Herbstwanderung im Muddus 2021-erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Herbstwanderung im Muddus 2021-erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Irgendwie hatte uns der Alltag nach unserer diesjährigen Fjällwanderung viel zu schnell eingeholt und es dauerte nicht lange bis man schon wieder Lust bekam doch nochmal wandern zu gehen. Und vor allem auch mal den Herbst zu erleben.

Nun ist ein Wochenendwanderausflug in die Berge wenig sinnvoll, dazu ist einfach die Anreise dann doch zu lang.

Aber es gab da noch so ein gebiet wo ich schon immer gerne mal hin wollte, wo man aber im Prinzip generell nur im Herbst hin kann da es im Fuehjahr viel zu nass und im Sommer viel zu mueckenreich ist-der Muddus Nationalpark. Auch hier gibt es Uebernachtungshuetten, aber nicht vom STF sondern einem Verein welcher diese betreibt. Die Uebernachtung kostet auch nur 150 SEK pro Person, also wirklich sehr preiswert im Vergleich zu den Bergen.

Schliesslich konnte ich meine Männer davon ueberzeugen, das wir ueber meinen Geburtstag dort wandern gehen, ich hatte eine Route zurechtgelegt die mir machbar erschien. Und ich hatte mir das so toll ausgemalt, da wir nur ein Wochenende weg sein wuerden konnten wir weitgehend normales Essen mitnehmen, mussten nicht auf das getrocknete zurueckgreifen. Ausserdem gab es ueberall um Park auch Feuerstellen wo man schön ein Feuer machen konnte, ne Wurst grillen, Stockbrot, was auch immer.

Also beluden wir unsere 2 Rucksäcke (die Kinder brauchten ausnahmsweise mal keinen Rucksack tragen) ausser mit Klamotten und Bettzeug vor allem mit allerlei Leckereien, Rösti, Bratwurst, Stockbrot, verschiedensten Käse, Tortillabrot, Mozartkugeln, ja sogar ein Geburtstagskuchen wurde mitgenommen.

Am Freitag kurz vor 13 Uhr ging es los Richtung Jokkmokk. Wie immer unterwegs noch den ein oder anderen Weg erledigt aber das ist ja normal.

Irgendwie hatte ich mich mal wieder verkalkuliert was die Entfernung angeht, ich war ja der Meinung der Muddus sei gleich hinter Jokkmokk, aber irgendwie waren es trotzdem noch 20km plus 11 km Schotterpiste bis wir endlich am Parkplatz und somit am Eingang zum Nationalpark ankamen. Bloss gut das wir eher losgefahren sind als gedacht denn es war mittlweile doch schon 16 Uhr, wir hatten 7km vor uns und irgendwann (schneller als uns lieb war) wuerde es ja auch dunkel werden.

Wir verloren keine Zeit und machten uns auf den Weg. Zunächst geht es ein Stueck auf behindertengerechten Bohlenwegen  entlang bis man dann auf einen Pfad abzweigt welcher durch den Wald fuehrt.

Der Pfad selber variierte doch sehr sowohl in Breite als auch Beschaffenheit, mal war er richtig breit und super leicht zu laufen, mal schmal, mal super steinig. Alles in allem aber trotzdem gut zu gehen und auch gut unterhalten, da wo Bäume ueber den Weg gefallen sind wurde ein Stueck herausgeschnitten damit man durchgehen konnte, auch gab es einige Holzbohlen und Bruecken.

Ansonsten ist der Wald aber unberuehrt, umgefallene Bäume bleiben liegen, hier wird nicht abgeholzt, nix, es ist der grösste Waldnationalpark Schwedens.

Wir marschierten voran, 7km sollten kein Problem darstellen. Das Einzige was mich etwas beunruhigte waren die vielen Autos auf dem Parkplatz, immerhin hatte die Huette nur 12 Schlafplätze und der Parkplatz war doch ziemlich voll. Nachdem uns aber nach und nach immer wieder Leute entgegenkamen beruhigte ich mich zusehends, offensichtlich waren das alle nur Tagesausfluegler.

Auf den 7km bis zur Fallhuette gibt es im Prinzip einen leichteren und einen schwereren Weg, die sich immer mal wieder kreuzen, man kann also wenn man will auch nur mal ein Stueck den schwereren gehen, wie man mag. Beim Schwereren geht es im Prinzip mehr bergauf und bergab während der leichtere Weg meist auf gleicher Höhe verläuft.

Nach einer Weile war in 100m ein sehenswerter Ort ausgeschildert, das wollten wir uns anschauen. Und tatsächlich man kam an den Rand einer Schlucht in die man hinunterblicken konnte, allerdings war die Aussicht doch ziemlich von Bäumen eingeschränkt aber man konnte es sich zumindest vorstellen was sich da unter einem ausbreitete.Und weiter ging es durch den herbstlichen Wald.

Gegen 18 Uhr erreichten wir den Aussichtspunkt am Muddusfall. Wie der Name sagt hat man hier einen tollen Blick auf den Muddusfall,auch gibt es hier eine Feuerstelle und ein Klo, wir aber nutzten beides nicht sondern gingen, nachdem wir den Wasserfall bestaunt hatten, die paar hundert Meter weiter bis zu unserem Tagesziel der Muddusfallhuette.

 

Kaum angekommen wurden wir von einer Frau begruesst und willkommen geheissen. Na huch, ich hatte gar nichts darueber gelesen das es hier auch Huettenwirte gibt. Gab es auch nicht, sie war einfach nur eine redselige Touristin aus Göteborg.

Wir bezogen das grössere der beiden Zimmer in welchem sich 9 Betten befanden (3 Doppelstockbetten und jeweils darunter noch eine Schublade mit einer Matratze die man ausziehen konnte). Nur irgendwie mangelte es an Bettzeug, es sollten ja Filzdecken und Kissen vorhanden sein, wir fanden ganze 5 Kissen und 3 Decken, fuer 12 Betten. Da kam dann gleich meine Leichtgewichtsdaunendecke zur Anwendung die ich mitgenommen hatte, mir war es recht, konnte ich sie mal probieren.

Da es draussen schon anfing zu dämmern richteten wir uns ersteinmal ein, holten Wasser aus dem Brunnen (welcher ein mit Betonringen ausgekleidetes Loch im Moor war, hm, man soll ja Moorwasser eigentlich nicht trinken)und bereiteten das Essen zu, wir befuerchteten nämlich das unsere mitgebrachten Teelichter nicht wirklich ausreichend Licht in die Huette bringen wuerden. Auch heizten wir den Ofen an denn wirklich warm war es nicht, ca. 6 Grad draussen. Da das Wasser nicht gerade vertrauenserweckend aussah kochten wir uns einen Vorrat davon ab und daher gab es eben nun am Abend nur warme Getränke.

Zum Abendessen gab es Tortillabrot mit Chili con Carne und Käse gefuellt und da Freitag war gab es hinterher noch eine spanische Käseplatte mit Minikrackern.

Der Gedanke war zwar eigentlich, draussen ein Feuer zu machen aber irgendwie war uns dann doch nicht danach, im Dunkeln noch im Wald rumlaufen und Holz zusammensuchen war dann doch nicht so der Favorit, ausserdem war es in der Huette mittlerweile gemuetlich warm so das man gar nicht mehr raus in die Kälte wollte.

Und ehe man es sich versah war es richtig dunkel draussen und damit im Prinzip auch drinnen denn es war wie befuerchtet, die Teelichter erhellten den Raum nicht wirklich sonderlich. Bloss gut das ich auch eine kleine Taschenlampe mit hatte sonst wäre der Gang zum Örtchen schon etwas schwieriger gewesen.

Es dauerte dann auch nicht mehr lange bis wir den schwachen Schein der Teelichter entgueltig zum erlöschen brachten und uns ins Land der Träume verabschiedeten.

Der nächste Tag, Samstag der 18. September. Ich hatte ganz gut geschlafen, Sven eher nicht so. Die Huette war ueber Nacht doch ziemlich ausgekuehlt. Wir haben erst ueberlegt ob wir nochmal ein Feuer anmachen sollten, allerdings wuerde es eine ganze Weile dauern bis die Huette auf Temperatur gebracxht worden wäre und so liessen wir den Ofen aus, nahmen unser Fruehstueck zu sich und packten unsere 7 Sachen zusammen. Fuer den heutigen Tag standen 23km Wanderung auf dem Plan, der Gedanke war an der nächsten Huette, nach 11 km, eine Mittagspause einzulegen, vielleicht zu grillen, dann nach weiteren 7km an wieder einer Huette hatten wir geplant, die Geburtstagstafel zu decken mit Kuchen und Cappuchino fuer uns und heisser Schokolade fuer die Kinder und dann wären es noch 5km bis zur letzten Huette des Tages. Wie gesagt, das war der Plan. Nachdem ich unserer Mitbewohnering aus Göteborg noch ein paar meiner Dolormin abgegeben hatte damit sie mit ihrem höllisch schmerzenden Knie vielleicht eine Chance hatte die 7km zum Parkplatz zu kommen.

Gegen 9.15 machten wir uns auf den Weg. Es ging wieder durch den Wald und nach kurzer Zeit ueberquerten wir den Muddusätno auf einer gewaltig wirkenden Holzbruecke.

 

 

und dann ging es einfach immer im Wald lang, auch hier mit wechselndem Geläuf, mal breiter, gut zu gehender Weg, mal nur ein schmaler Pfad in dichterer Vegetation. Solche fantastischen Aussichten wie in den Fjälls hat man hier natuerlich nicht aber die Herbstfarben und der Wald hatten teilweise auch ihren Charme, zumindest empfand ich das so. Meine Jungs konnten sich nicht so richtig fuer diese Art der Wanderung erwärmen, lag vielleicht auch an den niedrigen Temperaturen.

Dann ging es eine Weile auf so kleinen Erhebungen entlang, links und rechts selbiger erstreckten sich Moore, ich hoffte ja, das man hier vielleicht sogar einen Elch entdecken konnte aber dem war nicht so.

Nach 6km kamen wir an eine Weggabelung und machten ersteinmal eine Pause.

Leider war das gar nicht so angenehm wie man sich das gedacht hatte denn durch das still sitzen kroch die feuchte Kälte doch so ziemlich in einen hinein. Auch hatten wir kein Wasser mehr, ich hatte vorher gelesen Wasserversorgung sei kein Problem, es gäbe ueberall im Park Wasserläufe in denen man Trinkwasser schöpfen könnne. Nunja, wir sahen das etwas anders, Wasserläufe gab es ja aber das bräunliche Moorwasser war nicht gerade das was wir uns unter Trinkwasser vorgestellt hatten.

Nach der Pause machten wir uns auf den Weg zur nun noch 5km entfernten Nammavaarehuette.

Auch das Wetter wollte nicht so richtig mitarbeiten, eigentlich war Sonne angesagt aber statt dessen war alles nur grau in grau und das kann ja bekanntlich aufs Gemuet schlagen.

Ca. 2,5km später kamen wir endlich mal aus dem Wald raus an einen See, aber so wirklich erfreuen konnte sich daran niemand, die Stimmung war irgendwie im Keller.

Wir erreichten eine zusammengefallene Huette und machten erstmal Pause und fuellten Wasser auf. Meinen Jungs war es deutlich anzumerken das sie die Lust aufs Wandern irgendwo unterwegs verloren hatten. Und nun?  Wieder zurueck? Erstmal bis zur nächsten Huette, sich aufwärmen und neu nachdenken?

Und wie wir da so sitzen taucht doch plötzlich aus dem Moor ein herrenloser Hund auf. Na wir haben ja nicht schlecht gestaunt, hier im Nationalpark sind Hunde ja verboten. Von der Rasse her hätte es zwar ein Elchjagdhund sein können aber da er weder einen Sender noch andere Ausruestung trug die ihn als Jagdhund auswiesen schlossen wir auch das aus. Und nun? Er schien sich jedenfalls zu freuen das er auf uns gestossen war. Wir gaben ihm erstmal eine Bratwurst, wer weiss wie lange er hier schon herumirrte und ausserdem konnte er sich nun sicher sein das wir nur gute Absichten hatten.

Also riefen wir erstmal die Polizei an, also diese Nummer die man anruft wenn es kein Notfall ist. Irgendwie hatten wir gedacht das wir den Hund zu einem Parkplatz bringen könnten von wo aus die Polizei ihn abholen könnte. Leider hingen wir bei der Nummer nur in der Warteschleife. Das Problem war nur, wir hatten nicht mehr unbegrenzt mit Akku beim Telefon, ausserdem mussten wir nun weiter, uns war kalt, wir mussten uns wieder bewegen, es hatte ausserdem angefangen zu regnen und da war es fraglich wie lange wir noch Netz hatten. Also riefen wir letztendlich doch den Notruf an. Aber natuerlich konnte man uns da nicht helfen, herrenlose Hunde seien kein Fall fuer die Polizei und auch nicht fuer die Bergrettung. Wir sollten es doch mal in den sozialen Medien probieren, vielleicht findet sich der Besitzer. Lustig, kaum Handyempfang aber die sozialen Medien bemuehen. Wir entschlossen uns, den Hund zunächst mit zur nächsten Huette zu nehmen von wo aus es nur 1km bis zum nächsten Parkplatz war, vielleicht hätten wir dort besseren Empfang oder wuerden sogar auf die Besitzer treffen. Also opferte Leif Erik seinen Guertel und nahm den Hund an die Leine. Leider stellte sich heraus das der Hund sich weigerte auf Holzbohlen zu laufen und davon gab es ja hier reichlich. Das konnte ja heiter werden, jedes Mal Zirkus wenn es wieder uebers Holz ging, da kam man natuerlich auch nicht gut voran.

Nach 2,5 Kilometern erreichten wir endlich die Huette. Die hatte uebrigens eine super Lage direkt an einem See und war auch urgemuetlich aber zum geniessen war jetzt keine Zeit.

 

Und nun hielten wir Familienrat. Was tun? Den Hund mitnehmen? Dann wuerden wir sehr grosse Problem mit der Zeit bekommen, wir kamen einfach zu langsam vorwärts, ausserdem wo sollte er schlafen, was sollte er fressen? Einen Aufruf in den sozialen Medien machen (wir hatten hier wieder Empfang) und warten ob sich jemand meldet? Auch das wuerde unseren Zeitplan so ueber den Haufen werfen das wir grosse Probleme gehabt hätten, es am Sonntag zurueck zum Auto zu schaffen ausserdem wussten wir ja gar nicht ob und wann sich ueberhaupt jemand melden wuerde.

In Anbetracht der Tatsache das es wie gesagt auch noch hin und wieder regnete und die allgemeine Wanderlust eher im Keller war, entschieden wir uns fuer folgende Variante:

Wir machten einen Aufruf bei Facebook. Ich machte mich auf den Weg zum 18km entfernten Auto, die Jungs blieben an der Huette und warteten ob sich jemand meldet und den Hund holt. Und wenn ich dann mit dem Auto am Parkplatz angekommen bin und der Hund noch da ist wuerden wir ihn bei der nächsten bemannten Polizeistation abgeben.

Gesagt getan, während die Jungs sich um den Hund kuemmerten und erstmal Mittagessen zubereiteten machte ich mich auf den Weg. So bekam ich wenigstens noch etwas Auslauf. Der Gedanke war ja eigentlich, den Grossteil der Strecke joggend zurueckzulegen und am Anfang lief das auch super und ich kam gut voran aber nach 8km war Schluss mit Lustig und ich fand mich plötzlich in einer Steinhölle wieder. Also sowas. Ich hatte extra einen anderen Weg gewählt weil ich hoffte das dieser besser sei aber da hatte ich mich gewaltig geirrt. Es war schlimmer als in den Bergen, an joggen war hier nicht mehr zu denken, im Gegenteil, ich musste zusehen mir nicht die Fuesse zu brechen. Zu allem Ueberfluss war auch mein Handy tot kaum das ich die Huette verlassen hatte, ich hätte also nichtmal Hilfe rufen können wenn was passiert wäre. Aber es musste irgendwie gehen, schliesslich musste ich ja die Jungs abholen. Leider konnte ich so aber eben auch so ueberhaupt kein Foto machen, weder von dem Höllenweg noch von der trotzdem tollen Natur, z.B. eine schwindelerregend tiefe Schlucht denn die Kamera hatte ich in der Huette gelassen.

Also ging es weiter ueber Stock und Stein, berghoch und sehr viel bergab. Leider gab es auch hier kein Wasser so das ich mich ganze 13km mit meiner Flasche klaren musste bis ich endlich am Lulefluss ankam, das Wasser sah zwar auch nicht vertrauenserweckend aus aber es war wenigstens Wasser.

Wer mich kennt weiss das solche Situationen mich nur noch mehr voran treiben und so kam ich dann nach 3,5h und 18 km am Auto an. So, Teil 1 der Mission war geschafft. Während ich mich auf den Weg machte um die Jungs zu holen erfuhr ich von diesen das der Hund mittlerweile abgeholt worden war, die Besitzer hatten sich wohl ziemlich gefreut das wir ihn gefunden hatten. Er war tatsächlich jagen aber da er keinen Sender trug wusste der Besitzer nicht wo der Hund hingelaufen war und wo er suchen sollte.

Und ich fuhr erstmal Richtung Jokkmokk und versuchte unterwegs eine Wegbeschreibung zu dem Parkplatz zu googlen. Leider kannte Google den Parkplatz nicht. Da sind die Jungs von der Huette zum Parkplatz gelaufen um mir die Koordinaten schicken zu können. Damit ging es dann zumindest, eine Route von Google zu bekommen aber das es noch 50 Minuten bis dorthin dauern sollte und das obwohl ich schon 30 Minuten unterwegs war, wie war denn das möglich? Ich war doch nur 18km gelaufen, wie konnten das denn jetzt mit dem Auto fast 100 Kilometer sein? Ich dachte da lag ein Fehler vor aber nein, es war wirklich so weit. Nur dauerte es, Bleifuss sei dank, nicht ganz so lange bis ich bei den Jungs ankam. Die waren mittlerweile doch recht durchgefroren, ich hatte vorsorglich schonmal das Auto auf Saunatemperatur gebracht.

Nun waren wir endlich wieder vereint, der Hund war auch zu seinem Besitzer zurueckgekehrt und meine Jungs wirkten nicht besonders traurig darueber das die Wanderung nun einen Tag eher als geplant zu Ende war.

Auf dem Heimweg fuhren wir noch bei Mc Donalds ran, das einzige was um diese späte Stunde noch auf hatte. Geburtstagsessen bei MC Donalds, na das bleibt aber eine Ausnahme.

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