Fjällwanderung 2021-mit Leichtgewicht durch die Berge
Anke Junghans Kommentare 0 Kommentare
Vorwort:
Anreise, 3. August.
Gegen 14 Uhr sind wir losgefahren nachdem wir in der Firma alles erledigt hatten. Nachdem wir im Storheden noch getankt hatten ging es ohne weitere Unterbrechung nach Kiruna. Wir sind diesmal die E10 gefahren, ist ziemlich langweilig aber wohl die schnellste Strecke.
In Kiruna kehrten wir erstmal beim Burger King ein, eine letzte richtige Mahlzeit bevor es dann fuer 11 Tage nur noch Wanderessen gibt.
Dann ging es noch das letzte Stueck bis Abisko-Östra wo wir gegen 20 Uhr ankamen. Wir rechneten zwar nicht damit noch jemanden anzutreffen, fuhren aber trotzdem gleich zum Helikopterplatz. Wenigstens mal schauen.
Und da war doch tatsächlich jemand vor Ort, dort scheint sogar jemand zu nächtigen. Also haben wir gleich den Helikopter fuer den Rueckflug gebucht und vereinbart das wir unser Auto fuer die Dauer der Wanderung dort parken können.
Dann ging es die paar hundert Meter zurueck zu unserer Unterkunft fuer diese Nacht, die Abisko Mountain Lodge. Ach du meine Guete, wieder so ein Schuppen fuer Schickimickis. Dort sassen die Leute mit Hemd und Anzug und schluerften Wein. Zum Glueck hatten wir eine eigene Huette gebucht und konnten uns zurueckziehen.
Warum wir ueberhaupt hier nächtigten? Erstens die Nähe zur Helikopterbasis, zweitens der Preis. Mit 1495 SEK pro Huette war diese Unterkunft wesentlich preiswerter als die STF Fjällstation, wo eine Huette mittlerweile 2900 SEK pro Nacht!!! Kostet. Die Zeiten wo wir dort nur 700 SEK bezahlt haben ist leider lange vorbei.
Wir hatten noch kurz spekuliert, in die Sauna zu gehen, die war aber schon kalt also liessen wir es sein.
1.Tag 04.08. Abisko Östra-Abiskojaure 15km
Wir hatten ganz gut geschlafen. Nachdem wir gefruehstueckt und die Wegverpflegung fuer den ersten Wandertag vorbereitet hatten hiess es rein in die Wanderklamotten, auschecken, Auto umparken. Nun gab es kein zurueck mehr, noch ein Startfoto schiessen und los ging es gegen 8.30 Uhr.
Wir hatten am Vortag die Piloten gefragt wo denn hier der Wanderpfad zum Kungsleden geht und sie meinten am Rentierzaun. Okej, also auf zum Rentierzaun. Vorbei an einem Forschungsfeld wo man die Auswirkungen der Klimaveränderung auf das Wachstum der Pflanzen erforscht.
Es gab nur ein kleines Problem…. Am Rentierzaun gab es nicht EINEN Pfad sondern viele verschiedene die auch noch in unterschiedliche Richtungen gingen. Na super. Wir folgten dann einfach irgendeinem, ueber Stock und Stein. Dann landeten wir plötzlich mitten in einer Rentierscheide. Wir mussten eine ganze Runde rum laufen um wieder rauszufinden, unnötig aber so konnten wir mal sehen wie diese Gebilde so aufgebaut sind und wie sich die Rentiere fuehlen wenn sie da im Kreis laufen. Als wir den Ausgang gefunden hatten sahen wir ein rotes Kreuz. Laut Karte sollten wir ja einem Winterweg folgen, zumindest am Anfang, wir waren also auf der richtigen Spur. Gingen zum Kreuz und folgten dann dem gut ausgebauten und markierten Winterweg.
Der Winterweg ging dann in einen schmalen Wanderweg ueber aber auch dieser war gut zu laufen und gut markiert.
Nach reichlich 4km kamen wir dann auf den Kungsleden und folgten diesem noch ein kleines Stueck bis zum Rastplatz den wir nach 1,5h erreichten.
Hier machten wir eine Pause, fuellten Wasser auf, nutzten das frisch gestrichene Klohäuschen (wollte schon schreiben WC aber das stimmt ja nicht, Wasserspuelung gibt es ja nicht)
Kurz nach der Pause fragt mich Sven ob ich das Magnesium griffbereit habe da er einen Krampf in der Wade hatte. Naja, griffbereit, ich hatte welches mit, nur wusste ich nicht wo. Also den ganzen Rucksack ausgräumt und den Inhalt auf dem Boden verteilt nur um dann festzustellen, das das Magnesium griffbereit in der Guerteltasche lag. Typisch. Also den ganzen Rucksack wieder eingeräumt und weiter gings.
Gegen 12 Uhr, nach 8km legten wir eine etwas längere Mittagspause ein (ca. 20 Min.) an einem tollen Plätzchen in der Nähe zum Wasser. Ja, hier liess es sich aushalten und auch das Wetter war wandertauglich.
Nach 12km eine letzte kleine Pause und nun beschlossen Leffe und ich, das Tempo etwas zu steigern und stiefelten den anderen beiden davon.
13.50 Uhr kamen wir an den Abiskojaurehuetten an, 10 Minuten später kamen auch Sven und Thorben, die GPS Uhr zeigte 15 zurueckgelegte km. 4,5h hatten wir gebraucht, absolut okey. Und im Vergleich zu sonst fuehlten wir uns absolut nicht kaputt. Es ging uns gut, die Beine taten nicht weh, auch Ruecken und Schultern ging es gut. Offensichtlich liegt das Geheimnis wirklich in einem leichteren Gepäck. Immerhin hatte ich ganze 10kg weniger auf dem Ruecken als frueher und auch Sven hatte einige kg weniger zu schleppen.
Wir nahmen erstmal unsere Betten in Beschlag, gingen dann einkaufen (direkt billig ist das leichte Wandern natuerlich nicht, 70 Euro fuer 2 Tage Verpflegung ist schon nicht gerade unterste Preisklasse aber auf jeden Fall ist es das wert).
Wenn man so zeitig an den Huetten ankommt hat man natuerlich dann auch viel vom Tag uebrig was man dann mit Aktivitäten fuellt, zum Beispiel den Huettenplatz erkunden und Fotos machen.
Zu unserem Erstaunen stellten wir fest das man dieses Jahr den Muell wieder mitnehmen muss, man kann ihn bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr in den Huetten entsorgen. Und das gilt nicht nur fuer den Muell den man mitgebracht hat sondern auch fuer den den man in den Huetten gekauft hat. Na toll. Und wir hatten am ersten Tag extra Klamotten an die wir hier entsorgen wollten, einfach um mehr Gewicht zu sparen.
Gleich am ersten Tag kam die Powerbank zum Einsatz, die GPS Uhr hat in den 4,5h ganze 25 Prozent Strom verbraucht und da morgen ein laaanger Tag auf uns wartete ludt ich sie lieber nochmal voll.
Zum Abendbrot gab es Köttbullar aus der Dose mit Kartoffelbrei, nicht gerade das leckerste Essen (meiner Meinung nach, die Jungs wirkten recht zufrieden) aber man wurde satt.
Was auffiel war, wieviele Leute hier so den ganzen Tag vorbeikommen. Wie vor Corona nur mit dem Unterschied das die Leute jetzt nicht mehr in Scharen in den Huetten uebernachten da man zum Einen vorbuchen muss und zum Anderen ist es mittlerweile wohl auch zu teuer. Daher zelten viele, entweder bei den Huetten oder sie gehen noch weiter und zelten dann irgendwo.
Am Abend kamen dann noch zwei, nasse Schuhe, verschlammte Hosen, die sahen aus wie die Schweine. Ich fragte mal wo sie herkommen, sie meinten Unna Allakas. Oj, und wir waren, bis auf Sven, ja nur in typ Turnschuhen unterwegs. Das konnte ja heiter werden morgen.
Kurz vor 19 Uhr kommt plötzlich ein Helikopter geflogen und lieferte 1!!! Paket. Unglaublich. Aber, er sollte auch was mitnehmen, Muell. Und man fragte uns ob wir nicht helfen könnten Selbigen zum Hubschrauber zu schaffen. Klar konnten wir, ca. 12 Säcke wurden in den Helikopter geladen bevor er wieder davonflog. Nur wir blieben etwas sprachlos zurueck. Da verbrannte man den Muell nicht mehr aus Umweltgruenden, fliegt ihn aber statt dessen mit dem Helikopter aus. Als ob das nun weniger umweltschädlich ist.
Gegen 20 Uhr, ich war gerade unterwegs zurueck vom Klo und die Kinder waren auch gerade draussen unterwegs, kam schon wieder der Helikopter und wollte schon wieder Muell holen, also wurden wir wieder eingespannt. Aber wir hatten ja eh nix anderes zu tun. Und uns wurde auch eine Belohnung versprochen. Die kam dann als wir schon im Bett lagen, 6 kleine Schokoladentafeln, die kosten immerhin 10SEK dass Stueck wenn man sie kaufen muss.
Damit ging dann ein ereignisreicher Tag zu Ende. Und der Nächste sollte auch spannend werden da absolut unklar war, wie weit es nun eigentlich bis zur Unna Allakas Huette ist. In den Wanderbuechern steht 24km, in der Wanderkarte steht 20km und auf den Wegweisern vor Abiskojaure steht 22km, 100 Meter weiter steht 21km und weitere 200 Meter weiter steht 20km.
2. Tag 05.08. Abiskojaure-Unna Allakas 24km
8.30 Uhr verliessen wir die Abiskojaurehuetten. Wir hatten perfektes Wanderwetter, wechselnde Bewölkung und nicht zu warm.
Der Weg geht direkt hinter den Huetten in den Wald und dort verläuft er ersteinmal eine ganze Weile.
Nach 2km kamen wir an die Nationalparkgrenze und mussten an einem Bach ersteinmal eine Trink- und Mueckensprayauftragepause einlegen. Der Weg war ziemlich nass und da fuehlten sich die Plagegeister natuerlich wohl. Und natuerlich auch in der dichten Vegetation.
Wir liefen eigentlich alle zusammen, aber einmal machte ich ein Foto und schon waren Sven und Thorben verschwunden. Obwohl sie nicht weit gegangen sein konnten waren sie wie vom Wald verschluckt.
Nach ungefähr 6 km nach fast 2 gewanderten Stunden machten wir eine erste grössere Pause an der zweiten Bruecke. Das war wirklich ein idyllisches Plätzchen, ich konnte sogar meinen Zeh kuehlen, wir hatten eine tolle Aussicht und sogar die Sonne kam mal kurz raus. Hier hätten wir auch gerne länger verweilen können aber da wir noch Einiges vor uns hatten, zogen wir die Pause auch nicht ewig raus.
Der Weg ansich war zwar einigermassen gut zu gehen aber irgendwie total langweilig. Durch das er immer durch den Wald ging kam einfach kein Fjällgefuehl auf. Man fuehlte sich eher wie auf einem Waldspaziergang.
Da kommt man dann auf die komischsten Gedanken. Rentierspuren im Schlamm lassen uns darueber fantasieren, uns einfach so ein Tier zu fangen und bis nach Unna Allakas zu reiten. Bei näherem Nachdenken war das natuerlich nichgt möglich wenn der Reiter schwerer ist als das Tier aber vielleicht könnte es ja wenigstens den Rucksack tragen?
11.15 Uhr gingen wir gerade durch die Sameviste. Was fuer eine Anlage, wie ein grosses Dorf, aber keine Menschenseele vor Ort. Hier lässt es sich natuerlich aushalten, zumal die Siedlung auch noch am Fluss lag. Hier konnten wir zur Abwechslung mal bequem auf Quadspuren laufen und es war etwas offener aber sobald man die Siedlung verlassen hatte, fuehrte uns auch der Weg wieder in den Wald.
Nach knapp 10km legten wir die nächste Pause an einer etwas abenteuerlichen Bruecke ein. 3,5h lagen nun hinter uns und ca. die Hälfte der Strecke hatten wir geschafft. Es war sozusagen unsere Mittagspause.
Weiter ging es. Nach wie vor kam man sich eher vor wie in einem Urwald als wie in den Bergen. Eine Zeit lang verlief der Pfad entlang des Wassers und man fuehlte sich irgendwie zurueckversetzt in die Zeiten wo man als Kind in Mecklenburg Urlaub machte und auf solchen Pfaden nach einer guten Angelstelle suchte. Das das hier ein Wanderweg sein soll ahnt man kaum.
Je weiter wir liefen, je schmaler wurde der Weg, man hatte das Gefuehl er hört irgendwann einfach auf. Auch trafen wir keine Menschenseele. Aber zumindest gut markiert war der Weg bzw. Trampelpfad. Eigentlich die Natur doch auch abwechslungsreich, mal dichter Wald, dann wieder am Fluss lang, dann wieder eher offene Stellen, dann wieder durch Weidenbuesche. Wir haben unterwegs sogar eine Eule gesehen, leider gab es kein Foto da sie in einem Baum sass und die Kamera nur die Zweige fokusierte. Das grösste Problem mental war das man den Weg oftmals nicht weiter als ein paar Meter im Voraus sah, das ist irgendwie deprimierend wenn man gar nicht mal etwas weiter schauen kann und sieht wo man hin muss.
Nächste Bruecke, nächste Pause. 13.45 Uhr, nach 16km wollten wir eigentlich eine etwas längere Pause machen aber die ganzen unterschiedlichen Insekten (Muecken, fliegende Riesenameisen, Knott) machten uns da einen Strich durch die Rechnung. Das liess sich nicht lange aushalten.
Leif Erik machte sich auf und davon und wollte alleine zur Huette gehen und wir trabten hinterher. Nun ist die Landschaft wenigstens etwas offener, wir hatten den Urwald endlich hinter uns gelassen.
Wir fantasierten mittlerweile ueber das ganze leckere Essen was wir uns in der Huette gönnen wollten, vorausgesetzt es gab es zu kaufen, denn das ist ja immer so ein bisschen die Ueberraschung, was gibt es zu kaufen.
Das Problem war das man dieses Mal die Stuga wieder so ueberhaupt nicht zu Gesicht bekam. Das sorgt nicht gerade fuer Motivation.
15.10 Uhr, 19,1km auf der Uhr, immernoch keine Huette in Sicht. Wir laufen und laufen und laufen. Ueber Holzbohlen, ueber Moore, ueber kaputte Holzbohlen, ueber Moore, und laufen und laufen und laufen.
15.20 Uhr, gerade den ersten anderen Wanderer getroffen der uns von Leffe gruesste und ausrichtete er warte in der Huette auf uns. Zu Sven sagte er es seien noch 1,2-1,3km bis zur Huette. Das wuerde bedeuten das es genau 21km sind. Das wäre ja toll. Aber das man so ueberhaupt nichts von der Huette sah war schon komisch. Argwöhnisch betrachteten wir auch die umliegenden hohen Berge und fragten uns ob und wie wir da drueber sollten wenn wir weiter nach Alesjaure wandern wollten. Aber darueber konnten wir uns Gedanken machen wenn es soweit war, nun galt es ersteinmal, anzukommen.
15.50 Uhr. Der den wir unterwegs getroffen hatten hat nicht die Kilometer sondern die Gehzeit angegeben. Wir haben gerade mal auf die Karte geschaut. Und einen halben Schock bekommen, es muessten noch immer 2-3km bis zur Huette sein. Langsam haben wir echt die Nase voll. Wir haben kein Problem damit lange zu gehen, das mentale Problem besteht darin, wenn man denkt man muesste da sein aber man ist nicht da und nach jeder Kuppe und Kurve hofft man die Huetten zu sehen und jedesmal wieder nur Enttäuschung. Irgendwie ist das so das wenn man frueh zu seinem Körper sagt, heute sind es 20km, dann will er irgendwie auch nicht weiter gehen als so. Auch wenn er könnte, aber es waren eben nur 20km ausgemacht.
Nach der Pause kaum weiter gelaufen kam ich an Holzbohlen wo das Wasser so tief war das es mir halb bis zu den Knien ging. Also bei aller Liebe aber das ging zu weit. Da stand zwar ein Schild: Glatte Holzbohlen, tiefes Wasser aber das es so tief war hielt ich nicht fuer möglich, wozu hatte man da die Holzbohlen ueberhaupt da hingelegt? Und das Grösste, das Schild hatte Leif Erik da hingestellt. Er selber hatte es erst gefunden nachdem er an der Stelle vorbei war, es lag im Gebuesch. Er ist dann extra nochmal zurueck um das Schild fuer uns aufzustellen.
Wenig später sammelte ich Leif Erik auf. Auch er hatte keine Lust mehr und schon gar nicht aufs Alleine gehen. Wir waren nicht weit gekommen musste ich schon wieder ins Wasser weil der Sprung zu gross war und direkt danach kam noch eine Watstelle wo man gar nicht sah wie und wo es am anderen Ufer weiterging. Leif Erik ist dann ersteinmal zurueckgerannt um Sven und Thorben den Weg zu zeigen (was auch gut war, Sven meinte, hätte er alleine vermutlich gar nicht gefunden, der war nämlich ziemlich undeutlich im Weidendickicht und auch ich wartete, gegen Muecken kämpfend, im Weidengestruepp, damit wir uns gegenseitig helfen konnten.
Da hatte man es den ganzen Tag ueber geschafft trockene Fuesse zu behalten und nun musste man innerhalb von ein paar hundert Metern gleich 3 mal ins Wasser. Naja, war nun auch egal, es konnte nun wirklich nicht mehr weit sein bis zur Huette obwohl man natuerlich so langsam an deren Existenz zweifelte.
Es waren noch ca. 2km bis zur Huette. Leif Erik und ich spurteten davon, während Sven und Thorben es ruhig angehen liessen. Kurz vor 17 Uhr, nach knapp 8,5h (die sich viel länger anfuehlten) sind wir endlich an der Huette angekommen, auf der Uhr standen natuerlich 24km. Wir bezogen ein 4-Bettzimmer und gingen erstmal einkaufen. Bloss gut das wir etwas Bargeld mit hatten, hier gab es keine Kartenzahlung (obwohl man uns in Abiskojaure sagte, das man auch hier mit Karte zahlen könne).
Das Beste an der Huette ist aber fliessend Wasser. Sprich da kommt Wasser mittels eines Schlauches aus den Bergen. Und direkt neben dem Schlauch befindet sich sogar eine Aussendusche. Da wussten wir gleich was am morgigen Ruhetag auf dem Program stehen wuerde.
Nachdem wir uns erstmal warmen Kakao getrunken hatten, kehrten die Lebensgeister zurueck. Wir schauten in den Schrank wo Leute Zeug lassen können was sie nicht mehr brauchten und sicherten uns Pesto, Nudeln, Schampoo und Duschbad fuer den nächsten Tag, welch ein Luxus.
Die Huette selbst hatte eine super Lage, mit Blick auf die norwegischen, schneebedeckten Berge, fantastisch.
Am Abend kam dann ein Helikopter um eine junge Frau abzuholen. Sie war auch von Abisko gegangen, wollte aber von Alesjaure dann wieder Richtung Abisko aber nach den zwei Wandertagen hatte sie wohl keine Lust mehr. Und in Stockholm sind 5000 SEK fuer den Helikopter samt extra Kosten fuer die ungeplante Uebernachtung in Abisko kein Problem.
Als der Helikopter dann fortgeflogen war hatten wir die Huette fuer uns alleine, kein anderer Wanderer wollte diese Nacht hier uebernachten. Na uns sollte es Recht sein.
3. Tag 06.08. Unna Allakas Pausentag
Erstmal haben wir bis 9 Uhr geschlafen, herrlich. Danach haben wir in der Aussendusche mit herrlichem Blick auf die Berge geduscht (warmes Wasser gemacht und mit Kaltem gemischt), so herrlich, da fuehlt man sich gleich wie neugeboren. Auch habe ich Wäsche gewaschen und zum Mittag gab es Knäckebrot. Das Wetter ist super, 16 Grad. Auch mussten wir nochmal umziehen, wir hatten uns das Hundezimmer ausgesucht aber fuer heute wurden Uebernachtungsgäste mit Hund erwartet, das Zimmer musste also frei werden. Ich persönlich hätte ja gerne noch einen kleinen Tagesausflug gemacht, zum Beispiel an die norwegische Grenze die nur 2km entfernt lag oder zu dem alten Grubengebiet Sjangeli aber mein Zeh war nach dem gestrigen Tag doch sehr geschwollen und auch blau so das Ruhe wohl die bessere Wahl war.
Habe auch noch paar Umgebungsfotos gemacht, sieht natuerlich gleich viel besser aus bei dem Wetter.
Zum Kaffeetrinken haben wir versucht aus dem Waffelteig den Leif Erik gefunden hatte, Pfannenwaffeln zu machen. Naja, es ging zu Essen aber mit Waffeln hatte es nicht viel zu tun. Die Wanderer mit Hund waren zwei Männer die eigentlich joggend unterwegs waren, zusammen mit ihrem Rhodesian Ridgeback Senja. Ein toller Hund.
Nach dem Kaffee haben wir Karten gespielt. Am Abend regnete es dann mal eine Weile ziemlich heftig was einen tollen Regenbogen hervorbrachte. Und danach gab es auch noch ein schönes Farbspiel durch die untergehende Sonne.
Ausser den zwei Läufern war heute auch noch ein anderer Uebernachtungsgast angekommen, mittags schon. Fix und fertig nach 4km. Gebucht hatte er nicht aber er bräuchte dringend mal ein Bett zum Schlafen, Zelt geht ja gar nicht. Er hat dann auch mehr oder weniger den ganzen Tag geschlafen. Und in der kurzen Zeit in der er nicht schlief erzählte er das er in Skåne Wanderanfänger sozusagen auf ihre Fjällwanderungen vorbereitet und Kurse gibt, ausserdem sei er Verfasser fuer so eine Outdoor-Wander-Internetseite.
Puh, also wenn so jemand Wanderanfängern Tips gibt und sie aufs Wandern in den Bergen vorbereitet wundert es mich nicht was man da so alles an missglueckten Wanderungen erzählt bekommt.
Gegen 22 Uhr, ich hatte schon fest geschlafen, plötzlich Aufregung in der Huette. Das Nottelefon hat geklingelt, immer und immer wieder. Keiner wusste was zu tun war, alle rannten nur kreuz und quer durch die Huette, einer holte zumindest den Huettenwirt. Der kam dann irgendwann, hatte aber auch nicht wirklich mehr Ahnung. Aber im Teamwork gelang es dann, den Anruf mal entgegen zu nehmen. Man fand heraus das es sich um einen Notfall in der Nähe der Abiskojaurestugorna handelte aber da die Nottelefone reihengeschaltet sind, klingeln eben immer alle bis mal der richtige ran geht.
Gut nun war das auch geklärt und alle konnten sich wieder in ihre Betten begeben.
4. Tag 07.08. Unna Allakas-Alesjaure 16,3km
Das Nottelefon hat dann die ganze Nacht immer mal wieder geklingelt, als es dann zwischen 6.30 Uhr und 7.00 Uhr mehr oder wenig ständig klingelte waren wir dann auch munter und konnten unser Tagwerk beginnen.
Die Sonne schien vom blauen Himmel, 18 Grad waren angesagt, also Kurze-Hosen-Wetter.
Gegen 9 Uhr haben wir die Huette verlassen und sind im Prinzip kaum losgelaufen als auch schon der Anstieg begann, der erste von 3 des heutigen Tages. Ziemlich straffer Anstieg aber zum Glueck nur 700 Meter lang. Dann erreicht man ein Plateau und hat eine einfach nur fantastische Aussicht.
Leider hatten wir vergessen, in der Stuga Wasser aufzufuellen so das wir nun ersteinmal ohne zurechtkommen mussten. Aber es dauerte dann nicht mehr lange bis wir eine Möglichkeit zum Flaschen fuellen fanden.
Nach 2,5km hatten wir das Ende vom Plateau erreicht und die nächste Steigung begann.
Das Plateau selber war leicht zu laufen aber ueberall diese Hast-du-kurze-Hosen-an-zerkratz-ich-dir-die-Beine-Weidenbuesche machten es trotzdem etwas ungemuetlich. Von daher war es ganz gut das wir jetzt wieder an Höhe gewannen und dem Gestruepp entkamen.
Auch scheint der Weg eher zu den weniger unterhaltenden zu gehören, teilweise waren die Holzbohlen doch schon in ziemlich schlechtem Zustand.
Ab km 2,9 ging es dann richtig steil nach oben, und nicht nur steil sondern auch nass. Aber wenn man sich immer mal umschaute wurde man mit wirklich grandiosen Ausblicken belohnt die einen die Strapazen schnell vergessen liessen. Und das bei diesem fantastischen Wetter. Der Vorteil mit solch knackigen Anstiegen ist oft, das sie nur kurz sind und so war es auch in diesem Fall. Nach weiteren 500 Metern war auch dieser Anstieg geschafft und wir machten erstmal eine wohlverdiente Pause.
Kurz nach 11 Uhr, reichlich 5km gelaufen, laufen wir wieder ueber ein Plateau, begleitet von den Rufen der Goldregenpfeiffern. Ausser uns keine Menschenseele. In jede Himmelsrichtung fantastische Ausblicke auf die umliegenden Berge, der Weg leicht zu gehen, das Wetter toll, was will man denn mehr?
12 Uhr hatten wir gerade die Watstelle durchquert (Sven trockenen Fusses, wir anderen haben unsere Schuhe ausgezogen) 7,7km auf der Uhr.
Und während wir unser Mittagessen zu uns nahmen (wie immer Energiebars, Proteinbars) konnten hatten wir schonmal einen Blick auf den nun bevorstehenden 3. Und letzten Anstieg des Tages.
Direkt nach der Pause begann der Anstieg, zunächst noch ganz gemuetlich , dann immer steiler und steiler. Aber nach einem reichlichen Kilometer war auch diese Huerde geschafft und man wurde wieder mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Wir machten eine Verschnaufpause, 9km und reichlich Höhenmeter lagen nun hinter uns.
Nun ging es nur noch ein Stueck leicht bergan bis wir den höchsten Punkt erreicht hatten und mit dem Abstieg beginnen konnten.
Auch dieser begann zunächst gemuetlich, mit wieder tollen Ausblicken. Und immer noch das Gefuehl das wir hier ganz alleine sind (obwohl vor uns weit entfernt 2 liefen).
13.40 Uhr, nach 10,5km, die Jungs fachsimpeln mittlerweile ueber Superhelden, welche gut sind welche nicht und so vergeht die Zeit und vor allem die Strecke wie im Flug.
Kurz nach 14Uhr, 12km gegangen eine letzte Pause beim Rentierzaun. Mit wunderbarer Aussicht auf den Alesjaure an dessen Ende die Huetten liegen. So ein herrliches Fleckchen Erde.
Nun begann der richtige Abstieg, nun wurde es steiler, nasser und knie- und zehunfreundlicher. Schön ist was anderes aber es nuetzte ja nix, irgendwie muessen wir da runter. Zähne zusammenbeissen und durch.
Nun verloren wir auch schnell an Höhe und es dauerte gar nicht sooooo lange bis wir endlich unten waren. Nun noch 1,5km bis zur Huette.
Kurz vor 16 Uhr, nach 16,3km (statt den ausgeschilderten 14km) kamen wir in der Alesjaurestuga an und stuermten gleich erstmal den Laden. Und hier trafen wir auf alte Bekannte, Bo und Margareta die wir nun schon ein paarmal als Huettenwirte getroffen hatten, waren dieses Jahr hier. Und sie erkannten uns auch wieder. Nachdem wir ersteinmal einen Grosseinkauf getätigten hatten (und ein Paket Nudeln geschenkt bekamen da es keine normale Nudeln zu kaufen gab) nahmen wir unser Zimmer in Beschlag (mit bester Aussicht ueber den See) und setzten uns danach draussen auf eine Bank und genossen die Aussicht, das Wetter war aber auch zu schön. Und wer kommt da plötzlich den Berg hoch? Marcus, den wir letztes Jahr in Sälka getroffen hatten. Unglaublich, die Welt ist ein Dorf. Wir haben natuerlich bisl gequatscht, er hat ein Familienfoto von uns geschossen bevor wir uns dann erstmal einen Cappuchino gemacht haben den wir im Resteschrank gefunden hatten.
Danach habe ich erstmal ne Tuete zusammengepackt mit den Dingen die wir erst wieder bräuchten wenn wie wieder hier vorbeikommen wuerden, meine und Leffes Wanderstäbe, Essen fuer den letzten Abend und meinen Energievorrat fuer meine geplante Joggingtour am letzten Tag. Diese Tuete durfte ich dann im Lager der Huette hinterlegen, als Stammgast hat man so seine Privilegien.
Zum Abendbrot gab es Makkaroni mit Bullens in Tomatensosse (aus dem Ketchup der gratis zur Benutzung bereit stand) Naja was soll man sagen, die Schweden können eben keine Wurst aber wir wurden zumindest satt und konnten die Energiedepots fuellen.
Ich war dann abends wie fast jeden Tag noch am Wasser um meinen Zeh zu kuehlen. Ob es nun Einbildung war oder ob es wirklich was brachte weiss ich nicht.
Der Tag verabschiedete sich dann noch mit einem tollen Abendlicht, eigentlich ein wirklich perfekter Tag.
5. Tag, 08.08. Alesjaure-Tjäktja 14km
Gegen 7 Uhr bin ich aufgestanden. Was fuer eine herrliche Zeit. Alle schlafen noch, wenn man da mal rausgeht liegt so eine friedliche Idylle ueber dem Huettenplatz. Man hört nur das Piepen der Regenpfeifer und das Schnattern der Enten, ansonsten ist es total still. Ich habe mich einfach draussen hingesetzt und habe diese Szenerie genossen.
Doch schon eine halbe Stunde später war es mit der Idylle vorbei, reges Treiben erfuellte den Platz als nach und nach alle Huettenbewohner aufwachten und in den Tag starteten.
8.55 Uhr haben wir uns dann auf den Weg gemacht bei herrlichstem Wetter, Sonne, eine leichte Brise, so lässt es sich aushalten.
10 Uhr, nach knapp 4,4km kamen wir an die Stelle wo wir 2005 entsetzt waren das es hier auf dem Kungsleden eine Watstelle gibt. Heute sah man das mit anderen Augen, natuerlich kamen wir trockenen Fusses rueber und machten ersteinmal eine Kurze Pause und genossen die Aussicht.
Und weiter ging es auf bekanntem Terrain.
11.15 Uhr, 8,7km Mittagspause. Es wurde genauso wie Sven es gesagt hat, wenn man die Alesjaurehuette nicht mehr sieht, sieht man die Tjäktjahuette. Die Wanderung ansich ging super, der Weg war leicht zu laufen, nur kam man sich vor wie auf einer Autobahn, so viele Leute…. Naja den einen Tag musste es gehen, schon morgen wuerden wir wohl wieder weitestgehend alleine wandern.
Und weiter geht es, teilweise wirklich leicht zu laufen und das Wetter war natuerlich perfekt.
3km vor der Huette beginnt dann der Anstieg hoch zur Huette. Und dieser beginnt erst einmal mit einer Watstelle. Mir war schnell klar das ich hier nicht trockenen Fusses rueberkomme also Augen zu und durch, so weit war es ja nicht mehr bis zur Huette. Aber die anderen Wanderer haben schon ziemlich blöd gekuckt als ich einfach mit den Schuhen durchs Wasser bin. Direkt auf dem Kungsleden sieht man sowas wohl noch nicht so oft, hier herrschen schon noch Wanderstiefel vor.
Das Wandern mit Joggingschuhen ist doch eher was fuer Leute die nicht zum ersten Mal wandern und wissen was sie tun und sich bewusst fuer dieses Schuhwerk entscheiden. Und solche Leute trifft man im Normalfall nicht auf dem Kungsleden sondern eher abseits, auf Nebenstrecken.
13 Uhr sind wir in der Tjäktjastuga angekommen, nach 4h und genau 14km und wurden erstmal ignoriert, man ging wohl davon aus das wir weitergehen wuerden.
Nachdem wir dann den Huettenwirt aufgesucht hatten bekamen wir unsere Betten zugeteilt und ich hatte gleich die Nase voll. Wir bekamen 4 Betten in einem 15-Bett-Zimmer. Seit unserem Letzten Besuch hatte man die Bettenzahl erhöht indem man auf jedes Doppelstockbett noch eine 3. Etage draufgesetzt hatte und in dem grossen zimmer noch ein zusätzliches Bett reingequetscht hatte. So wurde aus einem 8-Bettzimmer mal eben ein 15-Bett-Zimmer und aus den 4-Bettzimmern wurden 6-Bett-Zimmer.
Wir bekamen 3 Betten uebereinander plus eins ganz oben. Na toll. Noch waren alle Betten leer denn wir waren ja sehr zeitig da. Es sollte aber nicht so bleiben.
Wir haben dann erstmal Kanelbullar gemacht, Tortillabrot bestrichen mit einer Butter-Zucker-Zimt Mischung, zusammengerollt und in der Pfanne erwärmt. Hm lecker, nur bisl viel Butter hatte ich benutzt.
Da trudelten so nach und nach mehr Leute ein, in das Bett wo wir ganz oben waren bekamen wir 2 Göteborger rein. Was fuer Idioten, ehrlich, die haben sich aufgefuehrt. Kaum angekommen wollten sie duschen. Als man auf den Wasserfall verwies, war der zu kalt. Die Aussendusche zu windig. Und so duschte man im Trockenraum indem man diesen gleich mal fuer andere Bewohner sperrte. Dann nahm man alle Gasflammen in Beschlag um Wasser warm zu machen. Wasser nachfuellen war aber nicht so populär. Und alle die Essen kochen wollten mussten warten. Nach dem Duschen wurden dann zig Cremes aufgetragen, ich wusste gar nicht das man selbst fuers Gesicht mehrere verschiedene Cremes braucht. Die Krönung war als die uns fragten ob wir schon geduscht haben. Also da ist selbst mir keine Antwort mehr eingefallen.
Ja, und das nächste Problem war eben, das der STF zwar die Bettenanzahl von 18 auf 32 erhöht hatte, aber den Rest nicht angepasst. So war die Kueche viel zu klein, in den Schlafräumen gab es aber auch keine Sitzmöglichkeiten mehr da man ja da anstelle Betten gebaut hatte. So wurde es doch sehr eng in der Kueche. Wir haben nur zugesehen, das wir irgendwie unser Essen gekocht bekamen, zum Glueck gab es nur weisse Bohnen, das ging schnell und mir war der Appetit eh vergangen, und sind dann ins Bett. Wir wollten es einfach nur ueberstanden haben, ändern konnten wir es eh nicht, aber schön war es nicht.
Die Wettervorhersage fuer den nächsten Tag war auch nicht besonders vielversprechend, es sollte regnen und zwar den ganzen Tag und der Regen zog auch direkt am Abend schon auf. Na toll, ausgerechnet fuer die schwierigste Etappe der Tour die man nicht gehen soll wenn es nass ist, dann noch mit geplanter Gipfelbesteigung und gleichzeitig die landschaftlich spektakulärste sollte das Wetter nicht mitspielen. Also wir muessen wirklich versuchen diese Huette in Zukunft nicht mehr anzulaufen, muss man halt in den Sauren Apfel beissen und weiter nach Sälka gehen oder nach Nallo. Wir haben uns innerlich schon damit abgefunden das aus der Gipfelbesteigung zunächst nichts wird, wir werden froh sein wenn wir ueberhaupt nach Nallo kommen wuerden.
6. Tag, 09.08. Tjäktja-Nallo 9,5 km
Die Nacht war wie vermutet furchtbar. Mir tat mittlerweile alles weh, Huefte, Ruecken, einfach alles, diese furchtbar durchgelegenen Matratzen sind einfach eine Zumutung und das fuer das Geld. Und natuerlich regnete es auch noch. Und die umliegenden Berge hingen in den Wolken, wir wuerden also zusätzlich zum Regen auch noch Probleme mit der Sicht bekommen.
Die Huettenwirte wollten am liebsten das wir nach Sälka gehen, wollten dort anrufen ob sie noch Platz haben. Aber hätten wir nach Sälka gewollt hätten wir Sälka gebucht. Und ohne es wenigstens zu versuchen wollten wir uns nicht geschlagen geben. Wir liessen den Tag ruhig angehen, liessen den Anderen den Vortritt, es konnten eh nicht alle gleichzeitig los, es war ja gar nicht genug Platz das alle gleichzeitig ihre Ruecksäcke packen konnten.
Gegen 9.30 Uhr verliessen wir die Huette. An der Bruecke hiess es sogar mal kurz Schlange stehen, es darf ja immer nur einer ueber die Bruecke gehen und manche lassen sich da einfach auch etwas viel Zeit.
Wir folgten dem Rat der Huettenwirtin und gingen von der Huette aus geradewegs den Berg hoch statt wie von dem Huettenwirt empfohlen erst noch ein paar Hundert Meter Richtung Alesjaure zu gehen. Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen und der Boden war auch nicht so nass wie gedacht, ich dachte es handelt sich um Moorlandschaft, war es aber gar nicht, na uns sollte es recht sein. Und man hatte einen tollen Blick zurueck Richtung Tjäktjastugan.
Der Weg war sogar hier und da mit Steinmännchen markiert, gleich zwei Wege sogar, ein unterer und ein oberer, wir wählten den oberen da der nicht ganz so steinig sein sollte.
Wir hätten zwar auch so unseren Weg gefunden aber die Steinmännchen erleichterten es dann doch etwas, man musste nicht ganz so nach dem idealen Weg suchen.
Wir kamen nur langsam voran, im Prinzip ging es zum Grossteil nur ueber Steinfelder, auch einen Bach gab es zu ueberqueren und noch dazu ging es im Prinzip stetig bergan, wenn auch nicht besonders steil. Je weiter wir kamen umso schlechter wurde auch die Sicht, wir befanden uns nun mitten in den Wolken.
Natuerlich fragte man sich hin und wieder ob man nicht lieber umkehren sollte aber die Abenteuerlust trieb einen doch immer weiter vorwärts. Ausserdem waren es ja nur 9km, wie schlimm konnte es denn werden?
11.15 Uhr hatten wir den ersten See passiert. Mit Sicherheit ein total idyllisches Plätzchen wenn man denn etwas sehen wuerde. Wir liefen die ganze Zeit in den Wolken, die Sicht um die 50 Meter, man konnte die tolle Lage des Sees und generell die Natur nur erahnen. Noch hofften wir das es nach passieren des Passes vielleicht besser werden wuerde, konnte ja sein die Wolken hingen nur auf der Tjäktjaseite fest.
Heute hatte sogar ich mal meine Handschuhe angezogen. Nach 4,5km machten wir eine Pause, die Sicht war nun nur noch 25 Meter, man sah also weder wo man herkam noch wo es hinging. Jetzt waren die Steinmännchen wirklich sehr von Vorteil da man sich an der Landschaft nun ueberhaupt nicht mehr orientieren konnte, das einzige was man sah waren die Steinfelder um einen herum, da sah alles gleich aus. Hier hätten wir im Kreis laufen können und hätten es nicht gemerkt. Es regnete zwar nicht aber die Luft war trotzdem sehr feucht und kalt war es nun. Die Feuchtigkeit in den Haaren und an den Klamotten verwandelte sich in Reif.
Kurz nach der Pause erreichten wir den Pass und dann ging es bergab. Wir erreichten ein Schneefeld und entdeckten dort auch eine Spur der wir folgten. Dann war die Spur auf einmal weg und guter Rat teuer. Auf dem Schneefeld gab es ja logischerweise keine Steinmännchen, aber wir sahen auch das Ende nicht. Es ging einfach nur steil runter und endete im Nichts, es war einfach ein bodenloser Abgrund. Wir befuerchteten das das Schneefeld in einem See enden wuerde und wollten daher auch nicht das Risiko eingehen, da einfach nur runterzurutschen. Also hielten wir uns an der Kante des Schneefeldes so das wir es einerseits zum erleichterten Laufen nutzen konnten, aber andererseits auch jederzeit wieder in die Steine gehen konnten. Diese Wahl erwies sich als klug denn so entdeckten wir die nächsten Steinmännchen denen wir folgen konnten. Die Sicht war nunmehr nur noch 20 Meter, wenn ueberhaupt. Wir sahen weder Abgruende noch umliegende Berge, wir wussten nicht wo wir lang muessen, wir waren mutterseelenalleine hier oben. Das war schon auch irgendwie etwas beängstigend. Zumal die Steine teilweise auch wirklich sehr glatt waren.
Irgendwann entdeckten wir ein nächstes Schneefeld rechts von uns was weiter nach unten fuehrte. Aber wir kontrollierten zur Sicherheit die Karte und auch wenn wir nichts von der Umgebung sehen konnten so konnten wir zumindest anhand der Höhenlinien deuten das wir hier erstmal noch Höhe halten mussten. Also nicht das Schneefeld benutzen.
Weiter ging es ueber Stein und Stein, ueber jedes entdeckte Steinmännchen brach nahezu Jubel aus. Dann ging es natuerlich schliesslich doch wieder bergab, und zwar ziemlich steil. Ich glaube hier war man ganz froh das man das Ende des Abgrundes nicht sah, ich denke das war schon ziemlich luftig. Wären wir hier ins Fallen geraten wäre es wohl ziemlich weit runter gegangen. Es war schon so recht grenzwertig, das Klettern ueber die Steine am Abhang, die waren teilweise rutschig, teilweise lose, teilweise sehr scharfkantig. Ich war ziemlich stolz auf meine Jungs die das einfach hinnahmen und sich vorwärts kämpften. Ich war dagegen bisweilen mit den Nerven und den Kräften echt am Ende.
Auch machte ich hier kaum Fotos, schliesslich hatte ich genug damit zu tun nicht den Halt zu verlieren und oftmals musste man selbst die Hände zum Klettern zur Hilfe nehmen.
Dann entdeckten wir ein weiteres Schneefeld, es fuehrten zwar keine Markierungen da hin und es gab auch keine sichtbaren Spuren aber wir brauchten mal ne Pause von all den Steinen und entschieden uns daher, das Schneefeld zu nutzen.
Und was soll ich sagen, unten angekommen fanden wir auch wieder Steinmännchen und nun war es plötzlich auch gar nicht mehr steil. Man hatte das Gefuehl nun unten zu sein, sehen konnte man nach wie vor nichts. Wir gingen dann noch ein Stueck weiter um sicher zu sein das nicht gleich der nächste Abstieg lauerte aber dem war nicht so und plötzlich tauchte das Ende des Sees im Nebel auf. Jetzt hatten wir Gewissheit, wir hatten es geschafft, wir hatten den Pass bezwungen, trotz aller Umstände.
Zeit fuer eine wohl verdiente Pause. Mir zitterten die Beine und Knie, vor Anstrengung und Erschöpfung. Meine Zehe wummerte nur noch. Aber nun war es ja zum Glueck nicht mehr weit.
Und wie wir da so auf dem erstbesten Stein sitzen reissen plötzlich die Wolken auf und geben den Blick frei auf den Nallo, den See und die Berge aus denen wir gerade gekommen waren. Sogar die Sonne warf uns ein paar wärmende Strahlen zu als ob sie uns fuer das letzte Stueck noch etwas Mut zusprechen wollte.
Auch konnte unser Technikprofi mal wieder sein Können beweisen, als ich nämlich gerade auf das Diktiergerät sprechen wollte zeigte dieses plötzlich 0 gespeicherte Nachrichten an. Oh nein, das durfte doch nicht wahr sein, alles weg? Dabei konnte ich mich schon jetzt nichtmal mehr an alles erinnern. Ich war fix und fertig. Aber nachdem Leffe seine magischen Hände ans Gerät gelegt hatte waren alle Nachrichten wieder da. Puh, nochmal Glueck gehabt, umsonst aufgeregt.
Wir hatten mittlerweile wieder etwas Kraft und Motivation geschöpft und gingen das letzte Stueck an. Wir mussten ein paar Bäche passieren, was aber kein Problem war. Und dann kamen wir alsbald in wohlbekanntes Gelände, sahen die Nallostuga im Tal vor uns liegen und begannen den letzten Abstieg fuer heute. Der war natuerlich ein Kinderspiel im Vergleich zu dem was hinter uns lag.
Auch das Schneefeld wo die Jungs letztes Jahr schon ihren Spass hatten war noch oder wieder da.
14 Uhr sind wir an der Nallostuga angekommen. Die Watstelle war heute ganz gut mit Wasser gefuellt so das ich erst gar nicht versuchte, trockenen Fusses rueberzukommen. In der Huette wurden wir vom Huettenwirt mit Kuchen begruesst, das war natuerlich sehr willkommen und dazu natuerlich Saft. Zurueckblickend muss man sagen, dafuer das den ganzen Tag Regen angesagt war sind wir doch noch recht gut davongekommen, es hat eigentlich nur am Anfang hin und wieder mal genieselt aber ansonsten war es trocken von oben.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit Feuer machen um die Schuhe zu trocknen. Wir spielten Karten, lasen Buecher und ruhten uns aus. Zum Abendbrot gab es Hähnchen Terriaki, darauf hatten wir uns schon die ganzen Tage gefreut. Leider war es zwar ganz okej zu essen konnte aber irgendwie trotzdem nicht die Erwartungen erfuellen die man so hatte. Naja, wir wurden zumindest satt und Sven bekam mehr Platz im Rucksack.
Die Wettervorhersage fuer die nächsten Tage verhiess nichts Gutes, im Prinzip jeden Tag Regen. Ich wollte ja am nächsten Tag nach Sälka zum einkaufen aber wenn es wirklich so regnen wuerde wie angesagt wuerde das noch warten muessen. Aber das wuerde ich spontan am nächsten Tag entscheiden.
Die Jungs hatten auch wieder den Ueberbleibselschrank gepluendert, dort gab es Honig, Oboy mit dazugehörigem Milchpulver, Reis, Haferflocken. Also verhungern wuerden wir nicht.
7. Tag 10.08. zum Einkaufen nach Sälka 22km
Ich wurde halb 6 munter da unsere Mitbewohnerin schon in der Kueche zu Gange war. Auf dem Weg zum stillen Örtchen stellte ich fest das es gerade nicht regnete und auch nicht so aussah als wuerde es bald damit anfangen und auch der Wind hielt sich in Grenzen. Also entschied ich spontan, mich doch heute auf den Weg nach Sälka zum Einkaufen zu machen.
Um 6 verliess ich die Huette. Das die ersten Kilometer nicht zum joggen geeignet waren wusste ich, zum einen geht’s Bergauf zum anderen war es steinig. Aber ich versuchte ein rasches Tempo zu halten und die paar wenigen Stellen wo es ging zu joggen. Da das Gras (und alle anderen Pflanzen) durch den Regen der Nacht nass waren ereilten meine Fuesse das gleiche Schicksal. Trotzdem zog ich gleich zweimal die Schuhe aus, das erste Mal bei der kleinen Watstelle ca. 500m von der Huette entfernt, die eigentlich gar keine Watstelle ist, nur wenn wie jetzt viel Wasser im Bach ist und das zweite Mal bei der mittlerweile altbekannten Watstelle am Abfluss des Sees. Ich war froh als ich endlich dort war, nun konnte ich endlich joggen, also dachte ich. Aber irgendwie wollten die Steine gar nicht aufhören. So hatte ich das aber nicht in Erinnerung. Und daran sollte sich auch nichts ändern je weiter ich voran kam. Natuerlich versuchte ich dort zu joggen wo es ging, war aber absolut nicht zufrieden wie es lief. Nicht zufrieden waren auch die Rentiere die ich wohl beim Fruehstueck störte, auf jeden Fall bedachten sie mich mit einem muerrischen Schnaufen, oder wie man dieses Geräusch nennen soll. Da ich aber eh nicht vor hatte ihnen das Fruehstueck wegzunehmen ignorierte ich das mal grosszuegig und ging weiter.
Irgendwann kam ich dann an die Stelle wo ich mich 2018 festgewatet hatte. Achja, diese Stelle hatte ich natuerlich gar nicht mehr auf dem Monitor. Und natuerlich war heute die Situation die gleiche wie damals, viel Wasser in den Bachläufen und kein Blickkontakt mit dem Boden. Ich zog lieber gleich die Schuhe aus. Aber angenehm war das auch nicht, der Untergrund bestand hier nämlich aus kleineren Steinen als wie man es gewohnt ist, eher wie grosse Kiesel, das lief sich barfuss so gar nicht gut, noch dazu war die zu laufende Strecke insgesamt recht lang, sicher 100m bis man alle Bachläufe durchquert hatte. Aber immerhin, ich kam durch ohne in Panik zu verfallen, das war ja auch schon was wert.
Weiter gings. Irgendwann kam dann die Sälkahuette ins Sichtfeld und ab hier ging es auch bergab und was war sogar mal ein kleines Stueck joggfreundlich. Auch dieses Jahr musste man den Umbogen wieder laufen und so kam ich 8.15 Uhr nach 11 km an der Huette an.
Ich musste noch kurz warten bis ich einkaufen konnte da jeweils nur 1 Person im Laden sein durfte und da war doch tatsächlich um diese Zeit schon jemand wach und am Einkaufen. Ich unterhielt mich zwischenzeitlich mit der Huettenwirtin, sie wollte gar nicht glauben das ich gleich wieder zurueck nach Nallo wollte.
Dann war ich endlich an der Reihe, lud mir den Rucksack voll mit allem was man so braucht und haben will (sogar Erdnussbutter und Kekse) und dann machte ich mich auf den Rueckweg, die Uhr zeigte 8.45 Uhr. Nun ging es natuerlich erstmal wieder bergauf und das Gewicht des Rucksacks machte sich gleich bemerkbar. Aber ich kam trotzdem gut den Hang hoch. Dann kam wieder die Watstelle, diesmal versuchte ich es mal etwas weiter oben und mit Schuhen an den Fuessen und es ging erstaunlichweise recht gut, ich kam fast trockenen Fusses rueber (was aber nur bedeutet das ich jetzt nicht im Wasser landete, trocken waren die Fuesse ja schon seit dem Loslaufen nicht mehr).
Weiter gings ueber Stock und Stein, die Rentiere waren noch immer unzufrieden damit das ich durch ihr Tal lief und liessen es mich wissen, wieder liess ich mich nicht beirren. Bei der Watstelle am See zog ich die Schuhe wieder aus, aber bei der Kleinen ging ich wieder mit Schuhen. Die letzten 500 Meter bergab bis zur Huette joggte ich dann teilweise, ich hatte mir unterwegs ein Ziel gesetzt, nämlich 11.30 wieder zurueck zu sein und um dies zu schaffen bedurfte es wenigstens ein paar Meter Jogging. Ausserdem hatte es mittlerweile auch angefangen zu regnen, da wollte man sich ja nicht unnötig lange draussen aufhalten. Und tatsächlich, punkt 11.30 Uhr kam ich wieder an der Nallohuette an, meine 3 Jungs waren froh das ich wieder da war, ich bekam gleich warmen Tee serviert und die Huette war auch schon aufgewärmt damit ich nicht frieren musste. Hier hatte es so ziemlich den ganzen Tag geregnet, während in Sälka sogar die Sonne rauskam.
Der heutige Tag war auch mal wieder ein Tag der Erkenntnis, nachdem ich im Prinzip 22km mit konstant nassen Fuessen gelaufen bin, hatte ich keinerlei Probleme, weder Blasen noch sonstige Wehwehchen. Es ist also wirklich so, es ist kein Problem in Joggingschuhen nasse Fuesse zu bekommen, es ist einfach eine Frage der Gewohnheit und der Ueberwindung.
Ich hatte mich dann heute unterwegs auch entschieden das ich nicht von Alesjaure nach Abisko joggen werde sondern zusammen mit den Jungs den Helikopter nehmen werde. Zum einen merkte ich heute das der Zeitplan bei dem Untergrund nicht halten wuerde und zeitiger als um 5 wollte ich nun wirklich nicht los, zum anderen merkte ich das man auch körperlich nicht so leistungsfähig ist wenn einem die Wandertage schon in den Knochen stecken. Dieses Projekt werde ich also auf ein anderes Mal verschieben.
Nachdem es zum Mittag nur Couscous mit Ketchup gab entschieden wir uns, nach Inventur des Rucksacks, zum Kaffeetrinken Tortillabrot mit Erdnussbutter zu essen, dazu gab es Kakao. Das war wirklich lecker.
Auch Haare habe ich heute mal gewaschen, das war einfach mal dringend nötig. Also Wasser warm gemacht und dann raus zum Slaskplatz wo Thorben mir zur Hand ging und das Handtuch hielt.
Am Abend zog der Himmel dann etwas auf und gab endlich mal wieder den Blick auf die Berge frei, dies liess in uns die Hoffnung aufkeimen das wir am nächsten Tag doch mal den Versuch einer Gipfelbesteigung wagen konnten.
8. Tag 11.08. Gipfelbesteigung Nallo
Es waren fuer heute nur einzelne Schauer angesagt und es sah am Vormittag ganz gut aus also haben wir uns aufgemacht, um den Nallo zu besteigen. 9.50 Uhr verliessen wir die Huette. Unter den argwöhnischen Blicken von ein paar Rentieren mussten wir zunächst wieder am Wasserfall hoch und danach begann im Prinzip die Steinwueste, es wurde immer steiniger und immer steiler. Wir suchten uns einen Weg, orientierten uns dabei an den vorhandenen Steinmännchen. Je weiter hoch wir kamen umso steiler wurde es und irgendwann gab es auch wirklich nichteinen Grashalm mehr zwischen den Steinen. Aber die Aussicht war natuerlich einfach nur grossartig. Ca. 100 Meter vor dem Gipfel weigerte sich Thorben dann auch nur einen Schritt weiterzugehen. Es fuehlte sich aber auch wirklich an als wuerde es fast senkrecht hochgehen, auch wenn die Bilder das so gar nicht wiedergeben.
Wir akzeptierten diesen Beschluss und gingen alleine weiter, aber nach weiteren 50 Metern entschieden auch wir uns, das es fuer dieses Mal reicht. Denn man muss bedenken das man das Ganze ja auch wieder runter muss und das ist noch anstrengender als hoch. Ausserdem hingen eh alle Berge in den Wolken, eine bessere Aussicht hätten wir somit auch 50 Meter weiter oben nicht gehabt. Aber trotzdem war natuerlich Aussicht einfach nur atemberaubend.
Wir kehrten also um und stiegen das Geröllfeld wieder runter. Ich zum Grossteil wie ein Krebs auf allen Vieren, das fuehlte sich einfach sicherer an. Wir sammelten Thorben wieder auf und arbeiteten uns weiter nach unten. Als wir dann das Gröbste hinter uns hatten machten wir eine Pause und genossen die Kekse die wir eigentlich fuer den Gipfel mitgenommen hatten. Also unser Verlangen nach Steinen war nun vorerst gesättigt. Und fuer uns galt dieser Gipfel nun auch als abgehakt, wir wuerden wahrscheinlich auch beim nächsten Mal nicht höher gehen. Und es war trotzdem ein tolles Erlebnis, dort oben fuehlte man sich mal wieder so wie es sein soll, ganz klein und winzig in einer grossen unendlich weiten Natur. Hier oben empfand man mal wieder Demut vor der Natur und dem was sie uns bietet.
Gegen 14 Uhr waren wir zurueck an der Stuga. Wir verbrachten den Nachmittag dann wieder mit Karten spielen, Sudoku lösen, Buecher lesen. Und wir haben auch schon angefangen die Rucksäcke wieder einzupacken, schliesslich sollte es morgen wieder weitergehen.
Zum Abendbrot gab es fuer uns Tortellini und fuer Leffe Bohnenspaghetti, die wir im Resteschrank gefunden hatten. Merke: es gibt keine Alternative zu richtigen Spaghetti die nur annähernd gleich schmecken.
Es war auch richtig das wir heute Vormittag auf den Nallo gegangen sind, denn jetzt hängen die Berge schon wieder in den Wolken und es regnet auch leicht.
9. Tag 12.08. Nallo-Vistas 10km
Die Nacht war wieder recht schlafarm. Thorben hat sich die Blase erkältet, war x-mal hintereinander auf der Toilette . Nun gibt’s erstmal Massnahmen, nicht mehr auf Steine setzen, nicht mehr ohne Socken rumlaufen, beim Wandern den Pullover als Nierenschutz umbinden, viel trinken und nur warme Getränke. Hoffentlich bekommen wir es damit wieder in den Griff.
Kurz nach 9 Uhr haben wir die Nallostuga verlassen in Richtung Vistas. Heute frueh hatte sogar mein kleiner Zeh mal eine normale Farbe nachdem er die letzten Tage immer sehr unterschiedlich gefärbt war, mal rot mal blau, mal lila. Vielleicht wird es ja doch noch besser.
10.30 Uhr erreichten wir das Vad nach 4,4km. Sven hat es trockenen Fusses absolviert, wir anderen hatten die Schuhe ausgezogen. Nach einer kleinen Pause ging es weiter.
Die Kinder marschierten vorneweg und dachten irgendwie ueberhaupt nicht dran, nochmal Pause zu machen. Und wir? Ja, wir fanden uns damit ab und trabten hinterher. Das Wetter war ganz okej, es regnete nicht aber leider hingen die Berge wieder in den Wolken so das man auch von der schönen Aussicht nichts mitbekam.
Heute haben wir sogar dran gedacht, den Weg um den Huegel zu nehmen statt durch den Sumpf und das war auch gut so.
Mittlerweile ist auch der zweite Akku fast leer und ich bin dazu uebergegangen, mit dem Handy zu fotografieren. Aber die Bilder werden eben nicht so gut.
Kurz vor 12 Uhr, nach nichteinmal 3 h und genau 10km sind wir dann an der Vistashuette angekommen. Das erste was wir gemacht haben war, den Verkaufsschrank zu inspizieren ob wir dort nicht noch was abstauben können, leider fand sich dort ueberhaupt nichts was wir gebrauchen konnten.
Hier gibt es mittlerweile auch Wasser aus dem Schlauch, was ja eigentlich recht praktisch ist, aber es läuft so langsam und man muss die ganze Zeit den Eimer halten das man besser kommt wenn man den Eimer nimmt und wie frueher das Wasser einfach aus dem Bach holt.
Der Nachteil wenn man schon so zeitig wie wir heute an der Huette ankommt ist der Hunger. Sobald man nämlich am Ziel ankommt schreit der Körper nach Nahrung. Da waren wir ganz froh das wir heute sogar Mittagessen hatten (Gulaschsuppe und Brot fuer Sven und Thorben, Brot mit Erdnussbutter fuer Leffe und mich).
Ich habe mittlerweile ziemlich Muskelkater in den Armen von meinem Krebsgang gestern. Also das man beim Wandern auch Muskelkater in den Armen bekommen kann, das hätte ich nicht gedacht.
Am Nachmittag war dann wieder Waschtag. Wir haben Wasser auf dem Ofen warm werden lassen und sind dann damit zum Waschplatz (mit Sichtschutzplane) und haben uns mal wieder von Kopf bis Fuss gereinigt. Oh so herrlich, man war gleich wie neugeboren.
Lustiges am Rande, im Bach beim Waschplatz schwamm eine kleine Forelle, total unbegreiflich wie die hierher gekommen ist und wie sie hier je wieder rauskommen soll. Der Bach ist gerade mal 20-30cm breit und hat ziemliches Gefälle.
Temperaturmässig liegen wir derzeit bei 10-14 Grad. So ist das schon ne Ganze Weile, nur die ersten zwei Tage hatten wir bis zu 18 Grad.
Am späten Nachmittag haben die Jungs dann nochmal ihren Hundefreund Thore getroffen, leider nur kurz, da dieser samt Besitzer noch ein Stueck weiter das Vistastal runtergelaufen ist.
Gegen 19 Uhr habe ich mich mal fuer ein kleines Nickerchen hingelegt. Als ich wieder aufwachte, war es 21 Uhr und alle anderen haben schon geschlafen. Na sowas. Ich machte mich nochmal auf den Weg zur Toilette, eine halbe Wanderung hier in Vistas bevor ich dann auch endgueltig die Augen fuer diesen Tag schloss.
10. Tag 13.08. Vistas-Alesjaure 19km
Heute Nacht kamen schon wieder die ersten Gedanken an zu Hause hoch, hat jemand eingebrochen? Funktioniert die Internetseite? Haben die Leute weiterhin bestellt? Ist alles glatt gelaufen? Die Realität holt einen schneller ein als einem lieb ist, Man hat das Gefuehl wir sind schon seit Ewigkeiten unterwegs dabei sind es gerademal 9 Tage.
Ansonsten haben wir aber ganz gut geschlafen, ich hatte sogar das Gefuehl zu Hause zu sein, war nahezu geschockt als ich mal aufwachte und feststellte das ich in einer Fjällstuga bin. Da hier zwei Matratzen uebereinander lagen war es wirklich bequem und ich wachte nicht ständig davon auf das der Lattenrost mir blaue Flecken drueckte, durch die durchgelegene Matratze hindurch.
8.50 Uhr ging es los, wie befuerchtet durch den Wald. Aber so schlimm war es gar nicht da es ziemlich trocken war.
Plötzlich kommt Thorben, der eigentlich vorneweg lief, zurueck und meinte nur: wir muessen zurueck, da steht ein riessengrosser Elch. Und tatsächlich, ca. 10 m vom Wanderweg entfernt stand ein Elch und kuckt uns an. Was fuer ein Erlebnis. Naja, nun war ja umkehren keine Option, nachdem ich ein paar Fotos gemacht hatte (das erste mal das ich mich etwas ärgerte das Teleobjektiv zu Hause gelassen zu haben) gingen wir, laut erzählend, weiter, immer den Elch und seine Ohren im Blick. Der sprang kurz ein paar Meter weg entschied sich dann aber, wieder stehen zu bleiben und uns einfach zu beobachten. Es schien ein gutmuetiger Elch zu sein, er liess uns passieren ohne ärgerlich zu werden.
Nach der kurzen Aufregung konnten wir die Wanderung in Ruhe fortsetzen, auch hier trafen wir auf keine Menschenseele, das Wetter war heute endlich mal wieder etwas besser so das ich auch mehr Fotos gemacht habe.
Nach ca. 6km und ca. 1h45min machten wir eine erste grössere Pause (sprich ca. 10 Minuten). Das heisst das Tempo ist auch heute ziemlich hoch. Und heute fuehlt sich die Strecke auch ueberhaupt nicht so anstrengend an wie letztes Mal.
Nach der Pause setzten wir unsere Wanderung leichten Schrittes fort.
Nach 2 3/4h und 10km kamen wir an der Renvaktarstuga vorbei. Hier hat man also ungefähr die Hälfte hinter sich. Damals dachten wir an dieser Stelle, wir seien bald da. So kann man sich irren.
12.15 Uhr kamen wir dann an die Bruecke, nach 12,3km. Zeit fuer eine Mittagspause. Mittlerweile machen wir ja nur noch aller 6 km eine grössere Pause, was sich nicht besonders gut fuer meine Muskeln und Gelenke herausstellt, aber mitgehangen, mitgefangen. Zum Mittag gab es einen Snickers und zum Nachtisch Blaubeeren, die gerade erst reif wurden.
Und danach wartete der Anstieg auf uns. Aber auch den erledigten wir ohne grössere Probleme und die Aussicht zurueck ins Vistastal ist natuerlich fantastisch.
Ein Stueck weiter kamen wir dann an die verfallene Kåta und waren etwas geschockt. Diese war zur Hälfte eingerissen, die Bauteile (sprich Holzstangen, Ofenplatte usw) lagen in einer Schneisse von ca. 20Meter Länge verstreut. Was hier wohl passiert war?
Wir gingen weiter, immernoch mutterseelenallein in dieser tollen Landschaft.
5km vor der Alesjaurehuette, wir hatten gerade eine Trinkpause eingelegt, haben sich die Kinder dann auf und davon gemacht und wollten schonmal Cola und Schokolade besorgen. Auch wir machten alsbald wieder los denn am Himmel zogen schwarze Wolken auf.
14.30 Uhr, nach 5 3/4h und 19km kamen wir in Alesjaure an. Was fuer ein Unterschied zu 2018 wo wir halb tot in Vistas angekommen sind. Es fing auch gerade an zu regnen, perfektes Taiming also. Auf dem Huettenplatz waren schon die blauen Zelte fuer den Fjällräven Classic aufgebaut.
Wir hatten wieder Zimmer 3/3 und nahmen dies auch gleich in Beschlag. Es wurden heute auch noch 3 weitere Besuche im Shop, man war einfach so suechtig nach Suessem. Und natuerlich durften auch Chips nicht fehlen, schliesslich war Freitag.
Während ich dann am Nachmittag so alleine im Zimmer war und fuer alle die Betten bezog, uebermannten mich irgendwie die Gefuehle. Das morgen alles vorbei sein sollte, das wir mitten aus dieser Idylle gerissen werden sollten, das war ein Gedanke mit dem ich mich nur schwer anfreunden konnte. Normalerweise läuft man ja die letzten 1-2 Tage raus aus den Fjälls, der Zivilisation entgegen und ist froh wenn man endlich ankommt da diese Strecken meist nicht so toll sind aber hier direkt vom Fjäll einfach weg und zurueck, das war schwer. Auch wenn ich mittlerweile Probleme mit dem Knie hatte und meine Muskeln nach einer Pause schrien, so wollte ich doch eigentlich hier nicht weg. Schliesslich wusste man ja was zu Hause wartet. Nach jedem Urlaub fällt es einem schwerer wieder in den Alltag zurueckzukehren.
Am Abend bin ich dann mal runter zum Boot gelaufen als dieses gerade auf den Weg zum Anleger war um Roland, den Bootsfuehrer mal zu fragen was denn nun mit der verfallenen Kåta passiert ist. Und was soll ich sagen, was war eine Slasklawine (slask ist quasi mit Wasser vermengter Schnee, also wenn im Fruehjahr der Schnee taut und zu Wasser wird und dieses Wasser sich aber irgendwie sammelt und sich dann loslöst und den ganzen Schnee der noch da ist mitreisst) welche die Huette mitgrissen hat, Wahnsinn, Jahrzehnte hat sie Wind und Wetter getrotzt und dann plötzlich kommt so ne Lawine und zerstreut die Huette in alle Einzelteile.
11. Tag Zeit (in die Luft) zu gehen
Wir hatten nicht besonders gut geschlafen, was aber diesmal nicht an den Betten lag. Gegen halb 8 waren wir schon auf den Beinen. Erstmal gefruehstueckt, alles zusammengepackt, Zimmer sauber gemacht, die Österreicher verabschiedet. Der Helikopter war ja fuer um 11 Uhr bestellt aber wir wollten einfach fertig sein wenn es soweit ist zumal man sagt man muss mit plus minus 1h rechnen.
Nachdem alles erledigt war haben wir uns zusammen mit Marcus, Bo und Margareta zum Gruppenfoto eingefunden und zum Glueck waren noch zwei Joggerinnen da denn ansonsten war der Huettenplatz wie leergefegt.
Und dann hiess es warten. Das Wetter war dafuer eigentlich perfekt, Sonne, windstill, angenehm von den Temperaturen her. Leider dachten sich das auch die Knott die zu Tausenden herumschwirrten und den Aufenthalt im Freien dann doch eher zur Plage werden liessen. Und so hielten wir uns zumeist in der Kueche auf. 10.15 Uhr, wir waren gerade mal wieder draussen um zu schauen ob ein weiterer Fjällräven-Classic-Teilnehmer im Anmarsch ist, hörten wir plötzlich einen Helikopter. Und tatsächlich, er kam schnell näher und setzte zum Landeanflug an. Ui na bloss gut das wir schon alles gepackt hatten, nur die Schuhe mussten wir noch tauschen. An Bord hatte der Helikopter zwei Personen die er hier absetzte. Wir fragten kurz nach ob es so gedacht war das wir gleich mitfliegen und als dies bejaht wurde, lud Bo gleich unsere Rucksäcke in den Helikopter, wir agierten noch Fotomodell fuer einige Fotos und dann war es Zeit in die Luft zu gehen.
Und ich habe es wirklich nicht bereut, mitgeflogen zu sein, es war einfach toll die ganze Landschaft mal von oben zu sehen. Zunächsten flogen wir entlang des Alesjauresees um dann ueber die Berge ins nächste Tal zu wechseln, das wo wir am zweiten Tag unserer Wanderung entlang gelaufen sind. Und nun löste sich auch das Rätsel wie die Sami in das Dorf kommen. Es gibt da richtig gut ausgebaute Quadwege den ganzen Weg von Abisko aus, von oben sahen sie sogar vom Zustand besser aus als der Wanderweg. Das faszinierende, wenn man da unten wandert bekommt man von diesem Quadweg ueberhaupt nix mit, man sieht zwar hier und da einzelne Spuren aber das da paralell zum Wanderweg im Prinzip eine Quadautobahn verläuft, davon hat man keine Ahnung.
Nach ca. 15 Minuten setzten wir auch schon zur Landung an. Da waren wir nun also wieder zurueck in der Zivilisation. Das Auto stand auch noch und war unversehrt. Ich ging noch schnell den Flug bezahlen, dann sind wir zum Auto gegangen und haben uns ersteinmal frische, fjällgeruchfreie Klamotten angezogen. Mit Dusche wäre es natuerlich noch besser gewesen aber man muss zufrieden sein mit dem was es gibt.
Dann haben wir uns auf den langen Rueckweg gemacht. Der Brief vom Huettenwirt in Vistas wurde gleich in Abisko noch in den Briefkasten geworfen und der nächste Stop war dann beim Burgerking in Kiruna. Natuerlich schmeckte das Essen nach so vielen Tagen mit Wanderfutter gut aber ich muss ganz ehrlich sagen, so der superflash war es in meinen Augen aber trotzdem nicht. Aber was hätte man denn statt dessen machen können? Pizza oder thailändisch, viel mehr Auswahl ist ja da nicht fuer mal schnell essen gehen und da ist Burgerking wohl doch noch die beste Wahl.
Nachdem wir uns also gestärkt hatten (besser gesagt, den Bauch vollgeschlagen hatten) sind wir ohne weitere Zwischenfälle kurz vor 17 Uhr zu Hause angekommen. Nachdem Sven und die Jungs ja schon während der Wanderung zum Ausdruck brachten, das nächstes Jahr mal nicht gewandert wird sondern das es statt dessen mal einen Urlaub in Ungarn gibt, begann Sven schon auf der Rueckfahrt in Gedanken zu ueberlegen ob man nicht doch irgendwie nächstes Jahr wieder wandern könnte? Vielleicht mal ohne Kinder? Aber nur zu zweit ist ja vielleicht auch langweilig? Nunja, das ist aber ja nun wirklich noch eine ganze Weile hin, nun hiess es erstmal, Rucksäcke auspacken, Wäsche waschen, Duschen und mal wieder auf den aktuellsten Stand der Dinge bringen.
Tja, und am Sonntag wurde dann schon wieder den ganzen Tag gearbeitet, es gab viel aufzuholen, viele Bestellungen zu versenden und wenn wir da heilwegs schnell wieder rankommen wollten, musste eben der Sonntag geopfert werden, das war aber von Anfang an so geplant.