Der Grosse Fang, Norwegen Klappe die Zweite
Anke Junghans Kommentare Ein Kommentar
In der Firma ist es dieses Jahr wirklich sehr strapazierend fuer die Nerven und bevor uns diese entgueltig reissen sehen wir momentan zu immer mal hier rauszukommen und vor den Problemen davonzulaufen bzw. halt zu fahren.
So sind wir am Donnerstag, den 06.07. wieder los Richtung Norwegen. Dieses Mal war fuer den Saltstraumen besseres Wetter angesagt und wir wollten nun endlich mal einen Angelausflug dahin unternehmen.
Nach getaner Arbeit sind wir wie geplant 13 Uhr aufgebrochen.
Das Wetter und die Stimmung waren on Top. Wir fuhren wieder ueber Älvsbyn, die Strecke hatte uns gefallen.
Erster Stop in Arvidsjaur. Sven hat ja schon beim letzten Ausflug keine Tunnbrödsrulle bekommen aber nach Internetrecherche sollte es beim Sibylla in Arvidsjaur welche geben. Als wir gegen 15 Uhr dort ankamen traf uns fast der Schlag. Solche Menschenmassen auf den Strassen unterwegs hatten wir hier noch nie erlebt. Des Rätsels Lösung: es war gerade irgendein Fest. Wir fanden zum Glueck noch eine letzte freie Parkluecke und steuerten den Sibylla an. Zu unserer Enttäuschung gab es dort aber gar keine Tunnbrödsrulle, wer weiss woher das Internet diese Information genommen hat. Merke: Glaube nicht alles was im Internet steht.
Unsere Mägen waren ja aber nun auf Essen eingestellt und so versuchten wir unser Glueck noch beim Frasses. Auch dort keine Rulle aber wir bestellten trotzdem was. Und ärgerten uns eigentlich hinterher gleich wieder. Es ist und bleibt nunmal nur schlechtes Essen.
Danach sind wir noch ein Stueck zurueck gefahren in die Richtung wo wir herkamen. Wir wollten noch paar Liter tanken da wir nicht bis Norwegen kommen wuerden und die Befuerchtung bestand, je weiter wir ins Nichts fahren umso teurer wuerde der Diesel wohl werden. Nachdem wir getankt hatten ging die Fahrt weiter und es war wie gedacht, der Diesel wurde nur teurer.
Die Fahrt verlief ansich reibungslos bis auf ein paar Hindernisse. Zum Beispiel 15-Minuten-lange-rote Ampeln wo man nicht mal weiss warum und natuerlich wieder jede Menge Rentiere die der Meinung sind die Strasse sei ihr Wohnzimmer. Die gehen aber auch nur seeeeehr langsam und widerwillig beiseite so das man da schonmal ne Weile braucht um sich durchzukämpfen.
Nach Arjeplog wurde es dann fuer uns etwas interessanter, kannten wir die Gegend doch bisher eigentlich nur im Winter. Und jetzt im Sommer sah alles einfach ganz anders aus, man erkannte nichts wieder, das war schon beeindruckend wie sehr sich eine Landschaft doch in so kurzer Zeit so verändert, im April noch Schnee und nun keine Spur mehr davon.
Am Polarkreis-Rastplatz (wo wir lustigerweise eigentlich immer anhalten wenn wir diese Strecke fahren) haben wir dann gegen 18.30 Uhr eine kurze Pause eingelegt aber wirklich nur kurz, Toilette, Fotos machen, Fahrerwechsel, weiter. Wir wollten ja heute noch ankommen und schonmal einen ersten Angelversuch starten.
Unsere Tankstrategie fuer dieses Wochenende: mal schauen ob sich was Guenstiges auf der Hinfahrt ergibt, ansonsten dann am Sonntag auf dem Rueckweg in Fauske.
Nachdem wir also in Norwegen eingefallen sind haben uns zunächst nur die Dieselpreise interessiert aber die lagen ueberall bei ueber 19 NOK, das war uns zu teuer. Heute sahen wir aber auch was von der Landschaft. Vor genau zwei Wochen, nur 1h zeitiger sind wir ja schonmal hier langgefahren, da aber im Regen und mit keinerlei Aussicht, heute sah das schon ganz anders aus.
Irgendwann kamen wir dann an kleinen Dorftankstelle vorbei wo man ja denkt das diese von Haus aus teurer sind aber nicht in diesem Fall. 17.49 NOK, da haben wir zugeschlagen. So konnten wir uns auf dem Rueckweg den Umweg ueber Fauske sparen und konnten diesen Punkt schonmal abhaken. Ausserdem hatten wir ja schon das Gefuehl das die Norweger zum Wochenende hin immer die Benzinpreise ziemlich anziehen, also hielten wir es fuer doppelt gut, gleich heute am Donnerstag zu tanken.
Nun war es nicht mehr weit bis zu dem von uns fuer die Uebernachtung auserkorenen Parkplatz. Gegen 20 Uhr kamen wir dort an und wollten schon fast weiterfahren da er im Prinzip voll war als wir das Nummernschild mit ERZ entdeckten.
Na da mussten wir natuerlich doch hier anhalten. Eine Luecke war ja auch noch frei. Auto abgeparkt und gleich erstmal die Besitzer des Fahrzeugs begruesst. Macht man sonst ja nicht so aber die alte Heimat……. und mir kam der Mann gleich bekannt vor, ich wusste nur nicht woher. Sven jedoch erkannte ihn nicht. Aber es liess mir keine Ruhe und so fragten wir ob man sich von irgendwo her kannte. Und da meinte er nur: von Bofost und da fiel es mir auch sofort wieder ein. Der Bofrost-Mann wo wir in Deutschland doch recht gute Kunden waren, behaupte ich jetzt mal. Schon wieder so eine Geschichte aus der Kategorie die Welt ist ein Dorf. Er ist Mittlwerweile in Rente und fährt wohl jedes Jahr den ganzen Sommer hier hoch aber wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit das man genau zur selben Zeit auf dem selben Parkplatz steht. Und es kam dann später auch noch raus das wir uns vor zwei Wochen schon nur knapp verpasst hatten. Da wollten wir ja nach Senja, was wir dann aber nicht gemacht hatten weil es zu lange gedauert hätte. Wären wir aber dorthin gefahren hätte es sein können wir hätten uns dort schon getroffen denn der Bofrost-Mann war zu dieser Zeit auf Senja Angeln.
Neben dem Wohnmobil mit dem ERZ Kennzeichen stand noch ein anderes deutsches Wohnmobil, wie sich herausstellte Reisebekannte vom Bofrost-Mann, sie hatten sich vor ca. 1 Woche getroffen durch Zufall und fahren seitdem zusammen. Das sollte ein sehr sozialer Abend werden. Aber erstmal das Angelglueck versuchen. Ich verlor schnell die Geduld als nichts biss und widmete mich lieber dem Status auf Whatsapp als Sven plötzlich einen Biss hatte. Die Angel bog sich auch ganz schön, was konnte das denn sein? Ich holte den Kescher aber der nuetzte uns bei diesem Tier nichts. Es war ein kleinerer Heilbutt. Was fuer ein toller Fang, so einen hatten wir noch nie.
Danach war Flaute im Wasser und so gingen wir zurueck zum Wohnmobil wo der Abend seinen Lauf nahm, man hatte sich viel zu erzählen. Zwischendurch musste ich auch mal kurz mit Australien telefonieren da wir einfach den Kuehlschrank nicht mit Gas zum Laufen brachten. Zum Glueck war in Australien gerade vormittag, kein Problem also und am Ende lief der Kuehlschrank.
Ja und es war so ein netter und geselliger Abend das wir erst gegen 1 Uhr zu Bett krochen.
Der nächste Morgen. 7.30 Uhr war ich munter und ging gleich ans Wasser, noch bisl die Ruhe geniessen.
Von wegen Ruhe. Die Fische huepften und klatschten nur so auf dem Wasser so das ich gleich mal meine Angel holen musste. Wäre doch gelacht….der fruehe Angler fängt den Fisch. Naja, leider nur in der Theorie, in der Praxis liess sich kein Fisch dazu bringen den Köder zu schlucken. Auch Sven der mittlerweile dazugestossen war hatte kein Glueck und so beschlossen wir nach einer Weile doch erstmal Fruehstuecken zu gehen.
Beim Fruehstueck kamen wir dann mit unseren direkten Stellplatznachbarn aus der Schweiz ins Gespräch und fuehrten gerade eine schöne Unterhaltung als wir es plötzlich nur noch schreien hörten aus Richtung der anderen beiden Wohnmobile. Da mussten wir natuerlich schauen was da los ist. Und da sehen wir wie der Bekannte vom Bofrost-Mann gerade fix und fertig einen ziemlich gorssen Heilbutt angeschleppt brachte. Schweissgebadet. Was war passiert? Er war alleine, nur mit Angel und Köder bewaffnet ans Wasser gegangen und da hat dieses Monster gebissen. Leider hat niemand von uns die Hilferufe gehört und so musste er mit blossen Händen und indem er ins Wasser stieg den Fisch herausholen, mit Faustschlägen betäuben und dann noch ganz alleine den Berg hochschleppen. Merke: nie alleine und vor allem ohne Hilfsmittel angeln gehen.
Aber was fuer ein Fang. 116cm.
Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte war der Angler in Sven erwacht. Wo es Einen gibt muss es doch auch mehr geben. Und so gingen wir beide nochmal unser Glueck versuchen, wir hatten ja Zeit, bis zum Saltstraumen war es nicht mehr so weit und wir brauchten ja auch nicht sonstwie zeitig dort zu sein.
Ich gab wie immer schnell wieder auf und genoss dann einfach nur das Wetter, die Sonne, die Ruhe, den Ausblick während Sven beharrlich weiter angelte und irgendwann sogar belohnt wurde indem er einen Dorsch an Land beförderte. Jetzt nicht der Riessenfisch aber wenigstens was.
Und dann, kurze Zeit später wieder ein Biss. Und als der Fisch am Ende der Schnur plötzlich Gas gab und trotz fast vollständig angezogener Rollenbremse einfach nur die Schnur abspulte und Sven nix dagegen tun konnte war klar, das war was Grösseres. Ich sah schon vor meinem geistigen Auge wie die Schnur zu Ende geht und der Fisch weg ist als der Fisch kurz stoppte. Sven nutzte die Gelegenheit soviel Schnur wie möglich wieder einzukurbeln bevor der Fisch erneut zur Flucht ansetzte. Das musste echt ein grosser Dorsch sein. Sven kämpfte um jeden Meter Schnur und gluecklicherweise wurden die Fluchten mit jedem Mal kuerzer.
Ich bekam allerdings so langsam Zweifel ob ich die richtige Person war diesen Fisch nur mit dem Gaff aus dem Wasser zu holen und ging mal vorsichtshalber den Bekannten vom Bofrost-Mann zur Hilfe holen. Und das war auch gut so. Denn was da am Haken hing war ein Heilbutt, ungefähr genauso gross wie der von vorhin. Und wenn selbst ein gestandener Mann seine liebe Not hat das Vieh aus dem Wasser zu zerren hätte ich wohl ziemlich alt ausgesehen. Mit vereinten Kräften wurde der Fisch aus dem Wasser befördert und Sven war erstmal fix und fertig. Zum Einen durch die Kraft die man brauchte dem Fisch reinzukurbeln, zum Anderen durch das Adrenalin was nun nachliess als der Fisch gesichert war.
Was fuer ein Fang, was fuer ein Erlebnis, was fuer ein Moment.
Gegen 14 Uhr verabschiedeten wir uns aber dann von den Anderen und fuhren zum Saltstraumen. Ich wollte nun auch endlich mal was fangen und am Saltstraumen bekommt man ja immer Fisch, heisste es.
Nach kurzem Stop im Einkaufsladen (klar musste auch heute wieder Lefse gekauft werden) steuerten wir den Campingplatz PlusCamp Saltstraumen an. Dieser ist zwar verhältnismässig teuer mit 425 NOK pro Nacht, verfuegt aber ueber einen Schlachtraum und einen Tiefkuehlraum den man kostenfrei nutzen kann.
Gegen 15 Uhr kamen wir dort an, suchten uns ein freies Plätzchen.
Wir richteten uns ein, genossen das schöne Wetter und dann war es schon Zeit fuers Abendessen, Spaghetti mit Hackfleischsosse.
19.30 Uhr machten wir uns dann auch den Weg zum Saltstraumen um nochmal das Angelglueck zu versuchen. Das Problem ist das um diese Jahreszeit ueberall alles voll mit Anglern steht und man keum einen Platz findet. Als wir am Nachmittag ueber die Bruecke fuhren konnte man einen Blick auf den Platz unterhalb des Cafes werfen wo wir frueher mit den Kindern geangelt haben, dort standen die Angler so dicht, die haben eher die Schnur des Nachbarn als nen Fisch geangelt, das bringt ja dann auch nichts.
Wir gingen also jetzt in der Nähe des Campingplatzes runter ans Wasser. Leider hatten wir irgendwie die Gezeitentabelle etwas falsch gedeutet auf jeden Fall war gerade sehr starke ausgehende Strömung da haben wir ja noch nie was gefangen und so auch heute nicht (ich habs gleich gar nicht erst versucht und Sven hatte nur nen ganz kleinen Dorsch der durfte weiter schwimmen).
Aber das war uns ziemlich egal, wir hatten ja heute schon genug Aufregung.
Am Abend ueberlegten wir dann die Optionen fuer den nächsten Tag. Am Vormittag wollten wir mal auf die Bruecke laufen und den Strom von oben ansehen und natuerlich fotografieren und dann gab es zwei Möglichkeiten: entweder 13 Uhr zur Gezeitenwende versuchen, einen Platz am Cafe zu ergattern und dort unser Glueck zu versuchen oder aber nochmal zurueck zur Heilbuttstelle fahren und dort angeln (da hätten wir aber erstmal ein Gaff kaufen muessen, mit unserem Kescher konnten wir da nix ausrichten und keiner von uns hatte Lust einen eventuellen neuen Fang mit blossen Händen aus dem Wasser holen zu muessen).
Wir vertagten die Entscheidung auf den nächsten Tag.
Als ich dann am Samstag die Tuer des Wohnmobils öffnete regnete es draussen, die Wolken lagen tief, man sah keine Berge mehr und nichts. Und so fiel die Entscheidung auf Option 3, zusammenpacken und heim fahren. Denn wir hatten die Erfahrung gemacht das die Steine am Ufer bei Nässe zu Rutschbahnen werden, das musste ja sogar der Boforst-Mann erfahren als er einfach ins Wasser rutschte und vor allem dann nicht mehr ohne Hilfe raus kam.
Gesagt getan, wir fruehstueckten, packten zusammen und machten uns dann auf den Heimweg.
Als wir wieder an der Tankstelle vorbeikamen wo wir Donnerstag getankt hatten kam der Diesel 22.38 NOK. Es stimmte also, man erhöht hier zum Wochenende die preise und nicht nur ein bisschen. Alles richtig gemacht also.
Wir fuhren also mal wieder durch ein graues Norwegen.
Und genau an der Grenze zu Schweden fanden wir den blauen Himmel wieder. Das war verrueckt. Also da wo das Blau anfängt ist die grenze zu Schweden.
An einem Platz mit herrlicher Aussicht legten wir noch eine Mittagspause ein
bevor wir uns dann entgueltig auf den Weg nach Hause machten, wieder vorbei an den Tausenden Rentieren, die sich aber nun zum Glueck zum Grossteil neben der Strasse aufhielten, vorbei an den 15-Minuten-Rotphase-Ampeln, die aber nun am Wochenende zum Glueck ausser Betrieb waren, vorbei am Festival in Arvidsjaur und natuerlich vorbei an grossartiger Landschaft.
Gegen 17 Uhr kamen wir zu Hause an und schon 5 Minuten später hatten uns die Probleme vor denen wir davongefahren waren auch schon wieder eingeholt.
Jetzt heisst es 1,5 Wochen Augen zu und durch und dann gehts erstmal auf Wanderschaft, weg vom Internet, weg von allen Problemen, weg vom Alltag.
Ein Gedanke zu „Der Grosse Fang, Norwegen Klappe die Zweite“
Ich bewundere Eure Touren – einfach herrlich! Und wieder tolle Fotos. Danke.
Liebe Grüße.
Gabi