Mueckenwanderung 2022-Albtraum auf dem Kungsleden mit gluecklichem Ende
Anke Junghans Kommentare Ein Kommentar
Alles begann eigentlich nach Plan und die Stimmung war super.
Freitag, 22.07.2022 Anreise
Bereits 9.30 Uhr waren wir mit allem fertig, die Firma in Urlaubsmodus versetzt und es konnte los gehen. Es war zwar noch etwas zeitig aber jetzt noch ne halbe Stunde zu Hause rumsitzen wollten wir auch nicht. Also ging es los, zunächst nach Boden. Hier wollte Sven noch Ware abholen und dachte eigentlich er kann sich noch etwas mit dem Eigentuemer der Firma unterhalten und so etwas Zeit tot schlagen. Dieser war aber nicht da so das es nur ein kurzer Stop war. Danach waren wir noch in der Godisarena aber aus gegebenem Anlass hielten wir uns auch dort nicht lange auf sondern setzten unsere Fahrt nach Harads fort.
Hier kehrten wir zu Mittag ins Svantes Cafe & Bistro ein, diese Lokalität kennen wir noch von frueher aber sie hat jetzt einen neuen Besitzer und ein neues Konzept, nämlich richtig gute Hausmannskost, oft basierend auf Rentier oder Elch von der örtlichen Schlachterei. Das Tagesgericht war Renskav (also sowas wie Geschnetzeltes vom Rentier) mit Kartoffelbrei, dazu gab es Salat und zum Nachtisch einen Blaubeerkuchen mit Vanillesosse. Und es war auch wirklich lecker.
Frisch gestärkt ging es weiter nach Kvikkjokk. Das Wetter war wirklich super, wir genossen die Fahrt und die Landschaft, liessen uns Zeit.
In Kvikkjokk angekommen (gegen halb 3) gab es erstmal kurz Verwirrung, ich meinte der Parkplatz sei an der Fjällstation, die sahen wir auch aber da gab es keinen Parkplatz. Des Rätsels Lösung: man muss noch an der Fjällstation vorbeifahren und 200 Meter weiter oben ist dann der Parkplatz.
Auch einen Schreckmoment gab es, Sven war plötzlich der Meinung wir hätten einen Platten, es fuehlte sich so an, wir fuhren also auf den Parkplatz und sprangen aus dem Auto um die Reifen zu kontrollieren. Entwarnung, alles nur Einbildung.
Ich ging dann mal schnell ueber den Huegel zum Fluss, fuers Foto, und machte gleich die erste Bekanntschaft mit den blutruenstigen Insekten, allgemein als Muecken bekannt.
Also schnell zurueck zum Auto, Wanderausruestung angelegt und los ging es. Erstmal zur Fjällstation, nochmal fuer kleine Mädels, schliesslich stand eine lange Reise an. Dann sind wir zur Bushaltestelle gegangen. Wir mussten noch fast eine ganze Stunde auf den Bus warten und so mussten wir schon zum ersten Mal das Mueckenspray benutzen. Ich stattete auch der Kirche einen Besuch ab aber ehrlich gesagt, die ist von aussen wesentlich schöner als von innen.
Mehr und mehr Wanderer versammelten sich an der Bushaltestelle, die meisten am Ende ihrer Wanderung (zumindest den dreckigen Klamotten nach zu urteilen).
Der Bus kam puenktlich und wir konnten die Reise nach Jokkmokk antreten. Unterwegs hielt der Bus in Årrenjarka wo wir eine Viertelstunde Aufenthalt hatten. Während die Busfahrerin den Reisenden einen Besuch des Souvenirshops nahe lag, genoss sie selbst einen Kaffee samt Zimtschnecke.
Ich hielt nichts davon, ueberteuerte Mitbringsel zu erwerben und bin statt dessen mal zum See gegangen.
Weiter ging es, jetzt ohne weiteren Aufenthalt, nach Jokkmokk wo wir nun 2h auf den nächsten Bus warten mussten. Es war mittlerweile schon Zeit fuers Abendbrot und so kehrten wir in unsere Lieblingspizzaria ein.
Nun kann man da natuerlich keine 2h zubringen also haben wir uns dann noch etwas auf eine Bank beim Coop gesetzt bevor wir zurueck zum Busbahnhof gegangen sind wo wir mutterseelenallein auf den Bus warteten. Freitag abend ist wohl niemand mehr mit dem Bus unterwegs.
Aber auf jeden Fall war der Bus puenktlich, ausser uns sassen nur 2 andere Leute drin, die wohl schon eher zugestiegen sind. Der Bus brachte uns durch die tolle Natur nach Gällivare wo wir gegen dreiviertel 9 doch ziemlich erschöpft ankamen. Wir hatten das Hotel direkt gegenueber vom Bahnhof und Busbahnhof gebucht, hier hatten wir frueher schon uebernachtet und es ist einfach praktisch von der Lage her. Wir bezogen unser Zimmer, wir hatten ein behindertengerechtes Zimmer bekommen, sprich viel Platz, riessen Dusche usw. Und mit Ausblick auf den Bahnhof und den Dundret. Wir konnten nicht klagen.
Wir telefonierten dann noch mit den Jungs bevor wir alsbald in die Betten krochen.Schliesslich wuerde morgen der Wecker schon 7 Uhr klingeln.
Samstag 23. Juli, immernoch Anreise und erster Wandertag, Saltoluokta-Sitojaure 21km
Wir hatten ganz okej geschlafen. Die Betten waren ansich ganz bequem aber irgendwie nicht so gut fuer den Ruecken. Um 8 sind wir zum Fruehstueck gegangen welches wirklich super war, eine grosse Auswahl und lecker. Sven meint, es hätte an Niveau gewonnen im Vergleich zu frueher sowohl was das Personal als auch die Auswahl betrifft, ich kann es nicht beurteilen denn dazu muesste ich mich ja erinnern wie es frueher war.
Nachdem wir uns gestärkt hatten haben wir uns fertig gemacht, ausgecheckt und sind zum Busbahnhof gegangen. Auch hier waren wir nicht die Einzigen die auf den Bus warteten und als Selbiger dann kam wurde er auch ziemlich voll. Dann ging die Fahrt los nach Kebnats.
Dort hiess es Aussteigen und zum Boot laufen. Unterwegs haben wir schon das erste wilde Tier gesehen und zwar in Gestalt eines Hasen der vor uns ueber den Weg lief. Das Boot nach Saltoluokta ist ja auf den Bus abgestimmt (oder umgekehrt, wer weiss) und so mussten wir gar nicht lange warten bis wir uebersetzten.
In Saltoluokta angekommen besuchte ich noch ein letztes Mal fuer die nächsten 7 Tage ein stilles Örtchen mit Wasserspuelung bevor wir gegen 11 Uhr unsere Wanderung begannen. Und kurios, wir waren kaum um die Ecke der Fjällstation gebogen, schon waren wir ganz alleine. Niemand anderes lief mit uns los und schon bald waren wir von der Stille der Natur umgeben. So lange wir uns im Wald bewegten hatten wir wieder Gesellschaft von den Blutsaugern (Mengenmässig aber noch auszuhalten) aber als wir dann endlich ueber die Baumgrenze kamen fielen sie wohl dem Wind zum Opfer. Wir haben sie jedenfalls nicht vermisst.
Wir hatten uns den Aufstieg wirklich schlimmer vorgestellt. Wir kamen gut voran und schon nach 45 Minuten hatten wir die Baumgrenze erreicht und nach weiteren 15 Minuten hatten wir den ersten langen Anstieg (ca. 3km) hinter uns. Und wurden mit einem fantastischen Ausblick belohnt. Das Wetter war auch einfach nur super, Sonne und um die 16 Grad. Also perfekt fuer eine Pause.
Danach ging es weiter und kurz vor 14 Uhr kamen wir an der Rasthuette an die 9km von Saltoluokta entfernt liegt. Hier machten wir wieder Pause hinter einem Stein und genossen das Wetter, die Ruhe und die Aussicht. Hier gibt es sogar ein Toilettenhäuschen.
Was uns dieses Jahr stets begleiten sollte waren die wild in der Gegend verstreuten Holzplanken. Offensichtlich wollte man die Stege neu machen, aber warum die Planken alle so verstreut lagen….es sah aus als hätte man die mit dem Helikopter aus hoher Höhe einfach abgeworfen.
Uns sind bisher schon einige Leute entgegen gekommen, witzig ist, ich geh in kurzen Hosen und T-Shirt und die Leute die wir treffen sind alle angezogen wie auf ner arktischen Expedition, manche haben sogar Daunenjacke und Handschuhe an. Fragt sich nur wer sich da nun bei der Kleiderwahl vertan hat.
Nachdem wir eine Viertelstunde Pause gemacht hatten begaben wir uns wieder auf den Weg Richtung Sitojaure. Wir waren noch gar nicht weit gekommen als uns wieder ein Wanderer entgegen kam und wir trauten unseren Augen nicht. Da kam doch tatsächlich Marcus der Huettenwirt den wir nun jedes Jahr getroffen haben seitdem er das erste Mal Huettenwirt war. Also wir waren echt sprachlos. Wir hätten ja mit vielem gerechnet aber nicht damit. Er war dieses Jahr wandernder Huettenwirt, das heisst er ist in Kvikkjokk losgelaufen, bleibt dann in jeder Huette 3 Tage und hilft aus bevor er zur nächsten Huette geht und das Ganze bis nach Abiskojaure wo er dann noch einen Monat stationär ist. Wow. Wir haben uns etwas unterhalten und kamen unter anderem drauf zu sprechen das wir etwas Zeitdruck haben da wir ja wegen dem Boot erst 11 Uhr loslaufen konnten, die reservierten Betten aber ab 18 Uhr weitervergeben werden wenn man bis dahin nicht an der Huette angekommen ist. Kein Problem, Marcus hat sofort eine SMS an die nächste Huette geschickt das wir unterwegs sind und sie unsere Betten auf jeden Fall freihalten sollen. Nun brauchten wir uns keinen Stress mehr machen. Wir machten noch ein gemeinsames Foto bevor wir unsere Wanderung fortsetzten.
Die nächsten paar Stunden plätscherten im Prinzip so dahin. Der Weg verlief durch ein breites Tal, ohne nennenswerte An- oder Abstiege. Die umliegenden Berge waren auch eher unspektakulär, so rund irgendwie. Auch das Wetter bot keine Abwechslung, die Sonne schien vom blauen Himmel, die ganze Zeit. Aber es liess sich auf jeden Fall gut laufen und wir kamen gut voran. Kurz vor 15.30 Uhr nach 13 zurueckgelegten Kilometern machten wir eine Pause Wir trafen kaum eine Menschenseele, zumindest das Gefuehl, weit ab von der Zivilisation zu sein kam hier auf jeden Fall auf.
Halb 5 eine letzte Pause fuer heute. Irgendwie waren wir doch ganz schön erschöpft. Aber ich habe das Gefuehl das das weniger an der Bewegung als an der mangelnden Energiezufuhr liegt. Immerhin ausser dem Fruehstueck im Hotel und 3 Riegeln unterwegs haben wir heute noch nichts gegessen. Das sollte man vielleicht nochmal ueberdenken ob man das bei so längeren Etappen doch irgendwie anders lösen kann.
Irgendwann begann dann der Abstieg hinunter zur Sitojaurehuette und damit verliessen wir auch die baumfreie Zone und kamen in den Wald. Dann kamen wir an eine Weggabelung die uns stutzen liess. Rechts war das Boot und Aktse (das morgige Ziel) ausgeschildert. Aber die Markierung des Kungsleden ging geradeaus weiter, aber da stand kein Wegweiser. Hm, da mussten wir wohl mal auf die Karte schauen. Aber als allererstes musste erstmal das Mueckenmittel ran denn kaum blieben wir stehen, fielen die Blutsauger ueber uns her.
Der Blick auf die Karte verschaffte Gewissheit, wir mussten weiter geradeaus. Wie uns dann später der Huettenwirt erzählte, gab es da mal ein Schild aber das ist irgendwie verschwunden und niemand scheint sich verantwortlich zu fuehlen da mal ein Neues hinzumachen. Naja, wir folgten dem Kungsleden also noch ein paar hundert Meter und plötzlich waren wir da. Und es war kurz vor 18 Uhr, wir hätten die Deadline also sogar geschafft. Und ueberhaupt, 21km in nur 7 Stunden…. Nicht schlecht. Markus muss wohl auch was von VIP-Gäste geschrieben haben und so bekamen wir ein Zimmer fuer uns alleine. Wir wurden dann auch gleich darueber informiert das das Boot am nächsten Tag schon um 8 statt um 9 fährt. Na sowas, also zeitig Wecker stellen, und das im Urlaub!!!
Nachdem wir uns installiert hatten und erstmal alle Muecken im Zimmer erlegt hatten wollte ich dann endlich mal etwas tun was ich schon mehrere Jahre machen wollte aber irgendwie ist es nie geworden: Ich wollte endlich mal in den Bergen ein Bad in einem See nehmen. Und hier gab es gleich die Gelegenheit mit einem Steg und einer Holzleiter ins Wasser. Es gab sogar ein Badetermometer im See welches 13 Grad Wassertemperatur anzeigte. Ich gab mir erst gar keine Chance fuer einen Rueckzieher und stieg die Leiter hinunter. Dann schwamm ich ein Stueck aber da das Wasser nicht wirklich direkt Badetemperatur hatte, zog ich es nun auch nicht unnötig in die Länge. Aber immerhin, endlich habe ich das auch mal gemacht.
Dann haben wir uns noch etwas mit den Huettenwirten unterhalten, unter anderem ueber das kommende Wetter und damit auch den kommenden Tag. Montag bis Mittwoch wollten wir in Aktse sein und an einem der Tage den Skierfe besteigen. Leider war aber nun fuer alle 3 Tage Regen angesagt und davon auch nicht gerade wenig. Na toll, da plant man extra 3 Tage ein fuer alle Fälle und dann geht es an keinem davon? Es gab dann noch einen Plan B und zwar, die Besteigung gleich morgen auf dem Weg nach Aktse mit einzubauen. Dies würde einen langen Tag bedeuten (ca. 25km) aber wenn es die einzige Möglichkeit wäre musste man es zumindest in Erwägung ziehen.
Wir beschlossen, das im Hinterkopf zu behalten und es dann morgen spontan zu entscheiden. Wir kauften noch einen Huettenaufnäher und dann gingen wir zurück in die Hütte.
Mittlerweile wimmelte es nur so von Muecken so das wir es vorzogen den restlichen Abend in der Huette zu verbringen.
Sonntag, 24. Juli Sitojaure-Aktse 9km + 3km Boot
Die Nacht war recht unruhig, wie immer nach dem ersten Wandertag tat mir alles weh und ab 4.30 Uhr waren die ersten in der Kueche zu gange. Aber egal, wir sind ja hier nicht auf Hotelurlaub. Sobald man dann aufgestanden war und die ersten Schritte gelaufen war war die Welt wieder in Ordnung und die Schmerzen wie weggeblasen. Unser Wecker klingelte 6.30 Uhr. Aufstehen, packen, Fruehstueck und auf geht’s zur Bootsanlegestelle.
Dort erwartete uns das schlimmste Mueckenloch der ganzen Wanderung. Mitten im Wald stuertzten sich Millionen Blutsauger auf uns. Wir haben uns natuerlich gleich grosszuegig mit Mueckenmittel eingesprueht aber alleine das Rumschwirren dieser Viecher treibt einen in den Wahnsinn. Ich dachte ja man könnte draussen auf dem Steg warten, dort sind erfahrungsgemäss weniger Muecken aber da gab es eindeutige Schilder die uns mitteilten das dies absolut nicht erlaubt sei und man im Wald warten muss.
Kurz nach uns traf der Schäferhund Bozz samt Frauchen Eva ein. Das kam nicht unerwartet, hatte ich doch gehofft sie zu treffen. Sie wandern gerade das gruene Band und ich folge ihnen im Internet und wusste dank Internetempfang das sie gestern abend noch an der Sitojaurehuette angekommen waren. Der Hund hat einen eigenen Blog der wirklich super geschrieben ist und ausserdem ist er ja einfach nur ein super huebscher Hund oder etwa nicht?
Habe mich also kurz mit Eva unterhalten und dann kam erst die Kassiererin und dann der Bootsfuehrer und es konnte endlich losgehen, raus aus der Mueckenhölle. Aber hier in den Fjälls ist halt alles etwas rustikal, das wird das Boot nicht abgetrocknet wenn es geregnet hat sondern die Gäste können sich quasi ins Wasser setzen, da hatte ich natuerlich gleich nen nassen Hintern. Und auch Svens Rucksack blieb nicht trocken.
Kurz vor 8.30 Uhr sind wir dann am anderen Ufer angekommen und konnten unsere Wanderung beginnen. Erstmal wieder durch den Wald, zum Glueck hatten wir das Mueckenmittel ja schon aufgetragen. Ca. 3 km ging es durch den Wald, auch hier mussten wir teilweise eine regelrichte Hindernisbahn absolvieren, bis wir endlich ueber die Baumgrenze kamen. Hier machten wir eine Pause aber da es selbst ohne Bäume Muecken gab viel diese nur recht kurz aus.
Vor uns sahen wir ein Plateau auf das wir wohl hoch muessen und man fragte sich die ganze Zeit wo denn der Weg eigentlich lang geht. Als wir dann sahen wo die Wanderer vor uns hochkraxelten trauten wir unseren Augen kaum, an der steilsten und steinigsten Stelle ging es hoch. Also wer diesen Weg festgelegt hat muss einen Spass dabei gehabt haben Wanderer zu ärgern.
Aber es nuetzte ja nix, auch wir mussten da hoch. Aber vorher halt es noch, den Regenschutz aufzuziehen. Der Anstieg war heftig aber zum Glueck kurz und die Aussicht ganz okey, wäre sicher bei besserem Wetter noch beeindruckender gewesen.
Weiter ging es nun auf dem Plateau. 10.15 kamen wir, nach knapp 4,5 gewanderten Kilometern dann an die Stelle wo wir uns entscheiden mussten, Skierfe oder direkt nach Aktse. Da die umliegenden Berge in den Wolken lagen und wir somit befuerchteten das man eh nix sehen wuerde und die Wolken ausserdem auch aussahen als wuerden sie Wasser mit sich fuehren und es ausserdem recht windig und vor allem auch kalt war entschieden wir uns, direkt zur Huette zu gehen.
Und so setzten wir unsere Wanderung in aller Ruhe fort, machten dann auch eine etwas längere Pause als wir gerade eine super Aussicht hatten und dann ging es hinunter zur Aktsestuga. Also dieser Weg hatte es wirklich in sich. Der war nicht nur steil sondern auch super steinig, sah teilweise aus als wuerde hier bei Regen der Bach fliessen. Also den Namen Kungsleden hatte dieser Abschnitt wirklich nicht verdient.
Nach 9 statt 8 Kilometern (aber das kennen wir ja nun schon das die Angaben in Buechern und auf Schildern oftmals nicht mit der Wirklichkeit uebereinstimmen) kamen wir dann gegen 12 Uhr an der Huette an. Wir hatten uns schon auf Köttbullar mit Kartoffelbrei gefreut aber zu meiner Enttäuschung hatte der Laden mittags zu. Das verstand ich nun gar nicht, zu der Zeit wo hier fast alle ankommen und was essen wollen kann man nix kaufen? Man begruendete es mit mangelndem Strom fuers Kassensystem. Hm, naja, wers glaubt. Zum Glueck fand ich eine Huettenwirtin die meine Verzweiflung erkannte und mich trotzdem in den Laden liess. Und da konnte ich dann auch gleich einchecken und bekam die Betten zugeteilt denn das kann man eigentlich auch nur ab 16 Uhr machen wenn der Laden wieder auf hat. Also echt komisch, da muss man dann stundenlang da rumsitzen und kann nicht in die Huette.
Der restliche Tag wurde dann mit Gesprächen gefuellt, unter anderem mit 3 deutschen Mädels die bei uns in der Huette wohnten und später kamen noch Lotta und Björn die auch das gruene Band wanderten, nur andersrum, und auch diese hatten viel zu erzählen (und ich hatte viele Fragen). Und ehe man es sich versah war es schon Zeit fuer die Sauna. Nachdem dann auch Sven in der Sauna war und wir uns weiter mit Leuten unterhalten hatten stellten wir fest das es schon spät war aber wir total vergessen hatten, Abendbrot zu essen. Nun hatte ich aber keine Lust mehr auf Essen kochen und so wurde es Tortilla mit Erdnussbutter fuer mich und Tortilla mit Minisalami fuer Sven.
Uebrigens, als es dann am Nachmittag auch hin und wieder aus vollen Kuebeln regnete waren wir doch froh, das wir nicht auf den Berg gegangen sind.
Als dann der Kiosk wieder aufgemacht hatte schickte ich Sven Fruehstueck fuer sich kaufen da er ja Muesli und Haferflocken nicht so mag und daher nichts weiter zum Fruehstueck mit hatte. Und er kommt doch tatsächlich mit 3 Bier wieder. Hm, 7 Bier sind auch ein Schnitzel aber sind 3 Bier ein Fruehstueck? Natuerlich nicht, das Bier war fuer die Sauna und Fruehstueck……..ist eh ueberschätzt.
In unserem Zimmer wurden noch 3 Mädels aus Stockholm einquartiert und ein Amerikaner der in Deutschland lebt. Den Mädels machte es dann abends noch weiss das sie noch schnell auf den Skierfe wollten, da das Wetter gerade mal etwas besser war und der Amerikaner wollte mit, offensichtlich nicht wirklich wegen dem Berg aber egal. Ich war natuerlich von der Idee nicht begeistert, bedeutete dies doch das sie mitten in der Nacht wiederkommen wuerden. Ich bat die Mädels, das sie doch bitte zumindest ihre Betten vorbereiten sollten damit sie dann nicht mitten in der Nacht rumkramen muessen und das taten sie auch. Nur er nicht. Naja, gegen 22 Uhr haben sie sich auf den Weg gemacht und wir haben uns schlafen gelegt.
Montag, 25. Juli
Gegen 2.30 Uhr kamen die Mädels mit Begleitung zurueck, dies ging natuerlich wie erwartet nicht wirklich geräuschlos. Aber so ist das halt.
Heute sollte es den ganzen Tag regnen und das auch nicht wenig so das wir die fuer heute geplante Gipfelbesteigung abgeblasen haben. Wir haben dann den Tag ruhig angehen lassen und im Prinzip nichts gemacht ausser uns mit Leuten zu unterhalten. Zum Mittag gab es dann das gestern vergessene Abendbrot und nach dem Essen sind wir dann trotz Regen mal zum Bootsanleger gelaufen, einfach mal schauen was es dort so gibt.
Da der Weg durchs hohe Gras fuehrte war man natuerlich schnell an Fuessen und Beinen durchgeweicht (also ich zumindest) aber egal. Uebrigens hatte man hier offenbar schon damit begonnen, die neuen Planken die ueberall rumlagen aufzubauen aber man hatte eben nur begonnen.
Der heutige Regen (von Niesel bis Schuetten war alles dabei) hat auch den Weg zum Toilettenhäuschen in eine Schlammrutschbahn verwandelt. Jeder Gang zum stillen Örtchen war somit ein Abenteuer ob man denn ohne auszurutschen und sich in den Schlamm zu legen wieder zurueck kommen wuerde. Aber wir meisterten es doch ganz gut, wenn auch teilweise nur knapp.
Am Abend war dann wieder Sauna angesagt.
Dienstag, 26. Juli
Neuer Tag, neues Glück? Am Morgen sah das Wetter eigentlich ziemlich vielversprechend aus, im Gegensatz zur Wettervorhersage. Die versprach nämlich jede Menge Regen. Zumindest am Vormittag. Also beschlossen wir, die Gipfelbesteigung auch heute nicht in Angriff zu nehmen. Und dies erwies sich auch als richtig. Es dauerte nicht lange bis der erste Regen kam und im Laufe des Vormittags kamen immer wieder Schauer, und teilweise wirklich richtig heftig, der Himmel öffnete alle Schleusen.
In den Regenpausen vertrieb ich mir die Zeit mit fotografieren von Hummeln. Die armen kamen aus Ihren Verstecken, setzten sich dann auch die regennassen Blüten und wurden dadurch selber nass und konnten dann teilweise nicht mehr fliegen.
Am Nachmittag sollte es etwas weniger regnen so das wir versuchen wollten, wenigstens mal einen Bootsausflug zu unternehmen. Eigentlich war ja für morgen eine Bootsfahrt ins Delta mit Besteigung des Nammatj geplant aber da es morgen so stürmen sollte das man schon befürchtete das das Boot über den See gar nicht fahren kann, war vielleicht heute die einzige Möglichkeit? Die Besteigung würden wir zeitmässig nicht schaffen aber wenigstens mal etwas Abwechslung durch eine Bootsfahrt käme uns doch recht gelegen.
Wir ließen durch die Huettenwirte eine Anfrage an die Bootsführerin stellen, entweder heute für eine Fahrt ins Delta oder eben morgen früh hin und Nachmittag zurück. Wir mussten aber bis nach dem Mittag auf eine Antwort warten, da sie nicht wusste ob sie es noch mit reinklemmen kann. Dann aber die Erleichterung, 15.45 sollten wir uns am Bootsanleger einfinden (wie ich schon befürchtete, am nächsten Tag waren wegen Sturmes keine Bootsfahrten möglich).
Pünktlich kamen wir zum Bootsanleger und freuten uns als die Ann-Sofie kam. Doch wir freuten uns zu früh, sie musste erst noch zum Cykelstigen (auf deutsch Fahrradweg) um von dort Leute zu holen, mit anderen Worten sie war verspätet. Eine ganze dreiviertelstunde mussten wir warten bis sie endlich wieder zurück war und Zeit für uns hatte aber das war fast egal, zumal es wenigstens nicht regnete.
Nachdem die anderen Passagiere das Boot verlassen hatten war es Zeit. Wir bestiegen das Boot und los ging die Fahrt. Wir bekamen auch einiges zum Delta und dem Skierfe erzählt, verstanden aber nur die Hälfte da der Bootsmotor doch ziemlich laut war. Wir fuhren das Delta hinauf und hielten Ausschau nach Elchen die es hier geben soll aber Fehlanzeige. Interessant war, wie der Skierfe von hier die Form veränderte. Von der Hütte aus sieht er ja wirklich wie eine steile Klippe aus, hier vom Wasser aus sah er eher aus wie ein runder undramatischer Berg.
Wir fuhren bis zur Nationalparksgrenze und schauten ob dort nicht noch jemand auf das Boot wartete, man weiß ja nie und da wie gesagt die Touren für morgen abgesagt waren, wollte Ann-Sophie schauen ob wirklich niemand noch hier wartet. Aber wir sahen niemanden und kehrten wieder um. Nach ca. 1h waren wir wieder zurück am Bootsanleger, dankbar für diese Abwechslung. Wir bezahlten 1000 SEK für die Tour (zu meiner Freude, ich hatte mit 1600 SEK gerechnet) und gingen zurück in die Hütte die sich in der Zwischenzeit wieder bis auf den letzten Platz gefüllt hatte.
Mittwoch, 27. Juli
Der Tag begann ca. 3.30 Uhr als die Ersten aufstanden. Man hatte am Vorabend beschlossen das man, will man überhaupt heute Boot fahren, dies bereits um 5 Uhr erledigen muss da der Wind eine spätere Überfahrt unmöglich machen sollte. Und man wollte auf jeden Fall Platz in der Stuga schaffen den von Norden her würden heute auf jeden Fall neue Wanderer kommen denn dort fuhr das Boot bis 11 Uhr.
Ja und da es für manche früh einfach auch etwas länger dauert mit Haferbrei kochen, Zeug packen (kann man ja nicht am Abend vorher erledigen) usw. waren die ersten wie gesagt beizeiten auf den Beinen. Auch diejenigen die nach Norden wollten mussten beizeiten los, das Boot sollte zwar bis 11 Uhr gehen aber die meisten wollten zur Sicherheit die reguläre Tour nehmen, sprich 8 Uhr und um dies zu erwischen muss man auch spätestens 5 Uhr los.
Gegen 5 Uhr wurde es dann wieder ruhig in der Hütte, wir dösten nochmal ein, machte ja eh keinen Sinn zeitig aufzustehen, wir waren ja heute sowieso wieder fest in der Hütte. Denn auch wenn es heute nicht besonders viel regnen sollte so sollte es doch bis 24m/s stürmen. Und da wir keine Lust hatten von der Klippe geweht zu werden, war also auch heute nicht an eine Gipfelbesteigung zu denken. Auch die für heute geplante Besteigung des Nammatj war nicht möglich denn dazu müssten wir mit dem Boot ins Delta fahren (da wo wir gestern waren) und das ging eben auch nicht wegen dem Wind.
Nachdem wir dann gegen 8 Uhr doch aus den Betten krochen (denn so bequem das man da den ganzen Tag drin liegen will sind sie auch nicht) beschloss ich, erstmal Pilze suchen zu gehen. Und das im strömenden Regen, da sieht man wie desperat ich mittlerweile war, ich brauchte dringend Bewegung. Unterwegs traf ich zwei Wanderer die mich fragten wann denn heute das Boot fährt. „Gar nicht“ erklärte ich ihnen auf englisch. Irgendwie wollten die mir das wohl nicht glauben jedenfalls sah ich sie etwas später im Ruderboot als sie gerade vom Versuch zurück kamen, den See quasi mit Muskelkraft zu queren. Es ging eben wirklich nicht.
Der Regen hatte nur einen Vorteil, man konnte den Pilzen quasi beim Wachsen zuschauen, allerdings gab es hier im Großen und Ganzen nur Rotkappen, aber besser als gar nix.
Zurück in der Hütte habe ich die Pilze dann geputzt und gebraten und zusammen mit dem Pulverkartoffelbrei der für 50 Cent im Ausverkauf war ergab dies ein wirklich preiswertes Mittagessen.
Am Nachmittag beschlossen wir, Holz hacken zu gehen, mittlerweile wusste auch Sven nichts mehr mit sich anzufangen und hatte etwas Langeweile. Leider hatten zwei Damen aus Övertorneå so ziemlich alles Holz schon gesägt und gehackt und das Neue durfte man nicht nehmen. Also begnügten wir uns mit den paar Resten die noch da waren, sägten und hackten sie.
Danach hieß es die Zeit bis zur Sauna totzuschlagen. Die Hütte war mittlerweile wieder voll belegt aber mir persönlich ging das einfach nur noch auf die Nerven. Ich bin offensichtlich einfach nicht dafür gemacht ständig von fremden Menschen umgeben zu sein, ich brauche meine Rueckzugsraum, brauche auch mal Zeit für mich. Aber das hatte ich hier einfach nicht, wir hatten das Zimmer nie für uns alleine und die Hütte schon gleich gar nicht. Als wir noch mit den Kindern wandern waren hatten wir ja meistens ein Zimmer für uns vier alleine und wenn es mir zuviel wurde konnte ich mich zurückziehen. Irgendwie konnte ich momentan keine anderen Menschen mehr ertragen, ich hatte schlechte Laune und die permanente Anwesenheit anderer Leute mit anderen Ansichten machte das Ganze nicht besser. Aber ich hatte ja keine andere Wahl. Vielleicht sollte man in Zukunft die Kinder wieder mit zum Wandern zwingen?
Sven dagegen hat damit offensichtlich kein Problem, im Gegenteil, ihm scheint der Kontakt mit anderen Menschen sogar Freude zu bereiten und er kann sich tagelang sogar mit den gleichen Menschen unterhalten.
Auf die Sauna freute ich mich aber, dort war es ruhig, dort war man fast alleine und vor allem hatte man seine Ruhe, dort genoss man die Wärme nämlich im Großen und Ganzen schweigend.
Außer natürlich heute. Als ich in die Sauna kam sprang dort erstmal noch ein nackter Mann rum. Ist mir ja im Prinzip egal wenn er der Meinung ist das lustig zu finden. Problem war nur das er sich im Umkleideraum befand und keine Eile hatte sich anzuziehen. Aber ich gehe ja nicht extra in die Frauensauna um mich dann trotzdem vor einem Mann auszuziehen. Also wartete ich bis Mann endlich fertig war und sich zurück ins Zelt begab. Als ich dann in die eigentliche Sauna kam traf mich fast der Schlag, die obere Reihe brechend voll. Na super. Ich ließ mich auf der unteren Reihe nieder, besser als nix? Leider zog es dort aber durch den Holzfußboden so das ich kalte Füße bekam. In der SAUNA!!! Das geht ja wohl gar nicht. Ich ging wieder raus, nahm noch etwas warmes Wasser mit um zumindest nochmal zu duschen und dann ging es zurück in die Stuga. Meine Stimmung hatte den Tiefpunkt erreicht. So sehr es mich schon deprimiert hat das wir die Gipfelbesteigung trotz der extra eingeplanten 3!!! Tage nicht machen konnten, so sehr war ich froh das wir morgen endlich weiterwanderten. Mittlerweile hasste ich diesen Ort. Bei schönem Wetter ist das sicher ein super schöner Platz aber wenn man bei Regen und aufgrund der Millionen Mücken sozusagen in der Hütte gefangen ist, wo es auch immer so duster ist, das schlägt echt aufs Gemüt. Apropos Mücken, in all den Tagen war es uns zumindestens gelungen, die Hütte heilwegs mueckenfrei zu bekommen. Natürlich kamen bei jedem Öffnen der Tür wieder ein paar neue rein aber wir blieben dran und machten ihnen gleich wieder den Garaus. Dadurch hatten wir zumindest Nachts im Grossen und Ganzen Ruhe vor den Plagegeistern.
Donnerstag, 28. Juli. Skierfe 17km
Die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Unglaublich. Einerseits das perfekte Wetter um heute weiterzuwandern, andererseits, warum erst heute? Es war wie ein Hohn.
Da ja gestern einige hier in der Huette gestrandet waren da das Boot am Nachmittag nicht fuhr befuerchteten wir, das heute jede Menge Andrang sein wuerde. Natuerlich wird so lange gefahren bis alle drueben sind aber es passen nur 10 Mann in das Boot und wenn man mit der Tour nicht mitkommt dauert es mindestens eine halbe Stunde bis zur nächsten Tour. Und in Anbetracht der Tatsache das wir 21km vor uns hatten, wollten wir gerne mit dem ersten Boot mitkommen. Wir waren also die ersten die die Huette Richtung Bootsanleger verliessen. Und folgerichtig waren wir auch die ersten beim Boot. Kurz danach bildete sich aber auch schon eine Schlange und wir waren froh, als erstes in selbiger zu stehen. Allerdings, es war doch sehr sehr windig hier am See, eigentlich noch windiger als gestern wo das Boot nicht fahren konnte. Und auch keine Spur von der Bootsfuehrerin.
Wir stellten uns die Frage ob das Boot ueberhaupt fahren konnte? Was wenn nicht? Was wenn es erst um 11 Uhr fahren kann? Gibt es einen Plan B? Da meinte Sven so, wenn das Boot nicht fahren kann dann soll es so sein, dann kehren wir um und besteigen statt dessen den Skierfe, das Wetter ist ja schliesslich perfekt und nehmen morgen den Helikopter.
Umso länger wir auf das Boot warten mussten und drueber nachdachten umso besser gefiel uns beiden der Plan. Wie sich später herausstellte aus ganz unterschiedlichen Beweggruenden, Sven wägte einfach ab, heute 15km auf den Berg oder heute und morgen insgesamt noch 36km wandern. Fuer mich war es eher die Tatsache, das mit der Besteigung der Klippen doch zumindest das Ziel dieser Wanderung doch noch erreicht werden konnte.
Wir waren uns einig. Wir ueberliessen unseren Platz in der Warteschlange Anderen und machten uns auf den Weg zurueck zur Huette. Ich eher im Laufschritt, wir befuerchteten noch immer das das Boot nicht fahren kann und dann wuerden ja auch die anderen zurueckgehen und einen Schlafplatz benötigen. An den Huetten angekommen buchte ich unsere Uebernachtung um. Mittlerweile war auch Sven eingetroffen, ich leerte meinen Rucksack und packte dann nur das ein was wir fuer die Besteigung brauchten und gegen 9 Uhr machten wir uns also bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg.
Zunächst mussten wir ersteinmal den Anstieg bewältigen. Dieser war (zumindest was ich in Erinnerung hatte)2km lang. Aber was solls, mit diesem Anstieg hat man dann auch das Schlimmste hinter sich. Umso mehr freuten wir uns natuerlich als wir schon nach 1,2km an den Abzweig zum Skierfe kamen welcher bedeutete das der Anstieg schon geschafft war. Mittlerweile waren wir schon ueber der Baumgrenze und hatten schon einen tollen Ausblick auf das Delta.
Irgendwie sind wir dann mitten im Sumpf gelandet. Ich hatte zwar in der Huette schon davon gehört das man immer den oberen Weg nehmen soll, der sei trockener aber irgendwie haben wir den wohl zum Einen verpasst und zum Anderen rechneten wir nicht mit so was. Es war richtiger Sumpf, nass, schlammig und das schlimmste war, er versuchte mir die Schuhe zu klauen. Mit jedem Schritt versank ich bis ueber die Knöchel im Morast und hatte es echt schwer, den Fuss mit samt Schuh wieder rauszubekommen. Als wuerde jemand von unten versuchen, den Schuh festzuhalten. Auch der Weg war nun sehr undeutlich, sehr viele Spuren, offensichtlich versuchte hier jeder seinen eigenen Weg zu finden. Stehen bleiben und schauen wo es lang ging ging ja auch nicht, da versank man zu tief im Schlamm, man musste ständig in Bewegung bleiben. Das Bilz zeigt noch einen harmlosen Teil des Sumpfes, hier gab es zumindest noch Steine.
Zum Glueck entdeckte ich nach einer Weile einen Pfad der direkt nach oben fuehrte und das war auch unsere Rettung da er uns aus dem Moor herausfuehrte.
Weiter ging es, ab und an ging es mal ein Stueck etwas steiler bergauf aber im Grossen und ganzen war es gut zu laufen und es war auch leicht dem Weg zu folgen. Das einzige Problem war, das es kein Wasser gab. Wir hatten zwar unsere Flaschen an der Huette aufgefuellt (zum Glueck) aber irgendwann waren die dann doch auch leer. Unterwegs versuchte ich mehrmals, die Helikopterbasis in Kvikkjokk anzurufen um den Helikopter fuer morgen zu buchen aber irgendwie ohne Erfolg. Die muessen Probleme mit dem Telefon gehabt haben, ich kam ständig in Kiruna raus. Zum Schluss bat ich dann den Mann in Kiruna doch bitte mit Kvikkjokk Kontakt aufzunehmen und uns dann einfach ne SMS zu schicken ob mit der Buchung alles klar ging.
Eigentlich sollte ja heute den ganze Tag die Sonne scheinen. Umso verwunderter waren wir als aus Richtung Aktse dann doch Wolken aufzogen. Als wir gerade am letzten Anstieg ankamen begann es auch noch zu regnen. Hm, das war aber jetzt unnötig. Aber nun noch umkehren war auch keine Option. Zumal es irgendwie auch fantastisch war, links von uns Wolken und Regen, rechts von uns blauer Himmel, der Berg war sozusagen wettertechnisch zweigeteilt. Leider verlief der Weg eher auf der Regenseite, man hatte das Gefuehl wenn man nur ein paar Meter weiter rechts laufen konnte, wuerde es auch nicht regnen.
Aber egal wir trotzten dem Wetter und stiegen den letzten steilen Anstieg hoch. Und 10 Meter unter dem Gipfel wurde es irgendwie magisch. Es hörte auf zu regnen, es wurde total windstill, die Sonne schien. So als wuerde die Natur den Atem anhalten damit wir den Gipfel geniessen konnten.
Und das konnten wir wirklich, was fuer ein Ausblick, genauso hatte ich mir das vorgestellt. In diesem Moment war ich einfach nur froh das wir Plan B gewählt hatten. Ich sah dann auch auf dem Handy das die Helikopterfirma angerufen hatte und rief zurueck. Nun war also endlich der Rueckflug gebucht.
Wir sahen sogar einen Regenbogen, UNTER uns.
Wir kamen ueberigens 12.15 Uhr auf dem Gipfel an.
Nachdem wir ungefähr eine halbe Stunde auf dem Gipfel zugebracht hatten begann es wieder zu wehen und wir machten uns an den Abstieg. Wir waren kaum losgelaufen regnete es wieder und sogar Hagel fiel vom Himmel. Aber das war uns egal, wir wären ja bald wieder an der Huette und konnten uns aufwärmen und trocknen.
Den Rueckweg liefen wir im Prinzip ohne Pause, wie gesagt das Wetter war nicht das Beste aber auch nicht das schlechteste aber man wusste ja nicht, ob es noch mehr regnen wuerde.
Uns gelang es diesmal sogar den oberen Weg zu finden und das Moor zu umgehen. Kurz vor 15.30 Uhr waren wir zurueck an der Huette nach ziemlich genau 17km. Wir konnten wieder die gleichen Betten beziehen die wir schon die letzten Nächte hatten aber auch heute wurde das Zimmer wieder voll.
Heute gab ich auch der Sauna noch eine Chance und diesmal waren nicht viele Frauen dort so das es ein richtig schöner Abschluss dieser doch ansonsten eher Albtraumwanderung war.
Freitag, 29.Juli
Da der Helikopter erst 12.30 Uhr kommen sollte hatten wir alle Zeit der Welt und liessen erstmal allen anderen den Vortritt in der Kueche.
Nachdem sich die Hütte geleert hatte machten auch wir uns daran den Tag zu starten. Das Wetter war fantastisch. Wir frühstückten, packten unsere 7 Sachen zusammen und gingen dann noch etwas raus. An der Feuerstelle trafen wir auf eine 4-köpfige Familie aus Pirna die gerade dabei waren, alles einzupacken. Als Außenstehende war das doch recht interessant zu beobachten. Sie hatten allerlei Zeug mit, nicht nur ein Zelt sondern zwei und ehe da alle Sachen wiedergefunden und zusammengepackt waren das dauerte seine Zeit. Zumal die Kinder auch eher daran interessiert waren sich mit uns zu unterhalten und uns zu erzählen was sie so von dieser Wanderung hielten, als mitzuhelfen, das Lager in die Rucksäcke zu verstauen.
Als sie sich dann letztendlich doch auf den Weg gemacht hatten leistete uns noch ein Finne Gesellschaft, welcher auch mit dem Helikopter fliegen wollte. Ich konnte zu dieser Unterhaltung ja nicht sooo viel beitragen mit meinem schlechten englisch aber zuhören geht ja wenigstens. Er ist auch jedes Jahr wandern, meist weiter nördlich. Nur offensichtlich immer so zwei Wochen vor uns. Letztes Jahr war auch er in Nallo und ist über den Pass gegangen. Er erzählte uns auch just von einem Erlebnis dort, Ende Juli, also im Prinzip eine Woche bevor wir dort langgewandert sind, gab es einen Schneesturm. Und es kamen 4 Leute über den Pass trotz des schlechten Wetters und 3 von denen mussten dann verletzt mit Knochenbrüchen mit dem Helikopter abtransportiert werden. Da sieht man mal das die Wanderungen die wir mittlerweile so unternehmen doch auch nicht ganz ohne sind.
Er ist hobbymässiger Vogelfotograf aber wenn ich mir die Ausrüstung so anschaute kann man von hobbymässig schon fast nicht mehr reden. Alleine das Teleobjektiv kostete 10.000 Euro, dazu noch diverse andere Objektive und die Kamera und alles mögliche andere was man eben so braucht.
Gegen 11 Uhr begaben wir uns zum Helikopterlandeplatz und schon auf dem Weg dorthin hörten wir den Helikopter kommen. Überpünktlich aber uns sollte es Recht sein.
Der Flug nach Kvikkjokk war fantastisch. Das Wetter perfekt, die Scheiben des Helikopters geputzt so das man auch gut fotografieren kann (ja, das muss ich extra erwähnen denn das haben wir durchaus auch schon anders erlebt). Schon die Startphase war toll als man das Delta dann so aus halber Höhe sah. Weiter ging es und wir konnten von oben sehen, welche Wanderstrecke wir also versäumt hatten.
Nach nur 15 Minuten Flug kamen wir in Kvikkjokk an und staunten wie groß dieses Dorf eigentlich war. Das sieht man aber nur aus der Luft, wenn man mit dem Auto auf der Straße fährt sieht es so aus als bestünde der Ort aus ein paar Häusern, ner Kirche und eben der Fjällstation, in Wirklichkeit verstecken sich aber in den Wäldern unzählige Häuser, richtige Wohngebiete, viele davon durchaus neu gebaut.
Nachdem wir gelandet waren uns den Helikopter bezahlt hatten rief ich schnell noch Philip an, immerhin rechnete er bestimmt noch nicht mit uns. Er ist übrigens der Erste der auch wirklich unser Angebot annahm und noch immer mitfahren wollte.
Wir liefen die rund 1,5km zum Parkplatz, wo Philip schon auf uns wartete.
Noch schnell saubere Klamotten an und schon konnte die Heimfahrt beginnen. Wir fuhren zunächst nach Jokkmokk wo wir in der Pizzeria zu Mittag aßen bevor es weiter Richtung Luleå ging.
Unterwegs erzählten wir die ein oder andere Story unseres Lebens hier oben, unter anderem kamen wir auf die zwei Schweizer zu sprechen die sich in Harads bzw. etwas außerhalb niedergelassen hatten. Und gerade als Sven dies erzählte, kamen wir nach Harads und sehen 4 Leute am Straßenrand laufen. Wir trauten unseren Augen kaum, es waren just die 2 Schweizer und….. Wolfgang und Alexandra, die beiden die mal einen Winter in unserer Stuga gewohnt hatten. Unglaublich. Da mussten wir natuerlich anhalten und es wurde ein wirklich herzliches Widersehen. Leider war es nur von kurzer Dauer denn sowohl die 4 als auch wir mussten weiter.
In Luleå angekommen ließen wir unseren Passagier an seinem Hotel raus und fuhren dann noch das letzte Stück bis heim wo wir im Prinzip ziemlich genau 18 Uhr ankamen.
Fazit:
Es fällt mir schwer, eine Zusammenfasung zu schreiben ohne zu viele Emotionen mit reinzubringen. Ausserdem habe ich diese Wanderung zum Grossteil anders (viel negativer) als Sven erlebt, fuer ihn war es trotz allem eine gelungene Wanderung wo er mal abschalten konnte, fuer mich hatte das Ganze nicht viel mit einer Wanderung zu tun und abschalten konnte ich erst Recht nicht.
Fangen wir mal mit dem Positiven an. Die Anreise verlief problemlos und der erste Wandertag war auch super gekrönt vom Bad im See. Das es in Aktse eine Sauna gab, kam fuer mich ueberraschend und trug dazu bei das man doch trotz all dem Regen etwas hatte auf was man sich am Abend freuen konnte. Die Besteigung des Skierfe war natuerlich fantastisch, auch das ein oder andere Gespräch mit anderen Wanderern und auch der Helikopterflug war natuerlich toll.
Auch konnte man wieder Lehren fuer zukuenftige Wanderungen ziehen, man sollte ja denken man weiss inzwischen alles aber weit gefehlt, man probiert ja immernoch aus und lernt nach wie vor dazu.
Und nun das fuer mich negative: Wie gesagt, fuer mich hatte das Ganze mit einer Wanderung so wie wir das in den letzten Jahren gemacht haben nicht viel zu tun. Am Ende wurden es statt 6 nur 3 Wandertage und statt 86 km wurden es nicht einmal 50km. Ich habe auf dieser Wanderung sogar zugenommen, ich denke das sagt auch schon viel.
Das Wetter hat natuerlich auch dazu beigetragen das es war wie es war, von den Muecken ganz zu schweigen. Und wenn man tagelang in diesen Huetten festsitzt das schlägt zumindest mir doch sehr aufs Gemuet, lieber wuerde ich im Regen wandern. Und wie schon geschrieben, ich kann einfach nicht mit Leuten. Hin und wieder schon, aber irgendwann wird mir das einfach zuviel und dann brauch ich meine Ruhe und wenn ich die nicht haben kann dann Krise. Das hat letztendlich auch dazu gefuehrt das ich mich ueberhaupt nicht erholen konnte, das Stresslevel aufgrund der allgemeinen Situation war einfach viel zu hoch, ich kam gar nicht zur Ruhe.
Aber um das Ganze noch mit einem positiven Gedanken abzuschliessen, mir geisterte die Besteigung des Skierfe ja schon länger im Kopf rum, ich fand halt nur immer schon die Wanderung eigentlich zu kurz aber nun kann ich zumindest diesen Punkt abhaken, wir haben es gemacht und es war so toll wie man es sich vorgestellt hatte.
Ein Gedanke zu „Mueckenwanderung 2022-Albtraum auf dem Kungsleden mit gluecklichem Ende“
Ich bewundere Euch – tolle Tour, auch wenn es nicht gerade für Dich erholsam war. Nebenbei bemerkt: wir hatten dieses Jahr so gut wie keine Mücken.
Lieben Gruß