Fjällwanderung 2023, ein geänderter Plan ist immernoch ein Plan
Anke Junghans Kommentare 0 Kommentare
Wir sind wohlbehalten von unserer Fjällwanderung zurueckgekehrt. Der Alltag hat uns wieder, die Watte im Kopf ist auch wieder da. Svens Fuss hat jetzt wieder normale Grösse nur die Farbe ist nicht die die man gewohnt ist. Thorben hat sich irgendwas eingefangen, was weiss man noch nicht genau, nachdem Sven gestern mit ihm ueber eine Stunde beim Arzt zugebracht hat gibts nun erstmal ein Breitbandantibiotikum in der Hoffnung das es hilft, wenn nicht wird nächste Woche weiter getestet. Das Schlimmste aber ist, wenn man Antibiotika nimmt darf man nicht trainieren, und das wo es doch diese Woche das erste Mal nach der Sommerpause wieder aufs Eis gehen soll. Aber Gesundheit geht vor.
Nun aber zum Wanderbericht:
Tag 0, Anreise bzw. Vorbereitung zur Abreise
Mittwoch, 19. Juli 2023
Unsere diesjährige Wanderung sollte in Katteratt, Norwegen beginnen. An diesen Ort kommt man nur und ausschliesslich mit dem Zug, hier gibt es keine Strassen (mehr). Und wie immer sollte das Auto am Endpunkt der Wanderung, Nikkaluokta, abgestellt werden so das wir nach der Wanderung nur einsteigen brauchen und heimfahren.
Wie immer bedarf es gruendlicher Planung wenn öffentliche Verkehrsmittel im Spiel sind und nach wochenlangen Recherchen und Abwägungen sind wir zu dem Entschluss gekommen, das es sowohl vom Stresslevel und sogar finanziell besser wäre, wenn ich das Auto am Mittwoch alleine nach Nikkaluokta fahre und Sven samt Thorben in Ruhe erst am Donnerstag frueh mit dem Bus nach Luleå fahren und von dort dann den Zug nach Katteratt nehmen, in welchen ich dann in Kiruna zusteige.
Gesagt getan. Ich bin direkt von der Arbeit weg ins Auto gestiegen und habe mich auf den Weg gemacht. Naja, eigentlich habe ich sogar noch Arbeit mit auf den Weg genommen, musste noch Pakete holen, Dinge daraus neu verpacken und verschicken.
Dann bin ich noch schnell bei Leif Erik vorbeigefahren der ja derzeit in Luleå wohnt sozusagen und dort arbeitet, er brauchte noch paar Klamotten.
15 Uhr war ich dann mit allem fertig (hatte sogar noch vollgetankt) und konnte mich auf den Weg machen. Eigentlich wäre ich ja gerne die 97 gefahren, ueber Harads und Jokkmokk, diese Strecke ist viel schöner aber ich musste in der Nähe von Överkalix noch was erledigen und so wurde es die E10, ist ja im Endeffekt auch die schnellste und kuerzeste Alternative. Aber auch mit Abstand die langweiligste. Was dann auch noch vom Wetter (Regen) beguenstigt wurde. Wirklich furchtbar und dann noch nichtmal Mitfahrer die einen unterhalten können. Also Spotify an, Hooja aufgelegt. Schön und gut aber fuer 3 Stunden Fahrt reicht auch das nicht. Aber zumindest etwas. Hin und wieder musste ich Wohnmobilslalom fahren, schon unglaublich wieviele davon auf den Strassen unterwegs sind.
Aber ansonsten war einfach nix los, selbst die Baustellen glänzten mit Abwesenheit (nichts was ich vermisste).
Ich war noch nichtmal in Kiruna als mal wieder das Handy klingelte. Nikkaluokta war am Hörer. Komisch dachte ich es war ja diesmal alles schon im Vorfeld geklärt, man wollte mir den Schluessel im Briefkasten hinterlegen das ich ausserhalb der Öffnungszeiten anreiste. Was konnten sie also von mir wollen?
Ja, mir zunächst erstmal mitteilen welche Huette ich habe und mir zum anderen erklären das man den Schluessel nun doch nicht in den Briefkasten legt sondern in die Tuer der Huette steckt. Ich sollte mir dann noch den Code fuers Duschhaus aufschreiben, nun sind Frauen ja multitasking aber beim Autofahren telefonieren und schreiben ist dann doch zuviel. Man versprach, mir einen Zettel mit dem Code in der Huette zu hinterlassen.
Gegen 18.30 Uhr passierte ich Kiruna, und mehr war es dann auch nicht, die neue Streckenfuehrung tangiert die Stadt im Prinzip nur am äussersten Zipfel bevor sie einen nach Nikkaluokta fuehrt.
Die Strasse nach Nikkaluokta war dann noch bedeutend einsamer als die E10, hier gab es keine Wohnmobile mehr und auch sonst kaum eine Menschenseele. Es regnete immernoch aber die Landschaft wurde, je näher man Nikkaluokta kam, doch immer besser.
19.20 Uhr kam ich in Nikkaluokta an und begab mich gleich auf den Weg zur Rezeption da man mir am Telefon sagte man sei bis 19.30 Uhr da. Aber man hatte es sich wohl anders ueberlegt, die Tuer war verschlossen. Also ging ich zu meiner Huette wo der Schluessel wie versprochen im Schloss steckte und auch der Code fuers Duschhaus lag auf dem Tisch.
Mir fiel auf das ich vergessen hatte, unterwegs zu Abend zu essen. Gut, ich bin jetzt auch nicht an allzu vielen Stellen vorbeigekommen wo ich das hätte tun können, um genau zu sein an kleiner einzigen. Hm, das einzige was ich zu essen mit hatte war eine Tuete Kringli Apfel Zimt aus Finnland, die mir eigentlich morgen als Fruehstueck und Wegverpflegung dienen sollten, nun also auch als Abendbrot
Die Huettennachbarn brachten mich dann auf eine Idee. Sie hatten ihr Auto neben der Huette geparkt. Das ist ja erlaubt. Warum sollte ich also heute schon das Auto auf den Langzeitparkplatz stellen und 40 SEK bezahlen wenn ich doch an der Huette kostenlos stehen kann? Also Auto an der Huette abgestellt und mich installiert.
Danach bin ich, trotz Regens, noch eine Runde gelaufen. Hatte mir ja am Montag, sagen wir mal, das Knie ruiniert als ich Thorben beweisen wollte das auch ich eine Runde ums Stadion joggen kann. Was ja ansich auch kein Problem ist. Nur leider hatte ich die falschen Schuhe an, merkte schon nach den ersten Metern das was nicht stimmte aber man will ja nicht klein bei geben. Ja das Ganze resultierte in unheimlichen Schmerzen im ganzen linken Unterbein, ausgehend vom Knie, konnte in der Nacht zu Dienstag vor Schmerzen kaum schlafen.
Ja und nun wollte ich also mal testen ob es ueberhaupt geht, das mit dem Laufen. Bin hoch zur Kapelle und wieder runter zum Weg. Nach 2 Kilometern merkte ich das Knie schon wieder und beschloss, umzukehren, Wetter war ja eh nicht so dolle.
Wieder zurueck habe ich mir erstmal eine schöne heisse Dusche gegönnt, Sauna wäre zwar auch inklusive gewesen aber diese war schon kalt (oder nie an).
Und dann war es auch schon an der Zeit, ins Bett zu kriechen.
1.Wandertag, Katteratt-Hunddalshytta 10km
Donnerstag, 20. Juli 2023
Heute sollte also endlich die Wnderung beginnen aber ersteinmal musste die Anreise noch vollendet werden. Während ich mich im Bett nochmal rumdrehte waren Sven und Thorben beizeiten aufgestanden, sie sollten/wollten kurz nach 8 Uhr den Bus nach Luleå nehmen. Dort sind sie dann zum Bahnhof gegangen von wo aus sie sich mit dem Zug auf den Weg gemacht haben.
Mein Bus nach Kiruna ging erst 12 Uhr, ich hatte also mehr als genug Zeit aber wer mich kennt weiss das ich diese selten mit Nichtstun verbringen möchte. Also habe ich irgendwann meine 7 Sachen gepackt, habe das Auto auf den Langzeitparkplatz gefahren, bin zur Rezeption gegangen um die Huette zu bezahlen und das Auto fuers Parken anzumelden. War dann noch im Souveniershop und habe mir nen Kuehlschrankmagneten und einen Kaffeebecher gekauft (wozu ich den ueberhaupt brauche weiss ich noch gar nicht aber ich fand den huebsch).
Habe mir dann (da ich ja einen Teil meiner Wegverpflegung gestern schon zum Abendbrot verputzt habe) noch ein suendhaft teures belegtes Brot gekauft bevor ich mich, viel zu zeitig, auf den Weg zur Bushaltestelle machte. Aber ich war bei weitem nicht die Erste dort, da standen Leute schon seit 2 Stunden und warteten.
Der Bus war puenktlich, eigentlich waren es ja sogar zwei, der Eine fuhr zum Flughafen, der Andere zum Bahnhof. Gerade in den Bus eingestiegen liefen draussen Frodo und seine Freunde vorbei, Frodo habe ich leider nicht mit aufs Bild bekommen.
Achja, als ich frueh aus dem Fenster sah, sass da ein Hase und knabberte genuesslich am Gras bis ihn irgendetwas erschreckte (ich war es nicht!) und er eilig davonhoppelte.
Zur Busfahrt selbst gibt es nicht viel zu sagen ausser das der Bus halb leer war, ich mich innerlich ueber die Geschichten amuesierte die die anderen Insassen miteinander teilten (also die die schon fertig waren mit wandern) und das der Bus 20 Minuten vor der geplanten Zeit schon am Bahnhof war.
Und nun hiess es, sich die ca. 2 Stunden Zeit zu vertreiben bis der Zug kommt. Gar nicht mal so einfach. In diesem Bahnhof gibt es einen Warteraum, eine Toilette (in schäbigem Zustand) und ansonsten absolut rein gar nichts, also wirklich nichts nichts. Und auch um die Ecke rum, also sprich in Gehabstand gab es einfach nichts. Zum Glueck gab es Steckdosen da das Handy zum Zeitvertreib herhalten musste.
Irgendwann kam dann endlich der Zug.
Das Lustige, auch wenn der Bahnhof eigentlich ein Durchfahrtsbahnhof ist, das heisst die Gleise gehen weiter, muss der Zug den Bahnhof in die Richtung verlassen aus der er gekommen ist. Vermutlich geht es in der anderen Richtung nur in die Grube.
Also muss man die Lok umhängen. Deshalb hat jeder Zug ca. eine halbe Stunde Aufenthalt in Kiruna. Dann muss der Lokfuehrer noch aussteigen, manuell an irgendeinem Schalter das Signal auf Gruen stellen und dann kann es endlich weitergehen.
Auch die Zugfahrt verlief mehr oder weniger ereignislos, Sven und Thorben hatten schon keine Lust mehr, schliesslich sassen sie schon paar Stunden hier drin.
Aber irgendwann, genau 17.12 Uhr, wie im Fahrplan versprochen, nach unzähligen Tunneldurchfahrten kamen wir in Katteratt (Norwegen) an. An diesem Bahnhof hält nur ein einziger Zug pro Tag obwohl es mehrere gibt die hier vorbeikommen. Das Problem: der Bahnhof ist einfach zu kurz fuer normnal lange Zuege. und eigentlich selbst fuer unseren. Wir hatten Sitzplätze ganz hinten im Zug und unsere Tuer war dort wo der Bahnsteig schon zu Ende war das heisst wir mussten aus dem Zug huepfen, so tief kann man nicht steigen.
Ausser uns verliessen noch zwei den Zug, ebenso wie wir steuerten sie den Wegweiser an aber da wir sie dann im Verlaufe des Tages nicht mehr sahen sind sie wohl woanders hingegangen.
Nachdem wir uns vergewissert hatten das wir richtig sind konnte die Wanderung endlich beginnen.
Und von Anfang an ging es gleich bergauf. Man folgt einem alten Fahrweg, frueher sind hier offensichtlich doch mal Autos gefahren, und mit frueher meine ich die Zeit als der Staudamm und das Kraftwerk gebaut wurde in dessen Nähe unser heutiges Tagesziel liegt.
Der Weg hat allerdings seine besten Zeiten hinter sich, zumindest was die Tauglichkeit als Fahrweg anbelangt, hie rund da klaffen grosse Löcher. Aber als Wanderweg ist er noch prima zu benutzen. Im Prinzip wird es heute die gesamten 10 Kilometer mehr oder weniger Bergauf gehen.
Zwischendrein sind wir mal kurz irritiert weil es so gar keine Markierungen gibt. Aber ich war mir ziemlich sicher das wir richtig waren, ich hatte im Vorfeld ja gelesen das man auf einem alten Fahrweg läuft und mehr als den einen gab es nicht und ausserdem bestätigte ein Blick auf die Karte auch das wir richtig sind. Man folgt dem Sørdalen in welchem der Hunddalsfluss fliesst. Diesen hat man zumeist in Sichtweite aber auf jeden Fall immer in Hörweite.
Unterwegs kam uns nur eine einzige Person entgegen, mit Angelrute, war wahrscheinlich nur auf Tages-Angelausflug.
Wir gewinnen schnell an Höhe und in null komma nichts sind wir ueber der Baumgrenze angelangt und haben eine fantastische Aussicht auf das hinter uns liegende Tal.
3 Kilometer vor der Huette kommt dann mal ein Wegweiser. Ab hier befanden wir uns etwas im Windschatten und sofort schlugen die Plagegeister zu, es war kaum möglich, stehenzubleiben.
Argwöhnisch betrachteten wir den Berg zu unserer Linken denn wir wussten das wir hier morgen hoch mussten. Wird anstrengend. Aber zum Glueck haben wir das Problem erst morgen.
Dann kommt man irgendwann zum Kraftwerk samt Staudamm, hm, das ist ja kaum der Rede werde, so ein kleines Ding, es staut den Fluss auch nicht wirklich auf, vermutlich leitet es den Fluss einfach nur durch die Turbinen. Der Fahrweg geht nur bis hierher und die letzten 750 Meter bis zur Huette sind dann Wanderweg, so wie wir es eigentlich kennen.
Ich hatte mir ja heute den ganzen Tag Sorgen gemacht. In den norwegischen Huetten ist es so das man einen Teil der Betten vorbuchen kann, ein Teil bleibt fuer spontane Besucher. Nur sind die Huetten eben Bettenanzahlmässig auch recht ueberschaubar, die Hunddalshytta hat 14 Betten, davon konnte man 6 vorbuchen und als ich das letzte Mal schaute waren diese 6 Betten auch alle schon gebucht. Aufgrund unserer späten Ankunftszeit befuerchtete ich das eventuell schon alles belegt sein wuerde.
Umso verwunderter war ich als nur ein einziger Wanderer vorzufinden war. Er hatte sich die kleinere Huette ausgesucht, wir bezogen die grössere.
Der Huettenplatz ist wirklich fantastisch gelegen, ich habe unendlich viele Fotos gemacht, aber die sehen eh alle gleich aus.
Nachdem wir uns installiert hatten gab es ersteinmal Abendbrot. Hatte meinen Jungs etwas Luxus versprochen und so gab es heute eine Variante von Hamburger. lecker.
Danach war ich im Fluss. Wollte baden aber dazu war er etwas zu flach aber zum Erfrischen hat es gereicht.
Noch ein paar Worte zu den norwegischen Huetten. Ich hatte ja schon im Internet gelesen das diese besser sein sollen als die schwedischen Huetten, vor allem besser ausgestattet. Und das können wir nur bestätigen. Hier gab es zum einen Strom. Luxus, leider haben wir, zu Thorbens Verdruss, erst am nächsten Morgen die Dose entdeckt wo man das Handy laden kann.
Es gibt so eine Art Wohnzimmer mit Sofa und Sessel, auch das ist in den schwedischen Huetten nicht der Fall. Die Toiletten befanden sich in einer Art Werkstattsgebäude, auch lustig. Holz hacken muss man hier auch nicht, man könnte es selbst dann nicht wenn man wollte, alles ist schon fertig, ich glaube das wird hier gleich fertig in Säcken angeliefert.
Es gibt hier keine Huettenwirte. Das hat Vor- und auch auch Nachteile. Der Vorteil: es geht dir niemand auf die Nerven, du kannst dein Zeug in deinem eigenen Takt machen. Der Nachteil: wenn du Pech hast ist kein Wasser vorhanden und auch nicht sauber gemacht da es ja niemand nachkontrolliert. Andererseits muss man eben auch nur das Wasser holen was man selber braucht.
Noch ein Vorteil der norwegischen Huetten: das Muellsystem. In den schwedischen Huetten muss man ja mittlwerweile seinen gesamten Muell wieder mitnehmen, auch Essensreste. Nur Pfanddosen, Metalldosen und Hartplastik darf man noch da lassen (wer bitte schleppt denn Metalldosen durch die Berge?) Hier in Norwegen darf man alles was brennt in den Huetten in den Ofen stecken, Essensreste werden im gleichen Busch entsorgt wie die Asche vom Ofen und das Schmutzwasser (diese Stelle erkennt man auch ohne Beschilderung denn hier gedeihen die Pflanzen besonders prächtig). Mitnehmen muss man nur Pfanddosen, Metalldosen und Hartplastik. Das kommt mir ja gelegen, bin ja Fan davon alles einzeln in Plastetueten zu verpacken. Allerdings hatten wir heute keine Lust mehr erst noch ein feuer zu entfachen, wir wuerden unseren Muell einfach bis zur nächsten Huette mitnehmen und dann dort in den Ofen werfen.
Das Allerbeste an den norwegischen Huetten: der Preis. 625 NOK haben wir fuer eine Nacht bezahlt, der Tauschkurs ist so ziemlich 1:1, in den schwedischen Huetten kostet es fuer uns 3 zwischen 1125 und 1250 SEK je nachdem ob Kungsleden oder nicht. Das ist schon ein deutlicher Unterschied.
2.Wandertag, Hunddalshytta-Cunojavrehytta 20km
Freitag, 21. Juli 2023
Wir haben ganz gut geschlafen, mal davon abgesehen das es zu warm war. Gegen 7 Uhr bin ich aufgewacht und kurz danach auch die beiden anderen. Wir hatten heute ein paar Kilometer vor uns (laut Beschilderung 18) und da wollten wir auch nicht ewig in den Betten liegen.
Zum Fruehstueck wieder Luxus, Tortillabrot mit Nudossi und dazu ein Kaffeegetränk (fuer Thorben heisse Schokolade). Aber nun war Schluss mit Luxus, ab sofort wuerde es nur noch Wanderessen geben.
Gegen 9 Uhr, nachdem wir die Huette wieder verschlossen hatten (die norwegischen Huetten sind mit Schlössern versehen fuer die man einen Schluessel braucht. Den habe ich mir schon vor Jahren bestellt, fuer alle Fälle, nun kam er endlich mal zum Einsatz. Dieser Schluessel passt fuer die meisten Huetten, es gibt aber auch ein paar einzelne Huetten die ein extra Schloss haben, dies hat oftmals den Grund das hier besonders viel Blödsinn gemacht wird oder man nicht bezahlt oder so. Diesen Schluessel bekommt man nämlich nur wenn man vorher bezahlt, nicht wie in den anderen Huetten wo man dies auch hinterher erledigen kann) machten wir uns auf den Weg. Zunächst ging es die 750 Meter zurueck zum Kraftwerk. Hier muss man ueber den Fluss. Ich hatte mir ja in meiner bluehenden Fantasie eingebildet das man einfach ueber die Staumauer spazieren kann, war dann aber nicht so, man muss unterhalb ueber den Fluss was aber kein Problem war, hier war kaum Wasser drin dafuer mehr als genug Steine.
Ja und dann begann der Anstieg. Wir mussten ueber einen Pass um ins Oallavaggi zu kommen. Langsam aber sicher keuchten wir den Berg hinauf. Nach ca. 1h und 2,8 Kilometern hatten wir den höchsten Punkt des Passes erreicht und konnten erstmal verschnaufen und die wunderbare Aussicht zurueck ins Sørdalen geniessen.
Nach einer Erholungspause ging es weiter, nun das Oallavaggi hinab. Hier bestand der Weg im Grossen und Ganzen nur aus Steinen, da war ein vereinzelt vorkommendes Schneefeld schon eine willkommene Abwechslung. Aber nicht nur das es hier nur Steine gab, nein, es ging auch ständig hoch und runter. Das war natuerlich ziemlich zeitintensiv. Und irgendwann sahen wir die nächste Markierung nicht mehr. Nanu, wo geht denn der Weg jetzt weiter? Ach, da ist ja eine Markierung, da, links am Fluss. Was will man uns damit sagen? Sollen wir hier ueber den Fluss? Wir versuchten, am anderen Ufer eine weitere Markierung zu finden aber sahen nichts. Also musste die Karte herhalten und diese bestätigte, einmal ueber den Fluss bitte. Sven löste das mal wieder galant und kam mit seinen Wanderschuhen trockenen Fusses, auf Steinen balansierend rueber. Thorben und ich zogen die Schuhe aus. Ich gab Thorben meine Gummischuhe, wollte lieber ohne gehen damit ich besseren Kontakt zum Untergrund habe und so brauchte er seine nicht erst rauskramen. Grosser Fehler. Ich konnte ja nicht damit rechnen das die norwegischen Fluesse nur aus spitzen und scharfen Steinen bestehen.
Ich mag es ja ueberhaupt nicht, auf Steinen zu balansieren, gehe lieber auf dem Grund des Gewässers lang, da kann ich zumindest nicht von einem Stein abrutschen. Ausserdem sind die Steine da kleiner und oft mossbewachsen so das man guten Halt hat. Aber wie gesagt, hier bestand auch der Grund auch nur aus vielen spitzen Steinen. Und stellenweise war das Wasser auch ziemlich tief. Während auch Thorben mittlerweile am anderen Ufer angekommen war stand ich mehr und suchte nach einem Weg als das ich vorwärts kam. Das das Wasser eisekalt war merkte ich gar nicht, die Aufregung verursachte eher hohen Blutdruck und heisse Ohren.
Nach gefuehlt 3 Stunden (naja, es war wohl in Wirklichkeit nur ne halbe Stunde aber auch das ist wohl ein Langsamkeitsrekord) hatte auch ich es dann geschafft uebers Wasser zu kommen. Naja, immerhin hatten meine Männer so mal eine etwas längere Pause.
Nun war die Oallevaggehytta nicht mehr weit entfernt. Nur noch ein paar hundert Meter, ueber einige weitere Bäche die man aber mit etwas schauen auch in Turnschuhen ohne nasse Fuesse ueberqueren konnte.
Gegen 12.30, nach geschlagenen 3,5h kamen wir an dieser Huette an. Hm, 3,5h fuer nur 7km…..das wird wohl ein langer Tag. Die Huette ist eigentlich nur eine kleine Prismahuette mit zwei Betten aber man kann hier uebernachten, es gibt Gas und Strom und alles was man braucht, auch eine Toilette in separater Huette. Man hat allerdings direkt daneben schon eine neue Huette errichtet die nur noch eingerichtet werden muss und so wie diese plaziert wurde lässt es den Schluss nahe das die alte Huette, sobald die neue fertig ist, abgerissen wird.
Wir gingen in die Huette, liessen uns auf den Britschen nieder und ruhten uns erstmal aus, einfach war der Weg hierher wirklich nicht. Sven und Thorben legten sich sogar ne Runde hin, was aber vielleicht auch nicht ganz so gut war, umso schwerer fiel es ihnen dann wieder aufzustehen.
Weiter gehts. Nun endlich wird der Weg etwas besser, stellenweise hat man sogar einen deutlichen Pfad der gut zu gehen ist, teilweise direkt an der Strandkanste von einem See entlang. Hätten wir nicht gerade erst Pause gemacht und fuer unseren Geschmack noch viel zu viele Kilometer vor uns wäre dies hier die perfekte Stelle fuer ein Bad gewesen.
Statt dessen gingen wir weiter durch diese einsame Landschaft. Kein Mensch weit und breit. Nur Steine, Berge, Fluesse, Bäche, Seen.
Hier gibt es keine Bruecken ueber die Bäche, man muss sich einen Weg ueber Steine suchen. Und es waren viele Bäche die da so die Hänge herunterfliessen. Oft in mehreren Armen.
Die Landschaft ist einfach nur toll. Aber ueber den Bergen lauern die ersten schwarzen Wolken. Wir laufen und laufen, und es fuehlt sich an als wuerden wir nicht voran kommen, alles sieht irgendwie gleich aus. Und wieder zu ueberquerende Bäche und wieder ein neuer See in Sicht. Nur ein Ende, das ist nicht in Sicht.
Irgendwann, nach ca. 11 Kilometern, erreichen wir dann aber doch das Ende des Oallavaggi und blicken hinunter ins Sealggavaggi. In dieses Tal muessen wir nun hinuntersteigen und ihm dann nach links folgen. Je weiter runter wir kommen umso gruener wird die Landschaft, sehr zu unserem Leidwesen. Hier gibt es nicht nur Bäche zu ueberqueren sondern auch Moore und Flächen aus Weidengestruepp. Jetzt geht es wieder langsamer voran. Uns kommt die erste Person fuer heute entgegen, sie geht aber nu mit gesenktem Kopf an uns vorbei. Bei 2/3 unserer Wandergesellschaft ist die Laune mittlerweile irgendwie auf den Nullpunkt gesunken, warum weiss ich eigentlich gar nicht richtig, wahrscheinlich ist das auch nichts fuer jeden, stundenlang zu laufen ohne auch nur eine Menschenseele oder Spur von Zivilisation zu sehen.
Nur noch 5 Kilometer bis zur Huette. Dachten wir. Als noch 3 Kilometer von den 18 ausgeschilderten uebrig sind, machen wir eine letzte Pause. Und genau da fallen die ersten Tropfen. Wir gehen weiter, kommen wieder an einen Bach. So sehr ich mich auch bemuehe, ich finde keine geeigenet Stelle wo ich trockenen Fusses rueberkommen könnte. Und der Regen ist bedrohlich nah. Also keine Zeit vergeuden, rein ins Wasser, nur noch 3 Kilometer, kann man auch mit nassen Schuhen laufen. Jetzt erinnerte der Weg sehr stark ans Vistasdalen, alle die schonmal dort gegangen sind wissen was ich meine. Mit dem Unterschied das man in Norwegen scheinbar noch nie was von Holzbohlen gehört hat. Diese sind hier absolut unbefindlich, durch jedes Moor muss man durchplatschen. Naja, am Anfang versucht man noch einen Weg zu finden der heilwegs trocken ist, irgendwann gibt man auf. Ich habe ja die Vermutung das die Norweger halt einfach mehr Geld in die Huetten investieren und dann eben kein Geld mehr fuer Holzbohlen oder Bruecken haben.
Und nicht zu vergessen, die Weidenbuesche die einem an den Klamotten zerren und die Beine zerkratzen. Einziger Lichtblick: aus der Ferne sehen wir einen Elchbullen. Leider sieht er auch uns und nimmt bei zeiten Reissaus.
Ca. 1km vor der Huette sollte laut Karte und Erfahrungsberichten noch eine recht abenteuerliche Bruecke kommen. Als wir allerdings die 3 Kilometer hinter uns gebracht hatten war noch nichtmal eine Bruecke in Sicht. Nun war die Laune bereits ins Negative gesunken. Keine Bruecke, keine Huette, nur Buschwerk und Moor und ein Trampelpfad der teilweise kaum zu sehen war und so schmal das er echt schwer zu laufen war. 2/3 unserer Truppe hatten nicht nur die gute Laune sondern auch die Motivation verloren aber irgendwie mussten wir ja ankommen, irgendwo musste die Huette ja sein.
Ich lief ersteinmal alleine weiter und entdeckte schon bald die Bruecke, sie hatte sich hinter einem Huegel versteckt.
Und das was man so darueber im Internet gelesen hatte war absolut nicht gelogen. Die Norweger bauen nicht viele Bruecken aber wenn sie welche bauen dann mit Adrenalinkick.
Ich wartete noch auf meine Jungs und dann ueberquerten wir die Bruecke. Kaum waren wir drueben kam uns ein Wanderer entgegen und trotz der Tatsache das es mittlerweile nicht mehr nur tröpfelte sondern schon leicht regnete unterhielten wir uns kurz mit ihm. Auch er war Deutscher und wollte nun Richtung Hunddalshuette, hatte aber Zelt mit und war somit flexibler als wir.
Als wir weiter gingen war die Laune schon wieder etwas besser, was etwas sozialer Umgang doch bewirken kann. Ausserdem wussten wir ja nun das die Huette nicht mehr weit sein konnte. Und plötzlich war sie da, toll an einem See gelegen. Die Cunojavrehuette. Oder vielmehr Huetten, es sind mehrere. Nach geschlagenen 9 Stunden, gegen 18 Uhr sind wir endlich da. Die Uhr zeigt ueberigens 20 Kilometer.
Wir sind die Einzigen hier. Wir wählen die Huette die am neuesten ist und am nächsten am See liegt. Was fuer eine herrliche Huette. Wir erfahren aus den Unterlagen das sie erst 2017 gebaut wurde nachdem die vorherige Huette abgebrannt war.
Wir beschliessen, das wir jeder ein eigenes Schlafzimmer beziehen, jedes Zimmer hat nur ein Etagenbett und keiner von uns Erwachsenen will oben schlafen. Thorben dagegen bezieht das Loft.
Draussen regnet es mittlerweile richtig. Aber wir haben ein Dach ueberm Kopf und alsbald lodert auch das Feuer im Ofen. Auch hier kann man, sehr zu Thorbens Freude, das Handy laden.
Und die Aussicht vom Sessel durch die grossen Fenster ist einfach nur genial.
Nachdem wir zu Abend gegessen haben mache ich Wasser warm. Auch ein Vorteil wenn man so ganz alleine ist. Einfach warmes Wasser herstellen und die Kueche in ein Badezimmer verwandeln.
Mittlerweile, satt und ausgeruht, die Huette herrlich warm, ist die Stimmung auch wieder besser.
Später am Abend kommt noch eine Frau mit Hund durch den Regen an der Huette an. Sie schaut erst ueberall und kommt dann zu uns. Sie wollte wissen ob sie in die Huettenwirthuette gehen kann. Hm, wissen wir jetzt auch nicht. Aber wir sind ins Gespräch gekommen. Also zunächst Sven, der erst eine ganze Weile mit ihr an der Tuer gequatscht hat. Irgendwann meinte Sven dann ob sie nicht reinkommen wolle, das Gespräch hatte sich einfach super entwickelt aber die Muecken kamen eben in Scharen durch die offene Tuer.
Ja und so nahm dann der Abend seinen Lauf. Die Frau hiess Nicole, auch Deutsche, wohnhaft in Schweden und mit auf Tour ihre Huskydame Lucy. Eigentlich sollte der Hund im Vorraum warten aber davon hielt sie so ueberhaupt nicht viel und am Ende sassen wir alle 5 in “unserer” Huette und setzten das nette Gespräch fort. Als wir dann mal auf die Uhr schauten war es schon 22.30 Uhr. Ja, in netter Gesellschaft vergeht die Zeit wie im Fluge.
Unsere Gäste sind dann in ihre Huette gegangen während wir in die Betten krochen. Draussen hingen mittlerweile alle Berge in den Wolken.
3.Wandertag, Cunojavrehytta-Unna Allakas 5,5km
Samstag, 22. Juli 2023
Wie so oft war ich mal wieder um 7 munter, die beiden anderen liessen sich heute Zeit. Warum auch nicht, heute lagen nur wenige Kilometer vor uns. Erstmal auf den langen Weg zum Klohäuschen gemacht und unterwegs fast die Beine gebrochen da alles nass und somit rutschig war.
Aber zumindest hatte es aufgehört zu regnen. Und es sah recht freundlich aus.
Nachdem dann irgendwann alle in den Tag gestartet waren, mit Fruehstueck und Zeug zusammenpacken samt Huette sauber machen, sind wir gegen 10 Uhr, zeitglich mit Nicole und Lucy gestartet. Da es ziemlich frisch war und dazu noch ein kalter Wind wehte haben meine Jungs heute sogar die Handschuhe uebergezogen. Hätte ich vielleicht sogar auch gemacht, leider wusste ich nicht mehr wo ich sie hingepackt hatte und ich hatte keine Lust, den ganzen Rucksack zu durchsuchen. Zumal sie recht minimalistisch sind, die konnten ueberall in jedem kleinsten Fach sein.
Es gibt fuer diesen Abschnitt zwei unterschiedliche Wege eingezeichnet, je nachdem, welche Kartenausgabe man hat. In den älteren Karten ist der obere Weg eingezeichnet wo man zunächst zurueck und ueber die Bruecke muss und dann im Prinzip nahe am Berg läuft. Ueber diesen Weg gab es aber im Internet nicht viel positives zu lesen, viel Gestruepp, nass, schlecht zu finden.
Der Weg der in den neueren Karten eingezeichnet ist geht viel näher am See entlang und man muss auch nicht erst zur Bruecke sondern folgt gleich von der Huette aus dem See. Ueber diese Strecke konnte man im Internet noch nicht sooooo viel finden ausser einen Bericht in dem Stand das die Furt unweit der Huette so tief sein soll das sie einen bis ueber den Hintern geht. Auch nicht so verlockend. Dann gibt es noch Karten (im Internet) wo beide Wege eingezeichnet sind.
Wir entschieden uns, den neueren Weg zu probieren, wenn die Furt zu tief sein sollte können wir ja immernoch umkehren.
Der Weg war gut zu finden und verhältnismässig leicht zu laufen. Und dann kamen wir an die besagte Furt, ich hätte beinahe laut losgelacht. Also wenn hier mal das Wasser bis zum Allerwertesten steht, dann steht die ganze Gegend unter Wasser. Mit anderen Worten: kein Problem.
Danach ging es weiter, der Weg war wirklich Balsam fuer die Fuesse, kaum Steine, keine grossen Auf und Abs. Hier und da mal etwas Weidengestruepp aber auch das ging noch. Wir kamen gut voran.
Bis wir am Ende des Sees angekommen waren. Laut Karte geht der Weg hier ein Stueck am Strand lang (wenn man es genau nimmt geht er laut Karte quasi sogar durchs Wasser) bevor er dann nach links abbiegt. Uebrigens ein perfekter Platz zum Baden, wenn es nicht so kalt und windig gewesen wäre. Plaja del Fjäll sozusagen. Wir sind also am Strand entlang gelaufen aber einen Weg haben wir nicht gefunden. Wären beinahe noch im Sumpfgebiet gelandet.
Nein, das konnte nicht sein. Also kehrt Marsch. Und da sehen wir Nicole wie sie hoch oben am Hang entlang läuft. Häh? Das gibts doch nicht, musste man etwa da hoch? Andererseits, sie schien zumindest einen Weg gefunden zu haben der in die richtige Richtung fuehrt. Wir wollten ihr gerade folgen als ich irgendwo am Gebuesch ein paar Steine sah die unnatuerlich platziert aussahen. Also bin ich da nachkucken gegangen und siehe da, bei näherer Betrachtung fand sich sogar noch ein Rest roter Farbe, hier also ging der Weg lang, geradewegs rein ins Weidengestruepp.
Naja, so wurde uns wenigstens der Aufstieg erspart. Als Nicole sah das wir nun wieder gut voran kamen kam auch sie vom Berg wieder herunter. Sie hatte schlicht und ergreifend den alten Weg gefunden. Aber hier unten im Tal war es natuerlich angenehmer zu laufen.
Nun war es nicht mehr weit bis zur Grenze nach Schweden an der wir eine Pause einlegten. Von hier war es nicht mehr weit bis zur Huette.
Woran erkkent man das man wieder in Schweden wandert? Richtig, an den Holzbohlen. Wir sind wirklich nur ein paar Hundert Meter gewandert als wir auf den ersten Bohlen dieser Wanderung gehen konnten. Auch wenn sie nicht immer im Allerbesten Zustand sind.
Gegen 12 Uhr kamen wir an der Unna Allakas Huette an. Die Uhr zeigte 5,5 Kilometer, das erste, und vermutlich auch letzte Mal das das Schild mehr Kilometer anzeigte als es dann wirklich waren. Ich vermute ja das man das Schild vom alten Weg einfach nur umgesetzt hat ohne die Kilometerangabe zu ändern, aber der neue Weg ist halt kuerzer.
Nicole und Lucy sind schneller als wir gelaufen, an der Huette haben wir sie aber nocheinmal getroffen bevor sie dann Richtung Alesjaure weitergegangen sind. Wir haben waren fuer heute fertig mit wandern.
Erste Amtshandlung: Einkaufen. Köttbullar in der Dose. Haben in der Huette noch uebergebliebenen Reis gefunden, den gab es dazu.
Am Nachmittag haben wir uns ausgeruht, Schweinewerfen gespielt, fotografiert.
Am Abend war es dann Zeit fuer die Sauna, das ist so eine Sache die den norwegischen Huetten leider fehlt.
Am Abend sind wir ziemlich zeitig zu Bett gekrochen, was uns aber nicht viel nuetzte da es einige Leute gab die eigentlich zelteten, aber die Huette sozusagen als Wohnstube benutzten und das bis abends um 10. Gut, das ist jetzt nicht soooo spät, normalerweise aber hier in den Bergen gibt es eben auch Leute die um diese Zeit gerne schon ins Land der Träume entschwunden sind. Naja, zumindest haben sie dann 22 Uhr das Feld geräumt und es kehrte Ruhe ein.
4.Wandertag, Pausentag fuer die Einen, 10km fuer die verrueckte Andere
Sonntag, 23. Juli 2023
Heute war laut Plan Pausentag angesagt, mit Möglichkeit fuer einen Ausflug zur alten Grube Sjangeli.
Meine Jungs waren absolut fuer einen Pausentag. Heute bin ich sage und schreibe erst 8.30 Uhr aufgewacht. Muss neuer Langschlafrekord fuer mich sein, zumal ich nachts nichtmal raus musste.
Den Vormittag ueber spielten wir Karten und unterhielten uns mit der anderen Huettenbewohnerin aus Stockholm die auch heute hier einen Pausentag hat.
Aber irgendwas scheint mit meinem Gehirn nicht zu stimmen. Sowas wie Pausentage sind so gar nichts fuer mich, ich kann einfach nicht still sitzen. Und fuer mich war das gestern irgendwie schon fast ein Pausentag. Nach dem Mittagessen musste ich mich irgendwie betätigen.
Nun sind nicht alle in unserer Familie so besessen vom Laufen wie ich. Da ich meine Jungs einfach nicht zum Mitkommen ueberreden konnte, machte ich mich 14.10 Uhr alleine auf den Weg zur Sjangeligrube.
Der Huettenwirt meinte es dauert ne reichliche Stunde bis dahin und es solle sich wirklich lohnen, man könne viel ueber die Grube erfahren, es gibt ueberall Schilder wo viel erklärt wird. Im Kopf hatte ich das es vier Kilometer von der Huette bis zur Grube sind.
Nach einem Kilometer beginnt dann der Anstieg und der war bei dem guten Wetter ziemlich schweisstreibend. Es geht nicht nur ein bisschen bergauf.
Nachdem ich 2,5 Kilometer bergauf gelaufen war komme ich an ein Schild welches mir sagt das es noch 1,5 Kilometer bis zur Grube sind. Na toll. Ich war nun schon eine reichtliche Stunde unterwegs. Ich hatte meinen Jungs versprochen, bis 17 Uhr wieder da zu sein, was ja auch kein Problem gewesen wäre, wenn es nur eine reichliche Stunde gedauert hätte. Zum Glueck konnte ich etwas abkuerzen, statt dem Weg rund um den See zu folgen kann man auch vor dem See entlang laufen. Nach 1h20min war ich an der Grube.
Was ich bei meiner Planung der Rueckkehrzeit auch nicht bedachte, das eigentliche Anschauen dauert ja auch seine Zeit. Ich bin also recht zuegig da so rumgelaufen, langsamer wäre aber auch nicht wirklich besser gewesen da es hier von Muecken nur so wimmelte. Was ich nicht gefunden habe waren all die Hinweistafeln. Also ich habe ganze zwei gefunden, aber die beschrieben nur das jeweilige Gebäude wo sie dran hingen. Nun bin ich natuerlich nicht in jeden Winkel der Grube gekrochen aber ich meine schon das ich den Grossteil gesehen habe. Keine Ahnung wo die Tafeln stehen.
Nachdem ich alles fotografiert hatte hiess es Rueckzug antreten. Da wo es ging versuchte ich etwas zu joggen um es auch wirklich bis 17 Uhr zurueck zu schaffen.
Die Aussicht war natuerlich von hier oben toll.
20 Minuten vor um 5 bin ich, völlig verschwitzt, wieder an der Huette angekommen und habe gleich ersteinmal kurz eine Dusche genommen, das Wasser aus dem Schlauch war gar nicht so kalt wie ich dachte.
Am Abend war dann wieder Sauna, diesmal waren so wenige Leute da das man Gruppenweise in die Sauna konnte, das war auch neu fuer uns aber war natuerlich schön das wir mal alle 3 zusammen in die Sauna konnten und nicht wie sonst immer nur mit Fremden.
Als wir gerade mit Sauna fertig waren, kamen noch 5 Leute angewandert, sie zelteten aber. Es waren Wanderer aus Polen mit denen wir es in den kommenden Tagen noch mehrfach zu tun bekommen sollten. Das wussten wir aber heute noch nicht.
Nachdem wir noch das Kartenspiel zu Ende gespielt hatten war es auch schon Zeit fuers Bett, diesmal ohne Ruhestörung durch andere Gäste.
5.Wandertag, Unna Allakas-Alesjaure 16km
Montag, 24. Juli 2023
Laut Vorhersage sollte heute super Wetter werden. Als wir aufstehen ist davon noch nichts zu sehen, die Berge hängen in den Wolken.
In der Hoffnung das die Wolken sich noch etwas nach oben verziehen damit wir nicht in selbigen ueber den Pass muessen lassen wir es ruhig angehen. Gegen 10 Uhr machen wir uns auf den Weg, mittlerweile hängen nur noch ein paar Restwolken in den Bergen.
Die heutige Strecke ist uns ja schon bekannt, ebenso das sie gleich ersteinmal mit einem Anstieg beginnt. Es dauert nicht lange bis mir die Beine weh tun, so gleich aus der kalten raus den berg hoch ist irgendwie nicht das Beste einen Wandertag zu beginnen. Je höher wir kommen umso mehr verziehen sich auch noch die restlichen Wolken und nun steht einem sonnigen Tag nichts mehr im Weg.
Wir kommen gut voran. Leider mögen die Muecken die Sonne genauso wie wir, immer wenn die Sonne raus kommt kommen auch die Muecken raus, verschwindet die Sonne, verschwinden auch die Muecken. Kurios. Da weiss man gar nicht ob man nun Sonne haben will oder lieber nicht. Aber zum Glueck kann man sich das ja eh nicht aussuchen.
Nachdem der ertse Anstieg erklommen war ging es ersteinmal auf dem Plateau lang, durch Weidenbuesche und ueber Holzbohlen. An einer Stelle lagen diese etwas unter Wasser und da wäre es um ein Haar passiert. Ich wollte da schnell drueber damit die Schuhe nicht allzu nass werden. Das problem ist nur das nasse Bohlen gleichbedeutend mit glatten Bohlen ist, was ich fuer den Moment leider vergessen hatte. Dementsprechend zog es mir die Beine weg und nur mit Muehe und Not und wild mit den Armen rudernd gelang es mir, den Fall ruecklings ins Moor doch noch abzuwenden. Puh, Glueck gehabt.
Dann war es Zeit fuer Anstieg Nummer zwei. Dieser war dieses Jahr nicht ganz so nass wie wir ihn in Erinnerung hatten worueber wir nicht böse waren. Nur an der Anzahl Höhenmeter die man bewältigen musste hatte sich nichts geändert und so kamen wir ganz schön ins Schwitzen zumal die Sonne nun entgueltig das Komando uebernommen hatte. Aber die Aussichten die man dann als Belohnung bekommt sind die Muehe allemal wert, einfach nur toll. Schade das das auf den Fotos oft gar nicht richtig rauskommt, wie tief das Tal unter einem liegt, die hoch die Berge in der Ferne sind. Muss man halt einfach vor Ort erleben. Dieses Mal sind wir wirklich bis ganz nach oben gegangen bevor wir gegen 11.30 Uhr und 3.7 gelaufenen Kilometern eine etwas längere Pause einlegten.
Nun begann mein Favoritteil dieser Strecke. Man wandert ueber das Plateau, keine Menschenseele in Sicht, nur die herrlichen Ausblicke ueber die umliegenden Berge. Und dazu das tolle Wetter. Heute habe ich auch meine “Bubbla” gefunden, also wenn man so in sich kehrt, denkt und denkt und dabei aber nicht denkt, den Kopf leert, alles um sich herum vergisst, nur im hier und jetzt ist. Herrlich.
Gegen 12.30 trafen wir Nicole und Lucy die gerade auf dem Weg zurueck von Alesjaure waren. Ehe man es sich versah hatte man sich wieder eine halbe Stunde nett unterhalten aber dann war es wirklich Zeit fuer uns, wir hatten noch ein ganzes Stueck zu wandern.
Bevor man an die Stelle kommt wo man uebers Wasser muss ist der Weg ziemlich nass aber mit dem ein oder anderen Umweg gelang es mir heute sogar, dort trockenen Fusses durchzukommen, gut vermutlich war es auch nicht ganz so nass dieses Mal, die Wasserstände waren generell releativ niedrig dieses Jahr.
Gegen 13.45 sind wir an der Watstelle angekommen. Als ich meinen Rucksack absetzen will, fällt mein Teleobjektiv aus dem Rucksack. Aber es kann natuerlich nicht irgendwo landen, nein, es muss in ein Wasserloch fallen. Ich habe es sofort wieder rausgeholt und es scheint ueberlebt zu haben.
Ja, nun war es Zeit zum Schuhe ausziehen.
Die Furt war dann kein Problem, hier wuchs herrliches Moos auf den Steinen unter Wasser, richtig weich war das darauf zu gehen, so stelle ich mir das vor, nicht wie vor ein paar Tagen in Norwegen.
Nur Thorben hatte es nicht ganz so einfach, seine Schuhe bekamen soviel auftrieb das sie sich von den Fuessen lösten und er sie erstmal wieder einfangen musste, zum Glueck blieben sie an Steinen hängen sonst wären sie wohl auf und davon geschwommen.
Nach der Wasserueberquerung machten wir ersteinmal eine Pause bevor wir den letzten Anstieg fuer heute in Angriff nahmen. Das war der längste aber auch hier kommt man irgendwann oben an und kann die fantastische Aussicht bewundern.
Heute bewunderten wir aber nicht nur die tolle Aussicht sondern auch ein ganz besonderes Schauspiel. Wir waren schon ziemlich weit hoch gestiegen als wir 5 Wanderer entdeckten die an der Furt ankamen. Ich vergass zu erwähnen, mit Wanderschuhen war es ueberhaupt gar kein Problem dort rueberzukommen ohne Schuhe ausziehen.
Aber die 5 schienen sehr unschluessig und suchten erst ene Weile bis 3 von ihnen schliesslich uebersetzten. Die anderen beiden aber schienen sich an irgendetwas zu stören und bewegten sich Flussaufwärts, offensichtlich suchten sie eine besser Stelle zum passieren. Nur sie sahen ja nicht was wir sahen. Wir wussten das es keine bessere Stelle gab. Natuerlich konnte man auch weiter flussaufwärts waten aber dann musste man, um zurueck zum Wanderweg zu kommen, noch unzählige weitere Bachläufe queren samt das man auch durch ein Sumpfgebiet musste. Wir schauten dem Drama eine ganze Weile zu während wir mittlerweile oben angekommen waren und Pause machten. Aber das ganze Schauspiel dauerte gefuehlt länger als der neue Avatarfilm und so beschlossen wir dann irgendwann weiterzulaufen.
Nun waren es nur noch ca. 6 Kilometer bis zur Huette. Diese fuehren mehr oder weniger stetig bergab. Man muss das ein oder andere Schneefeld ueberqueren und ab und an ist es auch mal sehr steinig so das man sich seinen eigenen Weg suchen muss aber im Grossen und Ganzen war es kein Problem. Irgendwann hat man dann auch eine schöne Aussicht ins nächste Tal wo die Huette auf uns wartete.
3 Kilometer vor dem Ziel machten wir eine letzte Pause. Nun wartete der steile Teil des Abstiegs auf uns. Das ist so das was ich persönlich am schlimmsten finde, steile Abstiege, da gehe ich gerne in meinem eigenen Tempo und muss mich wirklich konzentrieren um nicht einen falschen Schritt zu machen und den Hang runterzurollen.
Ich liess meine Jungs sitzen und machte mich schonmal an den Abstieg. Ich bekam noch den Auftrag schonmal ein Zimmer zu reservieren bevor das Boot ankommt und sich eine Schlange an der Rezeption und im Laden bildete.
Nunja, was soll ich sagen, schön war es nicht aber runter muss man ja irgendwie. Als ich mich dem Kungsleden näherte sah ich ein Paar welches auf Selbigem von links kam. Kurz vor ihnen bog ich auf den Kungsleden ein und nun bekam ich plötzlich noch einmal einen Motiviationsschub. Nicht das die Beiden mich noch ueberholten. Und ausserdem, das Boot….ich zog das Tempo an und hängte die beiden sogar ab. Die letzten paar hundert Meter zur Huette geht es nochmal bergauf aber ich senkte das Tempo nicht, nun wollte ich nur noch ankommen. Ich stuermte gluecklich und zufrieden gegen 17.15 Uhr das Rezeptions/und Ladengebäude. Tja, draussen wehte ein keuheles Lueftchen was einen gar nicht merken liess wie man schwitzte, hier drinnen wo die Luft plötzlich still stand floss der Schweiss in Strömen obwohl ich ja nun gar nicht mehr lief. Möchte nicht wissen was die anderen gedacht haben als sie mich sahen. War mir aber in dem Moment egal. Ich bekam unser Zimmer zugeteilt und kaufte noch 3 Cola bevor ich mich raus setzte und auf meine Jungs wartete.
Hätte mich gar nicht so beeilen muessen, das Boot kam erst 18.30 Uhr aber es ist schon erstaunlich wieviel Energie man eigentlich mit der richtigen Motivation noch in sich hat obwohl man nun schon einige Stunden unterwegs war.
Nach einer Weile kamen auch Sven und Thorben an der Huette an und wir bezogen unser Zimmer.
Man merkt gleich das man auf dem Kungsleden ist, trotz das die Huetten ueber insgesamt 78 Plätze verfuegen gab es kaum noch ein freies Bett. Ich verzichtete heute auch auf die Sauna, es hat mir schon gereicht zu sehen wieviele Frauen sich um 6 auf den Weg da hin machten. Ne, das ist mir nix. Statt dessen suchte ich dann später Agnes auf, auch eine Deutsche die in Schweden lebt und momentan hier Huettenwirt ist. Wir unterhielten uns eine ganze Weile aber bevor wir gänzlich von den Muecken aufgefressen wurden ging ich dann wieder zurueck zur Huette.
Später am Abend, wir waren noch eine Runde draussen und genossen das schöne Wetter, kamen die 5 Polen an der Huette an. Wir waren etwas verwundert. Fragten ob sie es waren die sich da an der Watstelle so angestellt hatten. Ja, das waren sie. Wir fragten auch was nun eigentlich das Problem war aber so richtig hab es nicht verstanden.
Was viel erstaunlicher war, warum sie erst so viele Stunden nach uns an der Huette ankamen. Des Rätsels Lösung kam in dem Moment auch angehumpelt. Einer von ihnen ist ca. 3 Kilometer vor der Huette umgeknickt und gestuerzt und hatte sich irgendwie das Bein verletzt, dieses war zumindest ungefähr doppelt so dick wie das andere. Sie brauchten ueber 3 Stunden fuer die letzten Kilometer, kein Wunder.
Ihnen war auch gleich klar das er seine Wanderung nicht mehr fortsetzen konnte. Gluecklicherweise hatten sie vorher eine Versicherung abgeschlossen, die genau sowas abdeckt. War aber gar nicht so einfach der Versicherung in Polen begreiflich zu machen das ihn hier niemand mit dem Auto abholen kann und das der Helikopter die einzige Möglichkeit ist hier wegzukommen.
Wir hatten schon am Nachmittag mitbekommen das eine ältere Frau aus Dänemark am nächsten Tag mit dem Helikopter fliegen wollte (sie nahm an einer gefuehrten Kungsledenwanderung teil, aber sie war gefuehlt 80 Jahre alt und konnte einfach mit der Gruppe nicht mithalten worauf man sie in Alesjaure zurueckliess). Wir fragten ob sie was dagegen hat wenn der Pole auch mitfliegt, hatte sie natuerlich nicht, musste ja so auch sie nur die Hälfte der 7100 SEK bezahlen.
Während ich alleine den Abstieg zur Huette bewältigte, haben Sven und Thorben nach einer Lösung fuer unser Dilemma gesucht. Welches da wäre: der Plan war ja, ueber den Pass nach Nallo zu gehen. Wir wollten dort einfach mal bei gutem Wetter wandern. Nur: eigentlich hatte niemand Lust, in diesem Albtraum von Tjäktjahuette zu uebernachten. Ehrlich, diese Huette ist mittlerweile eine echte Zumutung. Die Alternative wäre, die Tjäktjahuette zu ueberspringen was aber eine Tagesetappe von 23 Kilometern bedeuten wuerde mit diesem steilen und steinigen Abstieg am Ende, wo die Beine schon schwer sind und die Konzentration nachlässt. Dies wiederum fuehlte sich aus Sicherheitsgruenden nicht richtig an. Also kamen meine Jungs auf eine 3. Möglichkeit, welche aber das Erlebnis des Nallopasses ausschloss: direkt von Alesjaure nach Vistas gehen. Dadurch wuerden wir zwei Tage Zeit gewinnen und diese sollten wie folgt investiert werden: einen Pausentag hier in Alesjaure (nicht so mein Favorit, wir hatten ja gerade erst nen Pausentag) und einen Pausentag in Tarfala (grosser Favorit da ich hier eh gerne einen Tag länger bleiben wollte, die Zeit es aber nicht zuliess). Ja, und so war es beschlossene Sache, so wuerden wir es machen. Also gleich noch eine Extranacht hier in Alesjaure gebucht.
6.Wandertag, Alesjaure
auf den Durkkecohkka und zurueck 3km
Dientag, 25. Juli 2023
Was fuer eine Nacht. Um 4 waren die ersten munter, das war ein Gerenne und Getrampel und Tuerengeknalle. Warum mussten denn alle um diese Zeit schon los? Umso verwunderter war ich als ich dann später am Vormittag so gut wie alle Huettenbewohner noch in der Kueche vorfand, die einzigen die fehlten waren die 4 aus Taiwan. Also ehrlich und die hatten so einen Krach gemacht? Also wenn ich so zeitig los muesste wuerde ich einmal leise in die Kueche gehen, dann zurueck ins Zimmer, mein Zeug packen und raus. Aber die trampelten im 5-Minuten Takt durch die Huette als wäre ne Herde Elefanten unterwegs. Unglaublich wie so kleine Menschen so laut laufen konnten. Ruecksicht scheint man in Asien nicht zu kennen.
Heute also wieder Ruhetag. Zeit fuer mich mal einen Ausflug zu unternehmen den ich schon immer mal machen wollte aber bisher nie Gelegenheit dazu hatte. Ich wollte auf den Gipfel des Durkkecohkka. Dieser Berg liegt gleich bei der Huette, auf der anderen Seite des Flusses und sieht von unten aus echt machbar aus.
Gegen 11 Uhr machte ich mich auf den Weg, ueber die Bruecke, dann bin ich dem Kungsleden ein paar Hundert Meter gefolgt und habe mir dann meinen Weg geradewegs hoch gebahnt.
Ging leichter als erwartet, liess sich besser laufen als die teilweise sehr steinigen Wege. Bin dann allerdings erstmal auf einem Vorgipfel gelandet und musste wieder ein Stueck runterklettern um dann den entgueltigen Weg zum Gipfel einzuschlagen. Teilweise musste ich die Hände zum Klettern zur Hilfe nehmen aber es hätte sicher auch andere Möglichkeiten gegeben die nicht ganz so steil sind. Nach nur 35 Minuten war ich schon auf dem Gipfel. Ich dachte eigentlich ich wäre mit diesem Ausflug etwas länger beschäftigt aber naja, besser als nix. Ein paar Fotos gemacht
und dann wieder runter. Suchte mir fuer den Rueckweg eine andere Strecke aus, ist ja langweilig wenn man die gleiche Strecke wieder zurueck geht. Auch das klappte ohne Probleme und kurz nach 12 Uhr kam ich wieder an der Stuga an. Hatte gehofft, ich könnte den Helikopter von oben fotografieren der die Dänin und den Polen holen sollte aber der kam einfach nicht.
Zurueck an der Stuga ersteinmal Mittag gemacht.
Dann haben wir draussen gesessen und auf den Helikopter gewartet der erst kurz nach 13 Uhr kam. Und natuerlich nicht auf der Helikopterplattform landete wo man in erwartete sondern auf der anderen. So mussten also die 2 Geheingeschränkten auch noch ueber den ganzen Platz marschieren, eine Huettenwirtin nahm den Rucksack der Dänin und Sven trug den vom Polen.
Fuer den Nachmittag war dann eigentlich geplant, mal einen Ausflug an den ca. 2Kilometer entfernten Strand zu machen aber das Wetter hatte sich mehr in Richtung nicht badetauglich verschoben so das wir lieber hier blieben. Unterhaltung gibts auch hier genug, entweder in Form von Gesprächen mit Agnes oder irgendwelchen Leuten die vorbeikamen oder auch nur in Form von Beobachtung anderer Menschen, auch das hat teilweise schon einen grossen Unterhaltungswert.
Abends wollte ich dann in die Sauna, damit ich nicht wieder im Gewimmel lande bin ich schon 17.45 zur Sauna gegangenund war damit fast die Erste. War aber auch gut so. Denn später fuellte sich die Sauna wieder mit einigen Grossstadtchicks, da ist es besser wenn man schon fertig ist und dass Weite suchen kann.
Kopfschuettelhighlight des heutigen Tages: ein junger Deutscher der sich darueber freute das der Kommunismus hier noch so gut funktioniert (er bezog das darauf das man das Wasser fuer alle holt und auch das Abwasser von allen wegschafft, naja, gut funktionieren tut das ja auch nicht wirklich) und ein Franzose der einfach reinkam und offensichtlich Zelter war. Als Sven ihn darauf ansprach das die Kueche fuer Zelter in einem anderen Gebäude sei meinte er nur sei ihm egal und begann sich und sein Zeug in der halben Kueche auszubreiten. Hm, bloss gut das die Huette heute nicht voll belegt war. Wir vermuten auch ganz stark das er dann zu später Stunde einfach ein bett im Zimmer des Deutschen bezogen hat (sie verstanden sich recht gut und der Deutsche war alleine im Zimmer), natuerlich ohne dafuer zu bezahlen.
6.Wandertag, Alesjaure-Vistas 19 km
Mittwoch, 26. Juli 2023
Da es heute Abend regnen sollte haben wir den Wecker auf um 7 gestellt, wir wollten wenn möglich an der Huette sein bevor wir nass werden.
Gegen 8.30 Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht, noch sah das Wetter gar nicht schlecht aus, im Gegenteil, die Sonne schien.
Auch diese Etappe kannten wir ja schon, sind sie schon in beide Richtungen gegangen.
Wir kamen gut voran. Nach knapp 4 Kilometern und ca. 1h20min Gehzeit legten wir eine erste Pause ein, dort wo die Wasserscheide ist. Das Wetter immernoch super, hinter uns, ueber Alesjaure, zogen schwarze Wolken auf.
Wir gingen weiter, wieder an der verfallenen Kåta vorbei von der nun noch weniger uebrig ist als beim letzten Mal. Dann geht der Weg etwas durchs Moor aber auch heute gelang es mir, heilwegs trockenen Fusses da durch zu kommen.
Dann kamen wir zu der Passage wo es steil runter ins Vistastal geht, natuerlich hat man von oben wieder tolle Ausblicke.
Hier gab es super viele Blumen, das sieht man sonst nicht so in den Bergen aber das Vistastal ist ja bekannt fuer seine Fruchtbarkeit, hier gibt es viel Vegetation, teilweise zum Leidwesen der Wanderer.
Weiter ging es zur Bruecke ueber den Mårmajohkka. Auch hier stellten wir wieder fest, das es dieses Jahr recht wenig Wasser in den Wasserläufen gibt. Dieser Fluss oder Bach fuehrt normalerweise wesentlich mehr Wasser.
Nach der Bruecke machten wir wieder eine Pause bevor wir uns auf den Weg zur ersten Dschungelpassage machten. Wie gesagt das Vistastal ist sehr fruchtbar und so fuehrt der Wanderweg oft auch mal durch Gestruepp und anderen Pflanzenbewuchs. Das macht es nicht unbedingt einfach hier zu wandern.
Nachdem wir aus dem Gröbsten raus waren, nach ca. 10 gewanderten Kilometern und kurz nach 12 Uhr fanden wir ein traumhaftes Plätzchen fuer die Mittagspause, direkt am Wasser auf einer Wiese. Man wäre ja sogar beinahe der Versuchung erlegen, hier Baden zu gehen, schliesslich war die Wanderung ganz schön schweisstreibend. Aber andererseits, wir wollten ja vor dem regen ankommen, deshalb sind wir ja beizeiten aufgestanden, wäre ja dumm das jetzt durch eine lange Badepause doch noch zu vermasseln.
Also liefen wir weiter. Wir kamen an regelrechten Moltebeerfeldern vorbei, und hier waren sie sogar schon reif.
Dann kommen wir an einen grossen Stein wo ein Fjällabb (Falkenraubmöwe) drauf sitzt, direkt neben dem Weg. Aber statt davonzufliegen oder zu attakieren sass der Vogel einfach nur da und piepte laut. Hm, irgendwas stimmte da nicht. Wir wollen den Vogel nicht noch unnötg stressen und machen einen grossen Bogen drumherum. Und als wir uns dann noch einmal umdrehten sahen wir warum der Vogel seinen Stein nicht verlassen wollte. Hinter dem Stein kam plötzlich ein Junges hervor und rannte durchs Gestruepp.
Wir liefen weiter. Gerade befanden wir uns im leichtesten Teil der Strecke, und auch im schönsten meiner Meinung nach. Das Gelände offen, man hat einen tollen Blick auf die Berge, und es lässt sich recht gut laufen, mal von den Steinpartien abgesehen.
Ca. 6 Kilometer vor der Huette, kurz bevor der Weg wieder in die Vegetation fuehrt, nochmal Pause. Diese letzten Kilometer sind wirklich anstrengend, das wissen wir also nochmal Kraft tanken. Und dann gehts hinein in den Dschungel. Hin und wieder gibt es sogar lichte Stellen wo man tatsächlich mal hundert Meter gut laufen kann aber je näher man der Huette kommt umso seltener werden diese Stellen. 2 Kilometer später verlässt uns Thorben, er will einfach nur ankommen und wir laufen ihm wohl zu langsam. Wir sehen die ersten Regenwolken hereinziehen und der Wettlauf mit dem Regen begann. Eigentlich wollten wir nach 3 Kilometern nochmal eine Pause machen aber erstens wurde man von den Muecken aufgrefressen sobald man stehen blieb, zweitens, durch das langsame Laufen waren wir noch nicht so kaputt das wir schon wieder eine Pause brauchten und drittens, ja die Regenbedrohung.
Wir kämpften uns vorwärts. Dann kamen wir an das Schild was einem verrät das es nun nur noch 500 Meter bis zur Huette sind. Und plötzlich höre ich ein merkwuerdiges Geräusch. Es dauert eine Weile bis ich drauf kam was das war, es war der Regen. Aber kein normaler Regen. Riessige Tropfen klatschten auf die Blätter der Bäume, dieses Geräusch….es liess mir das Blut in den Adern gefrieren, hier wuerde sich gleich der Himmel öffnen. Ich legte einen Gang zu, rannte fast zur Huette. Und auch Sven war gleich hinter mir. Wir waren kaum zur Tuer rein öffnete der Himmel seine Schleusen. Puh das war knapp.
Also es ist ja nicht so das wir nicht Regencapes mit hätten (also zuumindest die Jungs) aber irgendwie will man sie einfach nicht benutzen.
Erstaunt war ich beim Blick auf die Uhr, es war erst kurz nach 15 Uhr. Muss neuer Rekord sein, 6,5h fuer die 19 Kilometer…. die meisten Leute die von Alesjaure kommen (wie auch wir damals) kommen erst gegen 18 Uhr hier an.
Ich weiss gar nicht richtig wann aber irgendwie haben meine Jungs unterwegs schon wieder eine Planänderung ausgeheckt die sie mir nun präsentierten.
Das Problem ist ja das fuer die nächsten 3 Tage Regen angesagt war und auch die Vorhersage in der Nallohuette bestätigte dies.
Morgen wollten wir ja nach Tarfala wandern. Eine Strecke die es in sich hat, 20 Kilometer, davon reichlich die Hälfte unmarkiert, sprich querfeldein. Und ich hatte im Internet gelesen das man sie nur bei gutem Wetter gehen sollte, erstens wegen der Orientierung und zweitens wegen den Steinen (ungefähr so wie der Nallopass. Und auch hier kommt der Steile Abstieg nach ca. 18 Kilometern.
Hm, da war das Dilemma wieder da. Aber just die Tarfalahuette sollte ja das Highlight dieser Wanderung werden, erstens waren wir da noch nicht und zweitens wollten wir uns die Gletscher anschauen.
Ja und da sind die Jungs auf die Idee gekommen auf Nummer sicher zu gehen und statt zu laufen mit dem Helikopter zu fliegen. Hm, so ein Helokpoterflug ist ja auch immer ein Erlebnis. Und dann kann ich ja auch nicht nur an mich denken. Ich hätte es bestimmt versucht mit dem Laufen (und es bereut) aber wir sind ja nunmal 3 und man muss eine Lösung finden die fuer alle passt.
Ja, nun war meine Aufgabe, den Helikopter zu organisieren. Hier gibt es ja keinen Handyempfang aber ein Satelitentelefon welches man benutzten kann. Aber ich kann euch sagen, einfach mal so damit telefonieren ist nicht. Erstens es funktioniert nur draussen. Und auch nur manchmal, das Signal verschwindet immer mal, also lange Gespräche kann man damit nicht fuehren.
Ich stand also draussen im Regen, wartete auf Signal und habe dann mal mein Glueck probiert. Erstmal nach dem Preis fragen. 6200 SEK, hm, wir hatten mit wesentlich mehr gerechnet, also buchen. Aber man sagte mir man sei morgen schon ziemlich voll, er muesse erst mit dem Piloten reden, ob er mich zurueckrufen könnte. Natuerlich nicht. Also haben wir ausgemacht das ich 20 Uhr nochmal anrufe.
Bis dahin ging es erstmal in die Sauna, auch hier konnten wir als Familje rein, da ausser uns nur noch zwei weitere Wanderer hier uebernachteten.
Und nun wollte ich endlich auch mal ins Wasser. Nach der Sauna sind wir also zum Fluss und haben uns in die Fluten gestuerzt. Naja, schön wärs, das Wasser ging einem gerade mal bis zum Oberschenkel. Aber man konnte drin stehen und sich erfrischen.
Danach gab es Abendbrot und dann war es Zeit nochmal mit der Helikopterbasis Kontakt aufzunehmen.
Und dieses Mal dauerte es eine Ewigkeit. Immer wieder brach das Gespräch ab und der Regen weichte mich ein. Aber am Ende, es war bestimmt mittlerweile halb 9, reichte das Signal um zu erfahren das der Helikopter morgen 18 Uhr kommt.
7.Wandertag, Vistas-Tarfala
Donnerstag, 27. Juli 2023
Da der Helikopter ja erst 18 Uhr kommen sollte hatten wir heute sozusagen wieder einen Pausentag. Heute war aber auch mir nicht nach einem Ausflug da mir die gestrige Strecke doch noch in den Knochen steckte.
Wir hatten die Huette ganz fuer uns alleine, die Huettenwirtin samt Mann brachen am Vormittag auf um den Huettenwirt in Nallo zu besuchen. Und entgegen den Vorhersagen war das Wetter einfach nur toll, Sonne und Wolken wechselten sich ab. Kurzzeitig dachte ich es war unnötig den Helikopter zu buchen, bei dem Wetter hätten wir auch laufen können aber schon bald sah man in dem Tal, Kaskasvagge, durch welches wir gelaufen wären Wolken aufziehen und das Plateau wo man frei laufen muss hing in den Wolken.
Wir genossen also den Tag, sassen viel draussen.
Nach dem Mittagessen wurde es mir dann aber doch wieder langweilig, aber das war nun nicht zu ändern. Wir dachten ja das irgendwann mal paar Leute auftauchen wuerden, da hätten wir etwas Unterhaltung gehabt aber keine Menschenseele kam. Ach ja, bis auf den Huettenwirt von Nallo. Er wollte die Huettenwirtin hier besuchen, hatte aber einen anderen Weg genommen und deshalb sind sie sich nicht begegnet. Aber irgendwie war er komisch, verschwand einfach in der Huette ohne mit uns zu reden. Wir wussten ja nicht das er der Huettenwirt ist, fanden sein Benehmen komisch.
Irgendwann kam er dann zwar wieder raus um sich doch mal herabzulassen mit uns zu reden aber irgendwie war das auch nur ein Krampf dieses Gespräch. Wir waren froh als er wieder ging.
Gegen 17 Uhr kam dann die Huettenwirtin samt Mann zurueck und nun erst kamen auch die ersten Wanderer.
Wir hatten heute Mittag einen Ampbulanshelikopter gesehen der aus Richtung Nallo kam, die Huettenwirtin berichtete das dieser einen Wanderer abgeholt hat der wohl einen Stroke erlitten hatte, 25 Jahre jung. Das sind so Sachen die man natuerlich nicht hören will, vor allem nicht hier in den Bergen.
Wir sassen auf gepackten Koffern, ähm Rucksäcken, und warteten auf den Helikopter, konnte ja nun nicht mehr ewig dauern.
Und dann war es 18 Uhr und kein Helikopter in Sicht. Wir wissen ja nun das Zeiten in den Bergen nur eine ungefähre Richtlinie darstellen aber trotzdem kommen einem Zweifel, hatte man alles richtig verstanden? Die Gesprächsqualität war ja trotz allem ziemlich schlecht. Wir warteten und warteten. Dann, 18. 40 Uhr hörten wir den Helikopter endlich kommen und liefen los. Der Heli landet ja auf der anderen Seite des Flusses, wir mussten also ein Stueck gehen.
Nachdem wir eingestiegen sind meinte unsere junge Pilotin, das Wetter wäre heute gut so wir könnten direkt durch/ueber die Berge fliegen.
Als allererstes zeigte sie uns ersteinmal einen Elchbullen den sie schon beim Herflug entdeckt hatte. leider ist kein gescheites Foto dabei entstanden. Dann flogen wir das Vistastal ein Stueck runter und bogen dann in das Kaskasvagge ein, also das Tal wor wir gelaufen wären. Und da konnte man schön sehen welch einen Anstieg wir auch hätten bewältigen muessen. Der ist nicht ohne.
Dann fing es an zu regnen. Von wegen schönes Wetter. Wir flogen ueber den gesamten Kaskapaktegletscher. Ich dachte noch, wo will sie denn hin, vor uns tuermten sich nur hohe Berge auf, so schnell konnten wir doch gar nicht an Höhe gewinnen um da drueber zu kommen. Da fliegt sie plötzlich eine Linkskurve und nun weiss ich wo wir sind. Wir fliegen ueber den Schwarzen See und dann kommen wir ins Tarfalatal. Diese Strecke war auch eine Mögliche fuer diese Wanderung gewesen, hier kommt man lang wenn man von Sälka kommt.
Nachdem wir gelandet sind hat Sven noch bezahlt, waren aber statt 6200 nund doch 6700 SEK aber das war trotzdem okej. Wir gingen zur Huette. Es regnete so heftig das wir auf den ca. 100 Metern die wir gehen mussten patschnass wurden.
Dann kam die Huettenwirtin durch den Regen und hiess uns willkommen. Wir durften und ein Zimmer aussuchen da ausser uns nur eine einzige andere Wanderin hier uebernachtete. Wir wählten das Zimmer mit dem besten Ausblick, auf den Isfallsglaciär (Eisfallgletscher) und den Nordgipfel des Kebnekaise (der im Sommer Schwedens höchster Berg ist, im Winter ist es der Suedgipfel, der Suedgipfel besteht aus einem Gletscher und variiert daher in der Höhe, der Nordgipfel besteht aus Gestein und hat seine feste Höhe).
Wir erfahren dann das es seit 15 Uhr so stark regnet und nun bin auch ich zu 100 Prozent ueberzeugt das es die absolut richtige Wahl war, den Helikopter zu nehmen.
Sicher, die Wanderung hierher in dem Wetter wäre sicher auch ein Erlebnis der besondern Art gewesen was man so schnell nicht vergisst aber sicher gleichzeitig ein Erlebnis auf was man gerne verzichtet hätte.
Wir erfahren auch das es hier eine Sauna gibt. Achso? Diese Information ist mir irgendwie entgangen. Aber ist natuerlich ein weiteres Plus dieser Huette. Uebrigens, die Tarfalahuette ist genauso wie ich es mir vorgestellt hatte, von der Lage her. Nur dachte ich das die Gletscher weiter weg sind. Die Huette verfuegt ueber einen grossen Luxus: Strom. Hier kocht man sogar mit Strom und heizt mit Strom. Auch die Sauna ist mit Strom betrieben. Hat natuerlich alles den Vorteil, man muss nicht Holz sägen und hacken. Dafuer muss man aber Wasser aus dem Fluss holen, das ist nicht ganz so einfach mit den vollen Eimern ueber und zwischen den Steinen zu balansieren.
Wir machten dann erstmal Abendbrot, wie so oft auf dieser Wanderung selbst getrocknete Köttbullar mit Sahnesosse und Kartoffelbrei.
Später am Abend hörte der Regen dann sogar mal auf und die Sonne zauberte tolle Farben und Stimmung.
8.Wandertag, Tarfala
Freitag, 28. Juli 2023
Und schon wieder ein Pausentag. Ein Pausentag ist also ein Tag wo man sich nicht zur nächsten Huette bewegt. Heisst aber nicht das man sich gar nicht bewegt. Und dieses Mal kamen sogar Sven und Thorben mit, freiwillig. Wir wollten uns den Kebnepaktegletscher mal von etwas näher dran betrachten und meine Männer wollten im Gletschersee ein Bad nehmen.
Das Wetter war heute wieder einfach nur toll, vom gestrigen Regen keine Spur mehr.
Nach dem Fruehstueck sind wir losgelaufen. Erstmal um den See auf die andere Seite, 3 Schneefelder gab es zu ueberqueren. Dafuer das die Gegend hier eher einer Mondlandschaft gleicht, mit vielen vielen Steinen, ging es verhältnismässig leicht zu laufen, das hatten wir schon bedeutend schlechter.
Seitlich des Gletschers gibt es einen Moränenruecken, das ist die beste Stelle zum laufen. Wir liefen also den Ruecken hoch bis wir keine Lust mehr hatten und machten auf einem grossen Stein Pause. Es war einfach nur toll, ich machte auch ein paar Nahaufnahmen vom Gletscher, schon faszinierend.
Auf dem Rueckweg war es dann soweit, die Jungs wollten baden gehen. Sie hatten sich auf dem Hinweg schon einen geeigneten Platz ausgesucht.
Es gab da nur ein kleines Problem, das Wasser war so kalt das die Beine nach nur wenigen Sekunden schon taub waren und da kann man irgendwie einfach nicht weiter ins Wasser reingehen. Ein richtiges Bad wurde es also nicht aber immerhin, bis zu den Knien waren sie auf jeden Fall drin und haben einen Stein umrundet.
Danach aber schnell raus aus dem Wasser, Beine warm rubbeln und dann weiter laufen um die Zirkulation wieder in Schwung zu bringen.
Zurueck in der Stuga haben wir uns dann draussen hingesetzt als ein Paar aus Deutschland vorbeikam, die wir schon in Unna Allakas getroffen hatten. Sie hatten undweit der Huette gezeltet, wir waren da auch vorhin vorbeigelaufen, haben sie aber nicht erkannt. Bzw. man geht ja nicht und glotzt die ganze Zeit ob man die Leute die da zelten vielleicht kennt.
Wir haben uns noch etwas unterhalten, sie sind gestern abend den Pass aus Richtung Sälka heruntergekommen, im strömenden Regen, genau als wir da mit dem Helikopter geflogen kamen. Sie berichteten uns das sie teilweise Todesangst hatten, bei dem Wetter, das war ja durch die Regenwolken fast finster und irgendwie sind sie hinter dem Moränenruecken gelandet und von dort aus sieht man ja weder die Huette noch irgendetwas anderes. Ich kann mir die Panik die einen in einer solchen Situation befallen kann richtig vorstellen. Aber es ist ja zum Glueck alles gut gegangen und nun waren sie auf dem Weg nach Nikkaluokta.
Nach dem Mittagessen (was heute nur aus Riegeln bestand da wir nix anderes mehr hatten) machte ich mich dann nocheinmal alleine auf den Weg. Wollte doch mal schauen was ich da meiner Familie gestern eigentlich antun wollte. Sprich, ich wollte mal den Abhang ein Stueck hoch laufen wo wir gestern runter gekommen wären. Man soll ja von da oben eine ganz gute Aussicht haben auf die Gletscher.
Gesagt getan, ich lief querfeldein zu der Stelle wo ich so von weitem der Meinung war das hier wohl die geeignetste Stelle sei. Es lief auch ganz okej, so ohne Rucksack und mit dem Wissen das ich jederzeit umkehren kann. Ich kletterte den Abhang ungefähr bis zur Hälfte hoch, berghoch ist es einfach nur anstrengend aber machbar. Ich habe auch kurzzeitig drueber nachgedacht bis ganz hoch zu klettern, jetzt wo ich schon so weit gekommen war, andererseits musste ich ja auch wieder runter und das ist schwieriger als hoch, nochdazu hörte ich von weitem schon Gewitter. Ich liess mich auf einem grossen Stein nieder, machte eine Pause ud fotografierte, die Aussicht war wirklich atemberaubend, man sah alle 3 Gletscher, den Storglaciär, den Isfallsglaciär und den Kebnepakteglaciär und hinter dem Nordgipfel des Kebnekaise ragte sogar der Suedgipfel hervor.
Habe auch versucht fotografisch festzuhalten wie steil der Hang war aber wie immer kommt das auf den Bildern nur rueber wie Kinkerlitzchen, aber ihr könnt mir glauben, war es nicht.
Und dann begann der Abstieg und ich war froh doch nicht bis ganz nach oben gegangen zu sein. Die Steine waren oftmals beweglich und rutschten samt Fuss einfach los. Teilweise lief ich im Krebsgang, sprich auf allen Vieren, Beine voraus. Denn wenn man hier das Gleichgewicht verliert gibt es kein Halten mehr. Mit Rucksack hätte ich das echt nicht machen wollen.
Also sollte mal jemand mit dem Gedanken spielen die Strecke zwischen Tarfala und Vistas zu gehen dann empfehle ich wirklich, dies nur von Tarfala nach Vistas zu tun und nicht umgekehrt. Dann hat man den steilen Anstieg am Anfang wo man noch ausgeruht in den Beinen ist und den Abstieg nach ca. 10 Kilometern statt 20, das macht viel aus.
Heute sind wir dann am Abend in die Sauna gegangen. Das war schon irgendwie komisch. Naturlich Luxus mit einer Elektrosauna, einfach anschalten fertig. Auch war sie mit Plastboden ausgelegt, dadurch war sie viel wärmer als eine Holzsauna da es nicht so durch den Fussboden zog. Aber sie hatte einfach nicht den Charme einer Holzsauna. Aber trotzdem, wo kann man schon in der Sauna sitzen und auf Gletscher schauen?
Nach der Sauna gab es dann noch ein Highlight, die Huettenwirtin kam mit selbst gebackenem Brot, Butter, Käse und Marmelade und ludt alle ein. Das war ja wie Weihnachten wenn man die ganzen Tage nur Wanderverpflegung hatte. Super lecker.
9.Wandertag, Tarfala-Nikkaluokta 20/25km
Samstag, 29. Juli 2023
Mein linkes Knie samt der gesamte Unterschenkel haben die ganze Nacht gegen die gestrige Tortur an dem Hang gestreikt. Dabei hilft das ja nun auch nix mehr.
Um 7 klingelte der Wecker, wir hatten einen langen Tag vor uns, nicht nur das 25 Kilometer Wanderung auf dem Program standen, nein, danach mussten wir ja auch noch heim fahren. Und so zogen wir es auch gar nicht unnötig in die Länge und 5 Minuten nach um 8 verliessen wir die Tarfala-Huette.
Zunächst war der Weg doch ziemlich beschwerlich da er im Prinzip zum Grossteil nur aus Steinen bestand. Und da bekommt man irgendwie keinen richtigen Fluss ins Wandern. Wir kamen an der Forschungsstation vorbei, von hier aus konnte man noch einmal einen Blick auf beide Kebnekaisegipfel und den Storglaciär werfen.
Heute ist ja auch wieder so ein Tag wo der Blick zurueck wesentlich schönere Bilder bietet als der Blick nach vorne.
Nach 2,5 Kilometern war der Weg dann wirklich so etwas wie ein Weg und es ging besser zu laufen. Man folgt im Prinzip ganze 9 Kilometer dem Tarfalafluss durch das Tal welcher dieses hier in die Landschaft geschnitten hat. Man sieht ganz deutlich das es sich hier um Gletscherwasser handelt, die Farbe und die Tatsache das das Wasser nicht klar ist. Also hier nicht draus trinken.
Nach 1,5 Stunden und zurueckgelegten 4 Kilometern erreichten wir die erste Bruecke wo wir eine Pause einlegten. Ein herrliches Plätzchen, nur unterhalten konnte man sich nicht da das Wasser einfach zu laut war.
Nachdem wir uns gestärkt hatten ging es weiter. meine Jungs legten ein ganz schönes Tempo vor, selbst meine Warnungen das wir heute 25 Kilometer gehen muessen und es lieber ruhig angehen sollten bremsten sie nicht.
Der Weg ging doch die ganze Zeit bergab, teilweise ziemlich stark, das merkte ich in den Knien. Je mehr wir an Höhe verloren, je dichter wurde die Vegetation und irgendwann war es nur noch Dschungel. Und irgendwann waren mir auch meine Jungs davongelaufen, dieses Tempo konnte und wollte ich nicht mithalten.
Heute hatten wir auch ziemlichen Gegenverkehr, von Leuten mit Gletscherausruestung ueber eine ziemlich alte Dame ueber Läufergruppen, da war alles dabei.
Nach 9 Kilometern (auf den Schildern steht 8, stimmt aber nicht) kam ich dann an die Bruecke Richtung Kebnekaise Fjällstation.
Hier warten die Jungs auf mich. Jetzt tat sich auch wieder der Blick auf den Dualbagorni auf, dieser typisch geformte Berg den man immer wiedererkennt. Wir gingen noch ein Stueck und machten dann eine Pause.
Wir waren ja nun wieder auf dem Kungsleden und man merkte es gleich. So breit wie der Weg hier getrampelt war, eine richtige Wanderautobahn. Selbst die Holzbohlen waren hier zwei- teilweise sogar 3 spurig.
Naja, fuer uns war es nur eine Transportstrecke, von daher war es ganz gut das es ein verhältnismässig einfach zu laufender Weg ist. Normalerweise sollen die Holzbohlen es einem ja erleichtern, trockenen Fusses ueber Moore zu kommen oder ueber Steinfelder ohne sich die Beine zu brechen, hier hat man teilweise das Gefuehl, die Holzbohlen sind dafuer da die Natur vor den Menschen zu schuetzen.
Was gar nicht mal so schlecht ist, es werden die Kilometer bis zur Bootsanlegestelle mit Schildern runtergerechnet, so weiss man immer wann man wieder einen Kilometer geschafft hat.
Unser nächster Pausenplatz war eher suboptimal, es wimmelte nicht nur von Muecken sondern auch von Ameisen. Eigentlich tat mir alles weh aber hier wollte ich auch nicht wirklich lange verweilen.
Kurz bevor wir dann einen besseren Platz fuer eine Pause gefunden hatten ist Sven mit dem Fuss umgeknickt. Er hat sich erstmal nix weiter gedacht, das wuerde sich schon wieder rauslaufen. Machte es dann aber doch nicht. Und so entschieden sich die Jungs dann kurzfristig am Abzweig zum Bootsanleger, doch mit dem Boot zu fahren. Eigentlich wollten sie ja mit laufen, wie gesagt es war leicht zu laufen und das Boot mit 450 SEK pro Person doch ziemlich teuer aber nun konnte Sven nicht mehr richtig laufen, da hilft dann auch kein gut ausgetretener Weg.
Wie gesagt, mir tat ja schon seit einiger Zeit alles weh und so luden mich die beiden ein, doch auch mit dem Boot zu fahren. Auf gar keinen Fall, und wenn ich auf allen vieren nach Nikkaluokta krieche, mich bekommt ihr nicht in das Boot. Also nur so aus Prinzip, ich habe nichts gegen Boot fahren, nur gegen Abzocke.
Und so gingen Sven und Thorben zum Bootsanleger und ich lief weiter Richtung Nikkaluokta. Wir machten aus das wir uns in Nikkaluokta treffen da niem,and richtig wusste wie lange ich brauchen wuerde bzw. wie lange das Boot braucht. Es sei denn wir wuerden auf die Polen treffen, die Wahrscheinlichkeit bestand auch, diese wollten nämlich heute kurz vor Nikkaluokta zelten, dann sollte man bei diesen eine Nachricht hinterlassen das man schon durch ist.
Nun da ich alleine war kam plötzlich mein Ehrgeiz wieder zum Vorschein und die Schmerzen traten in den Hintergrund. Wenn ich schnell genug laufen wuerde und nicht ewig Pause machen wuerde könnte ich es vielleicht doch schaffen gleichzeitig mit dem Boot am unteren Bootsanleger anzukommen? Ich wusste ja das der Weg hier nicht wirklich Herausforderungen bereit hielt.
Und so legte ich einen Gang zu und marschierte davon. Unterwegs ueberholte ich eine Gruppe junger Kerle die da mit ihrer Kletterausruestung und was weiss ich nicht alles vor mir herliefen. Ich lief ja erst eine Weile hinter ihnen und hörte mit einem innerlichen Schmunzeln ihren Berichten zu die sie sich gegenseitig erzählten aber irgendwann war mir das dann doch zu doof, ist wie beim Autofahren, ich mag niemanden vor mir haben.
An einer geeigneten Stelle spurtete ich an ihnen vorbei, die haben ganz schön doof gekuckt als da plötzlich so ne kleine Dicke an ihnen vorbeirennt aber was sollte ich denn machen, die haben mich ja nicht vorbeigelassen.
Und ehe ich es mich versah war ich am unteren Bootsanleger angekommen, naja, eher beim Restaurant. Frueher war hier nur ein Imbisstand wo man Rentierburger kaufen konnte, heute befindet sich hier ein richtiges Restaurant wo man Essen und trinken kann, sogar Bier. Da es 14.10 Uhr war und ich davon ausging das das Boot schon vor 20 Minuten angelegt hatte wollte ich weiterlaufen. Als ich jemanden sah der mir bekannt vorkam. War das nicht einer der Polen? Genauer hingeschaut und da erkannte ich auch die anderen. Sie sassen im Restaurant draussen auf der Terasse und liessen es sich gut gehen. Ich ging hin und begruesste sie. Fragte ob sie Sven gesehen hatten. Nein, hatten sie nicht aber sie waren auch erst vor 10 Minuten gekommen.
Ich unterhielt mich kurz mit ihnen, viel brachte ich allerdings mit meinem englisch nicht raus. Aber ich erkundigte mich wie es ihrem Freund ergangen war. Dieser war inzwischen schon wieder in Polen und wartete auf Operation. Häh? Operation? Ja, das bein war gebrochen. Muss man sich mal ueberlegen, ist der doch mit nem gebrochenen Bein noch 3 Kilometer gelaufen und dann ja auch noch in Alesjaure rumgelaufen und bis nach Kiruna gefahren. Und dann auch noch via Stockholm und Muenchen heim geflogen. Wahnsinn.
Da ich Sven und Thorben nicht ewig warten lassen wollte bzw. die Hoffnung hatte ich wuerde sie noch einholen, machte ich mich dann aber doch auf den Weg.
Man hatte hier sogar wieder Handyempfang. Warum weiss ich nicht aber ich beschloss Sven eine Nachricht zu schreiben das ich die Polen getroffen hatte. Er wollte wissen wo und ich sagte es ihm. Ich lief weiter.
Plötzlich kam die Nachricht das Sven und Thorben hinter mir seien. Was? Wie konnte das denn sein? Sie waren ca. 1,5 Kilometer hinter mir und ich beschloss zu warten. Fand eine schöne Stelle am Fluss. Wollte ja eigentlich bis Niklaluokta keine Pause machen, andererseits war ich ja nun schon ca. 7 Kilometer ohne Pause gelaufen, so warum nicht.
Warum war nun Sven hinter mir? Wior hatten die falsche Bootszeit geschaut, dachten das Boot fährt 13.30 an der oberen Anlegestelle los, aber das war die Zeit wo es an der unteren los fuhr. Somit war es erst kurz vor 14.30 am Restaurant.
So hatte Sven dann auch noch die Gelegenheit kurz mit den Polen zu reden, sie zeigten ihm sogar das Röntgenbild des gebrochenen Beines.
Wir hatten nun noch 4 Kilometer bis nach Nikkaluokta zu absolvieren.
Gegen 16 Uhr kamen wir dort an. ich konnte es kaum glauben, nur 8 Stunden fuer 25 Kilometer.
Wir gingen noch schnell duschen, damit man die sauberen Klamotten nicht ueber den Schweiss zieht und dann konnte die Heimfahrt beginnen.
Aber natuerlich mussten wir in Kiruna noch zum Burger King. Dort stieg dann auch Leif Eriks Freundin zu die wir mit nach Luleå nahmen.
Selbst heute, mit dem Auto voll Unterhaltung war die E10 einfach nur furchtbar langweilig. Und wieder war es regnerisch. Aber es nuetzte ja nichts.
Gegen 22.30 Uhr waren wir dann nach einem langen Tag endlich zu Hause und freuten uns auf ein richtiges Bett.
Auch wenn diese Wanderung von einigen Planänderungen geprägt war so war es doch mal wieder schön und wir haben wieder viele tolle Erinnerungen mit heim gebracht. Wir haben endlich mal den Schluessel fuer die norwegischen Huetten benutzen können. Die Waage zeigte auch 3 Kilo weniger an, schade das man sich vorher erst soviel draufgefressen hatte.