbei (Lena mit Namen) und so konnten wir uns abstimmen. Es war gerade 15 Uhr und es sollte kein Problem sein in einer Stunde am Anleger zu sein.
Gesagt getan, Pause beendet und Abmarsch. Eigentlich waren 3km in einer Stunde schon etwas straff, zumal wenn man schon 19km in den Knochen hat aber nun hatten wir einmal gesagt das es okej ist nun musste es gehen. Wir redeten nicht viel, Fokus lag nun auf dem Vorwärtskommen. Lena vorneweg, Leif Erik hinterher und wir anderen 3 versuchten heilwegs mitzuhalten. Das der Weg hier immer nasser wurde und teilweise ohne Bohlen durchs Moor ging und damit meine Fuesse patschenass waren war nun auch egal.
Zu allem Ueberfluss kamen wir dann auch noch an einen Bach den wir definitiv nicht trockenen Fusses passieren konnten. Komisch, davon war gar keine Rede gewesen, weder auf der Karte noch im Buch. Während Thorben und ich uns gleich die Schuhe auszogen und durch das kalte Wasser liefen, suchten und fanden Sven und Leif Erik im Unterholz eine Alternative, die war aber auch nur fuer Waghalsige, die Steine unter Wasser moosbewachsen und damit glatt, das Wasser ziemlich reissend. Zum Glueck sind Beide rueber gekommen ohne ins Wasser zustuerzen.
Nach dieser Aufregung ging es gleich weiter, wir hatten keine Zeit zu verlieren und endlich tauchte der Abzweig zum Bootsanleger auf.
Noch 350 Meter und wir waren am Ziel. Unterwegs ein letzter Blick zurueck ins Vistasdalen wo wir gerade herkamen.
Die Uhr zeigte 15.45 als wir an der Bootsanlegestelle ankamen. Zeit um mich noch meiner nassen Schuhe und Socken zu entledigen. Ich borgte mir Leif Eriks Gummilatschen. Und dann kam auch schon das Boot um die Ecke, puenktlich wie die Feuerwehr, und vermutlich auch genauso rasant.
Wir stiegen ein, legten die Schwimmwesten an und schon konnte es losgehen. Fuer Unterhaltung an Bord sorgte nicht nur die vorbeigleitende Natur sondern auch der Hund namens Punky, welcher immer zwischen Leif Erik und Thorben hin und her kletterte und sich Streicheleinheiten abholte.
Die Bootsfahrt selber war auch toll und ein schöner Abschluss dieser Wanderung.
Als wir dann fast in Nikkaluokta waren, geht das Flusssystem in einen etwas grösseren See ueber und hier merkten wir warum man uns eher holen wollte, wir hatten wirklich sehr starken Gegenwind und das Boot musste ganz schön kämpfen um vorwärts zu kommen.
Nachdem wir das Boot dann verlassen hatten waren es nur noch ein paar hundert Meter bis zum Auto. Endlich da. Endlich Rucksack runter, Wanderschuhe aus, durchatmen.
Ich ging dann noch schnell zur Rezeption um die Bootsfahrt zu bezahlen, auch hier bekamen wir wieder Nachlass fuer die Kinder obwohl das nirgendwo stand das Kinder ermässigt fahren, statt der geplanten 1440 SEK musste ich nur 1020 SEK bezahlen. Sowas passiert einem ja nicht so oft. Da war dann auch fuer jeden noch eine Limo drin bevor wir uns auf den Weg nach Kiruna machten.
Als Belohnung fuer die Strapazen wollten wir zum Burger King gehen was wir nun auch in die Tat umsetzten. Oh war das lecker.
Nachdem wir unser Mahl genossen hatten machten wir uns auf den Heimweg, wir fuhren diesmal nicht ueber Jokkmokk sondern die E10 bis Töre und dann auf die E4.
22 Uhr kamen wir dann erschöpft aber gluecklich zu Hause an wo wir uns ersteinmal alle eine schöne warme Dusche genehmigten. Nach 11 Tagen ohne warmes Wasser weiss man das wieder richtig zu schätzen.
Zusammenfassung:
Die Wanderung war im Grossen und Ganzen recht okay, die Huetten auf dem Kungsleden wie erwartet nicht so ueberfuellt. Wir hatten zum Grossteil auch Glueck mit dem Wetter. Schade war aber wirklich das die Saunen nicht in Betrieb waren aber okay, was will man machen ist halt den Umständen geschuldet. Und wir haben uns mal wieder einiges gelernt und die Kinder haben mal am eigenen Leib gespuert wie es ist wenn man eben kein warmes Wasser aus der Leitung hat.
Und hier ein paar Lehren dieser Wanderung:
1. Das Gewicht des Rucksacks spielt eine grössere Rolle als man glauben möchte. Die nächste Wanderung werden wir definitiv anders planen, viel weniger Essen mitnehmen (denn das Essen machte mal wieder den Grossteil des Gewichtes aus) und statt dessen lieber etwas mehr Geld ausgeben und in den Kiosken der Huetten einkaufen. Ein leichterer Rucksack gibt einem so viel mehr Qualität beim Wandern.
2. Das was Viele immer raten, man solle stationär irgendwo sein und von dort Tagesausfluege machen- es funktioniert fuer uns nicht. Wie im Prinzip erwartet aber nun haben wir es eben mal getestet und es bestätigt bekommen. Zu schnell sagt man sich, ach heute bleiben wir mal in der Huette, heute ist das Wetter schlecht usw. Und hinterher ärgert man sich dann aber, das man nicht doch den ein oder anderen Ausflug mehr gemacht hat.
3. Ich habe ja dieses Mal den neuen Trend getestet und zwar in Laufschuhen wandern zu gehen. Natuerlich hatte ich die Wanderschuhe mit und hin und wieder kamen sie auch zum Einsatz aber mit den Laufschuhen ging es besser als erwartet. Ich dachte ja das ich mehr umknicken wuerde und schlechteren Halt habe, aber im Prinzip war das Gegenteil der Fall, ich bin mit den Laufschuhen weniger umgeknickt als mit den Wanderschuhen. Und es lief sich einfach leichter in den Laufschuhen. Daher werden die Wanderschuhe fuer meinen Teil das nächste Mal zu Hause bleiben, denn im Rucksack sind sie nur unnötig schwer. Und mit den Laufschuhen habe ich mir auch keine Blasen gelaufen, im Gegensatz zu den Wanderschuhen.
4. Es ist gar nicht von Vorteil wenn man eine Strecke schon kennt. Geht man eine unbekannte Strecke weiss man ja nicht was auf einen zukommt und geht einfach vom Schlimmsten aus. Kennt man eine Strecke aber schon bildet man sich ein sie sei leichter als sie wirklich ist, da man offensichtlich das Schlechte verdrängt und nur das Gute behält. Und dann hat man ein Bild von der Strecke im Kopf welches dann nicht erfuellt wird und das ist frustrierend.
5. Ruhig auch mal Tagesausfluege machen und in der Nähe der Huetten einen Gipfel besteigen. Oft ist das gar nicht so weit wie man denkt und es reicht ein halber Tag dafuer aber man bekommt fantastische Ausblicke, viel spektakulärer als wenn man sich immer nur auf dem Wanderweg im Tal bewegt.
6. Tagesetappen jenseits der 20km sind echt grenzwertig und sollten weitestgehend vermieden werden, noch dazu wenn sie schweres Gelände wie steile Anstiege oder Geröllfelder enthalten. Daher habe ich die Wanderung um den Sulitelma, falls sie denn jemals stattfindet, schon umgeplant um die 24 schweren Kilometer zu eliminieren.
Mal sehen wann und wo uns die nächste Wanderung hinfuehrt.